Der lange Anfang: Pioniere und Vorkämpfer

Im ersten Teil seiner Geschichte der KW in den Niederlanden beschreibt Joan Hemels den Weg des Fachs zur Anerkennung. Er geht dabei bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück, zeigt dann, wie das Fach nach 1945 in Universität und Politik umkämpft war, und würdigt die wichtigsten Protagonisten in Amsterdam und Nijmegen.


1. Zum Stand der Fachgeschichtsschreibung

36 Tekening Prakke

Henk Prakke, 1942 als Karikatur gezeichnet

Anfang der 1980er-Jahre zeigte eine Gruppe von Studierenden am Institut für Publizistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Interesse an der Entwicklung der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Auf der Basis von Archiv- und Literaturstudien, ergänzt durch Interviews, veröffentlichte dieses Kollektiv 1982 die erste Ausgabe des Journals für Publizistik & Kommunikation. Darin widmeten Ralf Herpolsheimer und Regina Urban (1982) dem Niederländer Henk Prakke (1900 bis 1992) einen Beitrag, um dessen Bedeutung für die publizistikwissenschaftliche Disziplin über Münster hinaus zu betonen (vgl. weiterführend Hemels/Kutsch/Schmolke 2000). Am 1. Mai 1960 war Prakke, ein Verleger, Drucker und Buchhändler beim Verlag Koninklijke Van Gorcum & Comp., der an der Rijksuniversiteit Groningen Publizistik lehrte, als trouble shooter nach Münster gekommen.

Anton J. Lievegoeds Anstellungsurkunde an der Universität Leiden vom 19. März 1931 (Erfgoed Leiden en Omstreken, LUF, 0201, Inv. Nr. 0201)

Als Prakke 1969 Abschied nahm, verließ er ein Institut, das auf die Zukunft vorbereitet war (vgl. Lerg 1980: 338). Für die junge Generation der deutschen Kommunikationswissenschaftler gehört die Theoriebildung des Niederländers auf dem deutschen Lehrstuhl zu den „Klassikern der Kommunikationswissenschaft“ (vgl. Meyen/Löblich 2006: 92-104). Deshalb kann er als Pionier dieses Studiengebietes in den Niederlanden betrachtet werden. Am Ende ihres von Prakke mit Zustimmung gelesenen – und wahrscheinlich geschätzten – Rückblicks legen die genannten Autoren folgendermaßen Rechenschaft über die Beschäftigung mit „Fachgeschichte als didaktischem Modell“ ab: „Zum einen könnte die Beschäftigung mit der persönlichen Fachumwelt und der Institutstradition für angehende Publizistikstudenten einen weniger diffusen Studieneinstieg ermöglichen. Zum anderen könnte diese Erfahrbarkeit der Institutsgeschichte, die im übrigen als Grundlage für heute Existierendes zu verstehen ist, die Vermittlung der Systematik und Dynamik unseres Faches, seiner unterschiedlichen Teilgebiete und dazugehörenden wissenschaftlichen Methoden und Arbeitsmittel erleichtern“ (Herpolsheimer/Urban 1982: 52).

Gedruckte Danksagung (auf Deutsch und auf Niederländisch) von Henk Prakke anlässlich seines 65. Geburtstags am 26. April 1965. Als Drucker (und Verleger) von Koninklijke Van Gorcum & Comp. in Assen legte Prakke viel Wert auf gepflegtes Druckwerk.

Die zitierte programmatische Information bildet den Beginn einer Flut von Veröffentlichungen, in denen Kommunikationswissenschaftler in Deutschland die Meilensteine ihrer Disziplin im 20. Jahrhundert Revue passieren ließen – mit der Zeit des Nationalsozialismus als Tiefpunkt (vgl. Kutsch 2006). Die Forschung verlief entlang zweier Entwicklungslinien, die immer enger miteinander verwoben wurden. Anfangs richtete sich das Interesse in erster Linie auf biografische und institutionelle Aspekte. Als diese vollständig rekonstruiert waren, lag das Augenmerk darauf, eine Antwort auf die Frage nach den Entwicklungsperspektiven in der Theoriebildung und der Wahl von Forschungsmethoden zu finden. So entstand schließlich ein guter Weg des Paradigmenwechsels, von der historischen zur sozialwissenschaftlichen Methodik, die in den 1960er-Jahren begann (vgl. weiterführend Löblich/Scheu 2011). Diese „Versozialwissenschaftlichung“ gab einen starken Impuls zu einem kritischen Rückblick auf die theoretischen Grundlagen der Disziplin und auf die Übergangsperiode der Zeitungskunde zur Zeitungswissenschaft um 1930 (vgl. Averbeck 1999). Als „Nestoren“ präsentierte Fachvertreterinnen und Fachvertreter blickten Ende des 20. Jahrhunderts „autobiografisch“ zurück auf die Metamorphose der deutschen Publizistikwissenschaft zur Kommunikationswissenschaft, die sich in den 1970er-Jahren vollzogen hat (vgl. Kutsch/Pöttker 1997).

Leider fehlen derartige Rückblicke und persönliche Quellen weitgehend, wenn es um niederländische Wegbereiter kommunikationswissenschaftlicher Disziplinen geht. „Wo kein Wasser ist, kann der Schiffer nicht fahren“: Mit diesem Leitmotiv muss sich nicht nur der Wissenschaftshistoriker, sondern auch seine Leserschaft zufrieden geben. In diesem BLexKom-Feature werden die Ergebnisse einer detaillierten Spurenlese, basierend auf präziser Quellenforschung [1], präsentiert.

Die frühe Debatte über die geistige und moralische Bedeutung der Presse in der Industriegesellschaft und – damit verbunden – die Notwendigkeit einer Journalistenausbildung führten in Westeuropa und in den Vereinigten Staaten zu Initiativen, die für die Entwicklung einer akademischen Journalistik und einer pressewissenschaftlichen Lehrtätigkeit förderlich waren. Seit 1900 gab es immer wieder Forderungen, die Arbeitsbedingungen und in diesem Kontext auch die Ausbildung für Journalisten zu verbessern. „Die Grundlage für eine systematische und fokussierte Befassung mit Medien, und das meint die Presse, legten allerdings Persönlichkeiten, die den Journalismus im Auge hatten: ihn zu verbessern war ihr erklärtes Ziel. Und auch die Medienpraxis hatte daran ein Interesse“, wie Otfried Jarren (2005: 7) feststellt. Nachdem die erste private Journalistenschule 1878 in England entstanden war, gründete Richard Wrede 1900 in Berlin eine Journalisten-Hochschule. Er betrieb diese eigenständige private Ausbildungsstätte bis 1914 (vgl. weiterführend Kutsch 2014). Vorher boten Karl Bücher (1847 bis 1930) – seit 1892 an der Universität Leipzig – und Adolf Koch (1855 bis 1922) – seit 1895 an der Universität Heidelberg – schon pressekundliche Vorlesungen an (vgl. Hemels 1972: 5). Auch sponserte Joseph Pulitzer (1847 bis 1911) 1903 die 1912 eröffnete School of Journalism an der Columbia-Universität in New York (vgl. Fischer 2014; Fischer/Fischer 2007) und nahm der ehemalige Chefredakteur Oskar Wettstein im Wintersemester 1903/04 in Zürich als Privatdozent seine Lehr- und Forschungstätigkeit zu den Themen Geschiche, Recht und Technik der Tagespresse auf (vgl. Göppner 2005). Wie sich die Lehre und Forschung der Publizistikwissenschaft in der Schweiz und insbesondere in Zürich weiterentwickelten, kann man dem Beitrag von Ulrich Saxer (1931 bis 2012) in der 2005 veröffentlichten Institutsgeschichte entnehmen (vgl. weiterführend Saxer 2005; Schade 2005).

In den Niederlanden plädierte Abraham Kuyper (1837 bis 1920), Chefredakteur der Tageszeitung De Standaard und Vorsitzender des niederländischen Journalistenvereins (Nederlandsche Journalisten-Kring, NJK), in einem Leitartikel vom 14. September 1900 für die Einführung von Journalistik als Universitätsdisziplin – selbstverständlich an seiner eigenen, nämlich der 1880 von ihm gegründeten, calvinistischen Universität (Vrije Universiteit) in Amsterdam. Dennoch wurden die ersten journalistischen Veranstaltungen nicht an dieser Universität, sondern im Rahmen einer besonderen Einrichtung für Journalisten an der neutralen Universität der Stadt Amsterdam durchgeführt. Befürworter mit Überzeugungskraft war der liberale Journalist Doe Hans (1882 bis 1946), ein junger Mann, und nicht der Vorsitzende des erwähnten Journalistenvereins, Lambertus Johannes Plemp van Duiveland (1868 bis 1940), der später scharf über Wredes Hochschule urteilen würde (vgl. Kutsch 2014: 253). Die 1912 eröffnete Instelling voor Journalisten aan de Universiteit van Amsterdam funktionierte vier Jahre (vgl. weiterführend Hemels 1972).

Als die Amsterdamer Einrichtung 1916 geschlossen wurde, war in Leipzig gerade der Grundstein für das Institut für Zeitungskunde gelegt worden, mit einer Forschungsaufgabe und einer Ausbildungsfunktion für Journalisten (vgl. Averbeck-Lietz 2014: 93). Dessen Leiter, der Nationalökonom Bücher, vertrat die Sichtweise, dass der Beruf des Journalisten „in erster Linie ein volles akademisches Studium“ erfordere (Kutsch 2014: 253; vgl. auch Kutsch 2010).

Eine die Theorie und Praxis integrierende Ausbildung von Journalisten konnte innerhalb oder außerhalb einer Universität statfinden. Über Vor- und Nachteile dieser beiden Möglichkeiten wurde heftig diskutiert. Befürworter und Gegner einer Journalistenausbildung im Rahmen der Zeitungskunde, Zeitungswissenschaft oder Pressewissenschaft konnten sich oft nicht auf einen Kompromiss einigen. Die Diskussion über diese Thematik gehört zur Vorgeschichte jeder kommunikationswissenschaftlichen Fachgeschichte, und sie verdient Aufmerksamkeit, wenn man die Entwicklung der Aus- und Weiterbildung im Bereich der Medienberufe, insbesondere des Journalismus, zu verstehen versucht.

2. Pioniere auf dem Gebiet von Forschung und Lehre vor 1940

2 Titelpagina Samkalden

Dissertation von Hugo Samkalden (1932)

Wer sich in den Niederlanden als Kommunikationswissenschaftler in die Entwicklung seines Fachgebietes vertieft, hat das Gefühl, Pionierarbeit zu verrichten. Von einer systematischen Reflexion in Lehre und Forschung darüber, wie die Entwicklung von einer „entstehenden“ zu einer „etablierten“ universitären Wissenschaft (vgl. Wilke 2006) verlief, kann noch keine Rede sein. Um den niederländischen state of the art zu verstehen, ist es wichtig, die Bedeutung der geografischen Lage der Niederlande für die Entwicklung der modernen Sozialwissenschaften zu berücksichtigen. 1932 publizierte Hugo Samkalden (1906 bis 1943) seine Dissertation über die öffentliche Meinung im Verhältnis zur Journalistik und dem demokratischen Funktionieren des Staates. Um einen Beitrag zur Soziologie des Tageszeitungswesens (auf Niederländisch: sociologie van het dagbladwezen) zu liefern, studierte er die einschlägige soziologische und zeitungswissenschaftliche Literatur aus dem deutschen Sprachraum (vgl. Samkalden 1932).

Genauso sorgfältig ging Nicolaas Jan Derk (Nico) Versluys (1910 bis 1970) in seiner Dissertation über Journalistik und Wissenschaft von 1936 vor. Er war zudem mit den relevanten Veröffentlichungen vertraut, die in Frankreich und Großbritannien erschienen waren. Zur Theoriebildung beriefen sich beide auch für die damalige Zeit außerordentlich jungen Promovenden in der vorkommunikationswissenschaftlichen Phase der Sozialwissenschaften auf ausländische Autoren. Versluys (1936: 167-168) ist nicht auf einzelne Medien oder ein Zusammenspiel verschiedener Medien fixiert, plädiert aber für Publizistik als Veröffentlichungswissenschaft (openbaarmakingswetenschap).

