Stationen
Geboren in Konstanz. Studium in Freiburg und Basel (Philosophie, Sozial- und Politikwissenschaften). 1974 Promotion zur politischen Philosophie Hegels (vgl. Haller 1981). Karriere im Journalismus: leitender Redakteur bei der National-Zeitung in Basel, Autor bei der Weltwoche, Redakteur und Reporter beim Spiegel (1974 bis 1987), Ressortleiter bei der Zeit (1987 bis 1990). Mitglied der Geschäftsleitung der Gesellschaft für Medienentwicklung. 1993 Ruf auf die Professur für Allgemeine und Spezielle Journalistik an der Universität Leipzig. 1997 Verwalter des Lehrstuhls für Journalistik. 1994 bis 2001 Aviso-Redakteur. 2000 Mitbegründer und Herausgeber der Fachzeitschrift Message (bis 2013). Mitgründer des Instituts für Praktische Journalismusforschung in Leipzig. 2010 Ruhestand (Universität Leipzig), bis Ende 2016 Leiter der Journalismusforschung an der Hamburg Media School. Seit 2016 wiss. Direktor des Europäischen Instituts für Journalismus- und Kommunikationsforschung gem. e.V. (EIJK) in Leipzig. Verheiratet, drei Kinder.
Publikationen
- System und Gesellschaft. Krise und Kritik der politischen Philosophie Hegels. Stuttgart: Klett-Cotta 1981 (Dissertation).
- Recherchieren. Ein Handbuch für Journalisten. München: Ölschläger 1983 (8. Auflage 2016, Konstanz: UVK).
- Die Reportage. Ein Handbuch für Journalisten. München: Ölschläger 1987 (5. Auflage 2006, Konstanz: UVK).
- Das Interview. Ein Handbuch für Journalisten. München: Ölschläger 1991 (5. Auflage 2013, Konstanz: UVK).
- Medien-Ethik. Beschreibungen, Analysen, Konzepte für den deutschsprachigen Journalismus. Opladen: Westdeutscher Verlag 1992 (Herausgeber mit Helmut Holzhey).
- Das freie Wort und seine Feinde. Zur Pressefreiheit in den Zeiten der Globalisierung. Konstanz: UVK 2003 (Herausgeber).
- Brauchen wir Zeitungen? Zehn Gründe, warum die Zeitungen untergehen. Und zehn Vorschläge, wie dies verhindert werden kann. Köln: Herbert von Halem 2014.
- Zur kompletten Bibliografie
Michael Haller verkörpert die Verbindung von journalistischer Praxis und akademischer Medienforschung. Als er an die Universität Leipzig berufen wurde, hatte Haller im journalistischen Feld schon eine Karriere hinter sich, die ihn bis an den Machtpol führte. Nach ersten Versuchen in Freiburg (Badische Zeitung) und in der Schweiz (National-Zeitung, Weltwoche) holte ihn das Nachrichtenmagazin Der Spiegel 1974 nach Hamburg. Dort wurde Haller im Auslandsressort Reporter für Westeuropa. 1987 wechselte er als Abteilungsleiter zur Wochenzeitung Die Zeit.
Die Universität hatte er in all diesen Jahren allerdings nie ganz aus den Augen verloren. Im Rückblick sagt Haller, dass er die Dissertation über Hegel auch deshalb geschrieben habe, um sich „die Option Hochschulkarriere” offen zu halten (vgl. Haller 2017). Den Weg dorthin ebneten vor allem seine Praxis-Handbücher. Dort konnte Haller an Kurse für freie Mitarbeiter anknüpfen, die er schon in Basel angeboten hatte, und dann auch die Erfahrungen aufnehmen, die er beim Spiegel gesammelt hatte (vgl. Haller 2017).
In Leipzig entwickelte Michael Haller dann gemeinsam mit Gertraud Linz-Abich ein Modell der Journalistenausbildung, das in einem Diplomstudiengang zwei Hauptfächer und ein Volontariat integrierte. „Wir waren uns einig: Künftige Journalisten brauchen eine Fachkompetenz und eine Vermittlungskompetenz“ (Haller 2017). Mit der Bologna-Reform wurde daraus ein nicht konsekutiver Master.
Hallers wissenschaftliche Arbeiten leben von dem Wunsch, die Erkenntnisse der Medienforschung an die Praxis zu vermitteln und in die öffentlichen Debatten um die Rolle des Journalismus in der Gesellschaft einzugreifen. Dafür steht auch die Zeitschrift Message, die er 2000 bis 2013 verantwortete. Zu seinen wichtigsten akademischen Schülern gehören Lutz Mükke und Uwe Krüger, die bei Michael Haller mit Arbeiten promovierten, die auch außerhalb der Fachgemeinschaft für erhebliches Aufsehen sorgten (vgl. Mükke 2009, Krüger 2013).
(aktualisiert am 7. November 2023)
Literaturangaben
- Michael Haller: Wir müssen Journalismus normativ fundieren. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2017 (18. Februar 2017).
- Uwe Krüger: Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten. Eine kritische Netzwerkanalyse. Köln: Herbert von Halem 2013.
- Lutz Mükke: Journalisten der Finsternis. Akteure, Strukturen und Potenziale deutscher Afrikaberichterstattung. Köln: Herbert von Halem 2009.
Weiterführende Literatur
- Constanze Farda: Michael Haller 60 Jahre. In: Publizistik 50. Jg. (2005), S. 239f.
- Christoph Fasel (Hrsg.): Qualität und Erfolg im Journalismus. Michael Haller zum 60. Geburtstag. Konstanz: UVK 2005.
- Michael Meyen: Von der Sozialistischen Journalistik zum Viel-Felder-Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft. In: Erik Koenen (Hrsg.): Die Entdeckung der Kommunikationswissenschaft. 100 Jahre kommunikationswissenschaftliche Fachtradition in Leipzig: Von der Zeitungskunde zur Kommunikations- und Medienwissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016, S. 246-274.
Weblink
Empfohlene Zitierweise
Michael Meyen: Michael Haller. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2017. https://blexkom.halemverlag.de/michael-haller/ (Datum des Zugriffs).