Günther Rager

11. Mai 1943

Lexikoneintrag von Michael Meyen am 16. Dezember 2015

Günther Rager steht für die Verbindung von Journalistenausbildung und empirischer Forschung. Er war zweieinhalb Jahrzehnte Professor in Dortmund und hat zwischendurch den Fachstandort Leipzig gerettet.

Stationen

Geboren in einem Vorort von Kempten. Ab 1964 Studium in Tübingen und München (Germanistik, Philosophie, Geschichte und Kunstwissenschaft). Freiberuflicher Journalist. 1974 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim. 1982 Promotion in Tübingen. 1984 C3-Professor für Journalistik (Schwerpunkt Produktion) an der TU Dortmund (bis 2010). 1991 Mitglied der Leipziger Gründungskommission. 1993 Gründung der media consulting team Dortmund GmbH (mit Bernd Weber). 2005 Ehrenprofessor, Lomonossow-Universität, Moskau. 1999 bis 2010 Mitglied der Grimme-Preis-Jury.

Publikationen

  • Publizistische Vielfalt im Lokalen. Eine empirische Analyse. Tübingen: TVV Verlag 1982 (Dissertation).
  • Publizistische Vielfalt zwischen Markt und Politik. Neue Medien – mehr Inhalte? Düsseldorf: Econ 1992 (Herausgeber, mit Bernd Weber).
  • Zeitungsjournalismus. Empirische Leserschaftsforschung. Konstanz: UVK 2006 (Herausgeber, mit Karola Graf-Szczuka, Gregor Hassemer und Stephanie Süper).
  • Chats, Videos und Communities: Wie Jugendliche das Internet nutzen. Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung 2008 (mit Annika Sehl).

Günther Rager ist ein Pionier der akademischen Journalistenausbildung in Deutschland. Er hat ab 1974 den Aufbaustudiengang an der Universität Hohenheim konzipiert und diesen Studiengang auch nach der Berufung von Manfred Rühl auf die erste Professur für Kommunikationswissenschaft in Baden-Württemberg (1976) entscheidend geprägt. Nach gut einem Jahrzehnt in Hohenheim ging Rager nach Dortmund, wo er bis 2010 Journalisten ausbildete. Seine dritte institutionelle Verankerung ist weniger bekannt. Günther Rager war maßgeblich daran beteiligt, dass die sächsische Staatsregierung ihren Beschluss vom Dezember 1990 zurücknahm, die Sektion Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig ersatzlos abzuwickeln. In einem autobiografischen Interview berichtet Rager, dass Hans Joachim Meyer, damals Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, ihn sogar gebeten habe, die Leipziger Gründungskommission zu leiten. Dies sei aber am Ministerium in Nordrhein-Westfalen gescheitert (vgl. Rager 2015).

In die Wissenschaft ist Günther Rager wie viele seiner gleichaltrigen Fachkollegen und der etwas älteren Jungtürken über den Journalismus gekommen (vgl. Meyen/Löblich 2007). Er hat in Tübingen bei Walter Jens und Hermann Bausinger studiert, die beide zwar keine Kommunikationswissenschaftler waren, aber als Fernsehkritiker (Jens) und Kulturwissenschaftler (Bausinger) eine enge Verbindung zum Gegenstand öffentliche Kommunikation hatten. In Dortmund war Rager für die Printmedien zuständig, sein Name steht aber auch und vor allem für die Integration der empirischen Rezeptionsforschung in die dortige Journalistenausbildung (vgl. Rager 2015). Zu seinen akademischen Schülern gehören unter anderem Bernd Blöbaum, Petra Werner, Lars Rinsdorf, Ulrike Röttger und Annika Sehl sowie Michael Steinbrecher, der bei ihm promovierte (vgl. Steinbrecher 2009).

Literaturangaben

Weiterführende Literatur

  • Lars Rinsdorf/Bernd Weber/Falk Wellmann/Petra Werner (Hrsg.): Journalismus mit Bodenhaftung. Annäherungen an das Publikum. Festschrift für Günther Rager. Münster: Lit 2003.
  • Petra Werner: Günther Rager 60 Jahre. In: Publizistik 48. Jg. (2003), S. 476-477.

Weblink

Wikipedia-Eintrag

Empfohlene Zitierweise

    Michael Meyen: Günther Rager. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2015. http://blexkom.halemverlag.de/günther-rager/ ‎(Datum des Zugriffs).