Beate Schneider (Foto: privat)
Beate Schneider (Foto: privat)

Beate Schneider

15. Mai 1947

Lexikoneintrag von Alexis Mirbach am 15. April 2014

Beate Schneiders Karriere im Fach ist mit dem Standort Hannover verknüpft. Sie hat hier mehr als ein Vierteljahrhundert auch institutionelle Arbeit geleistet und vor allem mit Studien über das Verhältnis von Medien und Politik auf sich aufmerksam gemacht.

Stationen

Geboren und aufgewachsen in Fulda. 1966 bis 1973 Studium in Mainz, Frankfurt/Main und Tucson, Arizona (Publizistik, Politikwissenschaft und Geschichte). Freie Mitarbeit im Journalismus (Radio Bremen, Bayerischer Rundfunk, ZDF). 1973 Promotion in Politikwissenschaft. 1973 bis 1977 wissenschaftliche Angestellte der Universität Hamburg. 1977 bis 1985 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Hochschulassistentin an der Universität der Bundeswehr Hamburg sowie Dozentin in der Erwachsenenbildung. 1985 Professorin für Journalistik an der Hochschule für Musik und Theater Hannover (C3). 1993 Lehrstuhl für Medienwissenschaft am gleichen Ort (C4). 2010 Vizepräsidentin der Hochschule. Nicht verheiratet, keine Kinder.

Publikationen

  • Konflikt, Krise und Kommunikation. Eine quantitative Analyse innerdeutscher Politik. München: Verlag Dokumentation 1976 (Dissertation).
  • Publizistik. Beiträge zur Medienentwicklung. Festschrift für Walter J. Schütz. Konstanz: Universitätsverlag 1995 (herausgegeben mit Kurt Reumann und Peter Schiwy).
  • German Journalists in the 1990s. In: David Weaver (Hrsg.): The Global Journalist. Cresskill, NJ: Hampton Press 1998, S. 213-228 (mit Klaus Schönbach und Dieter Stürzebecher).
  • Wenn das Blatt sich wendet. Die Tagespresse in den neuen Bundesländern. Baden-Baden: Nomos 1999 (mit Dieter Stürzebecher).
  • Ortsbestimmung. Lokaljournalismus in den neuen Ländern. Konstanz: UVK 2000 (mit Wiebke Möhring und Dieter Stürzebecher).
  • Musikwirtschaft und Medien. Märkte – Unternehmen – Strategien. München: R. Fischer 2007 (herausgegeben mit Stefan Weinacht).

Beate Schneider hat die Entwicklung des Fachs in Hannover entscheidend geprägt: Sie erhielt 1985 den ersten Ruf auf eine der drei damals neuen Professuren für den Ergänzungsstudiengang Journalistik („Journalistik mit dem Schwerpunkt vergleichende Medienlehre“), wurde acht Jahre später am gleichen Ort auf einen Lehrstuhl für Medienwissenschaft berufen und hat das Institut viele Jahre geleitet (1995 bis 2003 und noch einmal 2009 bis 2010, vgl. Möhring 2007). In einem biografischen Interview hat sie den „sehr guten Kontakt zu den Studierenden“ und die hervorragende Bewertung der Praxisausbildung in Hannover als „weibliche Komponente des Instituts“ bezeichnet (Schneider 2011: 230). Zu einem guten Teil ist es Beate Schneider zu verdanken, dass der Standort heute nicht mehr von der DGPuK-Landkarte wegzudenken ist.

Die Gründung in der niedersächsischen Landeshauptstadt und die Berufung Schneiders hatten dabei seinerzeit öffentliches Aufsehen erregt (vgl. Der Spiegel Nr. 34/1985, S. 76). Nachdem Parteien und Kirchen die Journalistenausbildung als Feld entdeckt hatten, über das sie die Medien beeinflussen konnten, und in Dortmund und München auch auf SPD-Initiative Journalistikstudiengänge etabliert worden waren (vgl. Meyen/Höfler 2008: 38-44), erklärte Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU, 1976 bis 1990 im Amt) das Thema zur Chefsache (vgl. Meyen/Löblich 2007: 293-294). Gestartet wurde allerdings zunächst ein Ergänzungsstudium (vier Semester) und kein Diplomstudiengang. Dass dies an der Hochschule für Musik und Theater geschah und nicht an der Universität Hannover, hat Walter J. Schütz (1930 bis 2012), Mitglied sowohl in der Vorbereitungs- als auch in der Berufungskommission, damit begründet, dass hier eine Aufnahmeprüfung möglich war (ebd.: 55-56).

Beate Schneider brachte das passende Profil für die Neugründung mit. Wie viele aus der etwas älteren Generation der „Jungtürken“ in der Kommunikationswissenschaft war sie an die Universität gegangen, um Journalistin zu werden. Die „wilde Phase“ (Schneider 2011: 226) erlebte Beate Schneider als Studentin in Mainz (Politikwissenschaft und Publizistik). Sie war Mitglied im Studentenparlament, ging 1969 mit einem Stipendium in die USA und promovierte 1973 in Politikwissenschaft – mit einem Thema, dass so auch in der Nachbardisziplin vorstellbar gewesen wäre (Buchtitel: Konflikt, Krise und Kommunikation. Eine quantitative Analyse innerdeutscher Politik). Es folgten Stationen in der Universitätsverwaltung (Hamburg) und in der akademischen Lehre (Universität der Bundeswehr). Zu den Plänen von Albrechts Staatskanzlei schrieb Beate Schneider zunächst ein Gutachten und wurde dann Professorin in Hannover (vgl. Schönbach 1986: 168, Der Spiegel Nr. 34/1985, S. 76).

Als ihr „wissenschaftliches Vorbild“ hat Beate Schneider (2011: 227) den „kybernetischen Ansatz von Karl W. Deutsch“ genannt. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte verraten die Grenzgängerin zwischen Kommunikations- und Politikwissenschaft: das Verhältnis von Medien und Politik, Medien im Wandel und der Zusammenhang zwischen Journalismus und Gesellschaft. Exemplarisch stehen dafür Schneiders Arbeiten zur ostdeutschen Medienlandschaft nach der Wiedervereinigung, zu europäischen Pressemärkten oder zum journalistischen Selbstverständnis (vgl. Möhring 2007: 230).

Literaturangaben

Weiterführende Literatur

  • Wiebke Möhring/Walter J. Schütz/Dieter Stürzebecher (Hrsg.): Journalistik und Kommunikationsforschung. Festschrift für Beate Schneider. Berlin: Vistas 2007.

Weblinks

Empfohlene Zitierweise

      Alexis Mirbach: Beate Schneider. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2014. http://blexkom.halemverlag.de/beate-schneider/ (Datum des Zugriffs).