Ursula E. Koch (Foto: privat)
Ursula E. Koch (Foto: privat)

Ursula E. Koch

2. Dezember 1934

Lexikoneintrag von Michael Meyen am 27. November 2014

Ursula E. Koch ist 1985 aus Paris auf den Münchner Traditionslehrstuhl berufen worden. Sie hat dort drei Professoren ausgebildet, zahlreiche Examensarbeiten betreut und mit großen Ausstellungen für das Fach und die Mediengeschichte geworben. Außerdem steht sie wie kaum eine zweite Fachvertreterin für die Verbindung nach Frankreich.

Stationen

Geboren in Berlin. Abitur und Dolmetscherausbildung in Stuttgart. 1955 bis 1967 Übersetzerin in Stuttgart, München und Paris. 1963 bis 1967 Germanistik-Studium an der Sorbonne. Anschließend Eintritt in den französischen Staatsdienst. Forschungs- und Lehrbeauftragte mit Prüfungsberechtigung, dann Maître de Conférences und Leiterin des Berlin-Zentrums am Germanistischen Institut der Universität Paris X-Nanterre. Gleichzeitig Zweitstudium (französische Literaturwissenschaft, Kommunikationswissenschaft). 1972 Magister, 1973 Promotion. 1979 ausgezeichnet mit dem Prix Strasbourg. 1981 Habilitation (kumulativ). 1986 bis 2000 Nachfolgerin von Otto B. Roegele auf dem Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) an der Universität München. Organisation und Leitung von fünf deutsch-französischen Mediencolloquien in München und Paris (in Zusammenarbeit mit dem Institut française de Presse der Universität Paris II). Eine Tochter.

Publikationen

  • Berliner Presse und europäisches Geschehen 1871. Berlin: Colloquium 1978 (Dissertation).
  • Voisins et Ennemis. La Guerre des caricatures entre Paris et Berlin (1848-1890). Katalog zur Ausstellung. München 1990.
  • Der Teufel in Berlin. Von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung. Illustrierte politische Wochenblätter einer Metropole 1848-1890. Köln: Leske 1991.
  • Grobe Wahrheiten – Wahre Grobheiten. Feine Striche – Scharfe Striche. Simplicissimus, Jugend und andere Karkikaturen-Journale der Münchener Belle-Epoque als Spiegel und Zerrspiegel der kleinen wie der großen Welt. München: R. Fischer 1996 (Herausgeberin, mit Markus Behmer).
  • Marianne und Germania in der Karikatur (1550-1999). Leipzig: Institut Français 1999 (Herausgeberin). 2. Auflage 2011.
  • Les Médias en Allemagne. Paris: PUF 2000 (mit Pierre Albert).

Ursula E. Koch hat sich in einem biografischen Interview selbst als „Grenzgängerin“ beschrieben (Koch 2014). Dieser Begriff zielt zunächst auf ihre akademische Sozialisation: Auf den ersten Blick gehört Koch zwar zu den „Jungtürken“ in der Kommunikationswissenschaft (vgl. Meyen/Löblich 2007), mehr als den Geburtsjahrgang teilt sie mit dieser Professorengeneration aber nicht. Ursula E. Koch hat erstens vergleichsweise spät mit ihrem Studium begonnen (im Alter von fast 30 Jahren nach einer Berufstätigkeit als Übersetzerin), dieses Studium zweitens außerhalb von Fach und Geburtsland absolviert (Germanistik an der Sorbonne) und dort drittens eine erfolg- und ertragreiche Universitätslaufbahn gestartet. Mit der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft kam sie in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren vor allem über ihr Interesse an der Kommunikations- und Mediengeschichte in Berührung. Wichtige Kontaktpersonen waren hier Kurt Koszyk, Hans Bohrmann und Heinz Starkulla.

1985 wechselte die Grenzgängerin als Nachfolgerin von Otto B. Roegele an das Münchner Institut. Folgt man dem schon erwähnten biografischen Interview, dann war die Tradition dieses Standorts ein wichtiger Grund für den Wechsel nach Deutschland. Koch sagte dort, dass sich schon Institutsgründer Karl d’Ester (1881 bis 1960) mit Frankreich und mit dem Witzblatt beschäftigt habe (zwei ihrer zentralen Forschungsfelder) und dass außerdem das Institutsarchiv mehr als reizvoll gewesen sei (Koch 2014).

Gruppenbild aus dem Münchner Institut von 1993. Heinz-Werner Stuiber (erste Reihe, Erster von links), Ursula Koch (erste Reihe, Erste von rechts), Hans Wagner (dritte Reihe, Erster von rechts) und Heinz Starkulla junior (zweite Reihe, Erster von rechts; Quelle: Privatarchiv Karl Pauler)

Gruppenbild aus dem Münchner Institut von 1993. Heinz-Werner Stuiber (erste Reihe, Erster von links), Ursula Koch (erste Reihe, Erste von rechts), Hans Wagner (dritte Reihe, Erster von rechts) und Heinz Starkulla junior (zweite Reihe, Erster von rechts; Quelle: Privatarchiv Karl Pauler)

Kochs wissenschaftliche Arbeit in München lässt sich ebenfalls gut mit dem Etikett „Grenzgängerin“ beschreiben. Das gilt sowohl für die Gegenstände (Geschichte, Zeitschriften, Karikaturen, das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich) als auch für die Publikationsformen. Zu Kochs wichtigsten Veröffentlichungen gehören Ausstellungen, die an zahlreichen Orten zu sehen waren und das Fach so einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machten (vgl. exemplarisch Koch/Sagave 1999). Der Wunsch, für die Beschäftigung mit Frankreich sowie mit der Medien- und Kommunikationsgeschichte zu werben, spiegelt sich auch in der enormen Zahl an Abschlussarbeiten, die Ursula E. Koch in ihren anderthalb Münchner Jahrzehnten betreut hat. Zu ihren wichtigsten Schülern gehören (in alphabetischer Reihenfolge) Klaus Arnold, Markus Behmer und Susanne Kinnebrock.

Literaturangaben

Weiterführende Literatur

  • Markus Behmer (Hrsg.): Deutsche Publizistik im Exil. 1933 bis 1945. Personen, Positionen, Perspektiven. Festschrift für Ursula E. Koch. Münster: Lit 2000.

Weblink

Empfohlene Zitierweise

    Michael Meyen: Ursula E. Koch. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2014. http://blexkom.halemverlag.de/ursula-e-koch/ (Datum des Zugriffs)