Petra Dorsch-Jungsberger (Foto: privat)

Petra Dorsch-Jungsberger

4. September 1943

Lexikoneintrag von Sophie Dechansreiter am 19. Juli 2018

Petra Dorsch-Jungsberger hat in München 40 Jahre Institutsgeschichte miterlebt, wurde dort als eine der ersten Frauen im Fach habilitiert und war vor allem in den 1980er-Jahren an zahlreichen Forschungsprojekten der Bundesregierung beteiligt.

Stationen

Geboren in Rehden. 1965 Studium an der LMU München (Zeitungswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft). Während des Studiums erste Erfahrungen in Zeitungsredaktionen. 1971 Promotion. 1973 Gruner + Jahr Medienpreis. 1973/1974 DFG-Forschungsstipendiatin an der Harvard University und in Japan. 1975 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Otto B. Roegele am Münchner Institut. 1982 Habilitation (unveröffentlicht). Venia Legendi für Empirische Kommunikationsforschung. 1994 Ernennung zur außerplanmäßigen Professorin, Venia Legendi für Internationale Kommunikation. Gastprofessuren und Aufenthalte in Minneapolis, Salzburg, Cincinnati, Paris und Königsberg. Auslandsbeauftragte sowie Frauenbeauftragte des Münchner Instituts. Verheiratet, eine Tochter.

Publikationen

  • Eine neue Heimat in Perlach: Das Einleben als Kommunikationsprozess. München: Callwey 1972 (Dissertation).
  • Neue Medien im sublokalen Kommunikationsraum: Die sogenannte Alternativpresse im sozialen Umfeld. Gutachten im Auftrag des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. München: Institut für Kommunikationswissenschaft 1981.
  • Journalistische und außerjournalistische Einflussfaktoren der Berichterstattung in den Massenmedien: Am Beispiel des Papstbesuches 1980. München: Institut für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) 1983 (mit Helmut Lehner, Otto B. Roegele, Wolfgang Stolte).
  • Papstkirche und Volkskirche im Konflikt: Die Kommunikationsstrategien von Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus. Berlin: Lit 2014.

Bereits im Studium entdeckte Petra Dorsch den Forschungsgegenstand Lokalkommunikation für sich. Aus diesem Interesse heraus entwickelte sich die Untersuchung zum Thema „Eine neue Heimat in Perlach: Das Einleben als Kommunikationsprozess“, die schließlich zu ihrer Dissertation wurde. Das Thema Trabantenstädte habe sie von Anfang an fasziniert (vgl. Dorsch-Jungsberger 2004: 232). Ihr Begriff „sublokales Medium“ (für eine Stadtteilzeitung) ging in die Fachsprache ein, ebenso wie die in ihrem Habilitationskolloquium geprägte Bezeichnung „latente Pressekommunikation“ (vgl. Schütz 2003: 340).

Dorsch-Jungsberger war an insgesamt acht kommunikationswissenschaftlichen Forschungsvorhaben der Bundesregierung prominent beteiligt, entweder als verantwortliche Projektleiterin oder als Mitarbeiterin des Untersuchungsteams. Der Themenbereich, den sie in dieser Zeit behandelte, war die Presse. Konkret ging es beispielsweise um die Entwicklung des Wettbewerbs oder um die Bedeutung von Amts- und Gemeindeblättern (vgl. Schütz 2003: 340). Später stellte sie für sich fest, dass ihr Zahlen und Statistiken relativ wenige Erkenntnisse brächten (vgl. Dorsch-Jungsberger 2004: 234), und konzentrierte sich fortan auf historisch-verstehende Forschungsmethoden. „Das hat auch damit zu tun, dass ich die Studenten zur wissenschaftlichen Lektüre motivieren will“ (Dorsch-Jungsberger 2004: 233). Nicht nur die Methoden veränderten sich im Laufe ihrer wissenschaftlichen Karriere, auch die Themen. Spätere Veröffentlichung beschäftigten sich häufig mit Kommunikation rund um die Kirche.

Petra Dorsch-Jungsberger hat ihre gesamte wissenschaftliche Karriere am Münchner Institut durchlaufen: vom Studium über die Promotion bis hin zur Habilitation, die sie als eine der ersten Frauen im Fach erhielt. Sie selbst sagt, dass sie vor allem nach ihrer Familiengründung am Institut mit vielen Hürden zu kämpfen hatte. „Schwieriger wurde es, als ich verheiratet war und ein Kind hatte. Es gab keine verheiratete Frau, die ein Kind hatte und an der Universität war“ (Dorsch-Jungsberger 2004: 233). Daher kommt möglicherweise ihre Bewunderung für Elisabeth Noelle-Neumann, die sie als engagierte Wissenschaftlerin sowie als geschäftstüchtige, mobile und durchsetzungsstarke Frau beschreibt (vgl. Dorsch-Jungsberger 2004: 235).

Literaturangaben

Empfohlene Zitierweise

    Sophie Dechansreiter: Petra Dorsch-Jungsberger. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2018. http://blexkom.halemverlag.de/petra-dorsch (Datum des Zugriffs).