Antworten auf Gerd Kopper

Auf das Papier von Gerd Kopper zur „Zukunft einer Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft in Deutschland“ sind zehn Reaktionen eingegangen, die hier in ihrer ursprünglichen Form und in alphabetischer Reihenfolge veröffentlicht werden.


Stefanie Averbeck-Lietz: Grundlegende Auseinandersetzung über das Wie und Warum von Fachgeschichtsschreibung
Stefanie Averbeck-Lietz (Foto: Fotoraum Bremen)

Stefanie Averbeck-Lietz (Foto: Fotoraum Bremen)

Sinn von Fachgeschichtsschreibung

Den Sinn von Fachgeschichtsschreibung kann man mit den Punkten Selbstvergewisserung, Aufarbeitung von Fehlentwicklungen (auch fach- und wissenschaftspolitischen), Herausarbeiten von Erkenntnisentwicklungen (die nicht progressiv verlaufen müssen) umschreiben. Damit zusammen hängt die Verschriftlichung einer (oder mehrerer) Ideengeschichte(n), die Begriffswandel, Wandel und Entwicklung von Konzepten, Modellvorstellungen etc. nachzeichnen. Das Verstehen der Fachentwicklungen liegt ebenso auf den Ebenen der Theoriebildung, der Methodenbildung (und ihrer Methodologien) wie der sozialen Ebene der Wissenschaft (Sozialgestalt von Wissenschaft). Wichtig erscheint mir der „Blick über den Tellerrand“, nämlich Vergleich und Transfer mit und zu anderen kommunikationswissenschaftlichen Fachgemeinschaften und -kulturen.

Ist-Zustand und Desiderata

Sowohl zur Personen-, Institutionen- und Ideengeschichte des Fachs in Deutschland ist solide Sekundärliteratur vorhanden. Allerdings ist diese oft zueinander unverbunden und bewegt sich auf ganz unterschiedlicher erkenntnistheoretischer Ebene, arbeitet mit unterschiedlichen Herangehensweisen und Quellenlagen. Eine „Gesamtfachgeschichte“ gibt es nicht. Die „Münchner Schule“ erforscht eher die Sozialgestalt der Kommunikationswissenschaft in Verbindung zur Ideengestalt (Meyen Löblich, Scheu, Wiedemann und andere), hingegen die „Leipziger Schule“ (Kutsch, Averbeck-Lietz, Koenen und andere) eher Ideengeschichte, aber auch Generationengeschichte (Letzteres durchaus als Verbindung zu „den“ Münchnern) – das müsste alles besser auf einander hingedacht und miteinander abgestimmt werden. Bisher hat das wenig Außenwirkung in das Fach Kommunikations- und Medienwissenschaft hinein. Es besteht wenig Interesse in der Fachgemeinschaft der Kommunikationswissenschaft insgesamt, trotz etwa bestehender Lehrbücher wie das von Meyen und Löblich (2006) zu den „Klassikern der Kommunikationswissenschaft“. Dies wohl auch, da die Relevanz nicht klar ist und viele der aktuellen Fachvertreterinnen und Fachvertreter sich nicht selbst in einer historischen Bewegung sehen, thematisieren oder hinterfragen.

Zudem besteht bisher unter denen, die sich um Fachgeschichte bemühen, wenig Diskussionszusammenhang und wenig gemeinsame Arbeit an einer grundlegenden Auseinandersetzung über das Wie und Warum von Fachgeschichtsschreibung (vielleicht und hoffentlich wird das ja mit dem Münchner Workshop im Januar 2016 befördert).

Bisher bezieht sich die Fachgeschichtsschreibung sehr stark national auf Deutschland, transnationale Entgrenzungen mit in den Blick zu nehmen, fehlt weitgehend (ein Beispiel ist Fabian Schäfers Forschung zu deutscher und japanischer Zeitungswissenschaft 2012). Tröstlich: International scheint das Interesse inzwischen höher zu sein als in Deutschland selbst (vgl. Simonson/Park 2016, Averbeck-Lietz et al. 2014).

