Gerhard Vowe (Foto: privat)

Gerhard Vowe

23. März 1953

Lexikoneintrag von Katharina Wischmeyer am 19. Dezember 2018

Als gebürtiger Politikwissenschaftler gelangte Gerhard Vowe über die Informations- und Dokumentationswissenschaft sowie den Modellversuch Journalisten-Weiterbildung an der FU Berlin in die Kommunikationswissenschaft.

Stationen

Geboren in Moers (Nordrhein-Westfalen). Vater Pfarrer. 1971 Studium an der FU Berlin (Politikwissenschaft und Geschichte, ein Jahr später auch Informations- und Dokumentationswissenschaft). 1978 Diplomarbeit in Politikwissenschaft, wissenschaftlicher Assistent im Fachbereich Informations- und Dokumentationswissenschaft. 1983 Promotion an der FU Berlin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der TU Darmstadt. 1987 Rückkehr an die FU Berlin als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Recherchefeld Wissenschaft“ am Fachbereich Kommunikationswissenschaft. 1990 Geschäftsführer des Studiengangs Journalisten-Weiterbildung an der FU und später Privatdozent an der HU Berlin. 1992 Habilitation im Fach Politikwissenschaft und drei Jahre später Umhabilitierung im Fachbereich Sozialwissenschaften. Vertretungsprofessuren an der HdK (heute UdK) Berlin und der TU Dresden. 1997 Ruf an die TU Ilmenau als Professor für Politik und Medien. 2004 Wechsel an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft. 2011 Initiator und Sprecher der DFG-Forschergruppe „Politische Kommunikation in der Online-Welt“ (bis 2017). Verheiratet, vier Kinder.

Publikationen

  • Integration von Wissenschaft und Gesellschaft: Der Beitrag von Information und Kommunikation. Zwei Bände. Berlin: Progris 1983 (Dissertation).
  • Technik im parlamentarischen Diskurs: Die Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zum Verhältnis von Technik und Politik. Darmstadt 1991 (Habilitation).
  • Bürger online: Die Entwicklung der politischen Online-Kommunikation in Deutschland. Konstanz: UVK 2011 (mit Martin Emmer und Jens Wolling).
  • Politische Unterhaltung – Unterhaltende Politik. Forschung zu Medieninhalten, Medienrezeption und Medienwirkungen. Köln: Herbert von Halem 2014 (Herausgeber, mit Marco Dohle).
  • Wissenschaftskommunikation 2.0? Fachzeitschriften in der Online-Welt. In: Publizistik 61. Jg. (2016), S. 51-72.
  • Political communication in the online world: Theoretical approaches and research designs. London: Routledge 2016 (Herausgeber, mit Philipp Henn).

Fasziniert von der Vision, „das ganze Weltwissen im Griff zu haben“ (Vowe 2018: 7), studiert Gerhard Vowe neben seinem Hauptfach Politikwissenschaft Informations- und Dokumentationswissenschaft, ein Fach, das ab Ende der 1960er-Jahre dem Berliner Institut für Publizistik zugeordnet war (Wersig/Neveling 2013: 245). Gemeinsam mit seinem Doktorvater Gernot Wersig arbeitet er an Drittmittelprojekten zu Fachinformationssystemen und Datenbanken (vgl. Vowe 2018: 11) und in der gemeinsam gegründeten Firma Projektgruppe Informationssystem GmbH Berlin (Progris). Die Themen drehen sich um Technik und Politik, das heißt Anfang der 1980er-Jahre um „Bildschirmtext“ (Strauch/Vowe 1980) und „Kabeldemokratie“ (Vowe/Wersig 1983). Diese Themenschwerpunkte spiegeln sich später auch in seiner Habilitationsschrift. Zusammen mit Otfried Jarren leitet er das Projekt „Recherchefeld Wissenschaft“, das als Forum für Lokaljournalisten in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung entsteht (vgl. Jarren/Vowe 1992). Damit bleibt er auf dem Pfad der Kommunikationswissenschaft und übernimmt anschließend „ein für ihn völlig neues Gebiet“ (Jarren 2005: 357) als Geschäftsführer im Modellversuch Journalisten-Weiterbildung (vgl. Ruß-Mohl/Vowe 1992).

Mit den Rufen nach Ilmenau und später nach Düsseldorf kann sich Gerhard Vowe weiter „als Grenzgänger zwischen den Disziplinen“ profilieren, wobei er sich „in Forschung und Lehre der Kommunikationswissenschaft zugehörig fühlt“ (Jarren 2005: 357). Dies belegen seine Forschungsschwerpunkte, die in der politischen Kommunikation, in der Medienpolitik sowie in der Medienrezeption liegen. Eine herausragende institutionelle Leistung ist die Einrichtung der (standortübergreifenden) DFG-Forschergruppe „Politische Kommunikation in der Online-Welt“ – eine der ganz wenigen Verbünde in der Kommunikationswissenschaft.

Literaturangaben

  • Otfried Jarren: Gerhard Vowe und Ralph Weiß, Universität Düsseldorf. In: Publizistik 50. Jg. (2005), S. 357-358.
  • Otfried Jarren/Gerhard Vowe: Recherche als Verständigung: Ergebnisse aus dem Projekt “Recherchefeld Wissenschaft”. In: Medium 22. Jg. (1992), Nr. 2, S. 48-51.
  • Stephan Ruß-Mohl/Gerhard Vowe (Hrsg.): Fachwissen für Journalisten. Fünf Bände. Opladen: Westdeutscher Verlag 1992-1997.
  • Dietmar Strauch/Gerhard Vowe (Hrsg.): Bildschirmtext – Facetten eines neuen Mediums. München: Oldenbourg 1980.
  • Gerhard Vowe: Autobiografisches Interview von Maria Löblich und Katharina Wischmeyer. Berlin 2018 (Abschrift im Besitz der Verfasserin).
  • Gerhard Vowe/Gernot Wersig: „Kabeldemokratie” – Der Weg zur Informationskultur. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 33. Jg. (1983), B45, S. 15-22.
  • Gernot Wersig/Ulrich Neveling: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. In: Karol Kubicki/Siegward Lönnendonker (Hrsg.): Gesellschaftswissenschaften an der Freien Universität Berlin. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, S. 239-263.

Weiterführende Literatur

  • Gerhard Vowe/Natalie Völker: Wie verändert sich die politische Kommunikation durch Online-Medien und welche politischen Folgen hat das? Profil der DFG-Forschergruppe 1381 „Politische Kommunikation in der Online-Welt“. In: Studies in Communication and Media 0. Jg. (2011), S. 355-371).

Weblink

Empfohlene Zitierweise

Katharina Wischmeyer: Gerhard Vowe. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2018. http://blexkom.halemverlag.de/gerhard-vowe/ (Datum des Zugriffs).