3 titelpagina Versluys

Dissertation von Nico Versluys (1936)

Versluys führt verschiedene Argumente für das Akzeptieren der in den Niederlanden ungewohnten Benennung openbaarmakingswetenschap an. Damals war es Pflicht (inzwischen ist es freie Wahl), Thesen zur eventuellen Verteidigung während der öffentlichen Promotionszeremonie an die gedruckte Dissertation anzuhängen. Die zweite These, die Versluys in seiner Dissertation ausgeführt hat, lautet: „Die Publizistik im Sinne des Teils der Sozialwissenschaften, der die Beziehungen zwischen der menschlichen Gesellschaft und der Veröffentlichung in all ihren Formen untersucht, soll in diesem Land mehr Aufmerksamkeit wecken“ (Hemels 1972: 82). Deshalb kann er als Pionier dieses Studiengebietes in den Niederlanden betrachtet werden. Petra Klein, die sich für ihre Leipziger Dissertation sorgfältig mit Person und Schaffen Prakkes beschäftigt hat, würdigt Samkalden und Versluys, „auch wenn sie nicht unmittelbar zu einer eigenständigen Tradition im Fach geführt haben“ (Klein 2007: 138).

Anton Lievegoed (Quelle: Nederlands Persmuseum)

Der Prozess der wissenschaftlichen Institutionalisierung war vor dem Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden zu unzureichend fortgeschritten, um beide promovierten Wissenschaftler auf einen Lehrstuhl zu bringen. Samkalden kam 1943 im Vernichtungslager Mauthausen (Österreich) um. Während seiner Promotion arbeitete der als Sozialgeograf ausgebildete Versluys als Journalist. Danach war er als Lehrer in Indonesien tätig und später als Professor in Athens, Kalifornien [2].

Zwei Journalisten, Antonius Johannes Lievegoed (1880 bis 1946) und Willem Nicolaas van der Hout (1883 bis 1963), wurden 1931 als Stiftungsdozent bzw. als (unbezahlter) Privatdozent an der Universität Leiden (bis 1998: Rijksuniversiteit Leiden) bzw. Utrecht (damals: Rijksuniversiteit Utrecht) ernannt bzw. zugelassen, um Vorlesungen über Journalistik für Studierende unterschiedlicher Studienrichtungen zu halten (vgl. weiterführend Hemels 1972, 1993).

Baschwitz’ Assistent Robert J. Mokken und seine Gattin Thelma Mokken-Buchholz um 1955 auf einer Amsterdamer Brücke (Foto: privat)

Die Einführung von Studiengängen für die Ausbildung von zukünftigen Journalisten in Journalistenschulen oder an Universitäten wurde in Westeuropa mehrere Jahrzehnte lange heftig diskutiert. Sogar das Modell pressekundlicher Vorlesungen, auch in Kombination mit einem Universitätsstudium oder allgemein bildenden Lehrangeboten über ressortbezogene Sachgebiete, war als Vorbereitung auf eine journalistische Tätigkeit oder als Weiterbildungsangebot nicht unumstritten. Die Einfügung einer Journalistenausbildung in die Lehrstruktur einer Universität blieb in den Niederlanden bis zum letzten Dezennium des 20. Jahrhunderts Wunschdenken. Die frühen Universitätsvorlesungen über die Bedeutung der Presse für die Gesellschaft verliehen Journalisten und dem Journalismus als Berufstätigkeit zwar ein gewisses Prestige und konnten zum Beispiel bei angehenden Juristen mehr Verständnis für die Arbeit von Journalisten wecken, im Übrigen blieb das Wirken von Lievegoed und Van der Hout jedoch eher typisch für das Stadium der Amateurwissenschaft.

1B baschwitz

Kurt Baschwitz um 1955 (Foto: Privatbesitz)

In Anlehnung an Terry N. Clark unterscheidet Jürgen Wilke (2006: 318) fünf Stadien, in denen sich ein Wissenschaftsgebiet entwickelt: Erst beschäftigen sich getrennt voneinander arbeitende Personen mit bestimmten Aspekten eines Wissenschaftsgegenstandes. Im zweiten Stadium bleiben diese Pioniere Amateure im Sinne von mehr oder weniger motivierten Interessierten, die in ihrem eigenen Arbeitszimmer an Publikationen arbeiten und einen beschränkten Teil ihrer Zeit auf das Halten von Vorträgen verwenden. Im dritten Stadium der „entstehenden“ (emerging) akademischen Wissenschaft kommen Professoren an Universitäten, wo sie sich fast gänzlich der Lehre und Forschung widmen können. Dieses Stadium begann in den Niederlanden nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Antreten von (Siegfried) Kurt Baschwitz (1886 bis 1968) als Professor an der Universität Amsterdam (Universiteit van Amsterdam; vgl. Dovifat 1966, 1968). Das vierte Stadium einer etablierten (established) Disziplin mit einem fortgeschrittenen Forschungs- und Ausbildungsprogramm erreichte die niederländische Kommunikationswissenschaft erst allmählich gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Inzwischen zeichnen sich die meisten der kennzeichnenden Aspekte des fünften Stadiums der big science – mit wachsender Größe und interner Differenzierung – ab, insbesondere an der Universität Amsterdam, wo Kommunikationswissenschaft in den letzten zehn Jahren zweifelsohne eine führende Rolle übernommen hat. Die Herausbildung einer eigenen scientific community der Kommunikationswissenschaft in den Niederlanden als Ganzes lässt sich nicht mehr leugnen und das Fach wird von den Nachbarwissenschaftlern aus der (Sozial-)Psychologie, der Soziologie und der Politikwissenschaft völlig anerkannt.

Erstauflage des Klassikers Du und die Masse (Baschwitz 1938)

Baschwitz stand am Anfang dieser Entwicklung von insgesamt 80 Jahren. Er war 1935 als Privatdozent an der Universität Amsterdam zugelassen worden, nachdem er zwei Jahre vorher als jüdischer Flüchtling in die Niederlande gekommen war. Während der Besatzungszeit (1940 bis 1945) durfte er nicht arbeiten und 1942 musste er untertauchen (vgl. weiterführend Hemels 1972, 1993; Klein 2007). Ein Vorschlag aus dem Jahr 1940 seitens des gleichgeschalteten niederländischen Journalistenverbandes an einer Universität – oder sogar an mehreren Universitäten – einen Lehrstuhl für die „Wissenschaft der Presse“ zu errichten, blieb ohne Erfolg (vgl. Hemels 1993: 66-67).

Niederländische Übersetzung von Du und die Masse (Baschwitz 1951)

Charakteristisch für Baschwitz als erste führende Persönlichkeit in der Phase der Konstituierung einiger Teilgebiete der späteren Kommunikationswissenschaft an der Universität Amsterdam ist sein Bestreben, nach dem Ende der Besatzungszeit dem Fach ein eigenes Gesicht und (inter)nationales Ansehen zu verleihen. Deshalb gründete Baschwitz 1955 die Gazette als englischsprachige, „europäisch angelegte“ Zeitschrift (vgl. weiterführend Wieten 2005; Bohrmann 2006a: 293). Ein Jahr später kam die deutschsprachige Publizistik auf den Markt (vgl. Schütz 2006). Die Gazette veröffentlichte viele Jahre lang auch Beiträge in deutscher Sprache, wie Bohrmann (vgl. 2006b: 39) feststellte. Wichtiger jedoch ist seine Bemerkung, dass sie „auf europäischer Ebene“ publiziert wurde. In den ersten Jahrgängen, als die Untertitel „International Journal of the Science of the Press“, „Internationale Zeitschrift für Zeitungswissenschaft“ und „Revue Internationale de Science de Presse“ lauteten, wurden tatsächlich französische und deutschsprachige Beiträge, versehen mit einer Zusammenfassung auf Englisch, veröffentlicht, aber der englischsprachigeTeil bildete die Mehrheit. Viele Jahre stellte die internationale Bibliografie ein wichtiges Hilfsmittel für Forscher und Bibliothekare dar.

3. Der lange Weg zur Anerkennung der Kommunikationswissenschaft

Bericht des unter Baschwitz’ Leitung durchgeführten Projekts zum Thema Fernsehen und Werbung (Brouwer et al. 1956)

Wie man es auch dreht und wendet, die Entstehungsphase der Kommunikationswissenschaft als akademische Disziplin dauerte in den Niederlanden ungewöhnlich lange. In Zeitungskunde, Tageszeitungswissenschaft, Pressewissenschaft, Öffentlichkeitslehre (publiciteitsleer), Massenpsychologie, Lehre von der Massenkommunikation, Publizistik (publicistiek), Filmkunde, Rundfunkwissenschaft, Informationskunde (voorlichtingskunde), Soziologie der Massenkommunikation, Psychologie der Massenkommunikation und seit 1971 sogar in der Kommunikationswissenschaft wurden bis Anfang der 1980er-Jahre früher oder später an verschiedenen Universitäten Vorlesungen angeboten – erst in geisteswissenschaftlichen und nach dem Zweiten Weltkrieg bald meist in sozialwissenschaftlichen Fakultäten. An der Universität Nijmegen und an den beiden Universitäten in Amsterdam (Universiteit van Amsterdam und Vrije Universiteit) wurden Ende der 1960er-Jahre bzw. in den 1970er-Jahren sogenannte freie Studienrichtungen konzipiert [3]. Außerdem entwickelten sich unter verschiedenen Bezeichnungen auch an anderen Universitäten Wahl- und Nebenfächer (vgl. Hemels 1972: 136-151).

Die etablierten Sozialwissenschaften Soziologie, Psychologie und Politologie negierten jedoch das aufkommende Interesse der jüngeren Generation von Wissenschaftlern für das Phänomen öffentliche Kommunikation und ihre Anwendungsbereiche im Journalismus. Bereiche wie Reklame/Werbung, Öffentlichkeitsarbeit/Public Relations, Unternehmenskommunikation und behördliche Kommunikation auf den Ebenen der Regierung, der Ministerien, der Provinzen und der Gemeinden kamen hinzu. Sie boten als „Mutterdisziplinen“ zwar mehr oder weniger gängige Möglichkeiten für freie Studienrichtungen, aber diese Studiengänge blieben in den drei genannten Disziplinen eingebettet und ihnen untergeordnet. Für die Entwicklung des eigenen Selbstverständnisses gemäß Clarks Phasenmodell wirkte diese Ausgangslage für eine integrierende Zielsetzung der neu zu entwickelnden Kommunikationswissenschaft eher hemmend und manchmal sogar eher lähmend als fördernd.

Das stark entwickelte Bedürfnis, völlig selbstständig und unabhängig von den etablierten Sozialwissenschaften zu sein, war in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre an der Universität Amsterdam mehr ausgeprägt als an der Universität Nijmegen. Dies könnte den Ausbau der Kommunikationswissenschaft in den ersten Jahren nach ihrer Anerkennung verzögert haben. Die Tatsache, dass es an kommunikationswissenschaftlich ausgebildeten Dozenten fehlte und die Ressourcen für die neue Studienrichtung knapp waren, machten den Pionieren zu schaffen, insbesondere nachdem 1992 an der Universität Amsterdam ein eigenes kommunikationswissenschaftliches Propädeutikum eingeführt worden war.

Anfang der 1970er-Jahre gab es in der niederländischen Gesellschaft insbesondere durch die Medienentwicklung bedingte universitätsübergreifende Überlegungen, Kommunikationswissenschaft als selbstständige Studienrichtung anzuerkennen. Diejenigen, die sich an verschiedenen Universitäten mit der Lehre und – noch in geringerem Maße – mit Forschung in Bezug zu einem Teilgebiet oder Anwendungsfeld der gesellschaftlichen und damit öffentlichen Kommunikation beschäftigten, wurden in ihrem eigenen Arbeitsumfeld herausgefordert, eine integrierende, durch Interdisziplinarität gekennzeichnete Disziplin zu etablieren. Mit dem Schlagwort „Interdisziplinarität“ konnte man vor 40 bis 50 Jahren leichter die Türen der Fakultätsdekane öffnen, in den Niederlanden sowie in der Bundesrepublik Deutschland (vgl. weiterführend Vorderer/Klimmt/Hartmann 2006).