Die deutsche Fachgeschichte ab 1970 ist so gut wie unaufbereitet (Ausnahmen: Löblich 2010, Scheu 2012 und wenige andere). Thematische Schwerpunktsetzungen fehlen (der Herausgeberband Averbeck-Lietz 2016 fokussiert Nutzungs- und Öffentlichkeitsforschung). Teils sind allerdings auch „versteckte“ Fachgeschichten (etwa zur Medienwirkungs- oder zur Journalismusforschung; vgl. Schenk 2007, Löffelholz 2004) wichtig für die Ideengeschichte der Kommunikationswissenschaft.

Theorien der Fachgeschichtsschreibung – Quellen und Verfahren

Meines Erachtens verfügen wir bisher eher über „Ansätze“ zu einer solchen Theorie der Fachgeschichtsschreibung, etwa durch Transfers aus der Wissenschaftstheorie und -soziologie (beispielsweise Konzepte der Ideen- bzw. Sozialgestalt nach Käsler 1984, Lepenies 1981 und anderen; Konzepte über „Orientierungskomplexe“ unterhalb der Paradigmenebene, fußend auf Kuhn 1973, Toulmin 1953 und Weingart 1976; Transfers aus der Machtsoziologie Bourdieus via die Habitus-Feld-Konzeption). Dies muss überdacht werden mit Blick auf Verfahren, so zum Beispiel mit Blick auf Quellen der Fachgeschichte bezogen und auf drei unterschiedliche Wissenschaftlergenerationen, nämlich „Gründerväter“, „Schüler“ und deren „Enkel“ (vgl. Averbeck-Lietz 2010, Averbeck 2008). Dann geraten ins Blickfeld:

  • Quellen zum Aufbau des Fachs und zur Festlegung von fachlichen Material- und Formalobjekten;
  • Quellen zur Fachdebatte und den Machtpolen des Fachs, auch graue Literatur, Nachlässe, Briefwechsel usw. sowie
  • Quellen zur (historischen) Fachreflexion durch die Enkel etwa in Fachzeitschriften.

Durchaus nicht einfach zu hebende Akten diverser Provenienz (Promotionsakten, Habilitationsakten, Akten von Berufungsverfahren, Institutsakten …) sind hinzuziehen.

Meine eigene Erfahrung mit der Herausgeberschaft des Bandes Kommunikationswissenschaft im internationalen Vergleich (Averbeck 2016) ist: In den meisten Ländern gibt es keine systematische Vorarbeiten zur Fachgeschichte. Ein zentraler Auslöser in Deutschland war die Aufarbeitung der NS-Zeitungswissenschaft (Parallelen dazu in Österreich und Tschechien). Darüber hinaus gibt es viele Gemeinsamkeiten der internationalen Fachgeschichte: Anreize der Fachentwicklung aus der Medienentwicklung, Blicke von Peripherien auf Zentren bzw. Machtpole der internationalen Kommunikationswissenschaft (etwa lateinamerikanische Länder in der Spannung zur US-Kommunikationsforschung), transnationale Denkbewegungen (wie die Cultural Studies durchaus mit unterschiedlichen Schwerpunkten, sogar unterschiedlichen Bezugsautoren in verschiedenen Ländern). Ebenfalls in Rechnung zu stellen sind Debatten um die Entgrenzung des Gegenstands; „typisch deutsch“ erscheint mir dabei die Beschränkung auf öffentliche Medienkommunikation.

Empfohlene Zitierweise

    Stefanie Averbeck-Lietz: Grundlegende Auseinandersetzung über das Wie und Warum von Fachgeschichtsschreibung. Reaktion auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/reaktionen-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).
Thomas Birkner/Christian Schwarzenegger: Fachgeschichte zwischen Erinnern und Vergessen
Thomas Birkner (Foto: privat)

Thomas Birkner (Foto: privat)

Anmerkung der Verfasser: Einen vergleichbaren Text haben wir im Zuge eines DFG-Netzwerkantrags vorgelegt.

Ein Aspekt, der uns im Thesenpapier von Gerd Kopper etwas zu kurz kommt, ist die Rolle von Erinnerung und Vergessen im Sinne von Memory Studies in Bezug auf die Fachgeschichtsschreibung, die uns, spätestens auch seit dem Sonderfenster auf der DGPuK-Jahrestagung 2013 in Mainz, beschäftigt.

