Der Ost-West-Gipfel vom Mai 1990

Ende Mai 1990 kam die Crème de la Crème der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft an die Karl-Marx-Universität, um die Kolleginnen und Kollegen aus dem Osten kennenzulernen. BLexKom dokumentiert dieses „erste Leipziger Seminar zur akademischen Journalistenausbildung“.


Ein Beitrag von Michael Meyen

1. Einleitung

„Nützliches Kennenlernen und hoffnungsvoller Auftakt“ steht über dem Seminarbericht von Hans Poerschke, veröffentlicht im Sommer 1990 in der dritten Ausgabe der Zeitschrift Diskurs (vgl. Poerschke 1990). Diese „Leipziger Hefte für Kommunikationsforschung und Journalistik“ waren der Nachfolger der Hauszeitschrift Theorie und Praxis des sozialistischen Journalismus, erschienen von 1973 bis Ende 1989. Gleich neben dem Inhaltsverzeichnis entschuldigt sich die Redaktion für das Missverhältnis von Preis und Inhalt. Schuld sei der „Wegfall von Subventionen“, der zum einen die Anhebung auf 12,50 Mark erkläre und zum anderen „diese reduzierte Form“. Außer Poerschkes Bericht gibt es im Heft aktuelle Texte zum DDR-Zeitungsmarkt, zu Elf 99 und zur Reichweite von ausgewählten TV-Sendungen, einen theoretischen und einen historischen Beitrag, die mit Abstand den meisten Platz einnehmen (Tilo Prase zum Begriff der „Bedeutung“ und Frank Stader zur Leipziger SPD-Presse in den 1880er Jahren) sowie „Zwölf Thesen für einen Nachrichtensender (Hörfunk)“ von Dietz Schwiesau, der wenig später das Programm von MDR info aus der Taufe heben und vor allem mit Absolventen der Sektion Journalistik zum führenden Informationsportal im Osten Deutschlands machen wird.

Wulf Skaun (stehend) und Wolfgang Tiedke bei der Verteidigung Verteidigung ihrer Dissertation am 16. Juli 1976 (Quelle: Privatarchiv Wulf Skaun)

Hans Poerschke beginnt seinen Bericht mit einer halben Teilnehmerliste. Während er alle Gäste aus dem Westen namentlich und mit ihrer Institution nennt, gibt es für die Gastgeber nur einen Satz: Von der Sektion Journalistik „nahmen rund 20 Wissenschaftler am Seminar teil, außerdem Vertreter anderer Ausbildungsstätten und der journalistischen Praxis der DDR“.
Auch der Tonbandmitschnitt der Veranstaltung verrät nicht alle Teilnehmer aus dem Osten. Moderator Günter Raue, noch Direktor der Sektion Journalistik (er verliert im Herbst eine Vertrauensabstimmung und wird von Hans Poerschke abgelöst), nennt nur die Auswärtigen: Jürgen Huhn vom Rundfunk aus Berlin, Dieter Wiedemann von der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam, dort dann von 1995 bis 2012 Rektor bzw. Präsident, eine Kollegin vom Institut für internationale Beziehungen an der Leipziger Universität, deren Namen nicht zu verstehen ist, jemand von der Fachschule für Journalistik in Leipzig sowie Wolfgang Tiedke, der am 15. November 1989 auf Wunsch der Redaktion Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung wurde (vgl. Tiedke 2011) und zwar beim Get together am Vorabend dabei war, aber bei Raues Auftakt nicht im Raum ist. Ob er noch wie angekündigt erschienen ist, verrät der Mitschnitt nicht. Gesprochen haben in den nächsten beiden Tagen von seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen (in alphabetischer Reihenfolge) Jürgen Grubitzsch, Heinz Halbach, Peter Hamann, Barbara Lenhart, Klaus Peschel, Hans Poerschke, Tilo Prase, Klaus Preisigke, Karl-Heinz Röhr, Siegfried Schmidt, Wulf Skaun, Frank Stader und Helga Wagner.

Wolfgang R. Langenbucher (2. von rechts) 1983 in München (Foto: Hanno Hardt)

Diese Aufzählung ist mit zwei Unsicherheiten behaftet. Zum einen weiß ich nicht, ob die acht Tonband-Stunden, die mir Hans Poerschke Ende 2019 gegeben hat, tatsächlich das komplette Seminar spiegeln, und zum anderen wird nicht jede Rednerin und jeder Redner von Moderator Raue namentlich angesprochen. Beide Unsicherheiten betreffen auch die Wortmeldungen der Gäste aus der Bundesrepublik und aus Österreich, wobei ich viele der Kolleginnen und Kollegen erlebt und zum großen Teil auch länger befragt habe, sodass es für mich kein Problem war, ihre etwas jüngeren Stimmen zu erkennen. Auch hier wieder in alphabetischer Reihenfolge:

Barbara Baerns (FU Berlin), Hans Heinz Fabris (Salzburg), Renate Hackel-de Latour (Eichstätt), Michael Kunczik (Mainz), Wolfgang R. Langenbucher (Wien), Winfried B. Lerg (Münster), Heinz Pürer (München), Siegfried Quandt (Gießen), Günther Rager (Dortmund), Dieter Roß (Hamburg), Manfred Rühl (Bamberg), Wilfried Scharf (Göttingen), Beate Schneider und Klaus Schönbach (beide Hannover), Heinz-Werner Stuiber (München) und Jürgen Wilke (Mainz). Kurzfristig abgesagt hatte Arnulf Kutsch aus Münster, der dann 1993 auf den Lehrstuhl für Historische und Systematische Kommunikationswissenschaft an der Universität Leipzig berufen wurde.

Die folgende Seminar-Dokumentation beginnt mit einer notwendig subjektiv gefärbten Zusammenfassung meiner Eindrücke (Abschnitte 2 und 3). Anschließend werden drei längere Beiträge im Wortlaut veröffentlicht, in einer Transkription von Sylvia Krampe. Der konzeptionelle Vortrag von Hans Poerschke sowie der Vortrag von Klaus Preisigke zum Leipziger Ausbildungskonzept waren die mit Abstand längsten und auch inhaltlich gewichtigsten Beiträge des Seminars. Der Vortrag von Frank Stader zu Forschung und Lehre im Bereich der Kommunikationsgeschichte steht exemplarisch für die Versuche einiger Leipziger Kolleginnen und Kollegen, für ihre Arbeit zu werben. Ich habe mich hier aus zwei Gründen dafür entschieden, diesen Beitrag auszuwählen. Zum einen habe ich selbst bei Frank Stader und seinem Kollegen Jürgen Schlimper begonnen, wissenschaftlich zu arbeiten (vgl. Meyen 1996), und im Seminarmitschnitt vieles von dem entdeckt, was mich bis heute prägt. Und zum anderen (wichtiger) nennt Günter Raue in seiner Auftaktrede die Leipziger Forschung zur Geschichte der Arbeiterpresse gleich an erster Stelle, um zu belegen, dass der „wissenschaftliche Ertrag“ der Sektion Journalistik größer als Null ist.

2. Diskussion I: Die Sicht des Westens

Dieses Leipziger Seminar markiert ziemlich genau die Hälfte des Weges vom Mauerfall bis zum Beschluss der sächsischen Regierung vom 11. Dezember 1990, die Sektion Journalistik abzuwickeln. Die Einladung kam offenbar sehr kurzfristig. Wolfgang R. Langenbucher jedenfalls weist in seinem Schlusswort darauf hin, dass es für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen nicht leicht gewesen sei, den Termin möglich zu machen, mitten im Semester, bei den „immer noch“ schwierigen Bahn-Verbindungen in den Osten. Geholfen hat möglicherweise, dass die meisten vom 23. bis zum 25. Mai in Salzburg waren, bei der Jahrestagung der DGPuK. Schon dort hat sich offenbar alles um die Frage gedreht, ob und wie es in Leipzig weitergehen wird. Ich werde gleich zeigen, dass die Ansichten hier selbst bei denen auseinandergingen, die den Weg nach Leipzig auf sich nahmen. Günter Raue weiß das. Er bittet die „Familie“ gleich zu Beginn um ein „in jeder Hinsicht offenes Gespräch“, spricht von einem „Versuch“ und sagt, dass man diesen Versuch sich selbst und den Studenten schuldig sei.

Wie die Teilnehmerliste zustande gekommen ist, verrät weder der Mitschnitt noch der Bericht von Hans Poerschke in der Zeitschrift Diskurs. Dort steht nur, dass die Idee zu dem Seminar „aus dem Prozess grundlegender Neuorientierung in Forschung und Lehre hervorgegangen“ sei und dass zu diesem Prozess sowohl der Blick nach hinten gehört („frühere Fehlentwicklungen und Versäumnisse überwinden“) als auch der nach vorn (den „neuen Herausforderungen an Journalismus und Wissenschaft gerecht werden“ und die „Chancen des gesellschaftlichen Wandels in der DDR nutzen“, Poerschke 1990: 173f.).