AMSTERDAM ? Prof. dr. E. Diemer, oud-hoofdredacteur van De Rotterdammer, nam gisteren afscheid ais hoogleraar in de communicatiewetensciiap aan de Vrije Universiteit, wegens het bereiken van de 70-jarige leeftijd. In de aula van de VU sprak hij een afscheidsrede uit onder de titel ?Een verder reikende verantwoordelijkheid". December 1981

Evert Diemer (Quelle: Reformatorisch Dagblad)

Die Initiative zu einer koordinierten Aktion, um die Anerkennung der Kommunikationswissenschaft in den Niederlanden auf die Tagesordnung der verschiedenen einschlägigen Gremien innerhalb und außerhalb Universitäten zu bringen, ging vom Alt-Journalisten und Pressewissenschaftler Evert Diemer (1911 bis 1997) aus. Er wurde ab dem 1. Januar 1971 als Lektor [4] mit dem Lehrauftrag Kommunikationswissenschaft an die damals noch protestantisch-christlich geprägte Freie Universität (Vrije Universiteit) in Amsterdam berufen (vgl. Hemels 2011). Dadurch wurde diese Bezeichnung zum ersten Mal in den Niederlanden an einer Universität salonfähig. Die Diskussion über Publizistik(wissenschaft) oder Kommunikationswissenschaft kam Anfang der 1970er-Jahre auch in der Bundesrepublik Deutschland in Gang. Eine Folge davon war, dass die 1963 – dank des Einsatzes von Prakke – gegründete Gesellschaft für Publizistik- und Zeitungswissenschaft 1972 in Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft umbenannt wurde (vgl. Schütz 2000).

Diemer war eine pragmatisch handelnde Persönlichkeit und hatte als Chefredakteur schon schwierige organisatorische Aufgaben bewältigt. Wichtiger war jedoch, dass er kontaktfreudig war und nur Freunde, keine Feinde, hatte. Seine eigenen Ambitionen in der Wissenschaft waren beschränkt. Strategisch denkend, sah er eine Möglichkeit, unter dem Oberbegriff Kommunikationswissenschaft die so unterschiedlich interessierten Kollegen anderer Universitäten ins Boot zu holen, um gemeinsam das lang ersehnte Ziel zu erreichen. In Hinblick darauf wurde auf Diemers Initiative 1971 eine interuniversitäre Kommission zur Beratung über Kommunikationswissenschaft (Interacademiaal Overleg Communicatiewetenschap, IOC) ins Leben gerufen, um gemeinsam Schriftstücke, zum Beispiel über den state of the art der Kommunikationswissenschaft im Ausland, zu schreiben, Plädoyers über die Notwendigkeit dieses Fachs in den Niederlanden bei verschiedenen Medieninstitutionen und Medienvertretern zu halten und schließlich auch Aktionen in wissenschaftspolitischen Kreisen vorzubereiten. Die IOC-Teilnehmer benutzten die in die Öffentlichkeit verbreitete Argumentation für die Anerkennung der Kommunikationswissenschaft auch an der eigenen Universität und den Fakultäten. Es sollte aber noch elf beziehungsweise 14 Jahre dauern, bevor Studenten sich für Kommunikationswissenschaft einschreiben konnten – zunächst seit 1982 nur an der Universität Nijmegen und ab dem Studienjahr 1985/86 auch an der Universität Amsterdam [5].

4. Die ersten Schritte zur Etablierung einer scientific community

Bevor sich Kommunikationswissenschaft als selbstständige Studienrichtung entwickeln konnte, gab es schon einige Ansätze zur Etablierung dieses Fachs. 1972 erschien die erste Nummer der Zeitschrift Massacommunicatie (auf Deutsch: Massenkommunikation) mit dem Untertitel „Wetenschappelijk Kwartaaltijdschrift voor Communicatie en Informatie“ („Wissenschaftliche Quartalszeitschrift für Kommunikation und Information“). Der Verlag Paul Brand in Bussum hatte 1966 Communicatie auf den Markt gebracht, musste aber konstatieren, dass die Zahl der Abonnenten für diese kommunikationswissenschaftliche Zeitschrift enttäuschend klein blieb. Nach einem Jahr wurde die Veröffentlichung kommunikationswissenschaftlicher Themen durch eine Zeitschrift wieder eingestellt. Seit 1967 hatte das Institut für Massenkommunikation (Instituut voor Massacommunicatie) der Universität Nijmegen schon einige Nummern der Communicatie Cahiers herausgegeben. Die neue Zeitschrift Massacommunicatie wurde von der 1972 gegründeten Stiftung zur Förderung des Studiums der Massenkommunikation (Stichting tot Bevordering van de Studie van Massacommunicatie) herausgegeben.

Ebenfalls 1972 wurde die Stiftung Forschung Massenkommunikation (Stichting Onderzoek Massacommunicatie, SOM) ins Leben gerufen. Ihre Zielsetzung war das Durchführen, Stimulieren und Koordinieren von Forschung auf dem Gebiet der Massenkommunikation. Außerdem sollte die Stiftung eine Plattform für Kommunikationsprofis und für sie relevante und wichtige Wissenschaftler bieten. Dazu wurden jährlich Kongresse unter dem Titel „Sommatie“ als Treffpunkte für Kommunikationswissenschaftler und in den Medien oder anderswo kommunikationswissenschaftlich arbeitende Profis abgehalten. Ab 1975 gab die SOM Massacommunicatie heraus. Um ihre Ziele effektiver realisieren zu können, schloss der Stiftungsvorstand der SOM einen Kooperationsvertrag mit dem 1982 gegründeten Verein für Studien und Forschung von Massenkommunikation (Vereniging voor Studie en Onderzoek van Massacommunicatie, VSOM). In den Niederlanden kann eine Stiftung keine Mitglieder haben, ein Verein aber wohl.

Um die Herausgabe von Massacommunicatie zu garantieren, kam 1993 eine Übereinkunft zwischen der SOM und einem kommerziellen Herausgeber mit Interesse an dem aufkommenden kommunikationswissenschaftlichen und kommunikationspraktischen Fachgebiet zustande. Als Podium für einen reflektierten Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen Berufstätigen in der Medienbranche und Kommunikationswissenschaftlern an Universitäten und Fachhochschulen verlor SOM allmählich an Bedeutung. Um ihre Qualitätsansprüche den schon länger bestehenden sozialwissenschaftlichen Zeitschriften angleichen zu können, stand Massacommunicatie an der Schwelle eines Prozesses der „Verwissenschaftlichung“ mit einem System von peer review, und die Wissenschaftler entwickelten ihre eigene scientific community weiter. 2005 wurde der Verein VSOM aufgelöst.

Von Anfang an war ein Vertreter der Kommunikationswissenschaft in Flandern in der Redaktion und später auch im Beirat (Raad van Advies) der in den Niederlanden herausgegebenen Zeitschrift Massacommunicatie vertreten. Vorläufig war sie jedoch noch kein richtiges Gemeinschaftsprojekt flämischer und niederländischer Kommunikationswissenschaftler. Die in Flandern erscheinende Zeitschrift Communicatie, mit dem Untertitel „Tijdschrift voor Communicatiewetenschap en Mediacultuur“ („Zeitschrift für Kommunikationswissenschaft und Medienkultur“) war eine Ausgabe des Zentrums für Kommunikationswissenschaften (Centrum voor Communicatiewetenschappen) der Katholischen Universität Leuven (Katholieke Universiteit Leuven oder KU Leuven). Communicatie war die Fortsetzung des Informatiebulletin CeCoWe (Informationsbulletin CeCoWe) des genannten Zentrums, das ab 1971 erschien. Das Erscheinen wurde im Jahr 2000 nach 29 Jahrgängen eingestellt.

James Stappers 2

James Stappers (Foto in Familienbesitz)

Die Initiative zu Massacommunicatie als einer periodisch erscheinenden Ausgabe kam von James (Jacob Gerard) Stappers (1930 bis 2014) von der Universität Nijmegen, dem später noch Aufmerksamkeit gewidmet wird. Zusammen mit Vertretern der Katholischen Universität Leuven (Belgien), der Dachorganisation des niederländischen öffentlichen (nicht kommerziellen) Rundfunks und der Universität Amsterdam bildete er die Redaktion. Als Stappers sich 1996 als Vorsitzender der Redaktion zurückzog und die im 24. Jahrgang erscheinende Zeitschrift umbenannt wurde in Tijdschrift voor Communicatiewetenschap (Zeitschrift für Kommunikationswissenschaft), begründete er die Titeländerung mit einem Hinweis auf „die Vollendung der Emanzipation der Kommunikationswissenschaft als eine selbstständige wissenschaftliche Disziplin“. Die Tijdschrift voor Communicatiewetenschap mit einer neuen, erweiterten Redaktion entwickelte sich erst ab 1996 richtig zu einem gemeinsamen niederländisch-flämischen Projekt, nachdem Massacommunicatie allmählich immer stärker von niederländischen Beiträgen geprägt worden war (vgl. de Boer 2012: 3).

Die niederländischen Kommunikationswissenschaftler treffen sich seit dem Jahr 2000 zu einem „24 Stunden Kommunikationswissenschaft“ genannten Jahreskongress (Etmaal der Communicatiewetenschap), der abwechselnd an einer Universität in den Niederlanden und in Flandern abgehalten wird. 2011 wurde zur Formalisierung der Kontakte zwischen flämischen und niederländischen Kommunikationswissenschaftlern die Netherlands-Flanders Communication Association (NeFCA) gegründet. Auch dank der Zusammenarbeit mit Flandern hat sich die scientific community seit der Etablierung der Kommunikationswissenschaft inmitten von anderen Sozialwissenschaften in den Niederlanden behauptet.

5. Der langwierige Marsch der Initiatoren durch die Institutionen

Durch Königlichen Beschluss (Verwaltungsakt der Regierung) vom 24. Mai 1982 wurde die Kommunikationswissenschaft auf Empfehlung des Akademischen Rates (Academische Raad) im Akademischen Statut (Academisch Statuut) aufgenommen und damit de facto offiziell als eine neue akademische Disziplin anerkannt. Dieses Beratungsgremium der Regierung spielte damals eine Schlüsselrolle, und zwar einerseits bei der Beratung der Universitäten unter sich und andererseits als Gesprächspartner im Kontakt der akademischen Welt mit dem für das Hochschulwesen zuständigen Ministerium für Unterricht und Wissenschaften.

Anerkennung über den königlichen und parlamentarischen Weg

Mit der Aufnahme der Kommunikationswissenschaft in das erwähnte Statut ging ein lang gehegter Wunsch nach mehr als zehn Jahren intensiver Lobbyarbeit und vielen Schriftstücken mit Verweisen auf den state of the art des Fachs im Ausland in Erfüllung. Schlüsselfiguren in diesem Prozess waren zweifelsohne Stappers seitens der Universität Nijmegen sowie Frans Bergsma und Frans Kempers seitens der Universität Amsterdam.

Die Einführung des Propädeutikums im Rahmen der neuen Hochschulpolitik blieb nicht ohne Folgen für die Entwicklung der Studienrichtung Kommunikationswissenschaft. Mit Beginn des Studienjahres 1982/83 wurde nämlich die Zweiphasenstruktur in der universitären Lehre eingeführt. Diese gesetzlich geregelte Strukturänderung beinhaltete die Einführung eines einjährigen Propädeutikums für jede Studienrichtung. Die Zwischenprüfung nach drei Jahren (kandididaatsexamen) wurde abgeschafft. Als die Universität Nijmegen, ebenfalls mit Beginn des Studienjahres 1982/83, den Start des Studienganges Kommunikationswissenschaft ankündigte, konnten sich de facto nur Studenten mit einem vollendeten ersten Studienjahr in einer Disziplin der Fakultät der Sozialwissenschaften einschreiben. Warum die Universität Amsterdam 1982 auf diese Möglichkeit verzichten musste und sich dadurch benachteiligt fühlte, wird später noch erläutert.

