Helena Bilandzic (Foto: privat)
Helena Bilandzic (Foto: privat)

Helena Bilandzic

2. Juli 1972

Lexikoneintrag von Michael Meyen am 2. Oktober 2014

Helena Bilandzic ist eine Rezeptions- und Wirkungsforscherin aus der Schule von Hans-Bernd Brosius und Patrick Rössler. Sie hat sich für dieses Gebiet auch fachpolitisch stark engagiert (DGPuK, ECREA) und wurde 2012 als Vertreterin der Kommunikationswissenschaft in das DFG-Fachkollegium Sozialwissenschaften gewählt.

Stationen

Geboren in München. Kroatin. 1991 zunächst Studium der Soziologie an der Universität München. 1992 Wechsel in die Kommunikationswissenschaft. 1997 Magister. Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der LMU. 2002 Wechsel an die Universität Erfurt. 2003 Promotion an der LMU (Doktorvater: Hans-Bernd Brosius). Im Sommersemester 2003 Gastprofessorin an der Universität der Künste Berlin. 2005 mit einem DFG-Stipendium an der Washington State University. Im Wintersemester 2005/06 Vertretungsprofessorin an der TU Ilmenau. 2009 Habilitation in Erfurt („Differenzielle Medienwirkungsprozesse: Die Rolle von Rezeptionserleben und Medienhandlung“). 2010 Professorin an der Zeppelin Universität Friedrichshafen. Im gleichen Jahr Wechsel auf einen Lehrstuhl an der Universität Augsburg. 2013 Ruf auf eine W3-Professur in Leipzig (Nachfolge Werner Früh, abgelehnt). 2005 bis 2007 Sprecherin der DGPuK-Fachgruppe Rezeptionsforschung, 2010 bis 2012 der ECREA-Sektion Audience and Reception Studies. Seit 2012 Vertreterin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft im DFG-Fachkollegium Sozialwissenschaften. Verheiratet, zwei Kinder.

Publikationen

  • Synchrone Programmauswahl. Der Einfluss formaler und inhaltlicher Merkmale der Fernsehbotschaft auf die Fernsehnutzung. München: R. Fischer 2004 (Dissertation).
  • Transportation and Transportability in the Cultivation of Genre-Consistent Beliefs and Attitudes. In: Journal of Communication 58. Jg. (2008), S. 508-529 (mit Rick Busselle).
  • Fictionality and Perceived Realism in Experiencing Stories: A Model of Narrative Comprehension and Engagement. In: Communication Theory 18. Jg. (2008), S. 255-280 (mit Rick Busselle).
  • Measuring Narrative Engagement. In: Media Psychology 12. Jg. (2009), S. 321-347 (mit Rick Busselle).
  • Narrative Experiences and Effects of Media Stories. Sonderheft von Communications, 2009 (herausgegeben mit Susanne Kinnebrock).
  • Helena Bilandzic et al. (Hrsg.): The Social Use of Media. Cultural and Social Scientific Perspectives on Audience Research. London: Intellect 2012 (herausgegeben mit Geoffroy Patriarche, Paul J. Traudt).

Helena Bilandzic gehört zu der Generation, die die Kommunikationswissenschaft in den kommenden zwei Jahrzehnten prägen wird: geboren in den 1970er-Jahren, im Fach selbst sozialisiert und anders als viele ältere Kolleginnen und Kollegen ohne längeren Journalismus-Abstecher direkt in eine akademische Laufbahn eingestiegen. Bilandzic hat in München studiert, dort unter anderem Veranstaltungen bei Werner Früh, Ursula Koch und dem Medienrechtler Günter Herrmann besucht, nebenbei in der Marktforschung gearbeitet (vor allem für öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten) und 2003 bei Hans-Bernd Brosius promoviert. In der Dissertation ging es um die Frage, ob man das Nutzungsverhalten über die Merkmale des TV-Inhalts erklären kann – empirisch umgesetzt mithilfe von Daten aus dem GfK-Fernsehpanel (vgl. Bilandzic 2004). Schon vor dem Abschluss des Verfahrens wechselte Helena Bilandzic nach Erfurt, wo sie sich am Lehrstuhl von Patrick Rössler zielstrebig auf eine Professur vorbereiten konnte (vgl. Bilandzic 2014). Dazu gehörten Vertretungs- und Gastprofessuren, Aufenthalte in den USA, der Aufbau eines internationalen Netzwerks und vor allem hochkarätige Publikationen in den führenden Zeitschriften des Fachs. Themenschwerpunkt sind dabei emotionale Prozesse bei der Verarbeitung von Medieninhalten – untersucht mit allem, was das Methodenarsenal der quantitativ ausgerichteten Sozialforschung zu bieten hat.

2012 wurde Helena Bilandzic neben Hartmut Wessler als Vertreterin der Kommunikationswissenschaft in das DFG-Fachkollegium Sozialwissenschaften gewählt. Vorgänger waren hier Barbara Pfetsch und Friedrich Krotz (2004 bis 2011) sowie Otfried Jarren und Arnulf Kutsch (2000 bis 2003). Dass Bilandzic trotz ihrer Jugend in diese Position kam, dürfte neben der Anerkennung für ihre wissenschaftlichen Leistungen auch mit ihrem fachpolitischen Engagement in der DGPuK und in der ECREA zu tun haben, wo sie offensiv für ihre Positionen geworben hat (vgl. Bilandzic 2014).

Literaturangaben

  • Helena Bilandzic: Synchrone Programmauswahl. Der Einfluss formaler und inhaltlicher Merkmale der Fernsehbotschaft auf die Fernsehnutzung. München: R. Fischer 2004
  • Helena Bilandzic. Zu forschen ist für mich das größte Privileg. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2014.

Weblink

Helena Bilandzic, Universität Augsburg

Empfohlene Zitierweise

    Michael Meyen: Helena Bilandzic. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2014. http://blexkom.halemverlag.de/helena-bilandzic/ (Datum des Zugriffs).