Fachgeschichte als Generationsgeschichte

Beitrag von Michael Meyen am 13. Mai 2015

Dieser Beitrag geht davon aus, dass die Identität einer akademischen Disziplin von den Personen definiert wird, die diese Disziplin betreiben, und damit auch von der gesellschaftlichen Situation und von den Erlebnissen, durch die diese Personen geprägt wurden.

Eine frühere Fassung dieser Fachgeschichte ist 2007 in der Zeitschrift Studies in Communication Sciences erschienen: Geschichte der Kommunikationswissenschaft als Generationsgeschichte. Über den Einfluss prägender Lebenserfahrungen der zentralen Akteure auf die Entwicklung einer akademischen Disziplin im deutschsprachigen Raum (Vol. 7/1, S. 11-37).

1. Einleitung: Warum Personen, warum eine Generationsgeschichte?

Die Geschichte der Kommunikationswissenschaft im deutschsprachigen Raum ist vergleichsweise gut dokumentiert und erforscht. Neben Überblickswerken (vgl. exemplarisch Meyen/Löblich 2006) gibt es Veröffentlichungen zu den Auf- und Umbruchphasen des Fachs (Averbeck 1999, Lacasa 2006, Löblich 2010), zu einzelnen Schulen und Theoriekonzepten (Wendelin 2011, Scheu 2012, Weischenberg 2012), zu zentralen Persönlichkeiten (Starkulla/Wagner 1981, Benedikt 1986, Kutsch 2000, Sösemann 2001, Koenen/Meyen 2002, Klein 2006, Wiedemann 2012), zum Selbstverständnis der Professoren (Huber 2010) und zu einzelnen Fachinstituten (Kutsch 1985, Meyen/Löblich 2004, Schade 2005, Wilke 2005, Meyen/Wendelin 2008). Dazu kommen biografische Porträts (Kutsch/Pöttker 1997, Meyen/Löblich 2007) und zahlreiche Spezialstudien, die zum Teil in Sammelbänden zu finden sind (vgl. exemplarisch Averbeck/Kutsch 2005, Wilke 2010) oder in Sondernummern von Fachzeitschriften wie Medien & Zeit (Nr. 2-3/2002, 4/2008) und Publizistik (Holtz-Bacha et al. 2006). Die Fachzeitschrift Medien & Kommunikationswissenschaft veröffentlicht außerdem in loser Folge die Reihe Klassiker der Kommunikations- und Medienwissenschaft, die fragt, wie frühere Arbeiten helfen können, Forschungsprobleme der Gegenwart zu lösen. In dieser Aufzählung gar nicht enthalten sind die ungezählten Festschriften, die für die Historiker der Kommunikationswissenschaft nicht nur eine erstrangige Quelle sind, sondern oft auch selbst Fachgeschichte schreiben.

Forschungsstand und Quellenlage haben die Entscheidung erleichtert, BLexKom nicht mit einer voluminösen Fachgeschichte zu überfrachten, sondern einen Zugang zu wählen, der sich auf die handelnden Personen konzentriert und so auch der Anlage dieses Online-Lexikons entspricht. Dieser Beitrag geht davon aus, dass die Identitätsbildung der Kommunikationswissenschaft im deutschsprachigen Raum besser zu verstehen ist, wenn man die Entwicklung des Fachs als Generationsgeschichte schreibt (Burkart/Wolf 2002). Dahinter steht die These, dass die Identität einer akademischen Disziplin von den Personen definiert wird, die diese Disziplin betreiben, und damit zumindest mittelbar auch von der gesellschaftlichen Situation und von den Erlebnissen, durch die diese Personen geprägt wurden. Wer nach der Identität der Kommunikationswissenschaft fragt, kann folglich den biografischen Hintergrund und die Sozialisation der zentralen Akteure des Fachs nicht ausblenden. Diese Forderung zielt in erster Linie auf die Professoren, weil sie die organisatorischen Entscheidungen treffen, tendenziell am längsten im Wissenschaftsbetrieb verweilen und außerdem über die Ressourcen verfügen, ihr Wissenschaftsverständnis um- und durchzusetzen.

Obwohl Karl Mannheim bereits 1931 darauf hingewiesen hat, dass Denkinhalte durch den sozialen Standort der Denkenden bestimmt werden und hier vor allem durch den Beruf, durch den religiösen Hintergrund und durch die jeweiligen Generationserfahrungen (Mannheim 1931), stellt die moderne Wissenschaftssoziologie diese Zusammenhänge bestenfalls exemplarisch dar (vgl. Renn 1992, Bude 2002, Löblich 2004a, Meyen 2012) oder verkürzt sie stark. Wissenschaftliche Entwicklung wird dort in der Tradition von Thomas S. Kuhn (1962) in aller Regel entweder über soziale Machtkämpfe erklärt (vgl. Bourdieu 1998), über Kommunikationsprozesse innerhalb der Wissenschaft oder über externe Einflussfaktoren (vgl. Heintz 1993: 537-541). In seiner Theorie „wissenschaftlicher Revolutionen“ hatte Kuhn für den Wechsel fachlicher Positionen und die Übernahme eines neuen Paradigmas Gründe genannt, die „außerhalb der normalen Wissenschaft liegen“ (Kuhn 1976: 122) – das Auftauchen neuer Tatsachen und Probleme zum Beispiel oder „äußere Faktoren“ wie etwa den sozialen Druck in Sachen Kalenderreform, mit dem er die Kopernikanische Wende begründet hat (Kuhn 1976: 82). In Zeiten der „normalen Wissenschaft“ werden Paradigmen Kuhn zufolge durch Sozialisation und Institutionalisierung vermittelt: durch Studienpläne und Lehrbücher, durch die Einrichtung von Lehrstühlen, Zeitschriften und Fachgesellschaften.

Diese Annahme von der „Vermittlung“ der Regeln und Normen, die in einer Scientific Community wie der Kommunikationswissenschaft geteilt werden, widerspricht nicht nur Mannheims „Theorie von der Seinsverbundenheit des Wissens“ und der dort herausgestellten Bedeutung von persönlichen Erfahrungen. Wie in jeder Gesellschaft wird auch die Identität jeder akademischen Disziplin durch die „Risikoschwelle“ Generationswechsel bedroht (vgl. Weidenfeld 1988: 192-194). Da jüngere Wissenschaftler dem „Generations-Zwang“ unterliegen, sich „mit alternativen Programmen gegenüber älteren, etablierten Wissenschaftlern zu profilieren“ (Mayer 1992: 14), und da wissenschaftliche Innovationen außerdem häufig mit einem Generationswechsel zusammenhängen (Burkart/Wolf 2002: 422, vgl. Mayer 1992: 26), kommt Wissenschaftsforschung an der Generationsfrage nicht vorbei.

Für die Kommunikationswissenschaft ist diese Frage aus zwei Gründen besonders interessant. Zum einen ist gerade bei einer relativ kleinen und jungen Disziplin von einem starken Einfluss der einzelnen Wissenschaftlerpersönlichkeiten auszugehen (vgl. Kutsch/Pöttker 1997: 10, Meyen 2004: 194). Im deutschsprachigen Raum waren die Kommunikationswissenschaft und ihre Vorläufer länger als ein halbes Jahrhundert nur an wenigen Universitäten vertreten und auch dort jeweils nur mit einer einzigen Professur. Diese wenigen Personen haben bestimmt, was Zeitungs-, Publizistik- oder Kommunikationswissenschaft sein soll (Lacasa 2006, Wiedemann 2012).

Lehrplan des Fachs im Dritten Reich (Quelle: Zeitungswissenschaft 10. Jg.)

Lehrplan des Fachs im Dritten Reich (Quelle: Zeitungswissenschaft 10. Jg.)

Zum anderen hat das Fach nach dem Zweiten Weltkrieg all das erlebt, was bei Thomas Kuhn zu einer „wissenschaftlichen Revolution“ gehört: eine Krise und den anschließenden Wandel von der historisch-philologisch arbeitenden Zeitungs- bzw. Publizistikwissenschaft zur empirisch-quantitativ orientierten Kommunikationswissenschaft nach US-Vorbild (Löblich 2010). Dieser Paradigmenwechsel wird in der Literatur mit dem Aufkommen des Fernsehens und der insgesamt wachsenden Bedeutung medial vermittelter Kommunikation, mit den theoretischen und methodischen Entwicklungen in den Nachbardisziplinen sowie mit dem Wunsch nach politischer Rehabilitierung begründet (vgl. exemplarisch Beth1976, Hardt 2002).

