Ralf Hohlfeld (Foto: privat)
Ralf Hohlfeld (Foto: privat)

Ralf Hohlfeld

7. März 1966

Lexikoneintrag von Philipp Müller am 21. Juni 2013

Hohlfelds Wirken in Lehre und Forschung ist vor allem von der Beschäftigung mit Innovationen und Wandel in Medien, Journalismus und Öffentlichkeit bestimmt. Seine theoretisch fundierten Forschungstätigkeiten betrachten zudem die praktische Relevanz der Kommunikationsforschung als ernst zu nehmende Herausforderung.

Stationen

Geboren und aufgewachsen in Braunschweig. 1987 bis 1995 Studium in Münster (Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Germanistik und Politikwissenschaft sowie Wirtschaftspolitik). 1995 Promotion. 1995 bis 1996 Mitarbeiter in der Abteilung Unternehmensplanung/Medienforschung des Südwestfunks in Baden-Baden. 1996 bis 2006 zunächst wissenschaftlicher Assistent, ab 2002 Oberassistent am Studiengang Journalistik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. 2002 Habilitation an der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. 2006 bis 2007 Vertretung des dortigen Lehrstuhls für Journalistik II. 2007 bis 2008 Vertretung einer Professur für Online-Kommunikation und Kommunikatorforschung am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft der Universität Passau. Verheiratet, zwei Töchter und ein Sohn.

Publikationen

  • Wege zur Analyse des Rundfunkwandels. Leistungsindikatoren und Funktionslogiken im „dualen Fernsehsystem“. Opladen: Westdeutscher Verlag 1995 (Dissertation, mit Gernot Gehrke).
  • Profil, Grenzen und Standards der Kommunikationswissenschaft. Eine Inhaltsanalyse wissenschaftlicher Fachzeitschriften. In: Rundfunk und Fernsehen 46. Jg. (1998), S. 313-332 (mit Christoph Neuberger).
  • Journalismus und Medienforschung. Theorie, Empirie, Transfer. Konstanz: UVK 2003 (Habilitation).
  • Der missachtete Leser revisited. Zum Wandel von Publikumsbild und Publikumsorientierung im Journalismus. In: Bernd Blöbaum/Armin Scholl (Hrsg.): Journalismus und Wandel. Analysedimensionen, Konzepte, Fallstudien. Wiesbaden: VS Verlag 2005, S. 195-224.
  • Crossmedia – Wer bleibt auf der Strecke? Beiträge aus Wissenschaft und Praxis. Berlin: Lit 2010 (herausgegeben mit Philipp Müller, Annekathrin Richter, Franziska Zacher).
  • Öffentlichkeit im Wandel. Neue Herausforderungen für die Kommunikationswissenschaft. In: Nina Springer/Johannes Raabe/Hannes Haas/Wolfgang Eichhorn (Hrsg.): Medien und Journalismus im 21. Jahrhundert. Herausforderungen für Kommunikationswissenschaft, Journalistenausbildung und Medienpraxis. Konstanz: UVK 2012, S. 75-100 (mit Matthias Strobel).

Hohlfelds Wirken in Lehre und Forschung ist vor allem von der Beschäftigung mit Innovationen und Wandel in Medien, Journalismus und Öffentlichkeit bestimmt. Seine theoretisch fundierten Forschungstätigkeiten betrachten zudem die praktische Relevanz der Kommunikationsforschung als ernst zu nehmende Herausforderung. Einen hohen Stellenwert misst Hohlfeld auch der Lehre bei, in der er sich um eine gleichsam wissenschaftlich anspruchsvolle wie berufsvorbereitende, und damit in besonderem Maße studentengerechte, Ausbildung bemüht. Er steht damit für eine Kommunikationswissenschaft, die Theorie, Empirie und Praxis nicht nur institutionell, sondern in einer Person vereint.