Gleichzeitig mit der Einführung der Zweiphasenstruktur des universitären Studiums zogen in der niederländischen Bildungspolitik dunkle Wolken auf. Die Universitäten wurden am 1. September 1982 mit Vorschlägen für eine Effizienzsteigerung konfrontiert, die zeitnah zu deutlichen Einsparungen führen sollten. Verantwortlich für diese Pläne zur Umstrukturierung der gesamten akademischen Welt war der Christdemokrat Wim J. Deetman, der am 29. Mai 1982 als Minister für Unterricht und Wissenschaften angetreten war. Er sollte die Hochschulpolitik bis zum 14. September 1989 weitgehend bestimmen. Die Verteilung von Studienrichtungen auf verschiedene Universitäten wurde in Deetmans Ministerium kritisch überprüft. Sowohl auf Basis von Verhandlungen zwischen den Universitätskollegien als auch nach dem Zufallsprinzip des Kartenspiels Quartett kam eine Aufgabenverteilung zustande. Infolge der diesbezüglichen Vereinbarungen folgte ein Konzentrationsprozess, der später zum Teil rückgängig gemacht wurde. Dieser als „Taakverdelings- en Concentratie- Operatie“ (TVC) bezeichnete Eingriff zur Neuordnung des Angebots der universitären Studienrichtungen verursachte große Unruhe in den Universitäten und schlug hohe Wellen in den Medien. Die ganze Operation zog sich mehr als zwei Jahre hin, bis auf das höchste Niveau der politischen Willensbildung in der Zweiten Kammer. Wenn man auf die erhitzten Diskussionen in dieser Zeit und ihre Ergebnisse zurückblickt, drängt sich das Bild einer Tombola auf, bei der König Zufall regiert.

Der für die Aufgabenverteilung und den Konzentrationsprozess an den Universitäten verantwortliche Minister der christlich-demokratischen Partei, Deetman, publizierte am 17. Mai 1983 das Konzept seiner politischen Vorhaben. Er betonte dabei ausdrücklich, Rücksicht auf die Vorschläge seitens der Universitäten genommen zu haben. Einer seiner Pläne bezog sich auf die Kommunikationswissenschaft. Wie sich herausstellte, beabsichtigte der Minister, „dieses Fachgebiet“ ausschließlich an der Universität Nijmegen zu etablieren. An der Universität Amsterdam sollte es seiner Meinung nach der Politologie zugeordnet werden. Am 13. Juli 1983 wurde bekannt, dass die Planung einen definitiven Status bekommen hatte. Die Halsstarrigkeit des Ministers entfesselte trotz der akademischen Ferien einen Proteststurm derjenigen, die an der genannten Amsterdamer Universität seit 1976 für die freie Studienrichtung Massenkommunikation in der Fakultät Sozialwissenschaften – Allgemein (Faculteit Sociale Wetenschappen – Algemeen, FSW-A) und seit dem Studienjahr 1977/78 für die freie Studienrichtung Geschichte der Presse, Propaganda und öffentlichen Meinung eingetreten waren. Diese letztgenannte freie Studienrichtung gehörte zwar zur geisteswissenschaftlichen Fakultät (Faculteit der Letteren), das Lehrangebot für das Hauptfach und eventuell auch für bestimmte Nebenfächer wurde jedoch von der Fachgruppe Massenkommunikation in der sozialwissenschaftlichen Subfakultät FSW-A angeboten. Diese Subfakultät der Allgemeinen Politischen und Sozialen Wissenschaften (Subfaculteit der Algemene Politieke en Sociale Wetenschappen) wurde 1987 umgewandelt in Fakultät der Politischen und Sozial-Kulturellen Wissenschaften (Faculteit der Politieke en Sociaal-Culturele Wetenschappen, PSCW). Bis zur Einführung des einjährigen Propädeutikums im September 1982 hatten Studenten zu einer freien Studienrichtung Zugang, nachdem sie nach einer dreijährigen Ausbildung die Zwischenprüfung (kandidaatsexamen) für ein Fachgebiet in der Fakultät der gewünschten freien Studienrichtung bestanden hatten.

Die beiden genannten freien Studienrichtungen umfassten ein Studienprogramm von zwei Jahren, inklusive mindestens zweier Nebenfächer und eines Praktikums von drei bis vier Monaten als Vorbereitung auf die Berufspraxis im Bereich der Medien, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, angewandten Forschung usw. Der Übergang von der Zwischenprüfung zum Propädeutikumsabschluss bedeutete schon eine schmerzliche Verkürzung der Regelstudienzeit und wurde deshalb als Sparmaßnahme kritisiert.

Zwischen der Universität Amsterdam und der Universität Nijmegen drohte nach den langjährigen gemeinsamen Anstrengungen zur Etablierung der Kommunikationswissenschaft in den Niederlanden eine Spaltung, weil Minister Deetman mit seinem Vorhaben nicht auf die Gleichberechtigung beider Universitäten zielte. Außerdem weckte die vom Minister bevorzugte Universität im Osten des Landes den Eindruck, einen Alleingang zu verfolgen – ohne Rücksicht auf die Partner im informellen interakademialen Beratungsorgan IOC zu nehmen.

An der Universität Nijmegen gab es seit 1967 die freie Studienrichtung Publizistik (publicistiek) und bis 1969 das 1947 gegründete Institut für ein zweijähriges Teilzeitstudium Journalistik für angehende Journalisten und Universitätsstudenten. Bei diesem Instituut voor de Katholieke Journalistiek – seit dem 1. Januar 1955 Katholiek Instituut voor de Journalistiek – handelte es sich zwar um eine juristisch unabhängige Einrichtung, sie war jedoch eng mit der Universität verbunden. Die ebenfalls 1947 gegründete interdisziplinäre Abteilung für Politische und Soziale Wissenschaften – mit unter anderem Zeitungswissenschaft und später Publizistik als Wahlfach – war kein Erfolg gewesen und frühzeitig aufgelöst worden (vgl. Hemels 1972: 89-102). Der Jurist und ehemalige Chefredakteur der katholischen Tageszeitung De Tijd, Leo G. A. Schlichting (1898 bis 1968), der seit 1950 bis zu seinem unerwarteten Tod Politikwissenschaft (Wetenschap der politiek) und – in Vertretung – Publizistik lehrte, hatte 1961 – nicht zufällig, nachdem er 1959 bis 1960 Rektor Magnifizenz gewesen war – das lang ersehnte Institut für Massenkommunikation (Instituut voor Massacommunicatie) gegründet, um das Studium der öffentlichen Kommunikation und der Massenmedien innerhalb der Universität Nijmegen voranzutreiben.

In der 1964 gegründeten Fakultät der Sozialwissenschaften hätte sich die Publizistik als Publizistikwissenschaft auf Basis wissenschaftstheoretischer Überlegungen frühzeitig zu einer neuen erfolgreichen Disziplin entwickeln können, basierend auf der Integration verschiedener Ansätze und Annäherungen. Eine hemmende Kombination wissenschaftspolitischer Gründe und eine nicht zu überwindende incompatibilité des humeurs der wichtigsten Hauptakteure verhinderten eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Soziologen und Psychologen. Die „Wissenschaft der Politik“ sollte sich erst ab 1969 als Politologie (Politicologie) verselbstständigen, und zwar mit einem eigenen Lehrstuhl für Andries Hoogerwerf, der von der Freien Universität in Amsterdam kam.

Schlichting wurde postum (vgl. Duynstee et al. 1968) ein liber amicorum gewidmet. Seine Nachfolge zeigte sich als eine schwierige Geschichte, die letztendlich als a narrow escape with a happy end für den schon erwähnten James Stappers endete. Dieser Psychologe war 1959 als Schlichtings Assistent für Publizistik angetreten.

Henk Prakke (Zweiter von links) mit Michael Schmolke (links) und Winfried B. Lerg (ganz rechts) sowie Franz Dröge (Quelle: Privatarchiv Joachim Westerbarkey)

Henk Prakke (Zweiter von links) mit Michael Schmolke (links) und Winfried B. Lerg (ganz rechts) sowie Franz Dröge (Quelle: Privatarchiv Joachim Westerbarkey)

Der Vorsitzende der Berufungskommission, der Kultur- und Religionssoziologe Osmund Schreuder, bemühte sich eingehend darum, einen der Münsteraner Assistenten von Prakke nach Nijmegen zu holen. Prakke betrachtete Winfried B. Lerg (1932 bis 1995) jedoch als Favoriten für die eigene Nachfolge. Deshalb ließ sich Schreuder sowohl schriftlich als mündlich ausführlich von ihm über Michael Schmolke (Jahrgang 1934) und Franz Dröge (1937 bis 2002) unterrichten. Mit dem letztgenannten, empirisch-soziologisch arbeitenden Wissenschaftler fühlte Schreuder sich verwandt und unterstützte ihn als Wunschkandidaten für die Professorenstelle in Nijmegen. Andere Figuren im Entscheidungsspiel der Fakultät fühlten sich jedoch moralisch verpflichtet, Stappers nicht zu übergehen. Eine Hausberufung stand damals in den Niederlanden nicht zur Diskussion oder sie war dank guter Argumente gerade noch akzeptabel. Es war eine durch den Anfang der Demokratisierungswelle geprägte Zeit der Räteuniversität (vgl. Schreuder 1998: 90-120, 2003: 93-123), in der kaum mit der heute üblichen Geheimhaltung in Berufungsverfahren vorgegangen wurde. Mit nur einer Stimme Mehrheit wurde Stappers letztendlich von dem Fakultätsrat beim College van Bestuur als höchstem Verwaltungsorgan der Universität [6] vorgeschlagen – allerdings nicht für die Professur, sondern für die Position eines Lektors – für ein Lektorat also. Das brachte jedoch keine Ruhe in das Umfeld der Fachgruppe Publizistik: Bestrebungen in der Fakultät, dieses Fachgebiet sich auf einer breiteren Basis, in Verbindung mit verwandten sozialwissenschaftlichen Disziplinen, entwickeln zu lassen, ließen nicht nach.

Eine als Festschrift gedachte Zeitungsausgabe für Gerard W. Marsman. Anlässlich seines Abschieds von der Universität Nijmegen 1999 wurde ihm diese Eintagsfliege mit Beiträgen von seinen Kollegen sowie ehemaligen Studenten gewidmet.

Nach jahrelangem Streit untereinander sahen sich die Vertreter der Publizistik, der Soziologie der Massenkommunikation und der Psychologie der Massenkommunikation unter dem Druck des Universitätskollegiums und des Vorstandes der Fakultät der Sozialwissenschaften zur Zusammenarbeit gezwungen. Die soziologische Unterrichtsgruppe stand unter Leitung eines Soziologen mit einer Leidenschaft für die Tagespresse (vgl. Brands, 1999): Gerard W. Marsman (Jahrgang 1934). Er war seit 1958 dem Institut für Soziologie (Sociologisch Instituut) verbunden. Für Psychologie der Massenkommunikation war der Experimentalpsychologe Jacques H. Ex (1922 bis 1995) verantwortlich [7]. Er war seit 1961 Lektor für Experimentalpsychologische Methodik, als er 1969 außerordentlicher Professor für Psychologie der Massenkommunikation wurde. Psychologie und Soziologie an der Universität Nijmegen kannten damals während der zwei letzten Jahre des Studiums recht viele Spezialisierungen (vgl. Abma 1983; Schreuder 2003).

Die Fakultät der Sozialwissenschaften entschloss sich Mitte des Jahres 1980 zur Gründung einer experimentellen Studienrichtung Kommunikationswissenschaft, und zwar für drei Jahre. Strikt juristisch gesehen handelte es sich noch nicht um eine selbstständige, offiziell anerkannte, Studienrichtung mit einem eigenen Abschluss, sondern um einen integrierten kommunikationswissenschaftlichen Studiengang zur Fortsetzung der drei schon bestehenden Lehrangebote in einer neuen Form und Konstellation. Dennoch entstand so an der Universität Nijmegen im Studienjahr 1980/81 ein gemeinsames Studienprogramm mit einem kommunikationswissenschaftlichen Schwerpunkt. Zur Zielgruppe gehörten Studenten, die eine dreijährige sozialwissenschaftliche Zwischenprüfung (kandidaatsexamen) bestanden hatten. Die gewählte Konstruktion der quasi-freiwilligen Zusammenarbeit dreier Parteien auf dem Gebiet der Lehre zeigte sich bald als die falsche Lösung für ein altes Problem.