Eingeleitet wurde die „sozialwissenschaftliche Wende“ von einer neuen Professorengeneration: von Fach- und Universitätsfremden, die wie Henk Prakke (Münster), Fritz Eberhard (Berlin) oder Otto B. Roegele (München) häufig aus dem Medienbereich kamen und die nicht nur für inhaltliche Veränderungen stehen, sondern auch für den Beginn eines enormen institutionellen Ausbaus. Gab es 1970 in Deutschland nur sieben Professuren für Kommunikations-, Publizistik- oder Zeitungswissenschaft, stieg diese Zahl bis 1990 auf 54 (Meyen 2004: 199). Österreich und die Schweiz haben ein ähnliches Wachstum erlebt, wenn auch auf niedrigerem Niveau und mit leichter Verzögerung (vgl. Jarren 2000, Maier-Rabler 2000, Saxer 2005, Schade 2005). Für die Identität des Fachs dürfte diese sehr schnelle Expansion schon deshalb nicht folgenlos geblieben sein, weil Lehrende mit ganz unterschiedlichen „wissenschaftlich-disziplinären Hintergründen“ rekrutiert werden mussten (Brosius 2003: 401).

Winfried B. Lerg (links) und Fritz Eberhard. Im Hintergrund: Alexander von Hoffmann (Foto: Hans Jürgen Bolle)

Winfried B. Lerg (links) und Fritz Eberhard. Im Hintergrund: Alexander von Hoffmann (Foto: Hans Jürgen Bolle)

Dass das Generationenkonzept für die Analyse wissenschaftlichen Wandels bisher eher selten eingesetzt wurde, hat sowohl methodische als auch theoretische Gründe. Deshalb werden zunächst die Probleme diskutiert, die mit diesem Konzept verbunden sind. Anschließend wird begründet, warum sich der „Institutionalisierungsgrad der Kommunikationswissenschaft“ als Kriterium für die Konstruktion von Generationen eignet. Außerdem wird kurz auf die Quellen und auf methodische Schwierigkeiten eingegangen, bevor im Hauptteil die fünf Generationen vorgestellt werden, die das Fach von seinen Anfängen bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts geprägt haben. Wegen des fehlenden historischen Abstands wird die aktuelle Situation im Schlussteil, der zugleich ein Fazit ist, summarisch behandelt.

2. Generation und Fachverständnis in der Kommunikationswissenschaft

Ausgangspunkt der Literatur zum Generationenkonzept sind zwei klassische Texte von Wilhelm Diltey und Karl Mannheim (vgl. Herrmann 2006: 28-34, Ehmig 2000: 64-72). Für Diltey war die „Gleichzeitigkeit“ entscheidend: Individuen, die „gewissermaßen nebeneinander emporwuchsen“, die „in den Jahren der Empfänglichkeit dieselben leitenden Einwirkungen erfahren, machen zusammen eine Generation aus“ (Diltey 1924: 38). Schon Diltey hat darauf hingewiesen, dass sich Generationen keineswegs selbst also solche verstehen müssen, sondern eine „Konstruktion des Historikers“ sein können (Herrmann 2006: 29-30) – ein analytisches Instrument, das hilft, Unterschiede zwischen einzelnen Personen oder sozialen Wandel zu verstehen. Karl Mannheim hat Dilteys Generationsbegriff stufenweise ausdifferenziert (Mannheim 1928). Er unterschied Generationslagerungen (Menschen, die in benachbarten Jahrgängen geboren wurden, im selben sozialen Raum leben und dadurch in ihrer Jugend an denselben Ereignissen teilhaben), Generationszusammenhänge (Menschen, die durch diese Ereignisse besonders beeindruckt werden und sich dadurch miteinander verbunden fühlen) und Generationseinheiten (Menschen, die nicht nur die gleichen Ereignisse erlebt, sondern diese auch noch auf die gleiche Weise verarbeitet haben). Eine Generation bestimmt sich folglich aus der „Differenz zu anderen Generationen“ und bildet zwar eine „Problemeinheit“, aber keine „Einheit der Lösungen“: Aus „einer gemeinsam durchlebten Situation“ können sehr unterschiedliche Konsequenzen gezogen werden (Bude 2005: 190-191).

Sowohl Diltey als auch Mannheim haben Generationen nicht als „Abfolge von Nachkommen“ betrachtet und auch nicht als Kohorten, sondern als „Schicksalsgemeinschaften Gleichaltriger“ (Ehmig 2000: 14-16). Der Begriff Schicksal bezieht sich hier vor allem auf das späte Jugendalter, auf eine Lebensphase, in der Menschen für neue Erfahrungen besonders aufgeschlossen sind und in der sie Wahrnehmungsmuster ausbilden, die sie „wie eine Art Filter“ ein Leben lang begleiten (vgl. Boldt/Stutz 2006: 70). Wenn Generationen nicht parallel zum biologischen Kohorten-Rhythmus auftreten, sondern in Abhängigkeit vom sozialen und kulturellen Wandel (Boldt/Stutz 2006: 68), dann dürfte die „gemeinsam durchlebte Situation“ (Bude 2005: 191) mindestens genauso wichtig sein wie der Geburtsjahrgang (vgl. Herrmann 2006: 33-34).

Die Abfolge von Professoren-Generationen lässt sich mit der Metapher von „Eltern“, „Kindern“ und „Enkeln“ ohnehin nur unzureichend beschreiben (vgl. Burkart/Wolf 2002: 422-423). Ein Professor kann nacheinander mehrere Assistenten-Generationen ausbilden und zu Kollegen heranwachsen sehen. Neben solchen Überschneidungen kann es passieren, dass einzelne Generationen bei Berufungen übersprungen werden, und außerdem sind Wissenschaftler sehr lange im „berufungsfähigen Alter“. Wer mit 50 Jahren Professor wird, dürfte sich von den Altersgenossen unterscheiden, die schon mit 35 auf eine solche Stelle gekommen sind. Von thematischen Abgrenzungen gerade in ausdifferenzierten akademischen Disziplinen ist dabei noch gar nicht die Rede. Dazu kommt ein weiteres Problem: Wie kann „der kollektive Erfahrungs- und Erlebniszusammenhang“ erfasst werden (Burkart/Wolf 2002: 422) – jenes „gemeinsame Präge- und Wirkungserlebnis, aus dem sich die Evidenz einer Gemeinsamkeit trotz des Unterschieds von Herkunft, Religion oder ethnischer Zugehörigkeit ergibt“ (Bude 2005: 188)? Der schon mehrfach zitierte Versuch von Günter Burkart und Jürgen Wolf (2002), die „Generationsdynamik“ in der westdeutschen Soziologie nach 1945 zu beschreiben, hat dieses Problem pragmatisch gelöst. Neben Ereignissen aus der allgemeinen Geschichte (Kindheit im Ersten Weltkrieg und in den Wirren danach, Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, „das Jahr 1945“, Wirtschaftswunder, Achtundsechzig) wurde lediglich die Dimension „Berufungsalter“ berücksichtigt. Die auf dieser Basis geschriebene „Generationengeschichte“ ist so eigentlich eine „Kohortengeschichte“, die vieles von dem, was das Selbstverständnis eines Wissenschaftlers prägt, nur zufällig und essayistisch abhandeln kann.

Die in diesem Beitrag konstruierte Generationsgeschichte der Kommunikationswissenschaft im deutschsprachigen Raum stützt sich deshalb auf ein Kategoriensystem, das Dirk Kaesler (1984: 9-28) für die Analyse der frühen deutschen Soziologie entwickelt hat. Kaesler ging erstens davon aus, dass sich die „Ideengestalt“ und die „Sozialgestalt“ eines Fachs wechselseitig beeinflussen. Während „Sozialgestalt“ die soziale Organisation einer Wissenschaft meint (Institute, Publikationsorgane, Tagungen, Fachgesellschaften), ersetzt die Dimension Ideengestalt den Paradigma-Begriff. Kaesler fragte hier nach dem Welt- und nach dem Menschenbild, nach dem davon abhängenden Wissenschaftsverständnis sowie nach dem methodologischen und heuristischen Zugriff und behauptete zweitens, dass die Probleme und Themen, denen sich ein Soziologe zuwendet, nicht nur mit der „Sozialgestalt“ des Fachs zusammenhängen, sondern auch mit dem „Milieu“, aus dem er stammt (Kaesler 1984: 9-28, 327; vgl. Averbeck/Kutsch 2002: 59). Die Dimension Milieu macht dabei das operationalisierbar, was Karl Mannheim in seinem Generationenkonzept „Bewusstseins-“ oder „Erlebnisschichtung“ genannt hat (Mannheim 1928: 536). Kaesler unterschied das „Ursprungs-Milieu“ (Geburtskohorte, Schichtzugehörigkeit, religiöser, politischer und regionaler Hintergrund), das „Milieu der sekundären Sozialisation“ (Schule und Studium) sowie das „Milieu der (eigenen) akademischen Karriere“ (Heimatuniversität, Lehrfach, Status, außerakademische Karrieren). Eine bestimmte Kombination dieser Milieus habe jeweils eine „andere Soziologie“ erzeugt als davon abweichende Kombinationen (Kaesler 1984: 23-28, 327).

