Michael Schmolke (Foto: privat)
Michael Schmolke (Foto: privat)

Michael Schmolke

13. Februar 1934

Lexikoneintrag von Michael Meyen am 3. März 2014

Michael Schmolke war von 1973 bis 2002 Professor an der Universität Salzburg, hat dabei diesen Fachstandort auch institutionell entscheidend geprägt und die medienpolitischen Debatten in Österreich beeinflusst. Seine Qualifikationsschriften über die konfessionelle Presse haben Schmolke außerdem zu einem gefragten Experten in katholischen Gremien gemacht.

Stationen

Geboren in Gleiwitz (Oberschlesien). Vater Finanzbeamter. 1954 Abitur in Hannover. Studium (Publizistik, Geschichte, Germanistik, Pädagogik) in Münster (1954/55, 1957 bis 1959), Göttingen (1955/56) und München (1956). 1957 Redakteur bei der wöchentlichen Bistumszeitung Kirche und Leben in Münster. 1962 bis 1970 wissenschaftlicher Assistent am Münsteraner Institut für Publizistik (bis 1965 Verwalter einer Assistentenstelle). 1965 Promotion. 1968 Mitbegründer der Fachzeitschrift Communicatio Socialis, Mitherausgeber bis 2012. 1970 Habilitation. Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. 1970/71 Dozent für Kommunikationswissenschaft und Medienerziehung am Institut für Lehrerfortbildung in Essen, Lehraufträge an der Universität Münster. 1971 Direktor der Abteilung Kommunikation/Information/Dokumentation am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. 1973 bis 2002 ordentlicher Universitätsprofessor für Publizistik- und Kommunikationstheorie an der Universität Salzburg. Beiratsvorsitzender im Kuratorium für Journalistenausbildung in Österreich. 1970 bis 1979 Mitglied in der Kommission „Publizistik“ des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Berater der Kommission für Publizistik der Deutschen Bischofskonferenz. 1994 bis 2001 Mitglied der Kommission zur Wahrung des Privatradiogesetzes in Österreich. 2003 René-Marcic-Preis für Publizistik (Land Salzburg).

Publikationen

  • Adolph Kolping als Publizist. Ein Beitrag zur Publizistik und zur Verbandsgeschichte des deutschen Katholizismus im 19. Jahrhundert. Münster: Regensberg 1966 (Dissertation).
  • Die schlechte Presse. Katholiken und Publizistik zwischen Katholik und Publik 1821–1968. Münster: Regensberg 1971 (Habilitation).
  • Communicatio Socialis (Gründer und Mitherausgeber, 1968 bis 2012).
Günter Kieslich (Foto: privat)

Günter Kieslich (Foto: privat)

In einem biografischen Interview hat sich Michael Schmolke selbst leicht ironisch als „Großfürst“ bezeichnet und damit auf seine Leistung als Institutionenbauer an der Universität Salzburg angespielt (Schmolke 2014). Als er dort 1973 als Nachfolger von Günter Kieslich und Alleinunterhalter auf eine Universitätsprofessur berufen wurde, hatte das Fach wie überall im deutschsprachigen Raum einen guten Ruf als Studentenattraktion, aber kaum wissenschaftliches Kapital (vgl. Noelle-Neumann 1975). Michael Schmolke und vielen seiner Altersgefährten aus der Generation der „Jungtürken“ in der Kommunikationswissenschaft ist es zu verdanken, dass sich das Ansehen in der Universität in den folgenden Jahrzehnten erheblich verbessert hat (vgl. Meyen/Löblich 2007). In Salzburg lässt sich dieser Aufstieg vor allem an einem erheblichen personellen Wachstum in der Ära Schmolke festmachen, an zahlreichen Studien zur österreichischen Medienlandschaft, die neben der akademischen Öffentlichkeit auch im Journalismus und in der PR-Branche für Aufsehen sorgten, sowie nicht zuletzt an den vier Habilitationsverfahren, die von Michael Schmolke initiiert wurden (Thomas Bauer, Hans Heinz Fabris,  Benno Signitzer und Heinz Pürer). Neben seinen Positionen in der akademischen Gemeinschaft war Schmolke als Berater gefragt: in Gremien der katholischen Kirche, in den Debatten um die österreichische Medienlandschaft sowie in der Salzburger Regionalpolitik (vgl. Schmolke 2014).