Weil die Zusammenarbeit nicht wunschgemäß lief, riet eine Evaluationskommission der Fakultät 1982, die drei kommunikationswissenschaftlichen Einheiten (die Fachgruppe Publizistik, die Unterrichtsgruppe Soziologie der Massenkommunikation und die Unterrichtsgruppe Psychologie der Massenkommunikation) aufzuheben und eine neue Einheit für Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Kommunikationswissenschaft zu gründen. Diesem Rat wurde 1982 gefolgt. Ex, der außerordentliche Professor für Psychologie der Massenkommunikation, wollte jedoch mit seinem Fachgebiet kein Bestandteil der neuen fakultären Fachgruppe Kommunikationswissenschaft sein. Deshalb behielt er seine Stelle bei den Psychologen, bis er sich am 1. Januar 1986 in einen finanziell abgesicherten Ruhestand verabschiedete.

Mit dem Neuanfang der Fachgruppe Kommunikationswissenschaft wurde ein mühsamer, rund 15 Jahre andauernder Integrationsprozess vollendet – wenn auch unter großem Druck. Die neu antretende Generation jüngerer Wissenschaftler förderte allmählich die inhaltliche Osmose der publizistikwissenschaftlichen und soziologischen Bestandteile des neuen Fachgebietes der Kommunikationswissenschaft. Dennoch blieben soziologische und psychologische Betrachtungsweisen einzelner Beteiligter vorläufig erkennbar. Außerdem brauchte die Entwicklung einer für die erwünschte Zusammenarbeit geeigneten Struktur Zeit. Der Lehrauftrag von Stappers, der 1970 als Lektor für die Lehre und Forschung auf dem Fachgebiet Publizistik verantwortlich geworden war, wurde erst 1986 in einen Lehrauftrag für Kommunikationswissenschaft geändert.

Die neue Fachbezeichnung Communicatiewetenschap (Kommunikationswissenschaft) hatte am 24. Mai 1982, wie schon erwähnt wurde, einen Platz im Akademischen Statut bekommen. Zuständiger Minister für Unterricht und Wissenschaften war vom 11. September 1981 bis zum 29. Mai 1982 der Sozialdemokrat Jos A. van Kemenade. Der schon genannte Christdemokrat Deetman war dessen Nachfolger. Mit der Aufnahme des Fachs in das Akademische Statut war an der Universität Nijmegen auch offiziell der Weg frei für eine selbstständige und anerkannte Studienrichtung mit dem offiziellen Namen Communicatiewetenschap (vgl. Schreuder 1998: 285-287). Bis 1991 handelte es sich noch um ein Oberstudium (bovenbouwstudie), eine auf einem einjährigen Propädeutikum in einer der Sozialwissenschaften aufbauenden Studienrichtung. Meistens schrieben sich Studenten ein, die das Grundstudium des ersten Jahres der Politologie, Soziologie oder Psychologie absolviert hatten. Wie schon erwähnt, wurde am Anfang des Studienjahres 1982/83 im Rahmen der gesetzlichen Hochschulneuordnung die dreijährige Zwischenprüfung durch das einjährige Propädeutikum ersetzt. Zurückblickend auf die Entwicklung an der Universität Nijmegen muss man feststellen, dass die Aussichten für Kommunikationswissenschaft 1982 an und für sich günstig waren und sich die Universität Amsterdam sorgen musste, von dem zuständigen Minister und der Politik im Stich gelassen zu werden.

Das Fach als Gegenstand der politischen Beschlussfassung

Mit seiner Absicht, die nicht weltanschaulich gebundene Universität Amsterdam und die katholische Universität Nijmegen bezüglich der Zuteilung der Kommunikationswissenschaft de facto ungleich zu behandeln, begab sich der christdemokratische Minister Deetman seit Mitte 1983 aufs Glatteis. Ihm wurde in der Öffentlichkeit vorgeworfen, sich in dieser Angelegenheit nicht neutral zu verhalten. Obwohl dieser Vorwurf im Grunde unberechtigt war, hatte der immer aufrichtige Minister einen falschen Eindruck vermittelt, der ihn – politisch betrachtet – verletzbar machte. Die Universität Amsterdam mit zwei einschlägigen freien Studienrichtungen in zwei Fakultäten fühlte sich übergangen und entpuppte sich als ein politischer Problemfall für den Minister. Politische Parteien, Interessenverbände der Medien und Journalisten wurden im Sommer und frühen Herbst von Amsterdam aus mobilisiert, um zu erreichen, dass Kommunikationswissenschaft in den weitgehend von der Säkularisierung – und damit verbunden: dem Prozess der Entsäulung – geprägten Niederlanden nicht ausschließlich an einer katholischen Universität unterrichtet würde.

Am 12. September 1983 formulierten die Sprecher der drei großen politischen Parteien – der Christdemokraten, Sozialdemokraten und Liberalen – in der Zweiten Kammer einen Antrag zu den Plänen von Minister Deetman hinsichtlich der Kommunikationswissenschaft. Darin wurde der Minister aufgefordert, „die Notwendigkeit von lebensanschaulicher Pluriformität in Lehre und Forschung“, „die gesellschaftliche Bedeutung dieser Studienrichtung“ sowie die zu erwartende Anzahl an Studenten zu berücksichtigen und Kommunikationswissenschaft auch an der Universität Amsterdam anzubieten.

Nicht nur unter dem Druck der Proteste in den Medien und seitens der Befürworter der Kommunikationswissenschaft an der Universität Amsterdam, sondern insbesondere auch durch den Antrag dreier Fraktionen in der Zweiten Kammer wurde Deetman im frühen Herbst 1983 politisch immer mehr in die Enge getrieben. Darauf griff er zu einer List. Er – oder Beamte seines Ministeriums – kam(en) dabei auf die Idee der „Reintegration“ der Kommunikationswissenschaft in eine andere, bereits bestehende Studienrichtung, und zwar durch „Angliederung“ an dieses Fachgebiet. Kommunikationswissenschaft sollte, wie der Minister zum Erstaunen der betroffenen Wissenschaftler betonte, auch „ontkokert“ (entkapselt) werden. Im Ministerium wurde das Neuwort „ontkokeren“ (entkapseln) als Mittel gegen „verkokering“ (Verkapselung) gemünzt. Damit wurde der Eindruck erweckt, dass Kommunikationswissenschaft schon irgendwo oder in irgendeiner Weise in eine Kapsel eingeschlossen gewesen sei. Mirabile dictu wäre durch das Vorhaben des Ministers die 1982 unter seinem Vorgänger Van Kemenade im Akademischen Statut festgelegte Selbstständigkeit der Kommunikationswissenschaft wieder rückgängig gemacht worden und es würde nur – wie bereits vorher – freie Studienrichtungen geben können. Dieser Vorschlag zur Lösung des Problems kam vielleicht durch eine falsche Deutung einer Äußerung über Reintegration und Angliederung zustande, die ein Mitglied der Zweiten Kammer in einer Debatte bezüglich einer anderen Studienrichtung getätigt hatte. Der Minister glaubte, geschickt daran anknüpfen zu können, um aus einer Sackgasse zu gelangen.

Im Rahmen des ministeriellen Reintegrations- und Entkapselungsvorhabens wurde die Universität Nijmegen vom Ministerium für Unterricht und Wissenschaften aufgefordert, sich noch zu gedulden. Dort war im Sommer 1982 die Einschreibung für Kommunikationswissenschaft auf Basis eines Propädeutikums in einer der Studienrichtungen der sozialwissenschaftlichen Fakultät jedoch schon möglich geworden. Nach der Überwindung des langjährigen Streits ließ sich die neu gegründete Fachgruppe Kommunikationswissenschaft nicht einfach zurückpfeifen. Der Wunsch, endlich gemeinsam ein vollständiges Studienprogramm im Rahmen der selbstständigen Kommunikationswissenschaft anbieten zu können, war stärker als der Gehorsam gegenüber dem inzwischen ziemlich hilflos wirkenden Minister.

Sowohl für Nijmegen als auch für Amsterdam drohte sich am Anfang des Studienjahres 1983/84 die Situation bzw. die Perspektive für Kommunikationswissenschaft zu verschlechtern. Am 30. September 1983 beschloss Deetman nämlich, eine Empfehlungsanfrage beim Akademischen Rat zu stellen (bis 1986 war der Akademische Rat die Dachorganisation der Universitäten mit ratgebenden Befugnissen zu universitären Angelegenheiten) [8]. Deetman wollte wissen, was dieser Rat davon hielt, die umstrittene Disziplin in eine der Sozialwissenschaften zu reintegrieren und sie „zum Beispiel bei Politologie, Soziologie oder Psychologie anzugliedern“. Nun hatte der Akademische Rat dem Minister schon am 17. Dezember 1982 geraten, Kommunikationswissenschaft sowohl an der Universität Nijmegen als auch an der Universität Amsterdam als selbstständige Studienrichtung, wenn auch ohne eigenes Propädeutikum, zuzulassen, also mit einem bereits bestehenden einjährigen sozialwissenschaftlichen Propädeutikum als Grundlage. Wie hätte Deetman nach etwas mehr als einem Jahr einen anderen Rat des Akademischen Rates – wenn auch diesmal im Rahmen aller sozialen Wissenschaften – erwarten können, fragten sich die Beteiligten.

In seiner Antwort an die Zweite Kammer vom 19. Oktober 1983 versuchte Minister Deetman die Gemüter der Parlamentarier zu beruhigen und dem drohenden Einbringen eines Antrags vorzubeugen. Er verwies darauf, dass es sich bei Kommunikationswissenschaft um „eine ziemlich junge Verselbstständigung eines Fachgebietes innerhalb der Sozialwissenschaften“ handele. Diese Bestrebung des „Sichselbstständigmachens“ sollte aus der Perspektive der Integration betrachtet, für Kritik „offen“ sein. Der Akademische Rat sollte das in seinem Gutachten in Bezug auf die gesamten Sozialwissenschaften berücksichtigen. Als es darum ging, „tatsächliche Vorkehrungen“ zu treffen, fand sich der Minister durch die in dem Antrag der drei großen Fraktionen in der Zweiten Kammer befürwortete Gleichbehandlung der Einrichtungen in Nijmegen und Amsterdam bestätigt. Dieser Antrag ließe sich als Unterstützung der Regierungspolitik betrachten, wenn anstelle von „Studienrichtungen“ die „Möglichkeiten, ein Studium kommunikationswissenschaftlich beginnen und beenden (profilieren) zu können“, stehen würden. Damit äußerte sich der Minister eher vage oder sogar verwirrend als geschickt.

Eine Mehrheit der Zweiten Kammer verlor die Geduld: Die drei großen Fraktionen der Sozialdemokraten, Christdemokraten und Liberalen blieben am 31. Oktober 1983 bei ihrem schon einstimmig formulierten Antrag, Nijmegen und Amsterdam bezüglich der Kommunikationswissenschaft gleichberechtigt zu behandeln. Sie nahmen ihn in der Sitzung der Zweiten Kammer vom 15. November 1983 an. An diesem Tag, aber wahrscheinlich vor Beginn der Sitzung der Zweiten Kammer, versandte das Ministerium für Unterricht und Wissenschaften an die Universitätskollegien der einzelnen Universitäten einen Brief. Darin wurden den Adressaten die Streichung der Studienrichtung Kommunikationswissenschaft aus dem Akademischen Statut und die Möglichkeit, ein Studium innerhalb der Sozialwissenschaften kommunikationswissenschaftlich profilieren zu können, als neuer Kurs des Ministers angekündigt.