Dabei ist diese keineswegs gut erforscht und soll hier entsprechend neben der Beschreibung des Ist-Zustands vor allem auch als Desiderat benannt werden. Denn im Bereich der wissenschaftlichen Erforschung des Erinnerns ist der quasi logische erste blinde Fleck die Frage des wissenschaftlichen Erinnerns ihrer selbst, also wie Wissenschaft sich ihrer selbst vergewissert – mittels eines kollektiven Gedächtnisses. Insbesondere die Fachgeschichte einer Wissenschaft kann unseres Erachtens als Erinnerungspraxis verstanden werden. Ludwik Fleck (2012, erstmals 1935) beschreibt Wissenschaftsdisziplinen als Denkkollektive. In diesem Sinne sind sie auch Erinnerungskollektive, die auf ein gemeinsames Fundament und einen Gedächtnisspeicher gemeinsamen Wissens, gemeinsamer Relevanzkriterien und gemeinsamen Problembewusstseins zurückgreifen können. Wenn wir uns hier also der kommunikationswissenschaftlichen Fachgeschichte aus einer erinnerungskulturellen Dimension widmen wollen, dann schließen wir zunächst an die Idee des kollektiven Gedächtnisses von Maurice Halbwachs (1967) an, oder mit Olick (1999: 346) an jene von Social Memory Studies.

Christian Schwarzenegger (Foto: privat)

Christian Schwarzenegger (Foto: privat)

Allgemein lässt sich zu Erinnerungspraktiken in den Wissenschaften wohl festhalten, was Hans-Bernd Brosius und Frank Esser (1998: 341) auch für die kommunikationswissenschaftliche Wirkungsforschung konstatiert haben: „Die ‚Lehrbuchgeschichte’ eines Forschungsbereichs ist in der Regel eine Vereinfachung der tatsächlichen Wissenschaftsgeschichte, sie neigt zur Verzerrung und Mythologisierung.“ Diese Perspektive eröffnet mindestens zwei Annäherungsdimensionen für den Umgang mit der fachgeschichtlichen Erinnerung: Einerseits den Zugang, die Logiken der Verzerrung nachzuvollziehen und die Mythologisierungen zu dekonstruieren, und andererseits eine Perspektive, die versucht, die Funktionalität der Mythen für das Selbstverständnis des Fachs und für die Selbsterzählungen einer Wissenschaft zu rekonstruieren, um so zu verstehen, wie sich ein Fach durch die Erinnerung an seine Mythen schließlich als sich selbst zu erinnern vermag.

Dies kann umso mehr für ein Fach wie die Kommunikationswissenschaft gelten, deren Status als kohärente Disziplin oder eher als ein thematisches fachliches Feld nach wie vor in Diskussion steht (vgl. Nordenstreng 2004, 2007; Corner 2013). Zurückführen lässt sich das heutige Fach jedenfalls nicht auf einen harten Identitätskern, sondern auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Inspirationen, Frage-, Theorie-, Methoden- und Erkenntnisimporten aus unterschiedlichsten Herkunftsdisziplinen. Dies multipliziert sich gleichzeitig für verschiedene nationale und internationale Kontexte. Die Kommunikationswissenschaft kann als ein Nettoimporteur an Theoriebeständen und Konzepten gelten und wird somit zum Beobachtungsfall par excellence für eine solche erinnerungskulturelle Perspektive auf die Bedeutung der Fachgeschichte für die Fachwerdung: In welchem Verhältnis stehen die verschiedenen Gedächtnisversionen kommunikationswissenschaftlicher Erinnerung zu den Gründungsgeschichten und zu den Stammdisziplinen, aus denen sie sich ausdifferenziert haben?

Gleichzeitig ist das bereits ursprünglich als fragmentiert anzusehende Feld der Kommunikationswissenschaft von einer weitergehenden Ausdifferenzierung in immer kleinteiliger spezialisierte Subfelder und Bindestrichkommunikationen gekennzeichnet. Corner (2013) spricht in diesem Zusammenhang auch von einer absichtsvollen Ignoranz zwischen den verschiedenen Bereichen, die instrumental ist, um die Produktivität der einzelnen Teilfelder nach ihrer je eigenen Logik effizient zu gestalten. Eine für uns relevante Frage ist dabei, inwieweit das Pflegen von fachinternen Gründungsmythen und thematischen Mythologien (etwa frühe Mythen zur Wirkmächtigkeit von Medien, wie das Beispiel von War of the Worlds oder die theoretischen Metaphern „magic bullet“ und „hypodermic needle“, oder über das Demokratisierungspotenzial, das solchen Medientechnologien zugeschrieben wird, die breite Partizipationsmöglichkeiten eröffnen) als Teil der Fachgeschichte dazu beitragen, gegenüber einem sich immer weiter differenzierenden Feld eine gemeinsame Identität zu kommunizieren. Dient fachhistorische Erinnerung somit als identitätsstabilisierendes Integrationsprojekt („Wir sind Kommunikationswissenschaft“)? Es lässt sich weiterhin fragen, in welchem Verhältnis die Erinnerung, die einzelnen Theoretikern und wissenschaftlichen Stichwortgebern innerhalb des kommunikationswissenschaftlichen Diskurses zuteilwird, zum erinnerten Stellenwert dieser Akteuren innerhalb ihrer Herkunftsdisziplinen steht.