Karl Friedrich Reimers, der am 20. Februar 1991 ein Berufungsangebot erhalten und am 15. April als Gründungsdekan nach Leipzig kommen wird, hat auf Poerschkes Bericht irritiert reagiert. Nachdem beide vorher offenbar miteinander gesprochen haben, schreibt Reimers am 22. Oktober 1990, dass ihm das Seminar „in einer ganz bestimmten Hin-Sicht doch mehr und mehr merk-würdig“ vorkomme (Trennstriche im Brief). Nur zwei der Teilnehmer aus dem Westen hätten Erfahrungen mit der DDR-Forschung mitgebracht (Scharf, Hackel-de Latour) und noch einmal zwei Geschichtsbewusstsein (Roß, Lerg). Vor allem aber stößt sich Reimers am Ziel der Leipziger. Weitermachen scheint für ihn schon sieben Wochen vor dem Abwicklungsbeschluss keine Option, schließlich habe auch jeder Pfarrer, der in der Gemeinde unglaubwürdig geworden sei, sein „Amt verspielt“. O-Ton Reimers: „Jedenfalls wird es im Sinne einer Wissenschaft für die Allgemeinheit nicht zu verantworten sein, denke ich (mit viel Sinn für Wider-Sprüche), ein weitestgehend SED-Langzeit-fixiertes Kollegium ‚einfach so‘ vor sich hin wurschteln zu lassen: Das ginge vor allem zu Lasten der heute Studierenden, die sich mit einem – fast ausschließlich – bei ‚Parteiprofessoren’ erworbenen (‚Universitäts’-)Diplom nirgendwo im fortgeschrittenen Europa sehen lassen könnten. Das hat jetzt Vorrang“ (1).

Die entsprechende Stimmung ist schon Ende Mai 1990 in Leipzig greifbar. Am deutlichsten spricht Jürgen Wilke sein Unbehagen aus. Als er die Einladung bekommen habe, sagt Wilke, sei sofort die Sorge da gewesen, an der Rettung eines Instituts beteiligt zu werden, das er schon immer für fragwürdig gehalten habe. In Leipzig könne es nur weitergehen, wenn die Vergangenheit bewältigt werde und man zentrale Positionen revidiere. Die Rede von Hans Poerschke (siehe Abschnitt 3) hat Jürgen Wilke offensichtlich nicht gefallen. Poerschke habe von DER Theorie der Massenkommunikation gesprochen und außerdem angekündigt, Defizite in der Kenntnis und Beherrschung der Marx‘schen Methode zu beheben. Beides sei nicht konsensfähig, genauso wie die Idee, dass der Journalist einen Auftrag habe und die Gesellschaft gestalten solle. Auch Manfred Rühl fordert Poerschke mehr oder weniger direkt auf, nicht länger „im eigenen Saft“ zu kochen und endlich abzuschwören. Früher habe man den Marxismus-Leninismus in Leipzig von „bürgerlichen Theorien“ abgegrenzt. Wer nur eine Theorie für richtig halte oder von einer Art Metatheorie ausgehe, entziehe sich dem „Wettbewerb der Theorien“. Hans Heinz Fabris macht das knapper. Er vermisst die Bereitschaft zum Rücktritt und schlägt vor, der „Opposition“ eine Chance zu geben.

Ganz abgesehen davon, dass es eine solche „Opposition“ in der Journalistik gar nicht geben kann (wo hätte sie wachsen sollen außerhalb der einzigen akademischen Einrichtung, die in der DDR Journalisten ausbildete): Wortmeldungen wie diese zeigen die Machtverhältnisse im Feld der Kommunikationswissenschaft. Während die meisten DDR-Forscher ziemlich genau wissen, was im Westen geforscht und veröffentlicht wird, haben die Gäste aus der Bundesrepublik und aus Österreich keine Ahnung von dem, woran die Leipziger arbeiten, und machen daraus auch kein Hehl. Heinz-Werner Stuiber fragt nach Literatur zu Entscheidungsprozessen in Redaktionen, Manfred Rühl äußert den „Verdacht“, dass im Osten viel zur Genrelehre vorliegt, und Wolfgang R. Langenbucher will wissen, wie Öffentlichkeit in der DDR funktioniert und warum man zum Beispiel das Westfernsehen toleriert hat. Langenbucher gibt immerhin zu, dass er wenig weiß und trotzdem manchmal darüber geschrieben habe.

Diese Machtverhältnisse im akademischen Feld, zu denen gehört, dass man am Machtpol das ignorieren kann, was außerhalb des hegemonialen Diskurses veröffentlicht wird, waren kein kurzfristiger Effekt des gesellschaftlichen Wandels in der DDR. Karl-Heinz Röhr, in Leipzig promoviert (1966) und habilitiert (1978) und 1989 ordentlicher Professor an der Sektion Journalistik, hat mir 2015 in einem biografischen Interview erzählt, dass er regelmäßig die Fachzeitschrift Publizistik gelesen habe, obwohl er dort zu „seinem“ Gebiet (journalistische Methodik) kaum etwas gefunden habe: „Bei uns konnte niemand eine Dissertation ohne Verweis auf die wichtigsten westlichen Quellen vorlegen. Es wurde verlangt, dass die Literatur zur Kenntnis genommen wird, und sei es nur wegen der sogenannten klassenmäßigen Auseinandersetzung. Wir konnten ja in die Deutsche Bücherei gehen. In den westdeutschen Hochschulen wurde dagegen nie gefragt, was in der DDR zu einem bestimmten Thema gemacht wurde, bis heute nicht“ (Röhr 2015).

Der Herbst 1989, der als Abstimmung gegen die DDR, ihre Medien und damit auch gegen ihre Journalismustheoretiker gelesen werden konnte, hat dieses Ungleichgewicht noch verstärkt. Siegfried Quandt, ein Historiker, der seinen Lehrstuhl in Gießen stark in Richtung Journalismus interpretiert hat, meinte mit Blick auf Poerschkes Vortrag, dass die Rettung von Marx kein „glückliches Oberthema“ sei, und Wilfried Scharf aus Göttingen, der in den 1980er Jahren mehrfach mit Studenten zu Exkursionen in der DDR war, sah die ökologische Perspektive, die Poerschke entfaltet hat, gar als „Platzhalter“ für die alte allumfassende Theorie. Beide belehren Poerschke, dass der Journalismus im Westen nicht im Dienst einer Ideologie stehe. Wie in vielen akademischen Diskussionen geht es nicht um die Wahrheit, sondern um die eigene Position im Feld.

Winfried B. Lerg auf der DGPuK-Jahrestagung 1975 in Göttingen (Foto: Raimund Kommer)

Winfried B. Lerg auf der DGPuK-Jahrestagung 1975 in Göttingen (Foto: Raimund Kommer)

Es gibt Ausnahmen, auch in diesem Seminar. Klaus Schönbach und Winfried B. Lerg drängen mehrfach darauf, Schuldfrage und Moral beiseite zu lassen und sich stattdessen auf die ganz praktischen Fragen zu konzentrieren, die alle Menschen im Raum teilen. Konkret: Wie bilde ich an einer Universität Journalisten aus? Wie schaffe ich es, mein theoretisches Wissen in didaktische Konzepte zu übersetzen? Noch allgemeiner: Wie arbeite ich als Journalistik- oder Kommunikationswissenschaftler? Diese Fragen helfen, die Unterschiede zwischen Ost und West herauszuarbeiten. Hier der Versuch, dem journalistischen „Schaffensprozess“ auf die Spur zu kommen und vielleicht sogar Schöpfertum und Kreativität zunächst auf eine Formel zu bringen und dann in Trainingseinheiten zu vermitteln (auf den Punkt gebracht im Vortrag von Klaus Preisigke), dort eine empirische Sozialwissenschaft, die ihre didaktische Konzeption (so es diese überhaupt gibt) auf die Befunde von Inhaltsanalysen und Befragungen stützt, in denen es zum Beispiel um das Selbstverständnis von Journalisten geht. Die Leipziger wollen von ihren Gästen wissen, wie sie ihre theoretischen Erkenntnisse in praktische Übungen überführen, und lernen, dass sich diese Frage aus westlicher Perspektive gar nicht stellt. Ermunterung gibt es immerhin von Winfried B. Lerg. Tenor: spannend, was Sie da machen. Arbeiten Sie weiter. Die Probleme bei der Umsetzung sind kein Gegenargument.

Ermunterung kommt in gewisser Weise auch von Wolfgang R. Langenbucher, der den Leipzigern wünscht, ihre „Ausstattung“ durch das „Chaos der nächsten Jahre“ zu bringen. Dann könne er zu seinem Minister gehen und dort ebenfalls mehr Budget, mehr Räume und mehr Personal fordern. Dimensionen wie in Leipzig seien im Westen undenkbar, mit zwei „halben Ausnahmen“, den Journalistikstudiengängen in Eichstätt und Dortmund. Schon das Betreuungsverhältnis in Dortmund habe er von München oder Wien aus immer als „obszön-skandalös“ empfunden. Dieser Hinweis zieht sich durch das gesamte Seminar. Langenbucher selbst nimmt das kurz vor Schluss noch einmal auf und entwickelt als „Vision“ einen Artikel im Spiegel, der im Jahr 2000 Leipzig als Nummer eins vorstellt, als das Columbia von Deutschland. Was sonst, bei diesem Personal? Die Botschaft ist klar: Ihr werdet euch noch umgucken. So geht es nicht weiter, wenn in Sachsen gewählt wurde und der Minister einen Etat bewilligen muss.