Wenn die Herausbildung eines individuellen Fachverständnisses zum einen von der Sozialgestalt einer Disziplin abhängt und zum anderen sehr stark von der akademischen Sozialisation, dann scheint es gerechtfertigt, den Institutionalisierungsgrad der Kommunikationswissenschaft als generationsstiftendes Erlebnis zu definieren – ein „Erlebnis“, das die Professoren des Fachs sowohl in ihrer Studien- oder Assistentenzeit gehabt haben können als auch bei der Berufung. Der Begriff Institutionalisierungsgrad meint dabei nicht nur die Zahl der Institute, der Professuren und der Mitarbeiterstellen oder die finanziellen Mittel, sondern auch die Reputation des Fachs in der Universität, in der Gesellschaft und hier vor allem im Mediensystem. Anders als zum Beispiel die Soziologie ist die Zeitungswissenschaft aus pragmatischen Gründen und ohne theoretischen Unterbau an die Universität gebracht worden. Die Existenzberechtigung des Fachs war von Anfang an umstritten, sicher auch, weil der Anstoß für die Institutionalisierung von außen kam, von Verlegern und von Journalisten, die über akademische Ausbildungsmöglichkeiten und die Etablierung einer Wissenschaft von der Zeitung das Ansehen der Presse und des Berufsstandes heben wollten (vgl. vom Bruch 1980, Bohrmann 1986). Da sich das Fach heute vielleicht stärker als je zuvor vor allem durch die Ausbildungskompetenz für Medienberufe legitimiert, die ihm von den Studierenden zugeschrieben wird, dürfte das Verhältnis zur journalistischen Praxis neben den von Kaesler in der Dimension Ideengestalt genannten Kriterien nach wie vor ein zentrales Element im Fachverständnis eines Kommunikationswissenschaftlers sein.

Dass in diesem Beitrag mithilfe des Kriteriums „Institutionalisierungsgrad der Kommunikationswissenschaft“ Idealtypen konstruiert werden (vgl. Weber 1964), hat auch mit der Quellenlage zu tun. Eine Generationsgeschichte des Fachs kann nur in Ausnahmefällen auf die „Selbstbeschreibung und Selbstdeutung“ (Herrmann 2006: 23) der Akteure zurückgreifen (vgl. d’Ester 1951, Pross 1993, Kutsch/Pöttker 1997, Meyen/Löblich 2007, Huber 2010) und damit weder systematisch nach dem Einfluss des „Ursprungs-Milieus“ fragen noch nach der individuellen Wahrnehmung von Ereignissen aus der „großen Politik“. Der biografische Zugang, der in der Geschichtsschreibung des Fachs dominiert (vgl. die Auswahlbibliografie in Averbeck/Kutsch 2002: 64-66), erlaubt dagegen die Verortung der Professoren im akademischen Milieu. Für die jüngeren Geburtskohorten wurden daneben die Personaleinträge in der Fachzeitschrift Publizistik, die Selbstdarstellungen im Internet sowie biografisch angelegte Interviews ausgewertet, die in den vergangenen Semestern am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität München geführt worden sind. Dieses Verfahren bringt es mit sich, dass die Wahrnehmung von Generationen durch Personen verzerrt werden kann, deren Lebenslauf besonders gut dokumentiert ist.

Jede Geschichte der Kommunikationswissenschaft steht außerdem vor dem Problem, die Grenzen des Fachs bestimmen zu müssen. Eine befriedigende Lösung ist angesichts der Vielfalt der Instituts- und Lehrstuhlbezeichnungen und des unklaren äußeren Erscheinungsbildes nicht in Sicht. Die hier präsentierte Generationsgeschichte beschränkt sich auf den „Kern des Faches“ (Meyen 2004: 197) – auf jene Aufzählung von Institutionen, die bis 2002 im Impressum der Publizistik zu finden war, sowie auf die Personen, die von der in diesen Einrichtungen konstruierten Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft „zugeschlagen“ werden. Die Größe des Fachs hat eine Vollerhebung erlaubt. Insgesamt wurden etwas mehr als 200 Personen erfasst, die an einer kommunikationswissenschaftlichen Einrichtung als Professor lehren oder gelehrt haben. Erhebungsgegenstand waren die Kategorien, die Kaesler in der Dimension Milieu genannt. Sozial- und Ideengestalt des Fachs wurden aus der Literatur zur Disziplingeschichte rekonstruiert.

3. Die Ahnen: Akademische Journalistenausbildung

Karl Bücher (Quelle: Privatarchiv Thomas Lietz)

Karl Bücher (Quelle: Privatarchiv Thomas Lietz)

Normalerweise beginnt jede Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft im deutschsprachigen Raum mit Karl Bücher (1847 bis 1930). Der Nationalökonom hatte 1878 bis 1880 bei der Frankfurter Zeitung gearbeitet und sich später immer wieder mit der Presse beschäftigt: schon in Basel, wo er in den 1880er-Jahren Vorlesungen über das Zeitungswesen hielt, dann in zahlreichen Veröffentlichungen (vgl. Bücher 1926) und zuletzt als Gründer des Instituts für Zeitungskunde an der Universität Leipzig im Jahr 1916. Bücher setzte Zeitungskunde 1921 als Promotionsfach durch (was in der Weimarer Republik nur in Leipzig gelang) und kündigte so lange Semester für Semester Lehrveranstaltungen an, bis 1926 der erste ordentliche Lehrstuhl des Fachs besetzt werden konnte.

Trotz dieser organisatorischen Leistungen spricht einiges dafür, Karl Bücher nicht zur Generation der „Gründerväter“ zu zählen, sondern zu den „Ahnen“ des Fachs – zu einer Generation, zu der die etwas jüngeren Michael Bühler (1853 bis 1925), Adolf Koch (1855 bis 1922) und Oskar Wettstein (1866 bis 1952) gehören. Diese „Ahnen“ kamen wie Karl Bücher aus dem Journalismus und stehen wie er für die Anfänge der akademischen Journalistenausbildung. Reguläre Universitäts-Stellen waren damit allerdings ebenso wenig verbunden wie die Entwicklung einer eigenen wissenschaftlichen Perspektive auf die Gegenstände Zeitung oder öffentliche Kommunikation. Adolf Koch, habilitierter Historiker, leitete von 1897 bis 1912 an der Universität Heidelberg ein Journalistisches Seminar (Weischenberg 2012: 134-148). Der Jurist Wettstein war ab 1895 Redakteur der Zürcher Post, startete eine politische Laufbahn und wurde gewissermaßen „nebenbei“ 1903 Privatdozent und Leiter eines Journalistischen Seminars an der Universität Zürich (vgl. Göppner 2005). Im gleichen Jahr begann Michael Bühler als Dozent für Zeitungskunde an der Universität Bern – wie Wettstein ein ausgebildeter Jurist, der im „Hauptberuf“ Politiker und Redakteur blieb (vgl. Meier 2005).

Adolf Kochs akademische Karriere scheiterte in Heidelberg an dem Misstrauen, mit dem die Professoren die Tagespresse und den Trend in Richtung Massengesellschaft beobachteten (vgl. vom Bruch 1980: 126), und vielleicht auch an seiner jüdischen Herkunft (Bohrmann 1986: 97-98). Obwohl Kochs Mischung aus Vorträgen, praktischen Übungen und Exkursionen auf große Resonanz stieß, lehnte die Philosophische Fakultät 1902 einen Lehrauftrag für die Geschichte der Presse und des Journalismus ab. Später musste Koch die Universität nach einem Disziplinarverfahren sogar verlassen (vgl. Obst 1986, Weischenberg 2012: 142-148). Mehr als eine akademische Journalistenausbildung hatte allerdings auch Adolf Koch nicht im Sinn. Mit ihren Angeboten reagierten die „Ahnen“ auf die Veränderungen im Pressewesen. Der Beruf des Redakteurs war im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu einem Massenberuf geworden – zu einem Beruf, den man ein Leben lang ausüben konnte und auf den man sich folglich vorzubereiten hatte (vgl. Requate 1995).

Als Karl Bücher dem sächsischen Kultusministerium 1915 die Gründung eines Instituts für Zeitungskunde an der Universität Leipzig vorschlug, konstatierte er einen „Tiefstand des Zeitungswesens“ und sah als einzigen Ausweg „die Erziehung eines Journalistenstandes“, der „in wissenschaftlicher, technischer und sittlicher Hinsicht seinen großen Aufgaben gewachsen ist“ (vom Bruch 1980: 604).