Gleichberechtigung für Nijmegen und Amsterdam als Kompromiss

Die ministeriellen Vorschläge verursachten noch mehr Frust, denn sie läuteten eine neue Beratungsrunde in verschiedenen Gremien innerhalb und außerhalb der acht betroffenen bzw. interessierten Universitäten ein. In verschiedenen Sektoren der damals demokratisierten universitären Verwaltungsstruktur gab es nicht nur Mitsprache, sondern auch Mitbestimmungsrechte. In einem Brief vom 24. Januar 1984 betonte das Universitätskolleg der Universität Nijmegen, wie zu erwarten war, dass „am Status der Studienrichtung Kommunikationswissenschaft keine Änderung vorgenommen werden muss“. Deshalb müsse das Akademische Statut in diesem Punkt auch nicht geändert werden. Der Brief beginnt mit dem Satz, dass die Fortsetzung der Diskussion über die Standortbestimmung bezüglich der Kommunikationswissenschaft „für unsere Universität als (bis heute) einziger Standort dieser Studienrichtung“ von „unmittelbarem Belang“ sei. Es ist bemerkenswert, dass nicht für einen zweiten Standort an der Universität Amsterdam plädiert wird. Das ist auch nicht in dem Brief vom 12. Januar 1984 der Fall, den das Universitätskolleg in Nijmegen von der Fakultät der Sozialwissenschaften zu dieser Frage erhalten hatte. In einem Brief vom 6. Januar 1984, der an den Vorstand der genannten Fakultät gerichtet war, hatte sich der Vorsitzende der Fachgruppe Kommunikationswissenschaft, Stappers, jedoch mit den Amsterdamer Kollegen solidarisch gezeigt, indem er in seinen Überlegungen als Punkt zwei angemerkt hatte: „Weil für die Sozialwissenschaften Monopolpositionen ungewünscht sind, wird ein zweiter Standort an der Universität Amsterdam, womit die vom Minister zugesagte Gleichbehandlung erhalten bleibt, von uns nicht nur gut geheißen, sondern sogar begrüßt.“ [9] Als langjähriger Vorsitzender des erwähnten interuniversitären Gremiums IOC und als Nachfolger des IOC-Initiators Diemer hätte man von ihm keine andere Haltung erwarten dürfen. Auf der mittleren und oberen Ebene der Universitätsgremien wurde seine stichhaltige Begründung jedoch nicht übernommen. Es handelte sich dabei um eine Ausnahmestellung der Universität Nijmegen, denn die sonstigen Universitätskollegien zogen alle am gleichen Strang.

Dass Minister Deetman schließlich unter dem Druck der Zweiten Kammer dem fast aus der ganzen universitären Welt geäußerten Wunsch gleicher Behandlung von Amsterdam und Nijmegen nachgegeben hat, ist wahrscheinlich vor allem einer Kommission unter dem Vorsitz des Soziologen und Bildungswissenschaftlers Ruud de Moor zu verdanken. De Moor war ein angesehener Professor der (heutigen) Tilburg University, der Kommunikationswissenschaft positiv gegenüber stand, wie ich einmal in einem Gespräch mit ihm erfahren habe. Die vom Akademischen Rat zur Hilfe gebetene Kommission unter seinem Vorsitz veröffentlichte am 30. Dezember 1983 ein Gutachten für das gesamte Gebiet der Sozialwissenschaften. Dieses Gutachten beinhaltete auch die von Minister Deetman im Voraus mit einer bestimmten Erwartung behafteten Überlegungen in der Frage der Kommunikationswissenschaft.

Ex libris von Henk Prakke, gezeichnet wahrscheinlich Mitte der 1920er-Jahre von seinem Freund, dem Künstler Wobbe Alkema (1900 bis 1984)

Die Kommission De Moor konnte für ihre Standortbestimmung auf ausführliche Dokumentationen zurückgreifen, unter anderem auf eine Übersicht ausländischer Äquivalente, Handbücher, Zeitschriften und professioneller Verbände auf dem Gebiet der Kommunikationswissenschaft. Ihre Identität sollte, international betrachtet, aus den vielen Handbüchern und Veröffentlichungen, die keiner bestimmten Disziplin zugeordnet werden konnten, sowie den eigenen Fachzeitschriften deutlich werden. Der multidisziplinäre Ursprung des Fachs sollte zwar noch erkennbar sein, aber das war für die Kommission kein Grund, das Fach verschiedenen Disziplinen unterzuordnen. Die Kommission De Moor stimmte völlig mit Prakkes Standpunkt aus dem Jahr 1971 bezüglich der Unabhängigkeit einer sich mit Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Massenkommunikation und Kommunikation befassenden Wissenschaft überein (vgl. Prakke 1971).

Vertreter der Fachgruppe Kommunikationswissenschaft an der Universität Nijmegen und Vertreter der um ihre Zukunft kämpfenden vorkommunikationswissenschaftlichen Studienrichtungen an der Universität Amsterdam hatten inzwischen ein Schriftstück verfasst – und waren sich dabei einig. In dieser schriftlichen Erklärung wiederholten sie die wichtigsten Argumente für eine selbstständige Kommunikationswissenschaft. Zweifelsohne auch auf Basis dieser Stellungnahme ging die Kommission De Moor von der Annahme aus, dass sich Kommunikationswissenschaft „einem eigenen Studiengebiet aus einer eigenen Perspektive“ widmet und dass es sich um eine im Ausland selbstverständlich als selbstständige Studienrichtung anerkannte Disziplin handelt.

Die ausschlaggebenden Passagen in dem Fachgebietsgutachten Sozialwissenschaften von De Moor cum suis lassen sich als Zeugnis dafür lesen, wie die Kommunikationswissenschaft in Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und den Vereinigten Staaten betrieben wurde. In diesen Ländern sei, so führte die Kommission aus, das Fach bereits früher als selbstständige Disziplin anerkannt worden. Universitätsausbildungen in der Journalistik wurden dabei nicht berücksichtigt. Gleichzeitig vertraute die Kommission in ihrem Gutachten darauf, dass die ausländischen Vorbilder in den Niederlanden Nachahmer finden könnten. Für die „Entwicklung eines systematischen Studiums von Phänomenen der Massenkommunikation“ wurde ein selbstständiger Platz innerhalb der wissenschaftlichen Lehre benötigt. Darüber bestand in den letzten Jahren in den Niederlanden ein Konsens, so die Kommission De Moor.

Die Kommission erlaubte sich in der Schlussfolgerung ihres Gutachtens, den Minister für Bildung und Wissenschaften auf diplomatische Weise zu korrigieren. Zusammengefasst schrieb sie nämlich: „Kommunikationswissenschaft ist eine Form der Integration von sozialen Wissenschaften, im Sinne der thematischen Integration. Dadurch, dass sie bloß als Studienabschluss innerhalb einer Studienrichtung ermöglicht wird, droht eine Zersplitterung in dem Sinn, dass die einschlägigen Phänomene hauptsächlich aus der Perspektive einer monodisziplinären Annäherung studiert werden.“ Die Kommission war der Meinung, dass unklare oder einseitige Vorstellungen von dem Begriff Integration den Minister, auch in diesem Punkt, zu falschen Entscheidungen gebracht hatten. Darauf folgte kurz und knapp der Rat: „Ein selbstständiges Oberstudium Kommunikationswissenschaft muss im Akademischen Statut geregelt bleiben.“ [10]

Mit einer Verzögerung von beinahe einem Jahr kam erst im Herbst 1984 auf der Ebene der Politik wieder Schwung in die Angelegenheit, die bis dahin so schleppend vorangegangen war. Am 5. Oktober 1984 gab Minister Deetman in einem Rückblick für die Zweite Kammer eine in grundlegenden Punkten noch ziemlich ungenaue Darstellung seines Vorgehens und seiner Interventionen hinsichtlich der Etablierung der Kommunikationswissenschaft. Aus seinem am 11. Oktober 1984 an die Zweite Kammer gesandten Brief wurde dennoch deutlich, dass er mit diesem Schreiben den Weg für die Studienrichtung Kommunikationswissenschaft sowohl an der Universität Nijmegen als auch an der Universität Amsterdam frei machen wollte, und zwar als Oberstudium nach einem sozialwissenschaftlichen Propädeutikum. Für die Universität Amsterdam kam die ministerielle Ankündigung jedoch zu spät, um noch im bereits angefangenen Studienjahr 1984/85 Einschreibungen möglich zu machen. Dies erfolgte dann im September 1985.

6. Die Protagonisten an der Universtät Nijmegen und in Amsterdam

Die Nachkriegsgeneration der Soziologen und Psychologen in den Niederlanden hat ihren Blick immer mehr auf die angelsächsische als auf die deutsche akademische Welt gerichtet. Für vorkommunikationswissenschaftlich orientierte Wissenschaftler spielte jedoch auch eine andere Erwägung eine Rolle: In den Vereinigten Staaten sahen sie das Aufkommen der empirischen Forschung mit anwendbaren Ergebnissen, aber in der Bundesrepublik richtete sich in ihrer Perzeption das Interesse stärker auf eine idealtypische Zielsetzung der Theoriebildung. Diese zwei Wissenschaftskulturen in der Lehre zu berücksichtigen, war schon in den 1960er-Jahren das wichtigste Anliegen von Stappers, wie ich als einer seiner damals nur wenigen Studenten erfahren durfte.

James Stappers zwischen der deutschen und der angelsächsischen Tradition

Der Publizistikwissenschaftler und Kommunikationswissenschaftler in spe, Stappers, studierte Psychologie an der Universität Nijmegen. Er setzte sich 1966 in seiner Dissertation mit Prakkes Lehre der „funktionalen Publizistik“ auseinander, aber beschäftigte sich außerdem mit den Kommunikationsmodellen namhafter Sozialwissenschaftler in den Vereinigten Staaten. Diese komparative Herangehensweise kann man schon dem Titel Publicistiek en communicatiemodellen (Publizistik und Kommunikationsmodelle) seiner Dissertation entnehmen (vgl. Stappers 1966). Durch rege Kontakte mit Lerg in Münster wusste Stappers, dass sich dieser Kollege, dabei unterstützt von Prakke, auch mit der Theoriebildung und den Forschungsergebnissen der Amerikaner beschäftigte. Laut Petra Klein (2007: 197) wurde in Prakkes Institut für Publizistik am Domplatz in Münster „Kommunikation erstmals an exponierter Stelle im Fach als zweiseitiger, interdependenter Prozess betrachtet“. Sie fügt in ihrer hervorragenden Dissertation hinzu: „Diese Perspektive wurde zusammengefasst und propagiert im Schlagwort ‚Alle Publizistik ist Zwiegespräch/Dialog’.“

Akademische Runde im Münsteraner Institut für Publizistik. Von links: Albert Oeckl, Günter B. Krause-Ablaß, Fritz Eberhard, Günter Kieslich, Winfried B. Lerg, Wilmont Haacke, Otto B. Roegele (Quelle: Privatarchiv Joachim Westerbarkey)

In Anlehnung an seinen Hintergrund als Psychologe betonte Stappers den dynamischen Prozesscharakter der Kommunikation und der Massenkommunikation als öffentlicher Kommunikation. Er bezweifelte, dass der soziologisch-systemtheoretisch fundierte Funktionsbegriff der Münsteraner Kollegen flexibel genug war, um der von ihm immer wieder betonten Dynamik und den Eigenschaften des „Kommunikationsgeschehens“ (communicatiegebeuren) gerecht zu werden. Dieses Kommunikationsgeschehen teilte Stappers einerseits in den Kommunikationsprozess, betrachtet unter dem Blickwinkel der Intentionen der Senderorganisation, und andererseits in den Informationsprozess, betrachtet aus der Perspektive des Rezipienten und seiner Erwartungen, ein. Diese Zweiteilung des übergeordneten Begriffs „Kommunikationsgeschehen” führte zu einer doppelten Verwendung des Begriffs „Kommunikation”, und zwar als Bestandteil im „Kommunikationsgeschehen” (auf der übergeordneten Ebene) und im „Kommunikationsprozess” (auf der untergeordneter Ebene). Die gewählte Lösung gab Anlass zu Kritik. Bei einer strengen Auffassung bezüglich Begriffsbestimmungen könnte man sich eine eleganter formulierte Definition wünschen. Dennoch ermöglichte dieser Kunstgriff Stappers, zwei Perspektiven zu wählen, ohne den Zusammenhang der konstituierenden Elemente zunichte zu machen. Der Paradigmenwechsel der Nutzenanalyse („Was machen Menschen mit Medienangeboten?” statt „Was machen Medienanbieter mit Menschen?”) rückte so unauffällig ins Blickfeld.