Ende Mai 1990 gibt es an der Sektion Journalistik 79 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: sechs Professoren, 15 Hochschuldozenten, 20 Oberassistenten, 20 unbefristete Assistenten und elf befristete, sechs Lehrer im Hochschuldienst und einen Lektor. Günter Raue korrigiert diese Zahl im Laufe des Seminars. Zu Beginn spricht er noch von 84. Warum Günther Rager schnell der Favorit dieser großen Mannschaft wird, als ein Neugründer aus dem Westen gesucht wird, ist aus dem Seminarmitschnitt leicht herauszuhören. Rager amüsiert sich zunächst über seine Kollegen und ihr Schwarz-Weiß-Bild, zu dem das Schlagwort Pluralismus gehört, aber nicht Karl Marx. Der Marxismus, sagt Rager, sei in der Bundesrepublik mühsam ausgerottet worden. Ihr, liebe Leipziger, glaubt doch nicht im Ernst, dass das jetzt „über den Umweg DDR“ wieder eingeführt wird (vgl. Scheu 2012)? Später sagt er, dass man in Leipzig viel mehr über die Gestaltung von Beiträgen weiß, und lobt ausdrücklich, was es auch im Detail an Angeboten gebe, etwa in der Bildjournalistik. Und als Wulf Skaun kurz vor dem Ende um Hilfe bei der Methodenausbildung und bei einem Befragungsprojekt bittet und dabei Klaus Schönbach und Wilfried Scharf sogar namentlich anspricht, reagiert nur Rager. Er habe so etwas Ähnliches schon in Dortmund gemacht. Günther Rager kommt dann im Herbst 1990 tatsächlich nach Leipzig, obwohl der DAAD seinen Antrag auf eine Gastdozentur im Rahmen eines Programms für die Noch-DDR abgelehnt hat, vermutlich schon im Wissen um die bevorstehende Abwicklung. Rager bietet Hans Poerschke, inzwischen Direktor der Sektion Journalistik, an, auf jedes Honorar zu verzichten und sich auch in Sachen Reisekosten etwas zu überlegen, wenn es dafür keinen Topf gebe (2).

3. Diskussion II: Die Sicht des Ostens

Dieser Abschnitt kann kürzer ausfallen, weil drei zentrale Stimmen gleich noch im Wortlaut protokolliert werden. Hier und in vielen anderen Meldungen fallen zwei Dinge auf. Zum einen erlaubt das gerade skizzierte Meinungsklima keine sachlich-nüchterne Zustandsbeschreibung. Geliefert wird stattdessen eine Mischung aus Selbstkritik und Legitimationsversuch. Und zum anderen hat der Kampf um eine Position im neuen gesamtdeutschen Wissenschaftsfeld längst begonnen. Heinz Halbach, Jahrgang 1930, ein Urgestein der Leipziger Einrichtung (vgl. Halbach 2017), wundert sich nach einer Weile selbst über die Vielfalt der Stimmen und stellt fest, dass die Sektion Jounalistik schon längst kein „monolithischer Block“ mehr sei und inzwischen jeder für sich selbst spreche.

Mit 30 Jahren Abstand und dem Wissen um die jeweiligen Karriereverläufe nimmt sich das manchmal unfreiwillig komisch aus. Ein Kollege inszeniert sich als Experte für die Mediensysteme in Spanien und in Lateinamerika sowie für die katholische Soziallehre, eine Kollegin zitiert seht aufdringlich den dynamisch-transaktionalen Ansatz (Klaus Schönbach, einer der beiden Urheber, sitzt im Raum), und ein dritter Kollege versucht, über die Semiotik Anschluss zu gewinnen.

Wulf Skaun an seinem Arbeitsplatz im Großraumbüro. Leipziger Uni-Hochhaus, 1982 (Quelle: Privatarchiv Wulf Skaun).

Es gibt auch selbstbewusste Leipziger Auftritte. Klaus Peschel, Jahrgang 1950, der sich in Leipzig in Forschung und Lehre mit der Logik von Aussagen beschäftigt hat (Argumentieren, Schlussfolgerungen ziehen) und Mitte der 1980er Jahre auch an der Lomonossow-Universität in Moskau war, verortet sich im Bereich der analytischen und politischen Philosophie, macht dann klar, dass es das, was er will, im Westen nicht gibt (Propädeutik, Grundbegriffe, die Verbindung zu anderen Disziplinen), und bietet an, seine Veranstaltungen für Gäste aus dem Westen zu öffnen, obwohl die Plätze knapp seien. Und Wulf Skaun, fünf Jahre älter als Peschel, entwirft ein Programm für eine Soziologie der Massenkommunikation, zu dem auch marxistische Autoren aus der Bundesrepublik wie Horst Holzer und Wulf Dietmar Hund gehören, und verspricht: „Ich werde meinen linken Standpunkt einbringen“. Besser kann man die Kreuzung aus der Euphorie jener Tage und dem fehlenden Wissen über die Mechanismen, nach denen die westdeutsche Fachgemeinschaft funktioniert, nicht auf den Punkt bringen. Wulf Skaun hat zum 30. April 1991 einen Aufhebungsvertrag unterschrieben und sich nicht der Evaluierung gestellt (vgl. Skaun 2015).

Neben den Beiträgen von Hans Poerschke, Klaus Preisigke und Frank Stader, die gleich folgen, gibt es bei diesem Seminar einen vierten Versuch, Bilanz zu ziehen – in der Begrüßung von Günter Raue. Er greift dabei eine „Grundstimmung“ auf, zu der die Frage nach der moralischen und wissenschaftlichen Legitimation genauso gehört wie die Denunziation der Sektion Journalistik als „Stasizentrale“ (vgl. Klump 1993), und beantwortet seine Frage nach den „Leistungen“ und nach dem „Versagen“ eher positiv. Die Pressegeschichte, wie schon erwähnt, dazu die Ansätze empirischer Medienforschung (vgl. Gummelt et al. 1982, Tiedke 2011, Skaun 2015), die Lehrbücher und all das, was zur unmittelbar berufsbezogenen Ausbildung gehört hat. Wer die Medien heute anschaue, sagt Raue, der sehe keine „stalinistische Indoktrination“, sondern kluge Absolventen, die in der Praxis diszipliniert worden seien und jetzt nicht nur tolle Überschriften machen würden. Wer will, kann diesen letzten Halbsatz schon in die Rubrik Selbstkritik einordnen. Raue sagt: Ja, die Abteilung Agitation hat die Medienforschung rigoros unterdrückt, aber wir haben versäumt, den Aufstand zu proben. Wir sind angetreten für eine gesellschaftliche Alternative und haben all unsere kritischen Einsichten diesem Ziel untergeordnet. Was es an kritischer Reflexion gab, blieb intern und damit unsichtbar. Raue leitet daraus einen Maßstab für das Bleiben ab: die Bereitschaft und die Fähigkeit zur Selbstkritik.

Von den Gästen im Raum ist darauf niemand eingegangen. Keine Absolution, nirgends. Wolfgang R. Langenbucher bedankt sich am Ende ganz euphorisch bei Günter Raue und den anderen Leipzigern und hofft auf eine Fortsetzung des Gesprächs. Dass man sich künftig permanent auf nationalen und internationalen Tagungen sehe, sei ja „sowieso klar“. Ein zweites Leipziger Seminar zur akademischen Journalistenausbildung hat es nicht gegeben.

4. Hans Poerschke: Der Journalist in der modernen Kommunikationsgesellschaft

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, das Thema, mit dem ich hier angekündigt bin, ist mehr als abendfüllend. Es könnte des Umfangs wegen Schrecken einjagen. Ich habe keineswegs vor, es in diesem Umfang anzugehen. Ich habe mir vorgenommen, Ihnen einiges zu sagen zur Journalistenausbildung, wie wir sie in Leipzig verstehen, anstreben und für die Zukunft konzipieren. Es geht mir darum, eine Lanze zu brechen für eine theoretisch fundierte akademische Journalistenausbildung. Für Theorie als Markenzeichen akademischer Journalistenausbildung. Wir haben uns in den Überlegungen, wie das Journalistikstudium sich hier in Leipzig weiterentwickeln soll, dazu entschlossen, dass der Student bei uns eine gründliche gesellschafts- und kommunikationstheoretische Ausbildung bekommen soll. Dass er mit soliden und anwendbaren Kenntnissen der Soziologie hinausgehen soll.

Das ist eine Seite der Ausbildung, die uns sehr bewegt hat. Immer wieder ging es darum, die richtigen Proportionen für die Ausbildung zu finden. Es gibt die berechtigte Sorge, dass der Anspruch, ein theoretisch fundiertes Studium zu gestalten, der methodisch professionellen Ausbildung im Wege stehen könnte. Eine Diskussion, die sicher anderswo ebenso geführt wird, die so alt ist wie die Journalistenausbildung und so lange andauern wird, wie Journalisten akademisch ausgebildet werden. Es gilt immer wieder aufs Neue, die richtige Antwort auf diese Frage zu finden. Es geht um Proportionen, es geht um die richtigen Ansätze.

Diskussion an der Sektion Journalistik 1990. Hans Poerschke (links) und Klaus Preisigke. Im Hintergrund: Günther Rager (Quelle: Privatarchiv Klaus Preisigke).

Ich möchte etwas zu den Prämissen des Theorieangebots in Leipzig sagen. Eine erste Prämisse ergibt sich unmittelbar aus unseren Erfahrungen der letzten Monate. Die instrumentale Unterordnung unter das ideologische und politische Konzept einer Partei ist von unserer wissenschaftlichen Arbeit, von der Journalistenausbildung und von den Journalisten genommen. Ihre geistigen und moralischen Folgen aufzuarbeiten, wird uns noch für längere Zeit beschäftigen. Ich beschränke mich auf diese kurze Feststellung. Man braucht nicht lange darum herumzureden, dass sich die Journalisten unseres Landes, die Journalistikstudenten und auch die Wissenschaftler dieses Hauses in vielfältiger Verunsicherung befinden, dass sie eine Identitätskrise durchmachen, die nicht in kurzer Frist zu bewältigen ist. Die schlechteste Alternative zur Vergangenheit wäre gewiss ein Journalist, der aus Enttäuschung oder als gebranntes Kind oder warum auch immer sich nun zu Gesellschaftstheorien und politischen Konzepten abstinent verhielte. Er würde am ehesten wieder in die Lage kommen, Weltsichten, Wertvorstellungen und Handlungsorientierungen anderer unbesehen zu übernehmen und zu transportieren. Gerade das aber, meinen wir, muss für die Zukunft, für das künftige Wirken des Journalismus in unserem Lande ausgeschlossen werden. Wir verstehen unseren Auftrag theoretischer Journalistenausbildung so, dass wir werdenden Journalisten behilflich sind, in selbstbewusster Gewissensentscheidung ihre Position zu der von ihnen zu tragenden gesellschaftlichen Verantwortung zu bestimmen. Wir gehen von der Voraussetzung aus, dass eine solche selbstbewusste Gewissensentscheidung ohne theoretische Einsichten in das widerspruchsvolle Verhältnis von Journalismus und Gesellschaft, von Journalismus und Politik kaum zu leisten sein dürfte.