Büchers Studienplan ähnelte dem Modell von Adolf Koch: ein normales Hochschulstudium plus Vorlesungen über das Zeitungswesen plus berufspraktische Übungen. Bis zu seinem Tod hat Karl Bücher immer wieder betont, dass es ihm ausschließlich um die Journalistenausbildung gegangen sei und nie und nimmer um die Begründung eines neuen Fachgebiets (vgl. Meyen/Löblich 2006: 52-55). Gegen diese Beteuerungen sprechen nicht nur seine Bemühungen um die organisatorische Absicherung des Instituts. Bücher gründete eine Schriftenreihe (Abhandlungen aus dem Institut für Zeitungskunde an der Universität Leipzig), führte 24 zeitungswissenschaftliche Doktoranden zur Promotion (Meyen 2002: 148) und legte eine Sammlung seiner wichtigsten Aufsätze zum Pressewesen vor (Bücher 1926). Dies hebt ihn ebenso aus der Generation der „Ahnen“ heraus wie die Tatsache, dass das Fach in Heidelberg, Zürich und Bern entweder gar nicht oder erst sehr viel später dauerhaft etabliert werden konnte. Wie die anderen „Ahnen“ hatte Bücher allerdings keine Professur für Zeitungskunde oder Zeitungswissenschaft. 1916 war er fast 70 Jahre alt und damit im Emeritierungsalter.

4. Die Gründerväter: Am Katzentisch der Universität

Karl d'Ester (Quelle: Privatarchiv Heinz Starkulla junior)

Karl d’Ester (Quelle: Privatarchiv Heinz Starkulla junior)

Die eigentlichen „Gründerväter“ des Fachs waren deutlich jünger als Karl Bücher. Zu dieser Generation gehören die ersten Professoren: der Literaturhistoriker Karl d’Ester (1881 bis 1960), der 1924 nach München berufen wurde, der Kunsthistoriker Erich Everth (1878 bis 1934), ab 1926 Lehrstuhlinhaber in Leipzig, sowie die Historiker Emil Dovifat (1890 bis 1969), von 1928 bis 1959 mit kurzen Unterbrechungen Professor in Berlin, und Karl Weber (1880 bis 1961), der ab 1928 als Privatdozent in Zürich lehrte, 1938 dort zum Titularprofessor ernannt wurde und außerdem 1942 in Bern eine außerordentliche Professor für Journalistik bekam (Meier 2005: 130-131). Abgesehen von d’Ester, der aus dem Schuldienst kam, hatten die „Gründerväter“ wie die „Ahnen“ Erfahrungen im Journalismus. Dovifat hatte als Redakteur gearbeitet und sich im Reichsverband der Deutschen Presse engagiert (vgl. Benedikt 1986). Everth konnte bei seiner Berufung 17 Jahre Pressepraxis vorweisen (unter anderem als Leitartikler und Chefredakteur), aber keine zeitungswissenschaftliche Veröffentlichung (Koenen 2005). Karl Weber wechselte 1930 von den Basler Nachrichten zur Neuen Zürcher Zeitung, für die er auch als Professor weiter schrieb. Wie Dovifat war Weber außerdem Standespolitiker (im Verein der Schweizer Presse).

Auch in München wollte der bayerische Landtag für das Institut für Zeitungskunde am liebsten einen „erfahrenen Praktiker“ gewinnen. Die Universitätsgremien rückten jedoch die Ausbildungsfrage in den Hintergrund, ersetzten Zeitungskunde durch Zeitungswissenschaft und wünschten ausdrücklich einen habilitierten Kandidaten (vgl. Roegele 1974/75). Diese Voraussetzung erfüllte nur Karl d’Ester, der über das „Zeitungswesen in Westfalen“ promoviert hatte, anschließend als Gymnasiallehrer pressehistorisches Material sammelte und sich hier mit dem Historiker Aloys Meister (1866 bis 1925) traf, der in Münster ein Zeitungsseminar aufbaute. D’Ester wurde dort 1919 als Privatdozent mit einer Lehrbefugnis für „Historische Zeitungskunde und Geschichte der öffentlichen Meinung“ zugelassen, sammelte weiter Presseausschnitte sowie alte Zeitungen und Zeitschriften und schaffte dann auch in München nicht den Schritt zur Systematisierung und zur theoretischen Reflexion (Bohrmann/Kutsch 1981: 596). 1928 forderte er zwar, „die Wissenschaft von der Zeitung als selbständige Disziplin zu schaffen“, warnte aber im gleichen Atemzug vor „unbesonnener Überstürzung“. Bevor man „an die Lösung wichtiger theoretischer Fragen“ denken könne, müssten „die einzelnen Objekte“ gesammelt und beschrieben werden (d’Ester 1928: 10, 127-128, 132, 136). Anstatt eines wissenschaftlichen Werks hinterließ Karl d’Ester eine gewaltige Privatsammlung.

Dieses Beispiel ist hier so ausführlich geschildert worden, weil es das Dilemma dieser Generation zeigt. Die „Gründerväter“ sollten an der Universität ein Fach vertreten, das es in ihrer Studienzeit noch nicht gab und das personell und finanziell so schlecht ausgestattet war, dass an theoretische Fundierung, Nachwuchsarbeit oder gar Schulenbildung kaum zu denken war (Lacasa 2006). Wie katastrophal die Lage war, verdeutlicht erneut ein Blick nach München. 1931 beklagte Karl d’Ester in einer Denkschrift an das bayerische Kultusministerium das Fehlen jeglicher Unterstützung und die „Verschwendung von Kräften“, da er „nicht nur Vorstand, sondern auch noch Archivar, Bibliothekar, Schreiber und Ordnungsmann in einer Person sein soll“ (Meyen/Löblich 2006: 56).

Hans Bohrmann (Foto: Wolfgang Eichhorn)

Hans Bohrmann (Foto: Wolfgang Eichhorn)

Seine Wünsche nach einem Assistenten, einer Sekretärin, geeigneten Räumen und einem ausreichenden Etat wurden erst nach 1933 erfüllt. Der Platz am Katzentisch der Universität hatte ebenso Folgen für die Ausrichtung des Fachs wie die Notwendigkeit, sich wissenschaftlich zu rechtfertigen. Zuallererst hatte die Zeitungswissenschaft ihre Existenz zu legitimieren. Hans Bohrmann hat mit dieser Angst um das Überleben begründet, warum die „Gründerväter“ für die Zeitungswissenschaft einen eigenen Gegenstand und eine eigene Methode reklamierten, immer wieder dogmatisch die Eigenständigkeit des Fachs betonten und den Dialog mit den Nachbardisziplinen verweigerten (Bohrmann 1986: 104).

Emil Dovifat (Foto: Dorothee von Dadelsen)

Emil Dovifat (Foto: Dorothee von Dadelsen)

Ging es den „Ahnen“ noch ausschließlich um eine akademische Journalistenausbildung, war die Haltung der „Gründerväter“ zu diesem Thema ambivalent. Erich Everth sagte in seiner Leipziger Antrittsvorlesung, das Institut müsse „ein Seminar für wissenschaftliche Arbeit sein“ und „nicht bloß eine Fachschule für angehende Journalisten“ (Everth 1927: 7). Emil Dovifat soll noch in den 1950er-Jahren allen Erstsemestern, die Journalist werden wollten, zu einem Fachwechsel geraten haben. Im Gegensatz zu den „Ahnen“ und auch zu den Ordinarien, Honorarprofessoren oder Lektoren, die im Nebenamt eines der Institute des neuen Fachs leiteten (vgl. Kutsch 1988), hatten die „Gründerväter“ Professuren, die ausdrücklich der Zeitungswissenschaft gewidmet waren. Sie mussten sich folglich auch als Wissenschaftler beweisen (vgl. Meier 2005: 134-136) und taten das mit der Erkenntnisperspektive, den Methoden und dem Rollenverständnis, die sie sich im Studium und in ihrer ersten Karriere angeeignet hatten. Karl d’Ester sammelte das Materialobjekt Zeitung, hielt seine Studierenden an, das Gleiche zu tun, und war ihnen ein väterlicher Freund (vgl. Bohrmann/Kutsch 1981), Erich Everth erarbeitete seine „Theorie der Öffentlichkeit und der Interessen“ (Averbeck 2002) an einem historischen Beispiel und ließ pressegeschichtliche Dissertationen schreiben (vgl. Bohrmann/Kutsch 1979), und der Standespolitiker und Journalist Dovifat entwickelte eine Lehre von der „publizistischen Persönlichkeit“ und steckte einen Großteil seiner Kraft in eine öffentliche Vorlesung, die ihm neben dem Publikumserfolg ein Forum für seine rhetorischen Fähigkeiten bot.