Obwohl sich Stappers als Publizistik- und Kommunikationswissenschaftler an der Universität Nijmegen mit seiner Adaption der funkionalen Publizistik stark auf das in Münster entwickelte Modell stützte, hat er sich außerdem systematisch(er) in den Schatz der Kommunikationsmodelle vertieft, die in den Vereinigten Staaten publiziert wurden. Sein großes Vorbild war zweifelsohne George Gerbner (1919 bis 2005). Mit dem 1963 veröffentlichten Feldschema oder Feldmodell der Massenkommunikation nach dem deutschen Psychologen Gerhard Maletzke (1922 bis 2010) setzte sich Stappers zwar kritisch auseinander, aber beide stimmten in einem wichtigen Ansatz überein. Für Maletzke war unter Publizistikwissenschaft die Wissenschaft von der gezielten öffentlichen Kommunikation zu verstehen. Gezielt ist diese Kommunikation seiner Meinung nach, weil sie etwas Bestimmtes bewirken will. Und sie ist, wie er in seiner Psychologie der Massenkommunikation betonte, öffentlich, weil sie sich – im Unterschied zur privaten Kommunikation – in der Intention des Aussagenden nicht an einen zahlenmäßig begrenzten Empfängerkreis wendet, sondern an ein „Publikum”, also an jeden, der in der Lage ist, die Aussage zu empfangen (vgl. Maletzke 1963). Genauso formulierte Stappers seine Definition der Massenkommunikation als öffentliche Kommunikation drei Jahre später in seiner Dissertation. Er sollte sie unverdrossen in seiner Lehre verkünden. Maletzke rückte nie von seiner Begriffsbestimmung aus den 1960er-Jahren ab (vgl. Maletzke 1998). Ohne den intentionalen Charakter von – wie es später im Geist von Jürgen Habermas formuliert wurde – kommunikativem Handeln zu vernachlässigen, „emanzipiert“ sich der Empfänger bei Stappers in seinen Aktivitäten von Wahrnehmung und Perzeption vom Sender bzw. von der Senderorganisation (vgl. Klein 2007: 268-270).

Marten Brouwer auf der Suche nach Erneuerung in der Theoriebildung

An der Universität Amsterdam bestand im Grunde genommen nur Nachfrage nach der deutschen Tradition, wie sie in der Nachkriegszeit von Baschwitz vor allem in Zusammenhang mit der Massenpsychologie vertreten worden war. Laut Marten Brouwer (1929 bis 2001), der im Jahr 1971 für einen Teil des Lehrauftrags von Baschwitz in dessen Fußstapfen trat (vgl. Hemels 1993: 98-99), lagen die wichtigsten Verdienste seines Lehrmeisters nicht in der empirisch-sozialwissenschaftlichen Forschung und auch nicht in der jahrelang von ihm betriebenen historischen Forschung, sondern in der damit verbundenen Theoriebildung. Schon in den 1920er-Jahren, so führte er aus, hatte der deutsche Gelehrte über massenpsychologische Mechanismen publiziert, vor allem auch in Bezug auf öffentliche Meinungsbildung. Weil Baschwitz dabei eine enge Verbindung zum Studium der Presse und anderer Massenmedien herstellte, hat er laut Brouwer (1998: 32) den Rezipienten in den Mittelpunkt gestellt.

Baschwitz’ Handbuch über die internationale Tagespresse

Bekannt ist auch Baschwitz‘ Ausspruch: „Das Wichtigste von einer Zeitung sind die Leser.“ Das ist der erste Satz aus seinem Buch De krant door alle tijden (Die Zeitung in allen Zeiten), erschienen 1938 (und 1940 in zweiter Auflage, mit einem Nachdruck von 1949). Baschwitz konnte kaum Englisch, und seine Schlüsselpublikationen wurden nicht ins Englische übersetzt. Deshalb wurde sein Beitrag zur Theoriebildung von der angelsächsischen wissenschaftlichen Welt nicht wahrgenommen. Dem aus Wien in die Vereinigten Staaten geflohenen Paul Felix Lazarsfeld (1901 bis 1976) ging es in dieser Hinsicht besser (vgl. weiterführend Langenbucher 2008). Außerdem überstand dieser Wissenschaftler die Jahre des Zweiten Weltkrieges besser: Baschwitz musste während der deutschen Besatzung untertauchen und seine wissenschaftliche Arbeit unterbrechen (vgl. Anschlag 1990).

Marten Brouwer (Foto: Henk Thomas, Bijzondere Collecties Universiteit van Amsterdam, Inv.-Nr.  153.319)

Brouwer verteidigte 1968 seine Doktorarbeit Stereotypen als folklore (Stereotypen als Folklore), in der es um die Bedeutung informeller Kommunikation – vom Gerücht bis zu wechselseitigen Gesprächen – für die Massenkommunikation ging. Er bereicherte die Kommunikationstheorie mit dem „Myzeliummodell“, um auf den Einfluss informeller zwischenmenschlicher Netzwerke auf die Meinungsbildung aufmerksam zu machen. Anders als die in der Öffentlichkeit erkennbaren massenmedialen Botschaften sollten die informellen Kommunikationsmuster genauso unsichtbar sein wie die Gesamtheit der Pilzfäden, die an der Unterseite eines Pilzes (des Myzeliums) zu einem Geflecht verschmelzen können (vgl. weiterführend Brouwer 1968). In dieser Hinsicht näherte sich Brouwer Stappers an. Dieser sah „Publizistik“ als eine multidisziplinäre und integrierende Wissenschaft, die als selbstständiger Bestandteil der Kommunikationswissenschaft zu betrachten war. Das Forschungsobjekt der Publizistikwissenschaft grenzte er zur Massenkommunikation ab: öffentliche Kommunikation und ihre „Modalitäten“ Journalismus, Werbung, Propaganda usw.

Henk Prakke am Katheder 1961 (Quelle: Privatarchiv Joachim Westerbarkey)

Schon recht früh hatte sich Brouwer, der (Massen-)Psychologie an der Universität Amsterdam studierte, in den Vereinigten Staaten über die Lage der communication science informiert und dort mit der Koryphäe Lee Thayer zusammengearbeitet. Im sechsten Druck des Mitte der 1960er-Jahre in Nijmegen benutzten Handbuchs People, Society and Mass Communications von Lewis Anthony Dexter und David Manning White ist ein Beitrag von Brouwer (1964) über das zu geringe Interesse innerhalb der Sozialwissenschaften an Massenkommunikation als Forschungsfeld erschienen. Brouwer war zwar ein Vetter von Prakke, aber er fühlte sich keineswegs mit dessen Theoriebildung verbunden. Ganz im Gegenteil: Er war ausgezeichnet über die Methoden und Techniken der sozialwissenschaftlichen Forschung informiert und ein Experte für die statistische Datenverarbeitung. In dieser Hinsicht fühlte er sich seinem Onkel überlegen. Auch nahm er nicht wahr, wie Prakke mithilfe seiner drei „Fachspezialisten“ Lerg, Dröge und Schmolke die Studierenden zweigleisig ausbildete. Sie hatten nämlich zwei Hauptseminare zu absolvieren: „Hauptseminar I (historisch-deskriptiv)“ und „Hauptseminar II (empirisch-analytisch)“, wie Letztgenannter noch 2010 hervorhob. „Das war“, fügte Schmolke (2010: 321) aus eigener Erfahrung hinzu, „der Augsburger Religionsfrieden auf der Mittelbau-Ebene, über welcher Henk Prakke schwebte, Gott-Vater-Darstellungen des 19. Jahrhunderts immer ähnlicher werdend“. Um die Problematik der Publizistikwissenschaft als „die Wissenschaft von gezielten öffentlichen Aussagen oder von der gezielten öffentlichen Kommunikation“ im Gefüge der Wissenschaften herauszuarbeiten, fragte Gerhard Maletzke schon 1967 nach ihrem Standort „zwischen Geistes- und Sozialwissenschaften“ (vgl. Maletzke 1967; Löblich 2010).

Dissertation von Marten Brouwer (1968), Exemplar von Henk Prakke

Rätselhaft ist, warum Brouwer in seiner Dissertation auf vielen Seiten die theoretischen Ausgangspunkte und Erwägungen in der Dissertation von Stappers kritisiert, was im Rückblick kaum als nachhaltig wirkender Beitrag zur wissenschaftlichen Debatte angesehen werden kann. Er bezichtigt seinen Nijmeger Kollegen, unter anderem nicht den Begriff „Kommunikation“ zu definieren, wohl aber „Kommunikationsprozess“. Dass Stappers und Brouwer verschiedene Ansichten über die brauchbarste Theorie der Massenkommunikation hatten, hätte zu einer fruchtbaren Diskussion führen können. Aufgrund seiner personen- und nicht sachgebundenen Kritik bekommt Brouwers Beitrag jedoch den Charakter einer verkappten Buchbesprechung, geschrieben als eine ad personam gerichtete Tirade. So jedenfalls erfuhr Stappers die Kritik seitens seines Amsterdamer Gegenspielers. Zu einer sauberen wissenschaftlichen Debatte, geschweige denn einer Annäherung zwischen den beiden Zeitgenossen und durchaus verdienstvollen Vorreitern der Kommunikationswissenschaft in den Niederlanden, mit dem Studium der Psychologie als gemeinsamem Hintergrund, kam es nie.

Vortrag von Marten Brouwer anlässlich seines 25-jährigen Professorats 1980

Brouwer blieb bei seinem Standpunkt, dass sich die Theorie der Massenkommunikation nicht auf die Massenmedien beschränken darf, sondern auf Kommunikationserscheinungen innerhalb der unsichtbaren Masse ausgeweitet werden muss. Für die Theoriebildung ist einer von Brouwers Hauptgedanken von bleibender Bedeutung. Es ist die Erkenntnis, dass Effekte der Massenkommunikation durch Massenmedien besser zu verstehen sind, wenn der Forscher einen Blick für informelle Kommunikationsprozesse und -strukturen hat. 1971 wurde Brouwer Professor für die Psychologie des kollektiven Verhaltens. Von 1991 bis zu seiner Emeritierung 1994 bezog sich sein Lehrauftrag auf politische Psychologie. Diese neue Aufgabe führte 1992 zu einer zweiten Antrittsvorlesung über Fremdenhass und roots – mit dem provozierenden Titel „Het eigen volk“ (Das eigene Volk; vgl. Brouwer 1992).

Anne van den Ban in Wageningen in der Fußspur von Everett Rogers

Mit seinem Myzeliummodell suchte Brouwer Anschluss an die Betrachtungsweise, wie Elihu Katz und Paul F. Lazarsfeld (1955), die nach dem personal influence sowie nach der Rolle, die Menschen in the flow of mass communication spielen, fragten. Außerdem hatte er den Ehrgeiz, eine Alternative für das two step flow-Modell zu entwickeln, das Anne Willem van den Ban (Jahrgang 1928) in den 1950er-Jahren in den Niederlanden zur Rolle der opinion leaders für die Effektivität von landwirtschaftlicher Aufklärung von Bauern an der heutigen Wageningen University [11] eingeführt hatte.

Anne van den Ban (Foto: privat)

Van den Ban wurde 1964 erster Professor für Informationswissenschaft (Voorlichtingskunde). Er gründete im selben Jahr eine eigene, gleichnamige Arbeitsgemeinschaft, die 1971 den offiziellen Status einer Fachgruppe bekam. Der Begründer dieser Spezialisierung in den Niederlanden ist als founding father noch immer mit seiner Wageninger Schöpfung verbunden. Er war schon früh mit Everett M. Rogers (1931 bis 2004) in Kontakt gekommen, dem Autor des klassischen Handbuchs The Diffusion of Innovations, dessen erster Druck 1962 erschien. So war es auch nicht überraschend, dass die Bezeichnung „Voorlichtingskunde” für Informationswissenschaft 1998 von dem damaligen Ordinarius Cees M. J. van Woerkum durch „Kommunikation und Innovationsstudien“ ersetzt wurde, unter anderem weil sich der alte Name schlecht auf Englisch übersetzen ließ. Die besondere Wageninger Tradition lässt sich aber noch immer gut erkennen. Van Woerkum, der Soziologie der Massenkommunikation an der Universität Nijmegen studiert hatte, wurde 1989 als Nachfolger von Niels Röling Lehrstuhlinhaber. Letztgenannter hatte 1983 Van den Bans Amt übernommen, aber verzichtete nach einigen Jahren darauf. Seit 2003 wird die kommunikationswissenschaftliche Disziplin in Wageningen als „Angewandte Kommunikationswissenschaft“ (Bachelor- und Masterstudium) angeboten.