Das ist das Ziel, das wir mit dem theoretischen Angebot in unserer Lehre verfolgen. Dafür ist freilich eines Bedingung, dass die erklärte Absage an den Ausschließlichkeitsanspruch des Marxismus-Leninismus in die Bereitschaft und die Fähigkeit der Wissenschaftler mündet, theoretisches Rüstzeug für die Orientierung des Journalisten in dieser Welt in seiner ganzen Vielfalt anzueignen, zu erschließen und zu vermitteln. Dabei geht es keineswegs nur darum, dass man vieles, was man bisher nicht zur Kenntnis genommen hat oder wovon man abgekoppelt war, zur Kenntnis nimmt oder dass man das Spektrum erweitert, was man in der Lehre bieten kann. Es geht vielmehr um Fragen einer neuen wissenschaftlichen Identität sowohl in theoretisch-konzeptioneller als auch in wissenschaftlich-ethischer Hinsicht. Der Prozess harter Arbeit und rigoroser Prüfung des eigenen wissenschaftlichen Gewissens, aus dem diese neue wissenschaftliche Identität nur erwachsen kann, ist das Wichtigste von dem, was sich gegenwärtig in unserem Hause tut. Das hat jeder mit sich auszumachen, und das haben wir im Kollektiv zu bewältigen. Das alte System marxistisch-leninistischer Ausbildung ist per Dekret außer Kraft gesetzt. Das eigentliche Problem besteht in der Gestaltung eines neuen vielfältigen Angebots. Damit haben wir begonnen, nicht zuletzt auch mithilfe der Kollegen aus der BRD, die zu den verschiedensten theoretischen Fragen hier bei uns vor Studenten und Wissenschaftlern gesprochen haben und das auch in Zukunft noch tun werden. Wir gehen davon aus, dass künftig der Student bei uns die Möglichkeit hat, aus einem inhaltlich wie konzeptionell vielfältigen Angebot seinen eigenen Studiengang zusammenzustellen, wie er seinen Erwartungen und seinen Vorstellungen von seinem beruflichen Werdegang entspricht. Auf diese Weise wird er die Voraussetzung für seine individuelle Lebensentscheidung sich wissenschaftlich erarbeiten.

Zu diesem Prozess harter Arbeit und Prüfung des eigenen wissenschaftlichen Gewissens gehört die Vergewisserung über die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Marx‘schen Theorie und Methode. Wir sehen den Prozess dieser Vergewisserung und der Gewinnung einer neuen Identität nicht als einen Prozess der Bilderstürmerei, wir sehen ihn nicht als einen Prozess, in dem man Altes einfach beiseite tut, sondern wir sind der Auffassung, dass wir eher ein Defizit in der Kenntnis und Beherrschung der Marx‘schen Methode zu beheben haben, als dass wir uns einer Übertreibung schuldig gemacht hätten. Die Überwindung der Folgen des realen Sozialismus ist nicht identisch mit der Verwerfung der Marx‘schen Methode in Bausch und Bogen. Wir sind der Auffassung, dass sie gleichberechtigt mit anderen wissenschaftlichen Positionen künftig ihren Platz hat und sich in dieser Stellung wird behaupten müssen. Das ist eines der Ziele, die wir anstreben.

Die zweite Prämisse betrifft die Maßstäbe theoretischer Ausbildung. Wir stimmen mit all denen überein, die darauf hinweisen, dass der zunehmenden Komplexität des gesellschaftlichen Lebensprozesses, ob in der Beziehung zur Natur, ob innerhalb des sozialen Raumes selbst, nur mit wachsender fachlicher (und zwar theoretisch begründeter) Kompetenz beizukommen ist, nicht zuletzt auch bei den Journalisten. Das ist schon fast ein traditionelles Argument. Wir sind der Auffassung: ein allein nicht mehr zureichendes Argument. Wir halten für noch gravierender, und auch damit stehen wir nicht allein, dass die voranschreitende, bislang in vieler Hinsicht unbekümmerte Ausbeutung natürlicher und gesellschaftlicher Ressourcen mit gleichzeitigem Wachstum und unbeherrschten Nebenfolgen und Risiken einhergeht. In einigen, allseits bekannten Richtungen ist die für die Menschheitsexistenz kritische Grenze bereits überschritten oder diese Grenze wird in Kürze erreicht. Es geht nicht nur um die Komplexität der Welt als ein Problem für den Journalisten, sondern es geht um unsere Art, in dieser Welt zu leben, die einschneidender Veränderung bedarf – bei einer Orientierung auf die humanistische Verantwortung für die nachfolgenden Generationen. Journalisten, heutige und mehr noch künftige, sind mitten in diese Problematik hineingestellt – nicht nur als Mitbetroffene, sondern als ein Berufsstand, der die Fähigkeit besitzen muss, diese für die Menschheit gravierenden Probleme zu thematisieren. Von ihrer Fähigkeit, zur Verständigung über diese Probleme in der Gesellschaft beizutragen, hängt vieles ab.

Es hängt, glaube ich, auch vieles davon ab, dass sie Kommunikation in neuer, viel weiter reichender Weise als bisher als Faktor des gesellschaftlichen Wandels begreifen und zu fördern verstehen. Dies sehen wir als den Maßstab, von dem wir uns in der theoretischen Ausbildung künftiger Journalisten leiten lassen. Wir möchten gern erreichen, dass unser Haus Journalisten verlassen, die sich diesen Dimensionen der Gesellschaftsgestaltung und der Gesellschaftsentwicklung ganz bewusst stellen und die besser, als das heute noch zu verzeichnen ist, in der Lage sind, die Tragweite auch ihres eigenen Handelns in diesen gesellschaftlichen Dimensionen zu bemessen oder zu ermessen. Wir haben dafür sehr gute Voraussetzungen im unmittelbar nationalen Geschehen. Unsere ganze Gesellschaft ist sensibilisiert für Fragen der Gesellschaftsgestaltung in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und für die Gestaltung der Zukunft. Wir müssen und wollen ganz bewusst die europäische Dimension einbeziehen. Und wir müssen das letztlich beziehen auf die globale Dimension. Journalisten müssen sich als Mitgestalter der Welt sehen – einer verletzlichen und erhaltenswerten Welt. Dafür wollen wir sie ausrüsten. Das soll Maßstab unserer Theorievermittlung sein.

Eine dritte Prämisse. Von dem, was ich gerade gesagt habe, sind die Medien und die Journalisten nicht nur betroffen in dem Sinne, dass sie an all diesen Prozessen als Kommunikatoren aktiv beteiligt sind. Die Medienkommunikation mit ihrer Ausweitung und mit ihren unbeherrschten Folgen und Risiken ist selbst zum globalen Problem geworden und wird es in immer höherem Maße. Es ist unser gutes Recht, von Journalisten Sachkompetenz auf den verschiedensten Wissensgebieten zu fordern. Wir sind aber auch der Meinung, dass wir in der Journalistenausbildung besonderen Wert auf die theoretische Durchdringung des eigenen Feldes gesellschaftlicher Tätigkeit legen müssen. Wir wissen, dass das Feld der medienvermittelten sozialen Kommunikation eine spezifische Fachkompetenz des Journalisten darstellt, die seinen Berufsstand von anderen unterscheidet und die in vollem Maße der Anerkennung als spezifische Fachkompetenz bedarf. Die journalistische Tätigkeit ist eine schöpferische Aufgabe, die zwar nicht unmittelbar vergleichbar, aber gleichrangig ist mit der Aufgabe des Künstlers oder der des Wissenschaftlers oder eines beliebig anderen geistig Tätigen, aber ihren eigenen Gesetzen folgt und auch nicht falschen Vergleichen unterworfen werden darf. Erst wenn wir uns daran orientieren, werden wir auch die Voraussetzungen schaffen für die Lösung der Vermittlungsaufgabe, die der Journalist in Bezug auf die Vielfalt der anderen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hat. Nur wenn er die erforderliche Vorstellung vom Feld der sozialen Kommunikation und von den Wirkungsbedingungen besitzt, die dort herrschen, wird er in der Lage sein, in Bezug auf Wissenschaft, Kunst und andere Bereiche seine Vermittlungsaufgabe zu lösen.

Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, das Angebot theoretischer Ausbildung für Journalisten auf dem Felde der Kommunikationstheorie, der Kommunikationswissenschaft selbst vielfältig zu gestalten. Dieses Angebot nimmt seinen Ausgang bei sozialphilosophischen Problemen der sozialen Kommunikation, die in einem speziellen Kurs für Studenten unserer Fachrichtung dargeboten werden. Das geht weiter über erkenntnistheoretische Probleme der sozialen Kommunikation, die von großer Bedeutung für die Effektivität von Kommunikationsprozessen sind, und setzt sich fort über einen Grundkurs „Einführung in die Theorie der Massenkommunikation“ und ihrer Vermittlung durch den Journalismus. Wir sind der Auffassung, dass auch Soziologie und Psychologie nicht einfach vermittelt werden dürfen, so wichtig das auch immer ist als unmittelbares Handwerkszeug für die tägliche praktische Arbeit, sondern dass der Journalistikstudent auch ein theoretisches Grundverständnis der Probleme dieser Disziplinen in Bezug auf das Feld der Kommunikation braucht, wenn er konzeptionelles Verständnis für seinen eigenen Beruf entwickeln will. Das endet nicht bei theoretischen Problemen der sprachlichen Kommunikation oder Problemen der Logik.