Die Generation der „Gründerväter“ war sehr klein, teilweise untereinander zerstritten (vgl. Stöber 2002) und vielleicht deshalb weder in der Lage, eine Fachgesellschaft zu gründen noch eine Fachzeitschrift, die diesen Namen verdient. Karl d’Ester war zwar Mitherausgeber der Zeitungswissenschaft, die von 1926 bis 1944 erschien, Motor des Blattes aber war d’Esters Freund Walther Heide (1894 bis 1945), Praktiker und dann im Dritten Reich Präsident des Deutschen Zeitungswissenschaftlichen Verbandes (Bohrmann/Kutsch 1975, Kutsch 1988: 4). Erich Everth wurde im Frühjahr 1933 beurlaubt (vgl. Averbeck 2002, Kutsch 1988: 13). Die anderen „Gründerväter“ lehrten noch in den 1950er-Jahren und überlebten damit die meisten ihrer „Kinder“.

5. Die Erstgeborenen: Eine verlorene Generation

Als „Erstgeborene“ werden hier Gruppen mit sehr unterschiedlichen Lebensläufen zusammengefasst:

  • Emigranten wie Walter Auerbach (1905 bis 1975) oder Emil Willems (1905 bis 1997), die meist um die Jahrhundertwende oder wenig später geboren worden waren, in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre Zeitungswissenschaft (oft im Nebenfach) belegten und dann durch die Nationalsozialisten um die Chance auf eine akademische Karriere gebracht wurden (vgl. Averbeck 2001);
  • Gleichaltrige wie Hans Amandus Münster (1901 bis 1963) oder Hans Traub (1901 bis 1943), die ihre Laufbahn im Dritten Reich fortsetzen konnten (was für Münster, der 1934 den Leipziger Lehrstuhl bekam, sicher sehr viel stärker gilt als für Traub, dem die Universität Greifswald 1937 die Lehrbefugnis entzog, weil seine Großmutter Jüdin war) und
  • die „fehlende Generation“ (Lerg 1965) – etwas jüngere Zeitungswissenschaftler wie Hubert Max (1909 bis 1945), Karl Oswin Kurth (1910 bis 1981), Wilmont Haacke (Jahrgang 1911) oder Gerhard Eckert (Jahrgang 1912), die sich im Dritten Reich habilitierten oder auf Professuren berufen wurden.

Bei allen Unterschieden zwischen diesen Gruppen gibt es eine wichtige Gemeinsamkeit: Während die „Ahnen“ und die „Gründerväter“ der Disziplin in anderen Fächern sozialisiert worden sind, haben die „Erstgeborenen“ Zeitungskunde bzw. Zeitungswissenschaft studiert oder begannen ihre akademische Karriere an einer der akademischen Einrichtungen des neuen Fachs. Diese Generation konnte nicht auf die Erkenntnisperspektive und die Weihen einer „Mutterdisziplin“ zurückgreifen und musste deshalb daran interessiert sein, die Reputation der Zeitungswissenschaft zu verbessern und ein eigenes Formalobjekt zu entwickeln. Die „Erstgeborenen“ wollten zunächst Journalist werden und haben in der Regel auch wenigstens zeitweise in einer Redaktion gearbeitet, sie wussten aber, dass ihnen auch das neue Universitätsfach eine berufliche Perspektive bieten konnte, und kannten die Schwachstellen des Studiums oft aus eigener Erfahrung. Karl Jaeger (1897 bis 1926), Promovend von Karl Bücher, hatte in Leipzig erlebt, wie Praktiker den Studierenden journalistisches Arbeiten beibringen wollten. Im Rückblick meinte er, dass solche Kurse „nur ein schwaches Abbild der Berufspraxis“ sein könnten, und klagte, dass es bisher an der Universität maximal „Materialienkunde“ gegeben habe (Jaeger 1926: 36, 65). Wie Erich Everth wollte Jaeger das Fach nicht mehr durch den Bedarf an gut ausgebildeten Journalisten legitimiert sehen, sondern durch die Bedeutung des Gegenstands. Sein Erkenntnisziel leitete er aus der „Funktion“ der Presse als „Organ der menschlichen Gemeinschaft“ ab: die Zeitung „als Ausdrucksmittel des gesellschaftlichen Bewusstseins“ (Jaeger 1926: 66). Für die Untersuchung dieses Gegenstands schlug er bereits statistische und empirische Verfahren vor (Jaeger 1926: 68).

Jaegers Thesen von einer „publizistischen Wissenschaft“ wurden Ende der 1920er-Jahre von einem interdisziplinären Milieu aufgenommen, das zwischen Zeitungswissenschaft und Soziologie entstand und in dem vor allem Studenten und Doktoranden die „Vermittlung“ von Nachrichten und Meinungen untersuchten und dabei Kommunikation als Prozess mit verschiedenen Dimensionen betrachteten (Averbeck 2001: 7-8). Um 1900 geboren, waren diese Nachwuchswissenschaftler in einer ganz anderen Medienumwelt aufgewachsen als die „Ahnen“ und die „Gründerväter“ – in einer Welt, zu der das Kino, Illustrierte und bald auch der Hörfunk gehörten. Auch wenn viele Vertreter dieses Milieus Deutschland verlassen mussten oder nicht an der Universität bleiben konnten, ging die sozialwissenschaftliche Orientierung auch dann nicht ganz verloren, als der Deutsche Zeitungswissenschaftliche Verband die Beschränkung auf das Materialobjekt Zeitung forderte. Hans Amandus Münster, der mithilfe der nationalsozialistischen Studentenvereinigung und ohne Habilitation auf den Leipziger Lehrstuhl gekommen war und danach fragte, welches der „Führungsmittel“ das wirksamste sei, ließ seine Studenten kleine geschlossene Gruppen beobachten und interviewen. Dabei wurden nicht nur alle Medienangebote einbezogen, sondern auch die Lebensgewohnheiten und die wirtschaftlichen Verhältnisse der Befragten (vgl. Meyen 2001: 47-48).

Karl d'Ester, Helmut Fischer, Walther Heide (von links) und der Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler (November 1935, Quelle: Zeitungswissenschaft 12. Jg.)

Karl d’Ester, Helmut Fischer, Walther Heide (von links) und der Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler (November 1935, Quelle: Zeitungswissenschaft 12. Jg.)

Es ist hier nicht der Ort, die Karrieren nachzuzeichnen, die der Nationalsozialismus einzelnen Zeitungswissenschaftlern ermöglicht hat (vgl. Kutsch 1984). Durch die Nähe zur Politik haben sich das Fach und seine Vertreter kompromittiert. Die meisten Institute wurden nach dem Krieg abgewickelt, und die meisten Dozenten verloren ihre Stellen (vgl. Bohrmann 2002). Von den Habilitierten aus der NS-Zeit hat in der Bundesrepublik nur Wilmont Haacke eine Professur bekommen (1963 in Göttingen, vgl. Scharf 2006). Dass alle anderen „Erstgeborenen“ für das Fach verloren waren, gilt nicht nur für die Personen, sondern weitgehend auch für ihre wissenschaftlichen Arbeiten. Nach 1945 richtete sich der Blick der diskreditierten deutschen Fachgemeinschaft in die USA.

6. Die Neugründer: Empirie ohne Ausbildung

Otto B. Roegele (Quelle: Fotoarchiv Rheinischer Merkur)

Otto B. Roegele (Quelle: Fotoarchiv Rheinischer Merkur)

Diese Generation ist den „Gründervätern“ ähnlicher als den „Erstgeborenen“. Wie d’Ester, Everth, Weber oder Dovifat haben die „Neugründer“ in der Regel ein anderes Fach studiert, waren vor ihrer Berufung kaum mit der Zeitungs- oder Publizistikwissenschaft in Berührung gekommen und wurden in erster Linie wegen ihrer Reputation als Journalisten oder Medienmanager Professor. Otto B. Roegele, Chefredakteur des Rheinischen Merkur, soll nach seiner Berufung gesagt haben, er wisse weder, was das Fach sei, noch was in München auf ihn zukomme (Wagner 2004: 184).

