Karl Friedrich Reimers

Karl Friedrich Reimers

3. März 1935

Lexikoneintrag von Michael Meyen am 16. Dezember 2015

Karl Friedrich Reimers war von 1991 bis 1993 Gründungsdekan in Leipzig und schuf dort eines der größten Fachinstitute sowie ein besonderes Profil. Seine wissenschaftliche Heimat war die HFF in München, wo er von 1975 bis 2001 als Professor lehrte.

Stationen

Geboren in Dithmarschen als Sohn eines Pastors. 1956 Abitur im Abendgymnasium der Lübecker Volkshochschule; anschließend Arbeit als Erzieher im Baltischen Carl-Hunnius-Internat in Wyk auf Föhr. 1957 Studium in Bonn, Köln, Hamburg und Berlin (Geschichte, Publizistik, Theologie, Kulturwissenschaft). 1963 Promotion in Hamburg. 1964 Forschungsreferent und Leiter des Editionsprogramms „Filmdokumente zur Zeitgeschichte“ am Länder-Institut für Wissenschaftlichen Film (IWF) in Göttingen (bis 1975). 1966 Lehrauftrag für Publizistik und Zeitgeschichte (ab 1969 nebenamtlicher Dozent mit Prüfungsberechtigung) an der Universität Göttingen (bis 1975/76). 1975 Lehrstuhl für Allgemeine und Spezielle Kommunikationswissenschaft sowie Didaktik der audiovisuellen Medien (ab 1990: für Kommunikations- und Medienwissenschaft) an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München (bis 2001). 1976 nebenamtliche Lehrtätigkeit am Institut für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) der Universität München (bis 1991/92). Einrichtung des „Offenen Mittwochs“ (Forum für den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis). 1991 Gründungsdekan des Fachbereichs für Kommunikations- und Medienwissenschaften an der Universität Leipzig (bis 1993). 1992 Honorarprofessor an der Universität Leipzig. Verheiratet, zwei Söhne.

Publikationen

    • Lübeck im Kirchenkampf des Dritten Reiches. Nationalsozialistisches Führerprinzip und evangelisch-lutherische Landeskirche von 1933 bis 1945. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1965 (Dissertation).
    • Zweimal Deutschland seit 1945 in Film und Fernsehen. 2 Bände. München: Ölschläger 1983, 1985 (Herausgeber, mit Monika Lerch-Stumpf und Rüdiger Steinmetz).
    • Medienhochschule und Wissenschaft. Strukturen – Profile – Positionen. Konstanz: UVK 2001 (Herausgeber, mit Gabriele Mehling).
    • Turmbau zu Leipzig … In: Jasper A. Friedrich/Arnulf Kutsch/Denise Sommer (Hrsg.): Großbothener Vorträge zur Kommunikationswissenschaft XII. Bremen: edition lumiere 2013, S. 71-124.

Karl Friedrich Reimers geht als Institutionenbauer in die Fachgeschichte ein. Reimers wurde 1991 an der Universität Leipzig Gründungsdekan und hatte dort nicht nur entscheidenden Anteil, dass das Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft eine der größten Einrichtungen des Fachs im deutschen Sprachraum werden konnte, sondern sorgte zugleich dafür, dass sich sein Fachverständnis im Profil des Standorts wiederfindet. Das Leipziger Institut ist als „Ökumene der akademischen Disziplinen“ angelegt, „die sich mit den Gegenständen Massenmedien und öffentliche Kommunikation beschäftigen“: empirische Medienwirkungsforschung und Kommunikationsgeschichte, Journalistik und PR, Medienwissenschaft, Buchwissenschaft und Medienpädagogik (vgl. Meyen 2011). In der Leipziger Gründungskommission arbeitete Reimers unter anderem mit Barbara Baerns, Günther Rager, Winfried Schulz und Franz Stuke zusammen.