Wir haben ganz bewusst ein sehr weites und aufgefächertes Feld von Theorieangeboten zusammengestellt, in dem der Student in hohem Maße die Möglichkeit hat, sich selbst zu entscheiden und ein Programm seiner Wahl und für seine Bedürfnisse zusammenzustellen. Das bedeutet beileibe nicht, dass wir das Ausbildungsziel des praktischen Journalisten verwechseln mit dem Ausbildungsziel des Kommunikationswissenschaftlers. Wir gehen aber davon aus, dass der Journalist aus einer akademischen Ausbildung kommt und so die Fähigkeit für konzeptionelles Wirken in seinem Beruf haben muss. Das muss ihn auszeichnen gegenüber denen, die auf anderen Wegen zum Journalismus kommen.

Damit zu einem vierten Punkt. Sehr wichtig und brisant ist für uns die Frage nach den Methoden der Theorievermittlung. Die Umbruchsituation in unserem Lande hat uns ganz spontan in neue Ausbildungsformen hineingebracht. Die Gesellschaft und der Journalismus verändern sich gegenwärtig so schnell, dass es außerordentlich schwer ist, von der Höhe der Theorie zu all dem immer wieder auf dem aktuellen Stand Kenntnis zu nehmen. Für uns Wissenschaftler und für die Studenten gab es nur eine Möglichkeit: Wir mussten uns gemeinsam empirisch beobachtend in diese Prozesse hineinbegeben. Das haben verschiedene Lehrstühle in unserem Hause getan und tun es gegenwärtig noch, was die Entwicklung der neuen Presselandschaft anbelangt, was die Aktivitäten des Journalismus im Wahlkampf anbelangt, was die Entwicklung des politischen Diskurses in unserem Lande anbelangt. Nicht theoretisch fantasieren, sondern von dem Faktenmaterial ausgehen, das das Leben uns auf den Tisch bringt. Wir glauben sagen zu können, dass wir daraus weitergehende Lehren für die Theorievermittlung zu ziehen haben. Natürlich werden die traditionelle Vorlesung und das traditionelle Seminar ihren grundlegenden Platz behalten. Wir glauben aber, dass wir die Verbindung theoretisch-konzeptioneller Diskussion mit empirischer Erkundung der Wirklichkeit, gemeinsam von Studenten und Wissenschaftlern vollzogen, zu einer grundlegenden Säule unserer theoretischen Ausbildung entwickeln werden – als eine Form, die dem Verhältnis des praktisch tätigen Journalisten zur Theorie außerordentlich nahe kommt und die ihm helfen kann. Das gilt sowohl für die methodische Seite der Aneignung der Theorie als auch in Bezug auf das Verständnis, mit welchen Intentionen und auf welche Weise er sie in seiner praktischen Tätigkeit auf die Wirklichkeit anwenden kann.

So viel zu den Prämissen unserer Theorieausbildung. Ich hätte das Bedürfnis, zu einer ganzen Reihe inhaltlicher Fragen etwas zu sagen. Ich verzichte an dieser Stelle darauf, weil es nicht damit getan ist, Kataloge aufzumachen. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit und würde mir wünschen, dass wir in eine lebhafte Diskussion eintreten.

5. Klaus Preisigke: Berufsausbildung an der Universität

Ich will mich bemühen, vor allem Informationen zu geben, weil ich sehe, dass es hier noch viele Defizite gibt. Es ist ja auch das Ziel dieser Veranstaltung, das Wissen voneinander zu erweitern. Zu unserer bisherigen Grundsituation. Es gab seit 1954 eine Fakultät für Journalistik. Bei ihnen haben berufsbezogene Journalistikstudiengänge eigentlich erst in den 1970ern begonnen. Ein zweiter Unterschied ist, dass wie nie Schwierigkeiten hatten, die Legitimation gegenüber unseren Geldgebern nachzuweisen. Nach einem Politbürobeschluss von 1968 ist die akademische Ausbildung von Journalisten an dieser Leipziger Fakultät als der Hauptweg in der DDR deklariert worden. Seitdem sind ungefähr drei Viertel aller Journalisten hier ausgebildet worden.

Klaus Preisigke (links) und FDJ-Chef Günter Jahn 1967 auf dem Parlament der FDJ in Karl-Marx-Stadt (Quelle: Privatarchiv Klaus Preisigke)

Das System sah dabei so aus: Die Redaktionen haben Volontäre angeworben, geprüft und aufgenommen. Dann wurde durch einen zentralen Schlüssel über die Abteilung Agitation und den Journalistenverband festgelegt, wie viele von diesen Volontären zum Auswahlverfahren an der Sektion zugelassen werden. Im Durchschnitt gab es etwa 200 Volontäre pro Jahr. Davon kamen 160 zum Auswahlverfahren und in den letzten Jahren jeweils 120 zum Studium. Diese Studenten galten als delegiert von ihren Redaktionen. Das Absolventengesetz der DDR hat uns dazu verpflichtet, dass ein Student nach dem Ende des sechsten Semesters einen Vorvertrag mit einer Redaktion bekommt. In aller Regel gingen die Absolventen nach dem Abschluss im achten Semester zurück in die Volontariatsredaktionen. Das war auch deshalb so, weil zum Beispiel das Medium in der Ausbildung vorgegeben war. Wer vom Fernsehen kam, kriegte hier eine Fernsehausbildung und ging wieder zum Fernsehen. Beim ADN oder beim Rundfunk war das genauso. Bei der Presse hatten nicht alle Redaktionen das Recht, Volontäre auszubilden. Dadurch hat sich das Einsatzgebiet ein bisschen verbreitert.

Trotzdem war das eine Planwirtschaft. Die Zahl der Studenten, die wir immatrikulieren durften, wurde über einen Zentralrechner beim Ministerium festgelegt. Da ging es auch um die Stärke der jeweiligen Jahrgänge. Mitte der 1980er Jahre ging eine Prognose davon aus, dass 40 Prozent der ungefähr 10.000 hauptberuflichen Journalisten bis 1995 aus Altersgründen ausscheiden. Der Ergänzungsbedarf lag also bei 4.000 Absolventen. Es war klar, dass wir allein das gar nicht schaffen können. Es wurden Sonderprogramme installiert. Für uns schien damals klar: Unsere Ausbildung und die vielen Stellen hier an der Universität Leipzig sind für die nächste Zukunft gesichert.

Jetzt haben wir in eine völlig neue Grundsituation. Eine Konkurrenzsituation. Wir müssen Journalisten für einen Markt ausbilden und sie marktfähig machen. Das ist schwer, weil wir auch unsere Vergangenheit mit uns herumschleppen als schwere Hypothek. Das macht es auch den Studenten und Absolventen nicht leicht. Der Rat der Sektion hat sich im Januar neu konstituiert, basisdemokratisch. Auf seiner ersten Sitzung hat dieser Rat beschlossen, den Zugang zum Studium zu öffnen – und zwar sofort. Das heißt: Es hängt nicht mehr von Volontariatsredaktionen und Delegierungen ab, ob man bei uns studieren kann. Wir haben das öffentlich noch einmal neu ausgeschrieben und haben neben den 160 Bewerbern, die von den Redaktionen delegiert wurden, zusätzlich 140 Bewerbungen bekommen. Es war das Ziel, den Zugang für Leute zu öffnen, die aus alternativen Gruppen und Bewegungen kommen und in neu entstehenden Zeitungen und Organisationen arbeiten oder die aus politischen Gründen nicht studieren konnten, weil sie sich zum Beispiel geweigert haben, in die Partei einzutreten. Das war Bedingung, um in einer Parteizeitung zu arbeiten. Erfreulicherweise ist das aufgegangen. Wir haben tatsächlich Leute immatrikuliert, denen bisher das Studium nicht möglich gewesen wäre.

Es interessiert Sie vielleicht, dass wir in diesem Zusammenhang ein Auswahlverfahren entwickelt haben, das versucht zu objektivieren und keinerlei politische Kriterien mehr kennt. Basis sind allein die Abiturleistungen und Tests, die wir hier gemacht haben. Das hat sich bewährt und ist relativ einspruchsicher.

Zur Ausbildung selbst. Unsere alte Ausbildung war ganz stark dominiert von der Grundüberlegung, dass der Journalist ein politischer Funktionär ist und dass zum wichtigsten Rüstzeug für ihn erst einmal die marxistisch-leninistische Theorie gehört. Das hat im alten Studiengang ungefähr 25 bis 30 Prozent des Stundenlimits ausgemacht, alle marxistisch-leninistischen Fächer inklusive ihrer Spezifizierung. Dies ist bei unseren neuen Überlegungen völlig raus. Wir stehen vor der Notwendigkeit, erstens eine solide kommunikationstheoretische Ausbildung neu zu installieren. Wir werden Ihnen unsere neue Studienprogramme geben. Sie werden sehen, dass das im Augenblick an ein Warenhaus erinnert. Psychologische Aspekte, linguistische Aspekte, erkenntnistheoretische Aspekte der Kommunikation. Wenn Sie im Westen keine geschlossene Kommunikationstheorie haben, wo sollen wir sie hier in Leipzig hernehmen?

Was wir beibehalten wollen: die berufsorientierte, praxisnahe akademische Journalistenausbildung, die ein vielfältiges System von Üben und Trainieren während des Studiums einschließt. Nur so erklären sich auch unsere relativ hohen Wissenschaftlerzahlen, weil wir in relativ kleinen Gruppen und in Labors und Studios mit den Studenten am Beitrag arbeiten. Wir halten es im Augenblick für eine spezifische Stärke, dass wir das an der Universität so tun können. Ob wir es in Zukunft können, entscheidet der sächsische Kultusminister.