Teilnehmer der Internationalen Publizistiktagung 1953 in Amsterdam (Quelle: Anschlag 1990)

Teilnehmer der Internationalen Publizistiktagung 1953 in Amsterdam (Quelle: Anschlag 1990)

Die Generation der „Neugründer“ war groß genug, um eine Fachgesellschaft zu gründen (die Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Zeitungswissenschaft, 1963). Anders als bei den „Gründervätern“ war das Fach jetzt außerdem kein unbeschriebenes Blatt mehr. Es gab Fachliteratur (auch aus den USA) und eine Krisensituation. Die Universitäten hatten die politisch motivierten Eingriffe in die Zeitungswissenschaft nicht vergessen – die Berufung von NS-Aktivisten, die eingeschränkte wissenschaftliche Perspektive, das Zuschanzen von Ressourcen und akademischen Rechten. Emil Dovifat und Karl d’Ester hatten in den Fakultäten eine so schwache Position, dass es ihnen nicht gelang, ein Habilitationsverfahren durchzusetzen, obwohl sie auf eine Professorenlaufbahn von rund drei Jahrzehnten zurückblicken konnten. 1960 empfahl der Wissenschaftsrat, das „Sondergebiet“ Publizistik nur noch an den Universitäten Berlin und München zu pflegen (Kutsch/Pöttker 1997: 7-8).

Elisabeth Noelle-Neumann auf dem Titel des Spiegel (Quelle: Der Spiegel, 21. August 1957)

Elisabeth Noelle-Neumann auf dem Titel des Spiegel (Quelle: Der Spiegel, 21. August 1957)

Wie stark die Fach- und Universitätsfremden, die in dieser Situation berufen wurden, die eingangs beschriebene „sozialwissenschaftliche Wende“ vorantrieben, hing vom Zeitpunkt der Berufung, vom Berufungsalter und von der Herkunftsdisziplin ab. Eigene Erfahrungen mit empirischen Forschungsmethoden brachten nur Elisabeth Noelle-Neumann (1916 bis 2010) und Hertha Sturm (1925 bis 1998) mit. Sturm war ZDF-Abteilungsleiterin, habilitierte sich 1967 für Psychologie und wurde 1974 Professorin in München. Noelle-Neumann gehört eigentlich noch zur Generation der „Erstgeborenen“ (vgl. Noelle-Neumann 2006). Sie hatte 1940 bei Emil Dovifat mit einer Arbeit über „Amerikanische Massenbefragungen“ promoviert, anschließend als Journalistin gearbeitet und 1947 das Institut für Demoskopie in Allensbach gegründet. Ein wichtiger Auftraggeber war dort der Süddeutsche Rundfunk (vgl. Meyen 2001: 62-63). Intendant Fritz Eberhard (1896 bis 1982), ein promovierter Ökonom, leitete ab 1961 das Berliner Institut, gab Noelle einen Lehrauftrag und half so, dass sie 1964 nach Mainz berufen werden konnte. Wie Otto B. Roegele (1920 bis 2005), ab 1963 Professor in München, und Franz Ronneberger (1913 bis 1999), ab 1964 in Nürnberg, war Noelle sehr viel jünger als Eberhard oder als der niederländische Verleger Henk Prakke (1960 bis 1992), der ab 1960 in Münster lehrte, und konnte auch deshalb das Fach stärker prägen (vgl. Löblich 2010).

Alle genannten „Neugründer“ sahen sich zwar in einer Linie mit den „Ahnen“ und den „Gründervätern“ des Fachs (vgl. exemplarisch Roegele 1974/75), forderten und förderten aber zugleich die Rezeption der US-amerikanischen Forschungsliteratur und den Einsatz empirischer Verfahren. Selbst der Historiker Otto B. Roegele, der ein eher essayistisches wissenschaftliches Werk hinterließ (vgl. Loeblich 2004a) und sich auch als Professor vor allem als Publizist sah, schrieb im Rückblick, dass eine Karriere im Fach ohne empirische Forschung nicht mehr denkbar gewesen sei (Roegele 1997: 89).

Walter Hagemann (Quelle: Privatarchiv Horst Hagemann)

Walter Hagemann (Quelle: Privatarchiv Horst Hagemann)

Harry Pross (1923 bis 2010), von 1968 bis 1983 Lehrstuhlinhaber in Berlin, gehört deshalb nur mit Einschränkungen zu den „Neugründern“. Er kam zwar wie seine Generationsgenossen als prominenter Journalist an die Universität (er war Chefredakteur von Radio Bremen), blieb aber Theoretiker. Ähnliche Einschränkungen gibt es bei den Historikern Hanns Braun (1893 bis 1966), von 1954 bis 1961 Professor in München, und Siegfried Frey (1901 bis 1967), der von 1952 bis 1967 in Bern und Zürich Journalistik lehrte. Beide waren relativ alt, ausgebildete Geisteswissenschaftler und auch als Hochschullehrer eher praktisch orientiert (vgl. Löblich 2004b, Meier 2005: 136-138). Walter Hagemann (1900 bis 1964), der von 1946 bis 1959 das Münsteraner Institut leitete, knüpfte dort zwar an die Erhebungen des „Erstgeborenen“ Hans Amandus Münster an (vgl. Schütz 2002: 89-90), blieb damit aber im Kreis der „Gründerväter“ d’Ester und Dovifat allein (vgl. Wiedemann 2012, Wiedemann et al. 2012). Günter Kieslich (1924 bis 1971), der 1968 nach Salzburg berufen wurde, hatte bei Hagemann studiert und promoviert und ist deshalb eher ein „Jungtürke“ als ein „Neugründer“. Auch Kurt Paupié (1920 bis 1981), ab 1969 Ordinarius in Wien, war ausgebildeter und sogar habilitierter Zeitungswissenschaftler.

7. Die Jungtürken: Parallelen zu den „Erstgeborenen“

Günter Kieslich (Quelle: Publizistik 17. Jg.)

Günter Kieslich (Quelle: Publizistik 17. Jg.)

Den Namen für diese Generation hat Walter J. Schütz (Jahrgang 1930) geprägt, der wie Kieslich bei Hagemann gearbeitet hat, von 1956 bis 1993 Redakteur der Publizistik war und das Fach ab 1960 aus dem Bundespresseamt förderte. „Jungtürken“ waren für Schütz die Assistenten und Doktoranden der „Neugründer“ – Leute in seinem Alter, die sich auf eine Universitätskarriere vorbereiteten und deshalb bei den Tagungen der Fachgesellschaft all das diskutierten, was einer solchen Karriere im Wege stand: die geringe Reputation der Publizistik- oder Kommunikationswissenschaft, die schlechte Ausstattung mit Professuren und Mittelbaustellen, den einsetzenden Studentenandrang. Die Generation der „Jungtürken“ hat den Ausbau des Fachs in den 1970er- und 1980er-Jahren aktiv mitgestaltet, von ihm profitiert und inhaltlich das umgesetzt, was die Generation der „Neugründer“ in aller Regel nur als Ziel vorgeben konnte.

Die „Jungtürken“ sind zwischen 1930 und 1940 geboren und haben den Krieg und das Chaos als Kinder oder Jugendliche erlebt. In der Regel haben sie in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren Publizistik- oder Zeitungswissenschaft (und sei es im Nebenfach) studiert, um Journalist zu werden, und oft nebenbei oder danach auch in einer Redaktion gearbeitet. Auf die empirische Sozialforschung stieß diese Generation nicht bei den „Neugründern“ Prakke, Eberhard oder Braun und erst recht nicht bei „Gründervater“ Dovifat, sondern in der Soziologie, in den Wirtschaftswissenschaften oder in Berlin bei der Lehrbeauftragten Elisabeth Noelle.

Niklas Luhmann (Pressestelle Universität Bielefeld)

Niklas Luhmann (Pressestelle Universität Bielefeld)

Wolfgang Langenbucher (Jahrgang 1938), der in München Zeitungswissenschaft studierte, sagte in einem Interview, er habe bei dem Soziologen Emerich Francis (1906 bis 1994) „das erste Mal etwas von Kommunikationswissenschaft gehört. Hovland und diese Geschichten“ (Langenbucher 2004: 200-201). Was Francis für die Münchner war, waren die Soziologen Heinz Hartmann (Jahrgang 1930) und Niklas Luhmann (1927 bis 1998) für Klaus Merten (Jahrgang 1940), der in Münster studierte.

