Stationen
Geboren in Potsdam. Vater Professor an der Ingenieurschule in Duisburg. 1959 Abitur. Studium an der TH Aachen (Elektrotechnik und Mathematik). 1963 Fachwechsel: Publizistik, Soziologie und Geschichte in Münster. 1967 Studentische Hilfskraft am Institut für Publizistik. 1971 Diplom in Soziologie. 1972 Verwaltung einer Assistentenstelle an der Fakultät für Soziologie in Bielefeld. 1975 Promotion bei Niklas Luhmann. 1976/77 Lehrstuhlvertretung am Institut für Publizistik in Mainz, 1977 bis 1979 am Institut für Soziologie in Gießen. 1979 Professor für empirische Sozialforschung in Gießen, Direktor des Instituts für Soziologie von 1980 bis 1984. 1984 Professor für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der angewandten Kommunikations- und Medienforschung in Münster (bis 2005). 1989 Gründung von COMDAT Medienforschung. 1990 Gastprofessur am Afrikanischen Zentrum für Journalistik der Universität Tunis. Mitbegründer des Fernstudieninstituts in Heidelberg (PR+plus).
Publikationen
- Kommunikation. Eine Begriffs- und Prozessanalyse. Opladen: Westdeutscher Verlag 1977 (Dissertation).
- Inhaltsanalyse. Einführung in Theorie, Methode und Praxis. Opladen: Westdeutscher Verlag 1983. 2. Auflage 1995.
- Medien und Kommunikation. Konstruktionen von Wirklichkeit. 13 Bände. Weinheim: Beltz 1990/91 (herausgegeben mit Siegfried Weischenberg und Siegfried J. Schmidt).
- Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag 1994 (herausgegeben mit Siegfried Weischenberg und Siegfried J. Schmidt).
- Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Band 1. Münster: Lit 1999.
Klaus Merten ist eine der schillerndsten Figuren aus der Professorengeneration der Jungtürken in der Kommunikationswissenschaft (vgl. Meyen/Löblich 2007). Durch sein Mathematikstudium war er dafür prädestiniert, zu einem der Methodenexperten des Fachs zu werden. Dafür stehen zum Beispiel sein Lehrbuch über die Inhaltsanalyse (Merten 1983), Auseinandersetzungen mit Vertretern der „Mainzer Schule“ (vgl. exemplarisch Merten 1982) oder die Auftragsforschung, die er ab Ende der 1980er-Jahre im Rahmen eines eigenen Instituts betrieb.
Zugleich war Klaus Merten aber Anfang der 1990er-Jahre entscheidend an der Konstruktivismusdebatte beteiligt – an einer der wichtigsten theoretischen Weichenstellungen in der Kommunikationswissenschaft (vgl. Bentele/Rühl 1993). Merten hatte als Doktorand von Niklas Luhmann in Bielefeld die Systemtheorie kennengelernt, gab dann den Sammelband Die Wirklichkeit der Medien mit heraus, der die Debatten ordnete, die unter anderem im Funkkolleg Medien und Kommunikation geführt worden waren (vgl. Merten et al. 1994), und sorgte schließlich gemeinsam mit Siegfried Weischenberg dafür, dass mit Siegfried J. Schmidt der Motor des Konstruktivismus an das Münsteraner Fachinstitut berufen werden konnte (vgl. Merten 2007: 331-332). Für den Theoretiker Klaus Merten stehen auch seine Dissertation über den Kommunikationsbegriff (vgl. Merten 1977) und seine Arbeiten zur Definition von PR (vgl. Merten 2008).
Im Rückblick hat Merten seine Zeit an der gerade gegründeten Bielefelder Fakultät für Soziologie als prägend beschrieben. Dort habe er sich „einen kritischen, diskursiven Stil“ angeeignet. „In Bielefeld hat man jedes Argument benutzt, um die Gegenseite wissenschaftlich zu überzeugen. Die meisten Kollegen an anderen Universitäten haben das überhaupt nicht verstanden“ (Merten 2007: 330). Dieser Ethos hilft zu verstehen, warum Merten in zahlreiche Auseinandersetzungen verstrickt war, die zum Teil auch vor Gericht ausgetragen wurden. In die Fachgeschichte eingegangen ist dabei vor allem ein Bericht im Nachrichtenmagazin Der Spiegel, wo von einem „skurrilen Kleinkrieg“ zwischen den Professoren Lerg, Merten und Weischenberg die Rede war (Nr. 34/1994: 56). Zu den wichtigsten Münsteraner Mitarbeitern und Schülern von Klaus Merten gehören Georg Ruhrmann und Armin Scholl.
Literaturangaben
- Günter Bentele/Manfred Rühl (Hrsg.): Theorien öffentlicher Kommunikation. Problemfelder, Positionen, Perspektiven. München: Ölschläger 1993.
- Klaus Merten: Kommunikation. Eine Begriffs- und Prozessanalyse. Opladen: Westdeutscher Verlag 1977.
- Klaus Merten: Der wahlentscheidende Einfluss des Fernsehens auf die Bundestagswahl 1976 – oder Alchimie in der empirischen Sozialforschung. In: Heribert Schatz/Klaus Lange (Hrsg.): Massenkommunikation und Politik. Frankfurt/Main: Haag + Herchen 1982, S. 121-139.
- Klaus Merten: Inhaltsanalyse. Einführung in Theorie, Methode und Praxis. Opladen: Westdeutscher Verlag 1983.
- Klaus Merten: Wissenschaft hat eine Kritikfunktion und muss unabhängig bleiben. In: Michael Meyen/Maria Löblich: „Ich habe dieses Fach erfunden“. Wie die Kommunikationswissenschaft an die deutschsprachigen Universitäten kam. 19 biografische Interviews. Köln: Herbert von Halem 2007, S. 314-334.
- Klaus Merten: Zur Definition von Public Relations. In: Medien & Kommunikationswissenschaft 56. Jg. (2008), S. 42-59.
- Klaus Merten/Siegfried J. Schmidt/Siegfried Weischenberg (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag 1994.
- Michael Meyen/Maria Löblich: „Ich habe dieses Fach erfunden“. Wie die Kommunikationswissenschaft an die deutschsprachigen Universitäten kam. 19 biografische Interviews. Köln: Herbet von Halem 2007.
Weiterführende Literatur
- Armin Scholl: Klaus Merten 65 Jahre. In: Publizistik 50. Jg. (2005), S. 475-476.
- Edith Wienand/Joachim Westerbarkey/Armin Scholl (Hrsg.): Kommunikation über Kommunikation: Theorien, Methoden und Praxis. Festschrift für Klaus Merten. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2005.
Weblinks
Klaus Merten, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Wikipedia-Eintrag
Empfohlene Zitierweise
- Michael Meyen: Klaus Merten. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/klaus-merten/ (Datum des Zugriffs).