Wir wollen diesen Diplomstudiengang Journalistik auf drei Feldern profilieren. Dafür haben wir in den letzten Wochen und Monaten sehr intensiv die Erfahrungen der verschiedenen Studiengänge bei Ihnen durchforstet und sind uns einig, dass ein Journalist erstens Sachkompetenz braucht. Einen akademischen Wissensschatz über einen Gegenstandsbereich journalistischer Tätigkeit, zu dem er sich öffentlich artikulieren soll. Zweitens braucht er Kommunikationskompetenz. Möglichst umfassendes, wissenschaftlich fundiertes Wissen und Können über das Wie des professionellen Handelns als Journalist. Drittens schließlich braucht er Wissen über das Warum journalistischer Kommunikation. Soziale Kompetenz. Wissen über Zusammenhänge massenkommunikativer Prozesse in der Gesellschaft.

Die Frage ist, in welchen Relationen man das macht. Ungefähr drittelt sich das im Diplomstudiengang Journalistik. Ein Drittel Nebenfachstudium, ein Drittel professionelles und ein Drittel Kommunikationstheorie. Wenn man die Praktika einbezieht, ist der Anteil des Praktisch-Journalistischen größer.

Wir wollen nicht nur das Nebenfachstudium obligatorisch einführen, sondern wir bieten ab September Journalistik auch als Nebenfachstudiengang an mit 30 Semesterwochenstunden für Studenten anderer Fachrichtungen. Bei beiden Studiengängen gehen wir davon aus, dass wir ein Numerus-clausus-Fach bleiben müssen, wenn wir die berufsorientierte, praxisnahe Ausbildung weiter qualifizieren wollen. Wir rechnen beim Direktstudiengang jährlich mit 100 und beim Nebenfach mit 40 Immatrikulationen. Das ist eigentlich sehr viel, wenn man sieht, dass Eichstätt 25 und Dortmund 52 in jedem Jahr hat.

Wir wollen dazu neu einführen den Diplomkommunikationswissenschaftler als Haupt- und Nebenfachstudiengang, ohne Numerus clausus. Ob der Name gut ist, wäre hier zu diskutieren. Bisher bedarf die Zulassung dieses Studienganges noch der Genehmigung durch einen Minister. Wir können deshalb in diesem Jahr damit noch nicht anfangen. Aber dass es so etwas wie Publizistik- oder Kommunikationswissenschaft als weiteren Studiengang geben muss, dürfte nicht nur bei einem Blick auf die Potenzen unseres Hauses klar sein. Kommunikationstheoretische Arbeiten gibt es an der Karl-Marx-Universität über die Sektion Journalistik hinaus – bei den Philosophen, aber auch bei den Kultur- und Kunstwissenschaften.

Ich möchte zu einem Aspekt noch ein bisschen detaillierter etwas sagen: das Theorie-Praxis-Verhältnis bei der Ausbildung. Ein immer wieder diskutiertes Feld. Inwieweit ist die Berufsausbildung an einer Hochschule überhaupt sinnvoll und tragfähig? Ich zitiere den Chef des Bundesverbandes der Zeitungsverleger vom November oder September 1989: „Die berufliche Kompetenz der angehenden Journalisten muss sich auf dem Nährboden entwickeln, auf dem sie ihre Fähigkeiten später entfalten in der redaktionellen Praxis.“ Das ist eine weitverbreitete Auffassung. Learning be doing. Ich glaube, das ist bei Ihnen nicht anders als bei uns. Den Studenten ist alles viel zu theoretisch. Gewünscht wird der schnelle praktikable Zugriff auf das sogenannte Handwerk. Dem Studenten ist die Schreibschule wichtiger als die Denkschule. Wir meinen, dass die Ausbildung professionellen Handelns an einer Universität nur dann ihre Existenzberechtigung hat, wenn es uns gelingt, diese Methode professionellen Handeln theoretisch fundiert zu vermitteln. Also eine Gestaltungstheorie zu entwickeln, die Einsichten in Gestaltungszusammenhänge vermittelt. Wenn uns das nicht gelingt, haben wir an der Universität mit diesem Teil keine Berechtigung.

Wie kommt man zu einer solchen Theorie? Zunächst natürlich in dem Versuch, die Erfahrungen der Praxis zu sammeln und wissenschaftlich zu systematisieren, was wir in langer Tradition tun und getan haben. Also heuristische Erkundung von Handlungszusammenhängen und Prozessen der Planung, Leitung und Organisation journalistischer Arbeit in den Redaktionen, systematisches Erfassen von Arbeitsabläufen, von den Komponenten des Profils bis zum Arbeitsprozess beim einzelnen Beitrag. Die Arbeit von der Idee und der Recherche bis zum fertigen Produkt heißt in unserem Sprachgebrauch Schaffensprozess. Hier haben wir schon Ende der 1960er Jahre interessante und anregende Modelle empirisch erkundet, auch zur geistigen Durchdringung schöpferischer Prozesse.

Das eignet sich allerdings nicht für die systematische Unterweisung. Wir hatten ein 17-Phasen-Modell. Es hat sich gezeigt: Das in der Lehre umsetzen zu wollen und zu trainieren, ist etwas Sinnloses. Das war relativ schnell Gegenstand unseres Studentenkabaretts. Wir haben natürlich auch die Grenzen der empirischen Forschung erkannt, wenn es um die Methodik redaktioneller Arbeit geht. Planung, Leitung, Organisation. Empirie hilft nicht, wenn man eine verdorbene Praxis zum Gegenstand hat. Vieles, was wir da an Ergebnissen haben, ist heute schlicht nicht mehr zu gebrauchen. Im Augenblick ist es deshalb ganz wichtig, dass wir bei redaktioneller Organisation und Demokratie die neuen Erfahrungen, die es hier gibt, erst einmal zusammentragen. Es gibt aber auch Felder, wo wir Hilfe brauchen. Redaktionsmanagement oder Arbeitsteilung. Das spielte in der DDR kaum eine Rolle. Wir waren ja alle sehr billige Arbeitskräfte. Da haben Sie viel bessere Erfahrungen. Auch die Medienökonomie ist bei uns bisher überhaupt nicht untersucht und thematisiert worden.

Was die Gestaltungstheorie betrifft und die Genrelehre, so meinen wir, eine ganz gute Tradition zu haben und auch etwas bieten zu können – zum Beispiel das Lehrbuch „Einführung in journalistische Methodik“. Der Ansatz ist hier, das Wie des Gestaltens im Zusammenhang mit dem Was und dem Warum zu betrachten. Die Einheit vom Gegenstand, Funktion und Methode in den einzelnen Genres. Ich glaube, das ist bis heute tragfähig und eine konkurrenzfähig Grundanlage.

Wir haben auch interessante Erfahrungen einzubringen durch die Integration von Methoden und Ergebnissen anderer Wissenschaftszweige in die Theorie methodischen Handelns im Journalismus. Die Psychologie etwa haben wir als Element journalistischer Methodik entwickelt. Dr. Lenhard könnte darüber Auskunft geben. Dr. Peschel hat Aspekte der Logik für Journalisten und für die Gestaltung journalistischer Beiträge aufgearbeitet. Zu semiotischen Fragen ist Dr. Prase auskunftsfähig. Auch da sind wir ein Stück vorangekommen in den letzten Jahren. Wir haben traditionell auch immer Sprachtheorie gelehrt. Journalistischer Sprachgebrauch. Stilistik.

Klaus Preisigke (2. von links) auf der Leipziger Dokfilmwoche 1982. Rechts neben ihm: Karl Gass und Gitta Nickel (Foto: Podszuweit, Privatarchiv Klaus Preisigke).

Gleichzeitig haben wir erhebliche Defizite zu konstatieren. Die hängen mit dem alten Paradigma zusammen, mit der Überideologisierung und mit dem (ganz euphemistisch gesagt) pädagogisch-aufklärerischen Grundgestus. Man könnte das auch politische Indoktrination nennen. Alle unsere methodischen Ausarbeitungen leiden darunter, dass wir sehr missionarisch die Leute immer erziehen wollen, ihnen Bewusstsein einhauchen wollen, und weniger öffentliche Verständigungsprozesse organisieren. Damit sind funktionale Fragen auch in der Medientheorie kritisch zu hinterfragen. Wir haben überhaupt einen dominant normativen Ansatz in unserer ganzen Herangehensweise, auch an die Methodik, der sehr schädlich ist, auch in Fragen der Erziehung zu Schöpfertum und Kreativität. Wir sind stark von bestimmten Normen ausgegangen – so als wenn es immer die Idealform journalistischer Beiträge gibt, auf die man alle hin erziehen und trimmen könnte. Und wir haben weiße Flecken in der Genreuntersuchung, weil es bestimmte journalistische Aussageformen im alten System kaum gab. Ich sage jetzt nur: investigativer Journalismus und alles, was damit an Recherchetechniken zusammenhängt. Uns fehlen auch international vergleichende Analysen. Im sozialistischen Raum haben wir das getan. Bürgerlicher Journalismus, wie das bei uns hieß, war immer nur Gegenstand der Kritik.