Als die „Jungtürken“ Hilfskräfte, Mitarbeiter oder Assistenten wurden, war an eine Professoren-Laufbahn nicht zu denken. Wolfgang Langenbucher: „Es gab dieses Karrieremuster gar nicht, es gab kaum Institute, kaum Stellen“ (Langenbucher 2004: 204). Der Imagegewinn, den die „Neugründer“ dem Fach bescherten, änderte diese Situation (wenn auch langsam) und färbte auf die „Jungtürken“ ab. Nach mehr als zwei Jahrzehnten gab es wieder Habilitationen im Fach: Kurt Koszyk (Jahrgang 1929) und Jörg Aufermann (Jahrgang 1940) in Berlin, Winfried B. Lerg (1932 bis 1995), Michael Schmolke (Jahrgang 1934) und Franz Dröge (1937 bis 2002) in Münster, Ulrich Saxer (1932 bis 2012) und Christian Padrutt (1934 bis 1975) in Zürich, Hansjürgen Koschwitz (Jahrgang 1933) in Göttingen, Heinz-Dietrich Fischer (Jahrgang 1937) in Bochum, Wolfgang Langenbucher und Hans Wagner (Jahrgang 1937) in München, Winfried Schulz (Jahrgang 1938) in Mainz, Manfred Rühl (Jahrgang 1934) in Nürnberg. Rühl war schon Professor in Hohenheim, als er in das Verfahren ging. Der (moderate) Ausbau des Fachs sorgte dafür, dass seine Generationsgenossen in aller Regel kurz nach der Habilitation berufen wurden.

Winfried Schulz (Foto: privat)

Winfried Schulz (Foto: privat)

Als Studenten haben die „Jungtürken“ Professoren erlebt, die zwar Persönlichkeiten waren, aber sich nur selten als wissenschaftliche Leitfiguren eigneten. Das Gefühl, in einem zweitklassigen Fach zu arbeiten, konnte für das Selbstverständnis dieser Generation ebenso wenig folgenlos bleiben wie das Faible für den Journalismus. Ohne den Wunsch nach Legitimation und institutionellem Ausbau sind das Fehlen einer ausgeprägten Streitkultur sowie die Orientierung an den Naturwissenschaften und an der empirisch-quantitativ arbeitenden Massenkommunikationsforschung in den USA nicht zu verstehen. Dass die Kommunikationswissenschaft „sich heute im Kern als eine theoretisch und empirisch arbeitende Sozialwissenschaft mit interdisziplinären Bezügen“ versteht (DGPuK 2001), ist das Werk der „Jungtürken“. Ab Mitte der 1970er-Jahre haben Vertreter dieser Generation außerdem an einer ganzen Reihe von Hochschulen neue Studiengänge für die Vorbereitung auf den Journalismus eingerichtet oder wenigstens mit aufgebaut (zum Beispiel Wolfgang Langenbucher in München, Kurt Koszyk in Dortmund und Manfred Rühl erst in Hohenheim und dann in Bamberg). Wie vier Jahrzehnte zuvor die „Erstgeborenen“ haben die „Jungtürken“ über den Gegenstand und den Theoriehorizont einer Kommunikationswissenschaft diskutiert (vgl. exemplarisch Noelle-Neumann 1975, Saxer 1980, Rühl 2004), sich von anderen Disziplinen abgegrenzt und „die indirekte, durch Massenmedien vermittelte, öffentliche Kommunikation“ in das Zentrum des Fachs gerückt (DGPuK 2001). Nimmt man die Parallele zu den „Erstgeborenen“ ernst, dann setzt eine solche Positionierung offenbar neben einer Dauerstelle im akademischen Betrieb eine Ausbildung im Fach selbst voraus.

8. Das Fach heute: Vielfalt und eine „kommende“ Generation

Die meisten „Neugründer“ sind inzwischen gestorben. Mit Wolfgang Langenbucher hat der letzte der „Jungtürken“ 2006 die Lehrkanzel verlassen, und viele von den Kollegen, deren Werdegang stark an diese Generation erinnert, sind inzwischen ebenfalls im Ruhestand. Eine (unvollständige Aufzählung): Manfred Knoche (Jahrgang 1941), Jürgen Wilke und Hans Mathias Kepplinger (beide 1943), Walter Hömberg und Hans-Jürgen Weiß (beide 1944), Josef Hackforth (1946), Werner Früh und Heinz Pürer (beide 1947). Der Abgang dieser Figuren hat die Selbstverständnis-Debatte im Fach angeheizt. Dass inzwischen keine Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ohne dieses Thema auszukommen scheint, dürfte auch damit zu tun haben, dass das lange sehr einfache Generationsgefüge durch Neugründungen und den personellen Ausbau der bestehenden Fachinstitute unübersichtlich geworden ist.

Der Wandel zur Mediengesellschaft, der Studentenandrang, die deutsche Vereinigung und sicher auch ihre wissenschaftlichen Leistungen haben der Kommunikationswissenschaft im deutschsprachigen Raum einen enormen Wachstumsschub beschert. Da die Nachwuchsproduktion anders als in den frühen 1970er-Jahren mit dem Wachstum nicht Schritt halten konnte, wurden in den folgenden beiden Jahrzehnten wie schon zu Zeiten der „Gründerväter“ und der „Neugründer“ Professoren berufen, die in anderen Disziplinen sozialisiert worden sind, teilweise auch aus außeruniversitären Einrichtungen. Die Altersstruktur der Fachvertreter deutet darauf hin, dass vor allem die Geburtsjahrgänge zwischen 1941 und 1950 überdurchschnittlich große Berufungschancen hatten (Meyen 2004: 203). Neben den gerade genannten genuinen Publizistik- und Kommunikationswissenschaftlern gibt es in dieser Professoren-Kohorte Journalisten wie Michael Haller (Jahrgang 1945) oder Winfried Göpfert (1943), der in Berlin sogar ohne Promotion auf eine C4-Stelle kam, und „Fachfremde“ wie den Germanisten Werner Faulstich (1946), die promovierte Literaturwissenschaftlerin und habilitierte Soziologin Margot Berghaus (1943), den Ökonomen Jürgen Heinrich (1941), den Lehrer und Künstler Helmut Korte (1942), den Historiker Bernd Sösemann (1944) oder den Diplom-Mathematiker und promovierten Soziologen Friedrich Krotz (1950).

Der direkte Weg aus dem Journalismus auf eine Lehrkanzel ist zwar inzwischen offenbar versperrt, das Nebeneinander von studierten Kommunikationswissenschaftlern und anders sozialisierten Vertretern setzt sich aber auch in den folgenden Geburtskohorten fort. Dies gilt selbst für die Jahrgänge ab 1960, obwohl sich der Ausbau des Fachs in den letzten Jahren verlangsamt und die Zahl der Habilitationen sprunghaft zugenommen hat. Verzeichnete die Publizistik zwischen 1966 und 1985 insgesamt 22 erfolgreiche Verfahren, waren es zwischen 1986 und 2005 genau doppelt so viele, davon allein 13 in den Jahren 2004 und 2005. Diese „kommende“ Generation ähnelt in vielem den „Erstgeborenen“ und den „Jungtürken“. Da es die Größe des Fachs inzwischen erlaubt, sich ohne „zweites Standbein“ im Journalismus auf eine akademische Karriere vorzubereiten, dürfte diese Generation aber eine andere Einstellung zum Beruf des Journalisten mitbringen.

Wenn man bedenkt, welche Position die fachfremden „Gründungsväter“ und „Neugründer“ an der Universität hatten, wenn man weiß, dass erst die „Erstgeborenen“ und dann vor allem die „Jungtürken“ in der Lage waren, die Grenzen des Fachs abzustecken und sich auf eine Erkenntnisperspektive zu verständigen, und wenn man außerdem sieht, welche Folgen das Nebeneinander von unterschiedlich sozialisierten Fachvertretern für die Identitätsfindung der Disziplin hat, dann dürfte die Kommunikationswissenschaft dem anstehenden Generationswechsel mit Spannung entgegensehen. Die künftigen Konturen des Fachs sind trotzdem nur schwer vorherzusagen. Zum einen ist das Fach inzwischen sehr viel größer als in den späten 1920er- und in den frühen 1970er-Jahren, und zum anderen hat neben der Herkunftsdisziplin auch der Geburtsjahrgang Einfluss darauf, wie jemand Kommunikationswissenschaft definiert. Während Jürgen Wilke, Manfred Knoche und Hans Mathias Kepplinger in Mainz gewissermaßen im „kleinen Kreis“ studierten, dort „68“ erlebten und den Gegenstand öffentliche Kommunikation in der Zeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunkmonopols für sich entdeckten (vgl. Wilke 2005), sind viele der jüngeren Fachvertreter an „Massenuniversitäten“ mit einem ungünstigen Betreuungsverhältnis gewesen und in einem kommerzialisierten Medienumfeld aufgewachsen. Was wird das für die Identität des Fachs bedeuten?