Wie viele der „Jungtürken“ wollte Schmolke ursprünglich Journalist werden. Dafür stehen neben der Wahl der Studienfachs Publizistik unter anderem freiberufliche Tätigkeiten für die Münsteraner Tageszeitungen, die Katholische Nachrichtenagentur und das Echo der Zeit sowie eine Redakteursstelle bei der Wochenzeitung Kirche und Leben. Von hier wechselte er (zunächst als „Verwalter einer wissenschaftlichen Assistentenstelle“, Schmolke 2014) an das Münsteraner Fachinstitut und promovierte bei dem Niederländer Henk Prakke mit einer Arbeit über Adolph Kolping (Schmolke 1966). Auch seine Habilitationsschrift befasste sich mit der konfessionellen Presse (Schmolke 1971). Zu seinem ausgeprägten Interesse an entsprechenden Themen gehört sowie die Gründung der Fachzeitschrift Communicatio Socialis (1968), die ihr Überleben viele Jahrzehnte ganz wesentlich Michael Schmolke zu verdanken hatte (vgl. Hömberg 1999; Schmolke 2014).

Winfried B. Lerg auf der DGPuK-Jahrestagung 1975 in Göttingen (Foto: Raimund Kommer)

Winfried B. Lerg auf der DGPuK-Jahrestagung 1975 in Göttingen (Foto: Raimund Kommer)

Die historische Ausrichtung der beiden Qualifikationsschriften Schmolkes verrät den Geisteswissenschaftler. In den Auseinandersetzungen um die „empirisch-sozialwissenschaftliche Wende“ des  Fachs (Löblich 2010), die am Münsteraner Institut mit besonderer Heftigkeit ausgetragen wurden, stand er auf der Seite der Bewahrer (vgl. Schmolke 2014). Zu dieser Zeit gehört allerdings auch, dass die Rivalen Michael Schmolke, Winfried B. Lerg und Franz Dröge, gemeinsam mit ihrem akademischen Lehrer Henk Prakke die Idee der „funktionalen Publizistik“ entwickelten und in einem Büchlein festhielten, das Anfang der 1970er-Jahre zu einer Bibel der Münsteraner Studierenden werden sollte (vgl. Prakke et al. 1968; Klein 2006). In Salzburg hat sich Schmolke nicht nur mit der regionalen Mediengeschichte beschäftigt, sondern auch mit aktuellen Problemen der österreichischen Medienstruktur. Sein Schüler Heinz Pürer (1994: 335) hat Schmolke auch deshalb zu seinem 60. Geburtstag als „leidenschaftlichen Österreicher“ gefeiert.

Literaturangaben

  • Walter Hömberg: Publizistikprofessor mit Profil. Michael Schmolke 65 Jahre. In: Communicatio Socialis 32. Jg. (1999), S. 91-93.
  • Petra Klein: Henk Prakke und die funktionale Publizistik. Über die Entgrenzung der Publizistikwissenschaft zur Kommunikationswissenschaft. Münster: Lit 2006.
  • Maria Löblich: Die empirisch-sozialwissenschaftliche Wende in der Publizistik- und Zeitungswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2010.
  • Michael Meyen/Maria Löblich (Hrsg.): „Ich habe dieses Fach erfunden“. Wie die Kommunikationswissenschaft an die deutschsprachigen Universitäten kam. 19 biografische Interviews. Köln: Herbert von Halem 2007.
  • Elisabeth Noelle-Neumann: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft: ein Wissenschaftsbereich oder ein Themenkatalog? In: Publizistik 20. Jg. (1975), S. 743-748.
  • Heinz Pürer: Michael Schmolke zum 60. Geburtstag. In: Publizistik 39. Jg. (1994), S. 335-337.
  • Henk Prakke/Franz Dröge/Winfried B. Lerg/Michael Schmolke: Kommunikation der Gesellschaft. Einführung in die funktionale Publizistik. Münster: Regensberg 1968.
  • Michael Schmolke: Adolph Kolping als Publizist. Ein Beitrag zur Publizistik und zur Verbandsgeschichte des deutschen Katholizismus im 19. Jahrhundert. Münster: Regensberg 1966.
  • Michael Schmolke: Die schlechte Presse. Katholiken und Publizistik zwischen Katholik und Publik 1821–1968. Münster: Regensberg 1971.
  • Michael Schmolke: Am Ende war ich selbst ein Großfürst. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. http://blexkom.halemverlag.de/grossfuerst/.

Weiterführende Literatur

Weblinks

Empfohlene Zitierweise

    • Michael Meyen: Michael Schmolke. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2014. http://blexkom.halemverlag.de/michael-schmolke/ (Datum des Zugriffs).