Die akademische Sozialisation von Karl Friedrich Reimers ist außerhalb der klassischen Kommunikationswissenschaft verlaufen, obwohl er bereits als Student in Hamburg Kontakt mit Gerhard Maletzke hatte und sich dann als Filmforscher in Göttingen schnell auch außerhalb der Universität einen Namen machte. Nach seiner Berufung an die Hochschule für Fernsehen und Film wirkte er in München vor allem als Brückenbauer – zwischen HFF und Universitätsinstitut, wo er bis Ende der 1980er-Jahre Lehrveranstaltungen anbot und zahlreiche Studenten prüfte (vgl. Reimers 2004; Roegele 1995, 1997), noch mehr aber zwischen akademischer Welt und Öffentlichkeit. Hierfür stehen vor allem der „offene Mittwoch“ und zahlreiche weitere öffentliche Diskussionen. In einem Interview zur Geschichte des Münchner Fachinstituts wurde Karl Friedrich Reimers auch gefragt, wo er seine eigene Position in der Kommunikationswissenschaft sieht: „Vor allem in der Verknüpfung von Massenmedien und Zeitgeschichte, mit einer besonderen Aufmerksamkeit für die ‚nicht-herkömmliche‘ Publizistik: den Film als Kino-Medium, das Fernsehen als Haus-Medium. Immer wieder die Grundfrage: Was verändert wie die gesellschaftliche Medien-Kommunikation im zeitgeschichtlichen Kontext-Wandel?“ (Reimers 2004: 248).

Literaturangaben

      • Michael Meyen: Das Leipziger Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft: Ein Modell für die Kommunikationswissenschaft in Deutschland? In: Stefan Jarolimek/Arnulf Kutsch/Denise Sommer (Hrsg.): Großbothener Vorträge zur Kommunikationswissenschaft XI. Bremen: edition lumiere 2011, S. 107-136.
      • Karl Friedrich Reimers: Das Zusammenleben war gewünscht. In: Michael Meyen/Maria Löblich (Hrsg.): 80 Jahre Zeitungs- und Kommunikationswissenschaft in München. Bausteine zu einer Institutsgeschichte. Köln: Herbert von Halem 2004, S. 241-249.
      • Otto B. Roegele: Das interuniversitäre Tandem. Erinnerungen an ein didaktisches Experiment. In: Gerhard Maletzke/Rüdiger Steinmetz (Hrsg.): Zeiten und Medien – Medienzeiten. Festschrift zum 60. Geburtstag von Karl Friedrich Reimers. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 1995, S. 24-33.
      • Otto B. Roegele: Ausbreitung, Lähmung, Konsolidierung – München 1963-1985. In: Arnulf Kutsch/Horst Pöttker (Hrsg.): Kommunikationswissenschaft – autobiographisch. Zur Entwicklung einer Wissenschaft in Deutschland. Opladen: Westdeutscher Verlag 1997, S. 62-109.

Weiterführende Literatur

      • Arnulf Kutsch: Karl Friedrich Reimers 60 Jahre. In: Publizistik 40. Jg. (1995), S. 356-359.
      • Leipzig war ein Lebensthema. Interview mit Karl Friedrich Reimers anlässlich seines 80. Geburtstages. In: Rundfunk und Geschichte 41. Jg. (2015), Nr. 1/2, S. 3-8.
      • Gerhard Maletzke/Rüdiger Steinmetz (Hrsg.): Zeiten und Medien – Medienzeiten. Festschrift zum 60. Geburtstag von Karl Friedrich Reimers. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 1995.
      • Michael Meyen/Maria Löblich (Hrsg.): 80 Jahre Zeitungs- und Kommunikationswissenschaft in München. Bausteine zu einer Institutsgeschichte. Köln: Herbert von Halem 2004.

Empfohlene Zitierweise

        Michael Meyen: Karl Friedrich Reimers. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2015. http://blexkom.halemverlag.de/karl-friedrich-reimers/ (Datum des Zugriffs).