Winfried B. Lerg (Quelle: Kutsch et al. 1992)

Winfried B. Lerg (Quelle: Kutsch et al. 1992)

Seine wissenschaftliche Sozialisation erfuhr Hohlfeld am Münsteraner Institut für Publizistik, an dem er studierte und bei Winfried B. Lerg promovierte. Seine Promotion entstand auf Lergs Anregung hin in „enger Verknüpfung“ mit derjenigen des zeitgleich promovierenden Gernot Gehrke (Hohlfeld/Gehrke 1995: 5). Gehrke befasste sich theoretisch mit der Analyse des Rundfunkwandels, Hohlfeld führte zum selben Thema eine Programmstrukturanalyse durch. Bereits während seines Studiums sammelte Hohlfeld zahlreiche Praxiserfahrungen im Journalismus. Im Anschluss an die Promotion arbeitete er für ein Jahr in der Medienforschung des Südwestfunks in Baden-Baden. 1996 erfolgte der Wiedereinstieg in die akademische Tätigkeit als Assistent von Walter Hömberg am Eichstätter Journalistik-Studiengang. Das Grenzgängertum zwischen Wissenschaft und Praxis schlug sich schließlich auch in der Themenwahl für Hohlfelds Habilitationsschrift nieder, in der er sich theoretisch und empirisch mit den Beziehungen von Journalismus und Medienforschung befasste (vgl. Hömberg 2002). Ein Schwerpunkt von Hohlfelds Forschungstätigkeiten ist der Medien- und Öffentlichkeitswandel, den er sowohl empirisch untersucht als auch in seinen (demokratie-)theoretischen Auswirkungen hinterfragt. Ein weiteres großes Forschungsinteresse gilt dem Journalismus und dabei insbesondere den Themen Publikumsorientierung, journalistische Qualität, politischer Journalismus, mediale Selbstthematisierung, und – nicht zuletzt – Innovationen und Wandel im Journalismus. Gemeinsam ist vielen seiner Arbeiten der vermeintliche Widerspruch einerseits systemtheoretisch zu konzeptionieren, andererseits hinsichtlich publizistischer Zielvorstellungen normativ zu argumentieren.

Nach Vertretungsprofessuren in Eichstätt und München erhielt Hohlfeld 2008 den Ruf auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft an der Universität Passau. Schon auf seinen vorherigen Stationen war er unter den Studenten als engagierter Dozent außerordentlich beliebt. In Passau gelang es Hohlfeld dann innerhalb kürzester Zeit, den Studiengängen „Medien und Kommunikation“, die zuvor in erster Linie von fachfremdem Lehrpersonal betreut wurden, zu großem Erfolg zu verhelfen (vgl. Meyen 2010). Er entwickelte ein vollkommen neues sozialwissenschaftliches Lehrprogramm, das zudem um ein echtes Sahnestück ergänzt wurde: die medienpraktische Ausbildung in einer crossmedialen Lehrredaktion, die 2013 in ein eigens errichtetes Zentrum für Medien und Kommunikation ausgebaut wird. Das Resultat dieser Bemühungen um eine gute Lehre in den ersten Passauer Jahren war ein enormer Aufstieg der Studiengänge in der bundesweiten Lehrevaluation des Centrums für Hochschulentwicklung. In seinem Bestreben um eine zukunftsfähige Journalistenausbildung blickt Hohlfeld zudem über den eigenen Tellerrand hinaus: 2012 warb er als Initiator und Leiter eines internationalen Projektes Drittmittel in Millionenhöhe aus dem TEMPUS-IV-Programm der Europäischen Kommission ein, um die universitäre Journalistenausbildung in Moldawien und der Ukraine nach dem Passauer Konzept zu modernisieren und so die dortigen Demokratisierungsprozesse zu stärken.

Literaturangaben

  • Ralf Hohlfeld/Gernot Gehrke: Wege zur Analyse des Rundfunkwandels. Leistungsindikatoren und Funktionslogiken im „dualen Fernsehsystem“. Opladen: Westdeutscher Verlag 1995.
  • Walter Hömberg: Habilitation von Ralf Hohlfeld. In: Publizistik 47. Jg. (2002), S. 324-326.
  • Arnulf Kutsch/Christina Holtz-Bacha/Franz. R. Stuke (Hrsg.): Rundfunk im Wandel. Beiträge zur Medienforschung. Festschrift für Winfried B. Lerg. Berlin: Vistas 1992.
  • Michael Meyen: Berufungen – Ralf Hohlfeld, Universität Passau. In: Publizistik 55. Jg. (2010), S. 82-83.

Weblinks

Empfohlene Zitierweise

    Philipp Müller: Ralf Hohlfeld. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2013. http://blexkom.halemverlag.de/ralf-hohlfeld/ ‎(Datum des Zugriffs).