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  • Karl Mannheim: Wissenssoziologie. In: Ideologie und Utopia. Frankfurt/Main: Klostermann 1931, S. 227-267.
  • Karl Ulrich Mayer: Generationsdynamik in der wissenschaftlichen Forschung: Personen, Organisationen und Programme. In: Karl Ulrich Mayer (Hrsg.): Generationsdynamik in der Forschung. Frankfurt/Main, New York: Campus 1992, S. 9-31.
  • Peter Meier: Im Spannungsfeld falscher Erwartungen: Entwicklungsgeschichte einer Fachdisziplin zwischen Wissenschaft und Praxis an der Universität Bern. In: Edzard Schade (Hrsg.): Publizistikwissenschaft und öffentliche Kommunikation. Beiträge zur Reflexion der Fachgeschichte. Konstanz: UVK 2005, S. 111-149.
  • Michael Meyen: Hauptsache Unterhaltung. Mediennutzung und Medienbewertung in Deutschland in den 50er Jahren. Münster: Lit 2001.
  • Michael Meyen: Zeitungskundliche Dissertationen in Leipzig 1916 bis 1926. In: Erik Koenen/Michael Meyen (Hrsg.): Karl Bücher. Leipziger Hochschulschriften 1892–1926. Leipzig: Universitätsverlag 2002, S. 135-200.
  • Michael Meyen: Wer wird Professor für Kommunikationswissenschaft und Journalistik? Ein Beitrag zur Entwicklung einer Wissenschaftsdisziplin in Deutschland. In: Publizistik 49. Jg. (2004), S. 194-206.
  • Michael Meyen/Maria Löblich (Hrsg.): 80 Jahre Zeitungs- und Kommunikationswissenschaft in München. Bausteine zu einer Institutsgeschichte. Köln: Herbert von Halem 2004.
  • Michael Meyen/Maria Löblich: Klassiker der Kommunikationswissenschaft. Fach- und Theoriegeschichte in Deutschland. Konstanz: UVK 2006.
  • Michael Meyen/Maria Löblich (Hrsg.): „Ich habe dieses Fach erfunden“. Wie die Kommunikationswissenschaft an die deutschsprachigen Universitäten kam. Köln: Herbert von Halem 2007.
  • Michael Meyen/Manuel Wendelin (Hrsg.): Journalistenausbildung, Empirie und Auftragsforschung. Neue Bausteine zu einer Geschichte des Instituts für Kommunikationswissenschaft. Mit einer Bibliografie der Dissertationen von 1925 bis 2007. Für Wolfgang R. Langenbucher zum 70. Geburtstag. Köln: Herbert von Halem 2008.
  • Elisabeth Noelle-Neumann: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft: ein Wissenschaftsbereich oder ein Themenkatalog? In: Publizistik 20. Jg. (1975), S. 743-748.
  • Elisabeth Noelle-Neumann: Die Erinnerungen. München: Herbig 2006.
  • Bernhard Obst: Das Ende der Presse-Enquete Max Webers. Der Heidelberger Professorenprozeß von 1912 und seine Auswirkungen auf die deutsche Zeitungswissenschaft. In: Rüdiger vom Bruch/Otto B. Roegele (Hrsg.): Von der Zeitungskunde zur Publizistik. Biographisch-institutionelle Stationen der deutschen Zeitungswissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt/Main: Haag + Herchen 1986, S. 45-62.
  • Harry Pross: Memoiren eines Inländers. 1923-1993. München: Artemis & Winkler 1993.
  • Joachim Renn: Die Rolle von Zeitfaktoren und Generationsdynamik für die wissenschaftlichen Erfolge Galileis und Einsteins. In: Karl Ulrich Mayer (Hrsg.): Generationsdynamik in der Forschung. Frankfurt/Main, New York: Campus 1992.
  • Jörg Requate: Journalismus als Beruf. Entstehung und Entwicklung des Journalistenberufs im 19. Jahrhundert. Deutschland im internationalen Vergleich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995.
  • Otto B. Roegele: Hochschule, Praxis und Journalistenausbildung. Zur Geschichte der Gründung des Münchner Instituts für Zeitungswissenschaft. In: Publizistik 19./20. Jg. (1974/75), S. 316-323.
  • Otto B. Roegele: Ausbreitung, Lähmung, Konsolidierung – München 1963-1985. In: Arnulf Kutsch/Horst Pöttker (Hrsg.): Kommunikationswissenschaft – autobiographisch. Zur Entwicklung einer Wissenschaft in Deutschland. Opladen: Westdeutscher Verlag 1997, S. 62-109.
  • Manfred Rühl: Ist eine Allgemeine Kommunikationswissenschaft möglich? Eine Autopolemik. In: Medien & Kommunikationswissenschaft 52. Jg. (2004), S. 173-192.
  • Ulrich Saxer: Grenzen der Publizistikwissenschaft. Wissenschaftliche Reflektionen zur Zeitungs-/Publizistik-/Kommunikationswissenschaft seit 1945. In: Publizistik 25. Jg. (1980), S. 525-543.
  • Ulrich Saxer: Zur Ausdifferenzierung von Lehre und Forschung der Publizistikwissenschaft: das Beispiel Schweiz. In: Edzard Schade (Hrsg.): Publizistikwissenschaft und öffentliche Kommunikation. Beiträge zur Reflexion der Fachgeschichte. Konstanz: UVK 2005, S. 69-110.
  • Edzard Schade (Hrsg.): Publizistikwissenschaft und öffentliche Kommunikation. Beiträge zur Reflexion der Fachgeschichte. Konstanz: UVK 2005.
  • Wilfried Scharf: Wilmont Haacke: Wissenschaftliche Karriere und Bedeutung für das Fach. In: Christina Holtz-Bacha/Arnulf Kutsch/Wolfgang R. Langenbucher/Klaus Schönbach (Hrsg.): 50 Jahre Publizistik. Wiesbaden: VS Verlag 2006, S. 113-143.
  • Andreas M. Scheu: Adornos Erben in der Kommunikationswissenschaft. Eine Verdrängungsgeschichte? Köln: Herbert von Halem 2012.
  • Walter J. Schütz: Neuanfang mit brauner Lektüre. Studienbedingungen nach 1945 – ein Erfahrungsbericht. In: Medien & Zeit 17. Jg. (2002), Nr. 2-3, S. 85-91.
  • Bernd Sösemann (Hrsg.): Fritz Eberhard. Rückblicke auf Biographie und Werk. Stuttgart: Steiner 2001.
  • Heinz Starkulla/Hans Wagner: Karl d’Ester: 1881-1960. Professor für Zeitungswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München: 1924-1954. Passau: Neue Presse Verlags-GmbH 1981.
  • Rudolf Stöber: Emil Dovifat, Karl d’Ester und Walter Hagemann. Die Wiederbegründung der Publizistik in Deutschland nach 1945. In: Medien & Zeit 17. Jg. (2002), Nr. 2-3, S. 67-84.
  • Hans Wagner: Aswerus, die DGPuK und das zeitungswissenschaftliche Kolloquium. In: Michael Meyen/Maria Löblich (Hrsg.): 80 Jahre Zeitungs- und Kommunikationswissenschaft in München. Bausteine zu einer Institutsgeschichte. Köln: Herbert von Halem 2004, S. 180-197.
  • Max Weber: Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904). In: Johannes Winckelmann (Hrsg.): Max Weber: Soziologie – Weltgeschichtliche Analysen – Politik. 3. Auflage. Stuttgart: Kröner 1964, S. 186-262.
  • Werner Weidenfeld: Historisch-politische Kultur. In: Guido Knopp/Siegfried Quandt (Hrsg.): Geschichte im Fernsehen. Ein Handbuch. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1988, S. 191-195.
  • Siegfried Weischenberg: Max Weber und die Entzauberung der Medienwelt. Theorien und Querelen – eine andere Fachgeschichte. Wiesbaden: Springer VS 2012.
  • Manuel Wendelin: Medialisierung der Öffentlichkeit. Kontinuität und Wandel einer normativen Kategorie der Moderne. Köln: Herbert von Halem 2011.
  • Thomas Wiedemann: Walter Hagemann. Aufstieg und Fall eines politisch ambitionierten Journalisten und Publizistikwissenschaftlers. Köln: Herbert von Halem 2012.
  • Thomas Wiedemann, Maria Löblich, Michael Meyen: Praxisorientierung als Überlebensstrategie. Das Fach- und Berufsverständnis des Publizistikwissenschaftlers Walter Hagemann. In: Studies in Communication / Media 1. Jg. (2012), S. 225-255.
  • Jürgen Wilke (Hrsg.): Die Aktualität der Anfänge. 40 Jahre Publizistikwissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Köln: Herbert von Halem 2005.
  • Jürgen Wilke: Personen, Institutionen, Prozesse. Fachgeschichtliche Beiträge zur Kommunikationswissenschaft und Medienforschung. Köln: Herbert von Halem 2010.

 Empfohlene Zitierweise

    Michael Meyen: Fachgeschichte als Generationsgeschichte. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2013. http://blexkom.halemverlag.de/fachgeschichte-als-generationsgeschichte/(Datum des Zugriffs).