Jan Tonnemacher (Quelle: Arnold/Neuberger 2005)

Jan Tonnemacher

27. April 1940

Lexikoneintrag von Michael Meyen am 10. Februar 2017

Jan Tonnemacher hat als Lehrstuhlinhaber anderthalb Jahrzehnte Journalisten in Eichstätt ausgebildet. Der studierte Volkswirt brachte hier Erfahrungen aus Auftragsforschung, Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit ein.

Stationen

Geboren in Berlin. Vater Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik. Humanistische Gymnasien in Frankfurt/Main, Hannover und Berlin. 1962 bis 1967 Studium an der FU Berlin (Volkswirtschaft, Wahlfach Publizistik). Arbeit in der Wirtschaftsredaktion der Tageszeitung The Globe & Mail in Toronto (Kanada). 1968 Mitarbeit im Institut für Demoskopie in Allensbach. Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Publizistik in Mainz. 1969 bis 1974 Mitarbeiter bei Prognos AG in Basel. 1974 bis 1978 Leiter des Referats Presse und Information der TU Berlin. 1975 Promotion an der FU Berlin bei Fritz Eberhard. 1977 Habilitation an der FU Berlin (kumulativ). 1974 bis 1982 Lehrbeauftragter am Institut für Publizistik der FU Berlin. 1982 Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. 1978 bis 1988 Projektleiter am Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik in Berlin, dort unter anderem Begleitforschung für neue Kommunikationstechniken. 1988 bis 1989 Abteilungsleiter für Planung und zentrale Aufgaben in der Intendanz des Senders Freies Berlin. Vom Sommersemester 1991 bis zum Sommersemester 1992 Vertretung des Lehrstuhls für Journalistik II an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Anschließend bis 2005 Inhaber dieses Lehrstuhls.

Publikationen

  • Prognosen für Massenmedien als Grundlage der Kommunikationspolitik in der BRD. Freie Universität Berlin 1976 (Dissertation).
  • Das Leid (mit) der Begleitforschung. In: Claudia Schmidt (Hrsg.): Medien-Menschen. Beiträge des wissenschaftlichen Beirats zur Begleituntersuchung der Evangelischen Kirche zum Kabelpilotprojekt Berlin „Kommunikationsverhalten und neue Medientechniken“. Frankfurt/Main: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik 1988, S. 41-48.
  • Kommunikationspolitik in Deutschland. Eine Einführung. 2. Auflage. Konstanz: UVK 2003.

Jan Tonnemacher hat sich seinen Wunsch nach einer Universitätsprofessur erst spät erfüllen können. Nach der Habilitation dauerte es fast anderthalb Jahrzehnte, bis der „passionierte Berufswechsler“ (Tonnemacher 2007: 312) nach Eichstätt berufen wurde. Tonnemacher selbst hat für diese lange Warteschleife im Rückblick mehrere Gründe genannt: seine Position als Seiteneinsteiger und die eher schwache Einbindung in akademische Strukturen, seine thematische Ausrichtung, seinen Flirt mit der Mainzer Schule, der nur ein Semester dauerte, und der Ruf, politisch eher links zu stehen (vgl. Tonnemacher 2007).

Der Volkswirt Tonnemacher hatte die Publizistikwissenschaft lediglich im Nebenfach studiert und sich erst nach fünf Jahren in der Auftrags- und Prognoseforschung entschieden, seine Expertise zu einer Dissertation im Fach auszubauen. Die Erfahrungen aus dem Studium und bei Prognos sowie die Position des Heinrich-Hertz-Instituts führten dazu, dass der Name Jan Tonnemacher in den 1980er-Jahren vor allem mit der Begleitforschung für die Kabelpilotprojekte verbunden wurde (vgl. Tonnemacher 1983, 1988). In Eichstätt entstand dann sein Lehrbuch zur Kommunikationspolitik (erste Auflage 1996). Tonnemachers wichtigster Schüler ist Christoph Neuberger.

Literaturangaben

  • Klaus Arnold/Christoph Neuberger (Hrsg.): Alte Medien – neue Medien. Theorieperspektiven, Medienprofile, Einsatzfelder. Festschrift für Jan Tonnemacher. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2005.
  • Jan Tonnemacher: Kabelpilotprojekt Berlin – Thesen zu einer wissenschaftlichen Begleitforschung. In: Media Perspektiven 1983, S. 876-885.
  • Jan Tonnemacher: Das Leid (mit) der Begleitforschung. In: Claudia Schmidt (Hrsg.): Medien-Menschen. Beiträge des wissenschaftlichen Beirats zur Begleituntersuchung der Evangelischen Kirche zum Kabelpilotprojekt Berlin „Kommunikationsverhalten und neue Medientechniken“. Frankfurt/Main: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik 1988, S. 41-48.
  • Jan Tonnemacher: Mir hing der Ruf an, ein Linksaußen zu sein. In: Michael Meyen/Maria Löblich: „Ich habe dieses Fach erfunden“. Wie die Kommunikationswissenschaft an die deutschsprachigen Universitäten kam. 19 biografische Interviews. Köln: Herbert von Halem 2007, S. 298-313.

Weiterführende Literatur

  • Christoph Neuberger: Jan Tonnemacher 65 Jahre. In: Publizsitik 50. Jg. (2005), S. 240-241.
  • Jan Tonnemacher: „Beim Rundfunk ist man eben pünktlich“. Fritz Eberhard als akademischer Lehrer. In: Bernd Sösemann (Hrsg.): Fritz Eberhard. Rückblicke auf Biographie und Werk. Stuttgart: Steiner 2001, S. 26-27.

Weblink

Wikipedia-Eintrag

Empfohlene Zitierweise

        Michael Meyen: Jan Tonnemacher. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2017. http://blexkom.halemverlag.de/jan-tonnemacher/ (Datum des Zugriffs).