Peter Glotz (Foto: privat)
Peter Glotz (Foto: privat)

„Der Schuh war zu klein“

Peter Glotz hat sich zwar in erster Linie als Politiker einen Namen gemacht, seine Wurzeln aber hatte Glotz in der Zeitungswissenschaft. Aus Anlass seines 75. Geburtstages am 6. März 2014 dokumentiert BLexKom vier Zeitzeugengespräche über sein Wirken im Fach sowie ein persönliches Interview, das 2003 geführt wurde.


Peter Glotz hätte am 6. März 2014 seinen 75. Geburtstag gefeiert. Berühmt geworden ist er zwar in der Politik (vor allem als Bundesgeschäftsführer der SPD, 1981 bis 1987), seine Wurzeln aber hatte Glotz in der Zeitungswissenschaft. In der Chronik des Münchner Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung steht er als erster Magister (1964, Titel der Arbeit: Zum Informationsgehalt der westdeutschen Presse). Nach dem Abschluss war Glotz sechs Jahre Assistent von Otto B. Roegele, promovierte 1968 in München (Titel der Dissertation: Buchkritik in deutschen Zeitungen) und legte ein Jahr später gemeinsam mit Wolfgang R. Langenbucher ein Buch vor, das im Fach schnell zum Klassiker wurde (Der mißachtete Leser, Glotz/Langenbucher 1969).

Wie in der Autobiografie Von Heimat zu Heimat nachzulesen ist, bereitete Glotz daneben eine Karriere in der Politik vor, die ihn über den bayerischen Landtag, den Bundestag und die Berliner Wissenschaftsverwaltung an die Spitze seiner Partei führte (vgl. Glotz 2005). Dem Fach blieb er als Förderer verbunden – vor allem als Gründungsmitglied, erster Geschäftsführer sowie Auftraggeber der Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung (AfK, vgl. Allwang 2008) und dann ab 1993 als Honorarprofessor in München.

1996 kam Glotz ganz in die Wissenschaft zurück. Er wurde Gründungsrektor der Universität Erfurt und übernahm dort einen Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft. Anfang 2000 wechselte er an das Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen. Vom ersten Magister zum ersten Rektor des Fachs in Deutschland – Michael Mang (2007) hat in seiner Magisterarbeit nach den Spuren gesucht, die Peter Glotz in der Kommunikationswissenschaft hinterlassen hat, und dazu vier Weggefährten befragt: Wolfgang R. Langenbucher, Klaus Beck, Beat Schmid und Felicitas Walch. Aus Anlass des runden Geburtstages dokumentiert BlexKom die Gesprächsprotokolle, die sich im Anhang der Magisterarbeit befinden – behutsam gekürzt und um Wiederholungen bereinigt. Außerdem wird hier ein Interview veröffentlicht, das Michael Meyen 2003 mit Glotz führte und das so bereits in einem Jubiläums-Buch des Münchener Instituts zu lesen war (vgl. Glotz 2004). Das Zitat “Der Schuh war zu klein” stammt von Wolfgang R. Langenbucher – eine Antwort auf die Frage, warum Peter Glotz dem Fach zwischendurch untreu wurde.

Das Münchener Institut für Zeitungswissenschaft: Peter Glotz hat hier nicht nur seine politische Karriere vorbereitet, sondern zugleich das dafür nötige Rüstzeug gesammelt. Er blieb dem Haus auch als Politiker treu und wurde dort 1993 Honorarprofessor. Michael Meyen hat ihn kurz vor dem 80. Institutsgeburtstag interviewt.

Wolfgang R. Langenbucher (Jahrgang 1938) und Peter Glotz haben ihre Karrieren im Gleichschritt begonnen. Langenbucher studierte ebenfalls Zeitungswissenschaft in München, war dann wie Glotz Assistent von Otto B. Roegele, an der AfK beteiligt und im politischen Raum aktiv. Im Gegensatz zu Glotz blieb er aber in der Wissenschaft: ab 1975 als Professor in München und von 1984 bis 2006 an der Universität Wien.

Klaus Beck (Jahrgang 1963) wurde 1997 wissenschaftlicher Assistent am Erfurter Lehrstuhl von Peter Glotz. Nach Stationen in Leipzig und Greifswald lehrt Beck seit Oktober 2007 da, wo er studiert und promoviert hat: am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin.

Beat Schmid (Jahrgang 1943) hat seine akademische Laufbahn an der ETH Zürich begonnen (1969 Physikdiplom, 1971 Promotion, 1980 Habilitation). 1987 wurde er Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen und dort 1998 Gründungsdirektor des Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement, das wenig später die letzte berufliche Station von Peter Glotz werden sollte.

Felicitas Walch ist die dritte Ehefrau von Peter Glotz (Hochzeit 1991). Sohn Lion wurde 1997 geboren.

Literaturangaben

  • Diana Allwang: Die Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung. Drittmittelaufträge aus Politik und Medienwirtschaft. In: Michael Meyen/Manuel Wendelin (Hrsg.): Journalistenausbildung, Empirie und Auftragsforschung. Köln: Herbert von Halem 2008, S. 85-115.
  • Peter Glotz: Intelligente Menschen halten Konflikte aus. In: Michael Meyen/Maria Löblich (Hrsg.): 80 Jahre Zeitungs- und Kommunikationswissenschaft in München. Bausteine zu einer Institutsgeschichte. Köln: Herbert von Halem 2004, S. 214-223.
  • Peter Glotz: Von Heimat zu Heimat. Erinnerungen eines Grenzgängers. Berlin: Econ 2005.
  • Peter Glotz/Wolfgang R. Langenbucher: Der mißachtete Leser. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1969 (Neuauflage München: Fischer 1993).
  • Michael Mang: Das Fachverständnis von Peter Glotz. Ein Grenzgänger zwischen den Feldern Politik und Wissenschaft. Magisterarbeit. München: Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung 2007.

Empfohlene Zitierweise

    Michael Meyen: “Der Schuh war zu klein”. Feature zum 75. Geburtstag von Peter Glotz. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2014. http://blexkom.halemverlag.de/peter-glotz_der-schuh-war-zu-klein/ (Datum des Zugriffs).