Peter Vitouch

3. Mai 1947

Lexikoneintrag von Christian Schwarzenegger am 5. Februar 2016

Der Psychologe Peter Vitouch wurde 1987 auf eine Professur ans Wiener Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft berufen. Dort war er Anlaufstelle für empirische Methoden und gehörte darüber hinaus zu den frühen Akteuren der medienpsychologischen Wirkungsforschung im deutschsprachigen Raum.

Stationen

Geboren in Wien, Vater Musiker und Komponist. Studium der Psychologie an der Universität Wien. 1973 Promotion (Der Einfluß längerdauernder Aktivierungsänderungen auf die CNV). Danach Universitätsassistent am Wiener Institut für Psychologie, Ausbildung zum Psychotherapeuten und beratende Funktion beim ORF, BR und NDR. 1986 Habilitation für das Gesamtfach Psychologie (Fernsehen – Wirkung auf/Nutzen für die Rezipienten). 1987 Berufung zum Professor für Medienpsychologie am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien (in gleichen Teilen der Kommunikationswissenschaft und der Psychologie zugeordnet). 1989 Mitbegründer des Fachmagazins Medienpsychologie (später bei Hogrefe als Zeitschrift für Medienpsychologie und seit 2008 als Journal of Media Psychology weitergeführt). 1991 Gründer und Vorstand (bis 2005) des Ludwig Boltzmann-Instituts für empirische Medienforschung. Stellvertretender Vorsitzender des Senats und Vizedekan der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien, stellvertretender Vorstand am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Regelmäßige medienpsychologische Kolumnen zunächst in der Zeitung Kurier (wöchentlich 1995-2003) und dann in der Presse (wöchentlich 2004-2006). 2010-2014 vom österreichischen Bundeskanzleramt in den ORF-Publikumsrat entsandt. 2004 „Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“, 2008 „Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Stadt Wien“, 2011 „Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse“. Verheiratet mit der Journalistin und Politikerin Elisabeth Vitouch, zwei Kinder (Anatol, Autor; Oliver, Psychologe, Universitätsprofessor und seit 2012 Rektor der Universität Klagenfurt).

Publikationen

  • Fernsehen und Angstbewältigung. Zur Typologie des Zuschauerverhaltens. Opladen: Westdeutscher Verlag 1993. Zweite Auflage Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2000. Dritte Auflage Wiesbaden: VS Verlag 2007.
  • Psychologie des Internet. Wien: WUV 2001 (Herausgeber).

Gebürtig aus einer Musikerfamilie studierte Peter Vitouch zunächst an der Akademie für Musik und darstellende Kunst und machte einen Abschluss in Kontrabass Orchesterspiel. Darauf folgte ein Studium im Fach Psychologie und hier begann auch seine wissenschaftliche Laufbahn einschließlich der Promotion und Habilitation. Als Fachfremder wurde Vitouch dann auf eine kommunikationswissenschaftliche Professur berufen und konnte in der Disziplin prägende Spuren hinterlassen. Er gehörte zu den frühen Akteuren der medienpsychologischen Wirkungsforschung im deutschsprachigen Raum, für die er nicht nur durch die Mitbegründung der Zeitschrift für Medienpsychologie einen entscheidenden Impuls setzte. Am Wiener Institut war er darüber hinaus lange Zeit die zentrale Anlaufstelle für empirische Methoden, während seine Professoren insbesondere in den 1980er- und 1990er-Jahren eher „empiriefern“ arbeiteten. Vitouchs Zeit als Professor in Wien ist unter anderem gekennzeichnet durch das starke Anwachsen der Studierendenzahlen auf mehrere Tausend und die Expansion des Studienfachs an der Universität bei gleichzeitig schmal bleibendem Personalstand und einer Ausstattung von nur vier ordentlichen Professuren. Trotz der daraus resultierenden enormen Lehr- und Betreuungsaufgaben schaffte es Vitouch in vielfacher Weise (vor allem in Österreich), wissenschaftlich zu wirken und auch über die Universität hinaus Resonanz zu erzielen. Er zeigte in besonderem Maße das für den Fachstandort Wien typische Bestreben danach, kommunikationswissenschaftlicher Expertise gesellschaftlich Gehör zu verschaffen: neben Einschätzungen und Medienauftritten als Experte vor allem durch wöchentliche Kolumnen in verschiedenen Tageszeitungen, in denen er aktuelle Medienphänomene anhand medienpsychologischer Erkenntnisse bespricht bzw. medienpsychologische Konzepte und Schlüsselbegriffe für ein breites Medienpublikum in leicht zugänglicher und oft auch humoriger Manier aufbereitet.

Nach seiner Emeritierung widmet sich Vitouch ähnlich wie sein ehemaliger Kollege Maximilian Gottschlich verstärkt der Malerei. In den neuen Räumen des Wiener Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft gestaltete er etwa 2014 eine Ausstellung eigener Werke unter dem vieldeutigen Titel „Experimente“.

Weblinks

Empfohlene Zitierweise

Christian Schwarzenegger: Peter Vitouch. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/peter-vitouch/ (Datum des Zugriffs).