Horst Pöttker (Foto: privat)

Horst Pöttker

29. Dezember 1944

Lexikoneintrag von Gabriel Wonn am 29. August 2018

Horst Pöttker ist eine der wichtigsten Stimmen der akademischen Journalistenausbildung in Deutschland. Er hat fast zwei Jahrzehnte in Dortmund gelehrt, in der Öffentlichkeit immer wieder für den Beruf geworben und der Journalistikwissenschaft eine eigene Fachzeitschrift beschert.

Stationen

Geboren in Bad Segeberg. 1964 Abitur an der Walddörferschule in Hamburg. Studium in Hamburg, Zürich, Kiel und Basel. 1976 hauptamtlicher Redakteur der Zeitschrift blätter des iz3w in Freiburg. 1978 Promotion bei dem Soziologen Paul Trappe in Basel. 1982 Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Rainer Geißler in Siegen (Soziologie). 1985 bis 1996 Redakteur der Fachzeitschrift medium im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP). Lehraufträge für Soziologie in Freiburg und Siegen. 1992 bis 1995 Gastprofessor in Leipzig (Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Ethik des journalistischen Handelns). 1995 Habilitation in Siegen (Soziologie mit dem Schwerpunkt Soziologie der Kommunikation und der öffentlichen Medien). 1995 Professor für Theorie und Praxis des Journalismus an der Universität Dortmund (bis 2013). 2001 verantwortlich für den Rezensionsteil der Publizistik (bis 2008). 2002 Geschäftsführer der Initiative Nachrichtenaufklärung (bis 2013). 2004 Mitgründer des Vereins zur Förderung der Publizistischen Selbstkontrolle. Gastaufenthalte in Iowa, Rostow am Don, St. Petersburg, Stawropol und Wien. 2015 Seniorprofessor an der Universität Hamburg (bis 2018). Mitherausgeber der Rezensionszeitschrift r:k:m. Herausgeber des Online-Lexikons Journalistikon. 2018 Gründer und Mitherausgeber der Fachzeitschrift Journalistik. Verheiratet, zwei Söhne.

Publikationen

  • Zum demokratischen Niveau des Inhalts überregionaler westdeutscher Tageszeitungen: Wissenschaftstheorie und Methodologie – Normative Theorie der Demokratie – Quantitative Inhaltsanalyse. Hannover: SOAK 1980 (Dissertation).
  • Entfremdung und Illusion: Soziales Handeln in der Moderne. Tübingen: Mohr Siebeck 1997 (Habilitation).
  • Öffentlichkeit als gesellschaftlicher Auftrag. Klassiker der Sozialwissenschaft über Journalismus und Medien. Konstanz: UVK 2001 (Herausgeber).
  • Diffusion of the News Paradigm, 1850–2000. Göteborg: Nordicom 2005 (Herausgeber, mit Svennik Hoyer).
  • Stilistik für Journalisten. 2. Auflage. Wiesbaden: VS 2010 (mit Josef Kurz, Daniel Müller, Joachim Pötschke und Martin Gehr).

Horst Pöttker ist in doppelter Hinsicht ein Quereinsteiger: ein Soziologe, der über den Medienjournalismus in die Journalistikwissenschaft kam und dort schnell zu einem der wichtigsten Protagonisten wurde. Als Nachfolger von Kurt Koszyk und als langjähriger Lehrstuhlinhaber in Dortmund hatte Pöttker eine herausgehobene Position in der akademischen Journalistenausbildung in Deutschland und blieb dem Fach auch nach seiner Pensionierung treu – als Seniorprofessor in Hamburg und vor allem als Mitgründer der Fachzeitschrift Journalistik, die seit 2017 im Halem-Verlag erscheint (vgl. Pöttker 2018).

Neben der Ethik des Journalismus (vgl. exemplarisch Pöttker/Herczeg 2018), der Geschichte des Berufs (vgl. Pöttker 2003) und seinem gesellschaftlichen Auftrag (Öffentlichkeit herstellen, vgl. Pöttker 2001a) hat sich Horst Pöttker auch mit der Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft in Deutschland beschäftigt und hier vor allem gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Vergangenheit angeschrieben (vgl. Pöttker 2005). Mit einem Beitrag im DGPuK-Mitteilungsblatt Aviso löste er eine Kontroverse zum Umgang des Fachs mit dieser Zeit aus (vgl. Pöttker 2001b, Duchkowitsch et al. 2004, Haller 2017). Neben der Aviso-Kontroverse sorgte außerdem die Affäre um die Dissertation von Jan Marc Eumann für Aufmerksamkeit innerhalb und außerhalb des Fachs (vgl. Burger 2014, Pöttker 2018).

Literaturangaben

  • Reiner Burger: Doktorvater: Ich fühle mich von Eumann getäuscht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. April 2014.
  • Wolfgang Duchkowitsch/Fritz Hausjell/Bernd Semrad (Hrsg.): Die Spirale des Schweigens. Zum Umgang mit der nationalsozialistischen Zeitungswissenschaft. Münster: Lit 2004.
  • Michael Haller: Wir müssen Journalismus normativ fundieren. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2017.
  • Horst Pöttker (Hrsg.): Öffentlichkeit als gesellschaftlicher Auftrag. Klassiker der Sozialwissenschaft über Journalismus und Medien. Konstanz: UVK 2001a.
  • Horst Pöttker: Mitgemacht, weitergemacht, zugemacht. Zum NS-Erbe der Kommunikationswissenschaft in Deutschland. In: Aviso Nr. 28 (2001b), S. 4-7.
  • Horst Pöttker: Nachrichten und ihre kommunikative Qualität. Die „Umgekehrte Pyramide“ – Ursprung und Durchsetzung eines journalistischen Standards. In: Publizistik 48. Jg. (2003), S. 414-426.
  • Horst Pöttker: Abgewehrte Vergangenheit. Beiträge zur deutschen Erinnerung an den Nationalsozialismus. Köln: Herbert von Halem 2005.
  • Horst Pöttker: Man muss konfliktbereit sein. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2018.
  • Horst Pöttker/Petra Herczeg: Wann darf die Nationalität von Straftätern genannt werden? Journalistische Antidiskriminierungsregeln und der Migrationsdiskurs in Deutschland und Österreich. In: Journalistik 1. Jg. (2018), Heft 1, S. 65-81.

Empfohlene Zitierweise

    Gabriel Wonn: Horst Pöttker. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2018. http://blexkom.halemverlag.de/horst-poettker/ (Datum des Zugriffs).