Neben der Bereitstellung von theoretischen Grundlagen für das professionelle Handeln ist ein wichtiges Standbein dieses Teils der Ausbildung, dass es zur praktischen Vermittlung dieses Wissens und Könnens in Form von Übungs- und Trainingskursen kommt. Wir haben hier zunächst große Vorteile gehabt mit unserem alten System, was die engen Verbindungen zu Redaktionen betrifft. Wir hatten nie Sorgen, Praktikumsplätze oder Volontariatsplätze zu kriegen. Und da die Redaktionen immer interessiert waren an einer guten Ausbildung ihrer Leute, war es auch leicht, zu inhaltlichen Absprachen zu kommen. Trotzdem haben wir nicht nur gute Erfahrungen mit Praktika gemacht, weil gerade in den letzten Jahren zunehmend der Qualitätsmaßstab der Praxis nicht dem entsprach, was wir hier theoretisch fordern wollten. Weshalb wir uns zunehmend abgenabelt haben von solchen Praktika und begonnen haben, das praktische Üben in das Studium zu integrieren – vielleicht mehr, als gut war. Seit Anfang der 1970er Jahre haben wir ein Übungssystem installiert, das eine gute Grundidee hatte: Jeder Student sollte im Verlaufe seines vierjährigen Studiums alle 14 Tage einen journalistischen Beitrag produzieren, und zwar systematisch aufgebaut vom Einfachen zum Komplizierteren und in Einheit von theoretischer Unterweisung und Übung. Es gibt Übungsbücher, die das mit guten und schlechten Beispielen modelliert und nach einem Punktsystem bewertet haben. Die Grundidee war, dass die Studenten dies in kleinen Gruppen kollektiv auswerten und mit einem Mentor diskutieren. Dabei haben wir sehr viele Praktiker als Mentoren einbezogen.

Dieses System hat sich aber nicht bewährt. Es hat zur Verschulung der praktischen Ausbildung geführt. Der Grundgedanke, dass 120 Leuten immer zur gleichen Zeit eine Nachricht, einen Bericht, ein Interview machen müssen, engt den Spielraum für Themen ungeheuer ein. Das funktioniert nur, wenn man Klausurkommentare schreibt oder eine Nachricht aus einem Bericht machen lässt. Bei vielen Formen der Begegnung mit dem Leben brauchen wir Recherche. Da funktioniert das nicht. Unser verschultes Universitätssystem hat außerdem dazu geführt, dass die Diskussion um Noten, um Punkte und um die unterschiedlichen Bewertungskriterien der einzelnen Mentoren viel wichtiger war als die schöpferische Arbeit. Das System hat auch unfruchtbare Normierungen begünstigt und schöpferische Spielräume eingeengt. Ein großes Problem war, ist und bleibt die unterschiedliche Qualität von Mentoren. Also die Fähigkeit der einzelnen Wissenschaftler, auf allen Gebieten ein qualitatives Urteil zu fällen. Deshalb sind wir dazu übergegangen, Übungen jeweils von den Fachleuten machen zu lassen. Die Argumentationsfachleute haben die Kommentare gemacht und die Informationsfachleute die Nachrichten und die Berichte. Wir haben Übungstage installiert und dann in den höheren Studienjahren Werkstattwochen, die sich bewährt haben. Dort wurde die fachjournalistische mit der methodischen Ausbildung verbunden. Dort konnten Studenten mehrere Wochen an praktischen Projekten üben. Das sind Dinge, an denen wir festhalten wollen.

Wenn Sie unser neues Programm sehen: Wir versuchen jetzt, den Werkstatt- und Trainingscharakter weiter zu qualifizieren, indem wir ein System von Elementarkursen einführen, die jeder erst einmal durchlaufen haben muss. Das fängt an mit Konzipieren, Recherchieren sowie mit ein paar Grundfertigkeiten im Gestalten und im Sprachlichen. Dann gibt es medial differenzierte Grundkurse, Aufbautrainingskurse und am Schluss Projektgruppen. Projektgruppen heißt: In den höheren Studienjahren muss die Produktion im Rundfunk, im Fernsehen oder in Zeitungen erscheinen. Da haben wir bisher noch ganz gute Bedingungen. Wie sie sich in Zukunft gestalten, wissen wir nicht. Worauf ich verweisen möchte: Die Trainierbarkeit bestimmter Grundfähigkeiten und Fertigkeiten und die Entwicklung von Übungs- und Trainingsmodellen sind ein Prozess, für den der Austausch organisiert werden muss von Erfahrungen, von Modellen, von Methoden. Es ist offensichtlich sehr kompliziert, ein theoretisch erkanntes Gestaltungsprinzip in ein wirklich handhabbares, trainierbares Übungsmodell umzusetzen. Jeder, der da Erfahrungen einzubringen hat, sollte das auf irgendeinen großen Tisch in die Mitte legen, und wir partizipieren dann alle davon. Ich glaube auch, dass dies ein Feld der Forschung sein sollte, nämlich die Methodik der Ausbildung von Journalisten, die Verallgemeinerung von Erfahrungen und die Entwicklung solcher Trainingsmodelle.

6. Frank Stader: Warum wir Journalismusgeschichte brauchen und wie wir dabei vorgehen wollen

Ich will etwas sagen zur Pressegeschichte, zur Journalismusgeschichte, speziell zur älteren Journalismusgeschichte. Ich selbst arbeite bis 1914 und mit Dr. Schlimper zusammen im Zeitraum bis 1945. Wir sagen: die ältere oder alte Journalismusgeschichte. Zunächst wäre es vielleicht von Interesse, dass natürlich auch dieses Problem seine Geschichte hat. Möglicherweise wissen einige von Ihnen, dass die Entwicklung der Sektion in den 1950er Jahren sehr weitgehend konzentriert war auf die Aufarbeitung der deutschen und später auch der ausländischen Journalismusgeschichte. Unter Budzislawski ging es zunächst auch um die Aufarbeitung dessen, was die bürgerliche Forschung erarbeitet hatte an empirischem Material. Man wollte das marxistisch umdenken und so einen ersten Fuß in die Journalismuswissenschaft hineinbekommen, die es ja hier noch nicht gab.

In den 1960er und 1970er Jahren wurde das völlig zurückgeschraubt. Die gesamte Journalismusgeschichte. Das hing wahrscheinlich mit dem extremen Pragmatismus des damaligen Direktors Emil Dusiska zusammen. Vielleicht auch damit, dass sich die Journalismusgeschichte nicht so ohne Weiteres politisch instrumentalisieren ließ. Zumindest nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Sie lässt sich schon politisch instrumentalisieren, aber doch nicht so kurzschlüssig und nicht so einfach, wie man glaubt. Es war also so, dass wir in den 1970er Jahren überhaupt keine Journalismusgeschichte hatten, weder Forschung noch Lehre. Erst zu Beginn der 1980er Jahre wurde wieder damit begonnen. Ich glaube, dass muss man wissen, wenn man die Aufarbeitung empirischen Materials bewertet.

Blumen am Grab von Bruno Schoenlank (LVZ-Chefredakteur von 1894 bis 1901), Leipzig 2009. Frank Stader, Werner Bramke, Siegfried Schmidt (von links, Foto: Jürgen Schlimper)

Blumen am Grab von Bruno Schoenlank (LVZ-Chefredakteur von 1894 bis 1901), Leipzig 2009. Frank Stader, Werner Bramke, Siegfried Schmidt (von links, Foto: Jürgen Schlimper).

Als wir neu begonnen haben, gingen die alten Muster nicht mehr so ohne Weiteres. Das wurde vielleicht in der Journalismusgeschichte deutlicher als auf anderen Gebieten. Das Material fügt sich hier nicht ohne Weiteres den Vorgaben. Wir haben längere Zeit gebraucht, um neue Wege zu finden. Dazu gleich mehr. Dass in den 1980er Jahren hier wieder Journalismusgeschichte gemacht wurde, hing wahrscheinlich auch damit zusammen, dass die DDR der Geschichte wieder einen größeren Stellenwert eingeräumt hat. Nicht nur aus Gründen der Politik und aus Gründen der Hofgeschichtsschreibung oder wie auch immer man das nennen will, sondern nicht zuletzt auch deshalb, weil hier etwas geleistet wurde. Ich denke nur an das Luther-Jahr. Die DDR-Forschung hat, soweit ich das überblicke, durchaus Beachtenswertes geleistet, auch auf dem Gebiet der Landesgeschichte. Ich sage das, weil man die DDR-Forschung meines Erachtens differenzierter betrachten muss. Selbst wenn es von außen so aussieht oder scheint, als wenn das eine homogene wissenschaftliche Wüste war: Es gab zumindest Oasen in dieser Wüste, auch bei uns. Manchmal auch Steppen mit etwas Vegetation.

Wie und warum wollen wir Journalismusgeschichte machen in diesem Haus? Wie stellen wir uns das vor? Worauf zielen wir eigentlich ab? Ganz allgemein gesprochen: Journalismusgeschichte ist wie jede andere Geschichte geeignet, die Historizität einer Gesellschaft aufzuzeigen. Die Tatsache, dass der Status quo nicht ewig ist. Die Endlichkeit jedes Status quo. Diese Lehre haben wir in den letzten Jahren nicht genügend verstanden. Etwas konkreter: Ohne eine Vision, ohne eine Utopie geht es unseres Erachtens nicht. Wir meinen schon, dass man auf irgendetwas zielen muss, dass man versuchen muss, den Studenten irgendetwas zu geben, auch wenn das vorhin entschieden problematisiert wurde. Wir meinen, dass es um Begriffe gehen muss wie mündiger Journalist, selbstbestimmter Journalist, kritischer Journalist. Gerade deshalb, weil wir ein gebranntes Kind sind in dieser Richtung. Es geht unseres Erachtens darum, dass der Journalist weder Rädchen und Schräubchen im Lenin’schen Sinne ist, also kein Befehlsempfänger administrativer Institutionen, noch dass er lediglich marktorientierter Lohnarbeiter des Medienkapitals sein soll, also geistiges Proletariat oder geistiger Proletarier. Wir glauben, dass wir mit der Journalismusgeschichte helfen können, eine gewisse Souveränität gegenüber der Medienlandschaft zu gewinnen, indem wir das historische Gewordensein des gegenwärtigen Journalismus aufzeigen.

