Heinz Starkulla 2003 (Foto: Michael Meyen)

Heinz Starkulla

22. Oktober 1922 bis 25. November 2005

Lexikoneintrag von Michael Meyen am 2. September 2014

Heinz Starkulla gehört zur Münchner Schule der Zeitungswissenschaft. Er hat fast 40 Jahre am Institut gelehrt, dort unter anderem Hans Wagner, Wolfgang R. Langenbucher und Peter Glotz geprägt und dafür gesorgt, dass Otto Groths Siebenbänder Die unerkannte Kulturmacht erscheinen konnte.

Stationen

Geboren in Oberschlesien. Kriegsdienst, russische Gefangenschaft, Flucht nach Bayern. 1946 Studium in München (Zeitungswissenschaft, Geschichte, Wirtschaftsgeschichte). 1951 Promotion bei Karl d’Ester. Einzige wissenschaftliche Hilfskraft (1946 bis 1952) und einziger planmäßiger wissenschaftlicher Assistent (1952 bis 1964, ab 1966 als Beamter auf Lebenszeit und 1971 bis 1985 als Akademischer Direktor). 1965/66 Gastprofessur in Cincinnati. Verheiratet, Vater von Heinz Starkulla junior.

Publikationen

  • Organisation und Technik der Pressepolitik Gustav Stresemanns (1923-1929). München: Phil. Diss. 1951.
  • Karl d’Ester. 1881-1960. München: Deutsche Zeitungswissenschaftliche Vereinigung 1981 (gemeinsam mit Hans Wagner).
  • Marktplätze sozialer Kommunikation. Bausteine zu einer Medientheorie. München: R. Fischer 1993.
Assistent Starkulla bei der Arbeit 1953 (Quelle: Privatarchiv Heinz Starkulla junior)

Assistent Starkulla bei der Arbeit 1953 (Quelle: Privatarchiv Heinz Starkulla junior)

Die Umstände haben verhindert, dass Heinz Starkulla Professor für Zeitungswissenschaft geworden und als Theoretiker und Historiker in die Fachgeschichte eingegangen ist. Aus der Vergangenheit des Münchner Instituts ist er trotzdem nicht wegzudenken. In den ersten zwei Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg hat Starkulla hier fast im Alleingang dafür gesorgt, dass Vorlesungen und Seminare angeboten wurden und dass sich so das herausbilden konnte, was heute als „Münchener Schule der Zeitungswissenschaft“ bekannt ist (vgl. Eichhorn 2004). Der akademische Lehrer Heinz Starkulla hat unter anderem die Studenten und späteren Professoren Hans Wagner (Jahrgang 1937), Wolfgang R. Langenbucher (Jahrgang 1938) sowie Peter Glotz (1939 bis 2005) intellektuell geprägt (vgl. Glotz 2014), in der Philosophischen Fakultät das Ansehen der einstigen „Doktorfabrik“ aufpoliert und in der Medienpraxis dafür gesorgt, dass die Zeitungswissenschaft wieder ernst genommen wurde. Nach der Berufung des fast gleichaltrigen Otto B. Roegele (1920 bis 2005) auf den Münchner Lehrstuhl zog sich Starkulla etwas aus dem Tagesbetrieb zurück.

Als Heinz Starkulla nach dem Krieg als Student an das Münchner Institut kam, fand er einen kranken und von „wirklich ungerechtfertigten politischen Beschuldigungen” gezeichneten Leiter vor (Karl d’Ester) sowie zahlreiche Kommilitonen, die die versäumten Jahre nachholen und möglichst schnell zu einem Abschluss kommen wollten (Starkulla 2004: 160). Starkulla entwickelte sich schnell zum Institutsmanager: Er engagierte Lehrkräfte aus der Praxis und Gäste aus anderen Disziplinen und sorgte so dafür, dass der Lehrbetrieb aufrecht erhalten werden konnte.

Otto Groth (Quelle: Kieslich/Schütz 1965)

Otto Groth (Quelle: Kieslich/Schütz 1965)

Auch nach seiner Promotion 1951 stellte er eigene wissenschaftliche Ambitionen hinten an. Starkulla kämpfte in der Fakultät um den Ruf des Fachs (vgl. Starkulla 2004: 161), schrieb für Hanns Braun, den Nachfolger von Karl d’Ester, zeitungswissenschaftliche Beiträge (vgl. Löblich 2004: 70, Glotz 2004: 217) und war die treibende Kraft hinter dem Monumentalwerk Die unerkannte Kulturmacht von Otto Groth (1960-1972). Peter Glotz (1939 bis 2005), der am Institut studierte und dort dann seine politische Karriere vorbereitete, hat außerdem auf Starkullas Bedeutung als akademischer Lehrer hingewiesen und sich in seiner Autobiografie an wöchentliche Treffen in einem Kaffeehaus erinnert: „In diesen teils politischen Kabbeleien, teils fachlichen Disputen, teils philosophischen Einweisungen habe ich zu einer Position gefunden.” (Glotz 2005: 120)

Starkulla selbst hat an seinem Lebensabend besonders seine Verbindungen zur Medienpraxis herausgestellt (vgl. Starkulla 2004). Er war in zahlreichen Gerichtsverfahren Gutachter („bis hinaus zum Bundesverfassungsgericht”, 158) und listete stolz die vielen Absolventen auf, die in Medienbetrieben Karriere gemacht haben. Inhaltlich ist Heinz Starkulla einer der wichtigsten Vertreter und Bezugspunkte der Münchner Schule der Zeitungswissenschaft (vgl. Eichhorn 2004). Eine Sammlung wichtiger Aufsätze ist allerdings erst nach der Pensionierung erschienen (vgl. Starkulla 1993).

Literaturangaben

Weiterführende Literatur

Empfohlene Zitierweise

  • Michael Meyen: Heinz Starkulla. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2014. http://blexkom.halemverlag.de/heinz-starkulla/ (Datum des Zugriffs).