Irene Neverla (Foto: privat)
Irene Neverla (Foto: privat)

Irene Neverla

11. Februar 1952

Lexikoneintrag von Alexis Mirbach am 3. März 2014

In einem biografischen Interview hat Irene Neverla (2011: 166) ihr Profil selbst auf den Punkt gebracht: „Ich arbeite gern in Randfeldern, in denen man Neues entdecken und Forschung innovativ gestalten kann.“ Dieses Muster zieht sich wie ein roter Faden durch die Karriere der Österreicherin.

Stationen

Geboren in Graz, aufgewachsen in Wien. Eltern Kaufleute. 1970 bis 1976 Studium in Wien, Salzburg und München (Kommunikationswissenschaft, Soziologie, Psychologie). Journalistische Ausbildung am Internationalen Pressezentrum Wien, freie Mitarbeit im Journalismus sowie in Projekten der Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung. Magisterarbeit bei Otto B. Roegele. 1979 Promotion (Doktorvater: Wolfgang R. Langenbucher). Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität München. Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 1990 Habilitation. 1990 bis 1992 stellvertretende Vorsitzende der DGPuK. Seit 1992 Professorin für Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg. 2005 Initiatorin und bis 2010 erste Koordinatorin des Mentoring-Programms für Kommunikationswissenschaftlerinnen in der DGPuK. Nicht verheiratet, eine Tochter.

Publikationen

  • Arbeitszufriedenheit von Journalisten. München: Minerva 1979 (Dissertation).
  • Journalistinnen. Frauen in einem Männerberuf. Frankfurt: Campus 1984 (mit Gerda Kanzleiter).
  • Fernseh-Zeit. Zuschauer zwischen Zeitkalkül und Zeitvertreib. München: Ölschläger 1992 (Habilitation).
  • Das Netz-Medium. Kommunikationswissenschaftliche Aspekte eines Mediums in Entwicklung. Opladen: Westdeutscher Verlag 1998 (Herausgeberin).
  • Wer krank ist, geht ins Netz. München: R. Fischer 2007 (mit Mascha Brichta, Hanns-Christian Kamp, Dieter K. Lüdecke).
  • Global, lokal, digital. Fotojournalismus heute. Köln: Herbert von Halem 2008 (herausgegeben mit Elke Grittmann und Ilona Ammann).
  • Das Medien-Klima. Fragen und Befunde der kommunikationswissenschaftlichen Klimaforschung. Wiesbaden: VS Verlag 2012 (herausgegeben mit Mike S. Schäfer).

In einem biografischen Interview hat Irene Neverla (2011: 166) ihr Profil selbst auf den Punkt gebracht: „Ich arbeite gern in Randfeldern, in denen man Neues entdecken und Forschung innovativ gestalten kann.“ Dieses Muster zieht sich wie ein roter Faden durch die Karriere der Österreicherin. Ihre Studie zu Frauen im Männerberuf Journalismus aus den frühen 1980er-Jahren zählte zu den Pionierarbeiten auf dem seinerzeit gerade entstehenden Gebiet der Genderforschung und regte die politische Debatte über die Stellung von Frauen in Medienbetrieben an (vgl. Jarren 1992: 91). In ihrer Habilitation brachte Neverla durch einen zeittheoretischen Blickwinkel eine neue Perspektive in die Rezeptionsforschung ein und arbeitete außerdem mit ethnografischen Methoden, die sich erst ein gutes Jahrzehnt später in der „Medien- und Alltagsforschung“ durchsetzten (Grittmann/Pater 2012: 229). Als Professorin in Hamburg hat sich Irene Neverla dann jeweils sehr früh mit dem Internet beschäftigt, mit der Gesundheitskommunikation, mit dem Fotojournalismus, mit der Erinnerungskultur, mit dem Kommunikationsraum Europa sowie mit der Klimaberichterstattung – mit Themen, die im Fach anschließend in Richtung Mainstream wanderten.

Dieses breite Interesse lässt sich auch auf die akademische Sozialisation Neverlas zurückführen. Sie hat das Fach in einer Zeit studiert, in der es an den meisten Instituten nur einen Professor gab, und mit dem Standort auch die Nebenfächer gewechselt. War die Publizistikwissenschaft in Wien in den 1970er-Jahren noch stark historisch geprägt, so hatte das Fach in Salzburg unter Günter Kieslich bereits die „empirisch-sozialwissenschaftliche Wende“ (Löblich 2010) vollzogen. Über Kontakte zu Heinz Pürer und Walter Hömberg fand Irene Neverla hier einen Einstieg in Forschungsprojekte. In Salzburg traf sie daneben unter anderem auf den Psychologen Igor Caruso und dann in München auf den marxistischen Soziologen Horst Holzer (vgl. Neverla 2011: 161). Über die Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung kam Neverla hier bereits als Studentin mit angewandter akademischer Forschung in Berührung, unter anderem in Projekten mit Hans-Jürgen Weiß (vgl. Allwang 2008). Wichtig für ihren Weg in die Wissenschaft waren außerdem Wolfgang R. Langenbucher („ein Mentor“) sowie Gertrude Joch Robinson („ein Rollenmodell“), die in den 1980er-Jahren als Gastprofessorin in München war (Neverla 2011: 162-163).

Die Erfahrungen, die Irene Neverla in einer von Männern geprägten Universitätslandschaft gemacht hat, ließen die Förderung von Frauen für sie zu einem wichtigen Thema werden. Neverla war eine der ersten Frauen in der Führung der Fachgesellschaft DGPuK und war dort an der Akademisierung der Strukturen beteiligt. Sie hat außerdem geholfen, eine Fachgruppe zur Genderforschung zu etablieren (heute: Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht), und ein Mentoringprogramm innerhalb der DGPuK gegen zum Teil starken Widerstand auf den Weg gebracht (vgl. ebd.: 168).

Literaturangaben

Weiterführende Literatur

  • Elke Grittmann/Judith Lohner/Corinna Lüthje/Monika Pater/Wiebke Schoon/Monika Taddicken/Stefanie Trümper (Hrsg.): Zu Ehren von Irene Neverla. Sonderausgabe von Medien & Zeit 27. Jg. (2012), Nr. 2.
  • Heinz Pürer: Habilitation von Dr. Irene Neverla. In: Publizistik 36. Jg. (1991), S. 99-100.

Weblinks

Empfohlene Zitierweise

    Alexis Mirbach: Irene Neverla. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2014. http://blexkom.halemverlag.de/irene-neverla/ (Datum des Zugriffs).