Cees van Woerkum (Foto: privat)

Van Woerkum (Jahrgang 1946) widmete sich in den letzten Jahren vor seiner Emeritierung (Ende 2011) in Forschung und Lehre der Spezialisierung Communication Strategies (vgl. Van Woerkum 1990, 1994; Aarts et al. 2011). Seit 2013 leitet Peter H. Feindt, der Volkswirtschaftslehre und Politologie studierte, die Lehrstuhlgruppe Strategic Communication Group (COM) als Nachfolger von Van Woerkum. Hedwig F. M. te Molder bekam in demselben Jahr in Wageningen eine persönliche Professur für Strategische Kommunikation.

Te Molder ist seit 2010 außerdem Professor in Teilzeit für Science Communication an der Universität Twente in Enschede [12]. An dieser Universität wurde 1993 der Studiengang Angewandte Kommunikationswissenschaft gegründet. Seit 2008 wird das Adjektiv zwar weggelassen, dennoch fokussieren das Bachelorstudium Kommunikationswissenschaft und die Master-Ausbildung Communication Studies noch immer auf Berufsmöglichkeiten für Kommunikationsprofis. Die Master-Spezialisierungen sind: Corporate Communication (Unternehmenskommunikation), Marketing-Kommunikation, Neue Medien & Kommunikation und Technische Kommunikation, unter anderem mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Erwin R. Seydel (Jahrgang 1947) war bis zu seiner Emeritierung 2012 30 Jahre als Professor für (Angewandte) Kommunikationswissenschaft und Psychologie einer der Pioniere des kommunikationswissenschaftlichen Fachs an der Universität Twente. Er lehrte auch einige Jahre Organisationskommunikation an der Freien Universität. Zusammen mit dem Sozialpsychologen Bert Klandermans dieser Amsterdamer Universität redigierte er ein Handbuch über persuasive Kommunikation (vgl. Klandermans/Seydel 20004).

Nach dem ersten und zweiten Stadium in der Entwicklung der späteren Kommunikationswissenschaft standen Baschwitz und im weitesten Sinne auch Prakke in den Niederlanden an der Schwelle des dritten Stadiums der „entstehenden“ (emerging) Wissenschaft. Brouwer und insbesondere Denis McQuail (Jahrgang 1935) prägten die Weiterentwicklung des Fachs in diesem Stadium an der Universität Amsterdam, ebenso wie Stappers in Nijmegen und Van den Ban in Wageningen. McQuail kommt noch ausführlicher zur Sprache.

Nicht Prakke, sondern Maarten Rooij (1906 bis 1986) wurde 1957 als Professor für die Lehre von den Kommunikationsmitteln, insbesondere der Presse, an der Universität Amsterdam Nachfolger von Baschwitz (vgl. weiterführend Hemels 1972, 1993; Brouwer 1998; Vroons 2005). Rooij war vor seiner Ernennung Chefredakteur der Qualitätszeitung Nieuwe Rotterdamse Courant. Als Lehrstuhlinhaber entwickelte er sich als ein typischer Pressewissenschaftler mit sowohl wirtschaftlichem als auch juristischem Hintergrund.

Es stellt sich die Gewissensfrage, ob man Rooij als Vertreter des zweiten oder des dritten Stadiums der kommunikationswissenschaftlichen Entwicklung einstufen darf. Man würde ihm mit einer fortgeschrittenen Pionierrolle des zweiten Stadiums meines Erachtens Unrecht tun, weil die wissenschaftliche Qualität seiner Veröffentlichungen die Arbeit der nicht theoretisch arbeitenden Pioniere der ersten Stunde bei Weitem übersteigt.

Die Mitarbeiter des Baschwitz-Instituts für Massenpsychologie und Öffentliche Meinung an der Universität Amsterdam Anfang der 1970er-Jahre. Sitzend vorne: Marten Brouwer, Neel Wiedemeijer, Saskia Tellegen-van Delft und Jaap van Ginneken. Stehend: Harm ‘t Hart, Ben Manschot, Peter Roth (Sekretär) und Ho Jam Giok. Zwischen ‘t Hart und Manschot nicht sichtbar: Walther Kok (Foto: wahrscheinlich Hennie Henriët; in Privatbesitz).

Zwischen der Ära Baschwitz bis 1956 und dem Anfang der Ära McQuail 1977 bildeten sowohl der deskriptiv-analytisch arbeitende Rooij als auch Brouwer den Brückenbogen zwischen zwei Epochen in der Entwicklung von der vorkommunikationswissenschaftlichen Lehre und Forschung bis zur selbstständigen und anerkannten Kommunikationswissenschaft. Letzterer bot – ergänzend zum Lehrangebot von Rooij und in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der empirisch-analytischen Richtung – zweifelsohne eine herausragende Variante für Studenten mit Interesse für Theoriebildung und empirische Forschung. Zu erwähnen sind: Harm ‘t Hart, Hans van der Brug, Arie den Boon, Connie de Boer, Jaap van Ginneken und Ben Manschot. Letztgenannter war kein Amsterdamer Sozialpsychologe mit der Spezialisierung auf Massenpsychologie, sondern ein soziologisch und publizistikwissenschaftlich ausgebildeter alumnus der Universität Nijmegen. Als empirisch-sozialwissenschaftlich arbeitender Mitarbeiter von Rooij kann namentlich Frans Bergsma genannt werden, der schon als IOC-Vertreter der Universität Amsterdam erwähnt wurde. Sein Kollege Frans Kempers machte sich in Zusammenarbeit mit Rooij insbesondere verdient um die Ausbildung von Journalisten, und zwar im Rahmen des Instituts für Pressewissenschaft (Instituut voor Perswetenschap), das seit 1948 mit der Universität verbunden war.

Vor und nach der Anerkennung der Kommunikationswissenschaft führte Jan Wieten, sowohl historisch-deskriptiv als empirisch-sozialwissenschaftlich lehrend und forschend, die Studenten in beide nicht scharf zu trennende Traditionen ein, bis er 2005 in Rente ging. Obwohl Rooij und Brouwer ihren eigenen Weg gingen und die meisten Studenten jahrelang entweder dem Erstgenannten oder Letztgenannten folgten, entwickelten sich in den 1970er-Jahren über Mitarbeiter, wie namentlich Manschot und später Wieten, doch allmählich Kontakte und Querverbindungen zwischen den beiden akademischen Miniwelten mit ihren eigenen Annäherungen, Minikulturen und Institutsgebäuden, bevor sie im Rahmen der Anerkennung der Kommunikationswissenschaft zusammengelegt wurden.

Anmerkungen

  • 1 Die Dokumentation, inklusive der Korrespondenz und anderer Archivalien, die für diesen Beitrag genutzt wurde, befindet sich im Original oder in Kopie im Archiv des Autors in den Niederlanden (joanhemels@caiway.net).
  • 2 Wieke van Dorsser vermittelte mir freundlicherweise in einer E-Mail vom 8. März 2014 genealogische Information über die Familie Versluys.
  • 3 Eine freie Studienrichtung (vrije studierichting) mit einem bestimmten Abschlussexamen und später einem freien, zu einem bestimmten Abschlussexamen führenden Studiengang (vrij doctoraal) kann man nicht als reguläre und selbstständige Studiengänge einer bestimmten Disziplin betrachten. Das Studienprogramm musste vorher von der zuständigen Fakultät beziehungsweise von der für das Abschlussexamen verantwortlichen, anerkannten und selbstständigen Disziplin genehmigt werden. Durch die Einführung des Bachelor- und Mastersystems 2002 in den Niederlanden ging auch die letzterwähnte Möglichkeit zu Ende.
  • 4 Ein Lektor war ein in eine eher untergeordnete Position berufener Hochschullehrer, der den Professorentitel „hoogleraar“ (Professor) nicht führen durfte, aber doch verantwortlich für Lehre und Forschung auf einem bestimmten Fachgebiet oder einem Teilgebiet eines Fachs war. Wer 1980 ein meistens promovierter Lektor war, wurde, wenn er oder sie wollte, Hochschullehrer A mit dem Titel und allen Rechten eines Professors. Seit dem Ende der 1990er-Jahre übernehmen die Fachhochschulen den Titel Lektor (lector) für die mit der Förderung der angewandten Forschung betrauten qualifizierten Dozenten. Sie halten, ebenso wie die ehemaligen Universitätslektoren, oft auch eine Vorlesung während einer Antrittszeremonie. Niederländische Fachhochschulen kennen keine Professoren. Inzwischen taucht lecturer in englischsprachigen Arbeitsstellenausschreibungen niederländischer Universitäten manchmal wieder auf, insbesondere wenn es sich um praxisorientierte Dozenten zum Beispiel für das Fach Öffentlichkeitsarbeit handelt.
  • 5 Der Name Rooms(ch)-Katholieke Universiteit Nijmegen der 1923 gegründeten, nicht staatlichen, von einer Stiftung ausgehenden katholischen Universität in Nijmegen änderte sich 1961/62 zu Katholieke Universiteit Nijmegen und wurde 2004 in Radboud Universiteit Nijmegen umbenannt. Der Ortsname Nijmegen wird in Veröffentlichungen usw. voraussichtlich allmählich gestrichen. In diesem Feature wird diese Universität weiterhin als Universität Nijmegen, die Universität von Amsterdam (Universiteit van Amsterdam) als Universität Amsterdam und die Freie Universität in Amsterdam (Vrije Universiteit) als Freie Universität bezeichnet.
  • 6 Dem meistens aus drei Personen bestehenden Universitätskollegium gehören ein Vorsitzender, ein Mitglied und der Rektor der Universität an.
  • 7 Prof. Dr. Cees P. F. van der Staak der Universität Nijmegen vermittelte mir freundlicherweise in einer E-Mail vom 2. Oktober 2014 ergänzende Information bezüglich des akademischen Werdegangs von Ex.
  • 8 Nachdem er den Akademischen Rat 1985 nach einem Vierteljahrhundert aufgehoben hatte, setzte der zuständige Minister Deetman vorübergehend ein Beratungsorgan für den Hochschulunterricht (Adviesraad voor het Hoger Onderwijs) ein. Die Universitäten gründeten in Hinblick auf ihre gemeinsame Interessenvertretung im selben Jahr den Verein Vereniging van Samenwerkende Nederlandse Universiteiten (VSNU) in Utrecht, den heutigen Verband der 13 niederländischen Universitäten (Vereniging van Universiteiten, VSNU). Seit 2005 hat der Verein seinen Sitz in Den Haag.
  • 9 In einem 2016 von mir zu veröffentlichenden Buch über die Anerkennung und Entwicklung der Kommunikationswissenschaft in den Niederlanden wird genauer auf die Quellen der parlamentarischen Behandlung, Berichte, Noten, Korrespondenz usw. verwiesen. Sie befinden sich im Original oder in Kopie im Archiv des Autors in den Niederlanden.
  • 10 Die Dokumentation, inklusive der Korrespondenz und anderer Archivalien, die für diesen Teil des Beitrags genutzt wurde, befindet sich im Original oder in Kopie auch im Archiv des Autors in den Niederlanden (joanhemels@caiway.net).
  • 11 Die 1918 akademisch anerkannte agrarwissenschaftliche Landbouw Hogeschool, gegründet als Rijks Landbouw Hooge School, in Wageningen wurde 1986 in Landbouw Universiteit Wageningen und 2000 in Wageningen University als Bestandteil des Wageningen University & Research Centre umbenannt.
  • 12 Die 1964 als Technische Hochschule Twente (Technische Hogeschool Twente) gegründete dritte Technische Hochschule in den Niederlanden wurde 1986 in Universität Twente umbenannt.

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Empfohlene Zitierweise

  • Joan Hemels: Der lange Anfang. Pioniere und Vorkämpfer. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2015. http://blexkom.halemverlag.de/langer-anfang/ (Datum des Zugriffs).