Von links: Hedwig Voegt, Hermann Budzislawski, Heinrich Bruhn (Quelle: Privatarchiv Michael Meyen)

Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen, da ich als Historiker etwas schlichter denke und mit allgemeinen Theorien nicht zurechtkomme. Nehmen wir den Journalistenethos, also die ehtische Vorstellung, die der Journalist von seinem Beruf hat. Wir glauben, dass wir dem Studenten da ein wenig bieten können. Es gibt zum Beispiel den Typ des journalistischen Funktionärs, also das, was der Student häufig noch kennt aus seiner eigenen Praxis, sofern er in einem Volontariat war. Allerdings gibt es auch hier verschiedene Ausprägungen. Auch hier ist meines Erachtens differenzierte Sicht erforderlich. In der deutschen Sozialdemokratie von 1914 war dieser Journalist als Parteiarbeiter etwas anderes als der Journalist, der sich dann in der Nachfolge an Lenins Schrift „Parteiorganisation und Parteiliteratur“ herausgebildet hat. Auch künftige Studenten sollten wissen, wer oder was ein Schmock ist. Was haben Bismarck und Lassalle zum Beruf des Journalisten und zum Image des Journalisten gesagt, was hat Wuttke gesagt? Was wurde diskutiert, als sich kapitalistische Medienverhältnisse durchgesetzt haben? Wie sah die Generalanzeigerdebatte aus? Diese Diskussionen halten wir für so wichtig und interessant, dass ihre Vermittlung zumindest nicht schaden kann. Aber das zusammengefasst: Wir meinen, dass elementare Kenntnisse über die historische Entwicklung des Journalismus notwendig sind und dass man zu kurz greift, wenn man die historische Komponente nicht mit in die Ausbildung einbezieht.

Im Mittelpunkt steht dabei für uns die Frage nach dem Zusammenhang von gesellschaftlichem Wandel und dem Wandel des Journalismus. Das beginnt mit der Frage, welche gesellschaftlichen Veränderungen das Entstehen der Massenkommunikation bedingt haben. Wir bemühen uns dabei in Forschung und Lehre um ein weitaus komplexeres Herangehen als bisher. Unser bisheriges Herangehen war ja stark politik- und ideologielastig und dabei wiederum stark eingeengt auf die Frage nach dem Verhältnis von Partei und Presse, zumindest für die Zeiten, in denen es Parteien gab. Wir versuchen, dabei eine stärkere sozialhistorische Orientierung durchzusetzen. Das ist für die BRD-Forschung ein uralter Hut, aber für uns ist es seit einigen Jahren durchaus einigermaßen neu. Wir haben dabei auch schon Ergebnisse vorgelegt. Sie haben den Büchertisch gesehen, aber wir sind in mancher Hinsicht schon weiter und haben noch andere Publikationen, in denen diese sozialhistorische Ausprägung stärker zum Tragen kommt.

Dazu gehört unseres Erachtens auch, dass wir uns vergewissern müssen über die Leistungsfähigkeit des Marxismus und über das, was wir als Marxismus verstanden haben. Da bin ich bei Hans Poerschke. Was hat der Marxismus gebracht und was hat er nicht gebracht? Das ist, wie mir scheint, mit wenigen Worten nicht vom Tisch zu wischen. Darüber muss rein wissenschaftlich diskutiert werden. Natürlich gehört dazu, dass wir auch versuchen, uns zu vergewissern über die Leistungsfähigkeit anderer Ansätze. Dieser Pluralismus muss heute nicht noch einmal besonders betont werden. Wenn ich ein Beispiel bringen darf: Natürlich kann man die Entwicklung der Generalanzeiger Ende des 19. Jahrhunderts kaum verstehen ohne modernisierungstheoretische Ansätze. In diesem Sinne scheint mir, dass wir uns um Methodenpluralismus bemühen müssen, ohne dabei Modetrends zu folgen und irgendetwas wegzuschmeißen, weil es nicht mehr opportun ist. Es kommt darauf an, die Problematik zu durchdenken und das zu nehmen, was unserer Meinung nach historischen Erkenntniswert hat. Das ist dann in der Arbeit am empirischen Material nachzuweisen.

Vielleicht nenne ich noch kurz die Schwerpunkte, die wir sehen. Das hängt auch dem zusammen, was wir bisher gemacht haben. Wir können ja nicht etwas völlig Neues beginnen. Hier sind durchaus Traditionen im guten und im schlechten Sinn fortzuschreiben. Da ist erstens die Geschichte der proletarischen Presse. Da ist zweitens das Entstehen der Massenpresse im 19. Jahrhundert. Die Generalanzeigerproblematik. Und da ist drittens das, worauf sich unsere Forschung gerade konzentriert. Ich nenne das hier Regionalisierung der Forschung. Wir haben uns innerhalb der DDR konzentriert auf Hochburgen oder Zentren der Kommunikation, vor allem im 19. Jahrhundert. Wir haben einige Arbeiten zu Berlin als Kommunikationszentrum. Wir haben einige Dissertationen zu Leipzig als Kommunikationszentrum. Wir wären also in der Lage, im nächsten Jahr oder übernächstes Jahr an eine größere Arbeit zu gehen, in der die Leipziger Journalismusentwicklung im Querschnitt aufgearbeitet werden könnte, bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Vorarbeiten dafür sind da, vor allem in Form von Dissertationen.

Zur Lehre vielleicht noch kurz einige Bemerkungen. Was ist hier geplant? Wir wollen einen Grundkurs Journalismusgeschichte im ersten Studienjahr machen, der mit einer Prüfung abschließt. Ein Semester Vorlesung und Konsultationen. Das wären 15 Veranstaltungen plus Konsultationen. Es geht dabei um vier Komplexe. Vier Vorlesungen frühe Publizistik, vier Journalismus im 19. Jahrhundert bis 1914. Dann Weimarer Republik und Faschismus und schließlich die Zeit nach 1945. Das zweite Semester soll Spezialseminare zu ausgewählten journalismushistorischen Problemen bekommen. Dabei geht es vor allen Dingen darum, dass wir mit den Studenten zusammen forschen können. Dass wir sie in die Forschungsarbeit einbinden. In dieser Richtung haben wir eine Tradition. Wir haben in den letzten Jahren intensiv mit vielen Studenten gearbeitet und wir haben vor allem versucht, sie auch an das historische Material heranzuführen. Unter anderem auch deshalb, um analytische Fähigkeiten zu fördern. Ich glaube, es ist nicht schlecht, wenn ein Student im ersten oder dann im zweiten Studienjahr die Leipziger Volkszeitung und die Leipziger Neuesten Nachrichten in einer Forschungsarbeit vergleichen kann. Es kann ihm zumindest nicht schaden. Im dritten Studienjahr wollen wir einen weiteren Forschungskurs durchführen. Daneben noch eine Reihe anderer Veranstaltungen, auf die ich hier nicht eingehen will. Eine letzte Bemerkung: Wir wollen generell keine Journalismusgeschichtsphilosophie betreiben, sondern wir wollen uns wie bisher stark auf die empirische Arbeit konzentrieren. Theoretische Ansätze oder Paradigmen spielen für uns immer dann eine Rolle, wenn sie einen Erkenntniswert für die empirische Forschung haben.

Anmerkungen

  • 1 Karl Friedrich Reimers an Hans Poerschke, 22. Oktober 1990. In: Universitätsarchiv Leipzig, Sektion Journalistik Nr. 25, Bl. 92-95, hier 93
  • 2 Günther Rager an Hans Poerschke, 28. September 1990. Ebd., Sektion Journalistik Nr. 26, Bl. 117

Literatur

  • Rainer Gummelt/Rüdiger Krone/Wulf Skaun/Wolfgang Tiedke: Zur Funktionsweise der Bezirkszeitungen der SED als Instrument der Partei zur politischen Leitung sozialer Prozesse. Forschungsbericht. Karl-Marx-Universität Leipzig: Sektion Journalistik 1982.
  • Heinz Halbach: Wir hatten Narrenfreiheit. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2017.
  • Brigitte Klump: Das rote Kloster. Als Zögling in der Kaderschmiede des Stasi. Frankfurt/Main, Berlin: Ullstein 1993.
  • Michael Meyen: Leipzigs bürgerliche Presse in der Weimarer Republik. Wechselbeziehungen zwischen gesellschaftlichem Wandel und Presseentwicklung. Leipzig: GNN-Verlag 1996.
  • Hans Poerschke: Nützliches Kennenlernen und hoffnungsvoller Auftakt. In: Diskurs 1. Jg. (1990), Nr. 3, S. 173-177.
  • Günther Rager: Journalisten brauchen Forschung und Statistik. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2015.
  • Karl-Heinz Röhr: Um journalistische Qualität geht es immer und überall. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2015.
  • Andreas Scheu: Adornos Erben in der Kommunikationswissenschaft. Eine Verdrängungsgeschichte? Köln: Herbert von Halem 2012.
  • Wulf Skaun: Es gibt keine unpolitische Wissenschaft. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2015.
  • Wolfgang Tiedke: Wir haben die richtigen Fragen gestellt. In: Michael Meyen/Anke Fiedler: Die Grenze im Kopf. Journalisten in der DDR. Berlin: Panama Verlag 2011, S. 75-86.

Empfohlene Zitierweise

Michael Meyen: Der Ost-West-Gipfel vom Mai 1990. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2020. http://blexkom.halemverlag.de/ost-west-gipfel/ ‎(Datum des Zugriffs).

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