Verstehen wir also Fachgeschichte und insbesondere Fachgeschichtsschreibung als Form des kollektiven Erinnerns und versuchen, dies aus erinnerungskultureller Perspektive zu erschließen, erscheinen uns folgende Bereiche als wichtige Desiderata, die dann auch wieder anschlussfähig sind an das Thesenpapier von Gerd Kopper:

  • Wissenschaftliche Erinnerung wird tendenziell als Erfolgsgeschichte erzählt. Erinnert werden erfolgreiche Konzepte, Durchbrüche, bahnbrechende Studien. Vergessen werden vielfach gescheiterte Ansätze, Methoden etc. Zu untersuchen sind somit die Logiken des erfolgreichen Erinnerns wie auch die Logiken des Scheiterns von Erinnerung an das Scheitern von Wissenschaft.
  • Wissenschaftliche Erinnerung als Erfolgsgeschichte hat Einfluss auf die Kanonisierung des Wissens einer Wissenschaft und damit auch auf die Deutungshoheit im Fach, gegebenenfalls im Sinne einer Hegemonie bestimmter Schulen oder Paradigmen. Das gilt somit auch für das Selbstverständnis eines Fachs und die Definition eines Korpus an Fragestellungen und Problemlösungsverfahren, die zentral zum Fach gehören oder die dem Fach fremd sind. Dies kann wiederum Konsequenzen haben für die künftige Ausgestaltung des Fachs auf Personen- und Inhaltsebene gleichermaßen.
  • Frei nach dem freilich veralteten Motto, nach dem große Männer Geschichte machen, hat dies stets auch Einfluss auf die Biografieforschung im jeweiligen Feld. Entsprechend werden in diesem Fall die Geschichten der Erfolgreichen erzählt, während etwa jene von „Adornos Erben in der Kommunikationswissenschaft“ eine „Verdrängungsgeschichte“ ist (Scheu 2012). Hier gilt es, wie etwa in dem Projekt BLexKom von Michael Meyen und Thomas Wiedemann, jenen Biografien nachzuspüren, die vergessen wurden.
  • Wie funktionieren aber Vergessen bzw. Erinnerungslücken und eben die Marginalisierung von nicht mehr Erinnertem, welche Ungleichzeitigkeiten lassen sich gegebenenfalls auch beobachten? Welche Prozesse lassen sich beim bewussten bzw. unbewussten Vergessen unterscheiden?
  • Welche Konjunkturen des Erinnerns gibt es? Fragen, die wir an die Vergangenheit richten, sind Manifestationen von gegenwärtigen Befindlichkeiten, Stimmungen und Interessenslagen. Es ist daher zu untersuchen, mit welchen Intentionen, aufgrund welcher je aktuellen Gegenwart der Kommunikationswissenschaft welche Formen der organisierten wissenschaftlichen Erinnerung Konjunktur erfahren haben, und wie sich die Erinnerung selbst gewandelt hat und die Erinnerung an die Erinnerung nur spezifische Aspekte fokussiert, während im Erinnerungsverlauf bestimmte Aspekte des Erinnerten abgestoßen, vernachlässigt oder aber im Gegenteil bedeutsamer gesetzt werden.
  • Dient fachhistorische Erinnerung als identitätsstabilisierendes Integrationsprojekt („Wir sind Kommunikationswissenschaft“)? In welchem Verhältnis stehen Muster der Erinnerung innerhalb des kommunikations-wissenschaftlichen Diskurses zum erinnerten Stellenwert, den verschiedene Theoriengeber in ihren jeweiligen Herkunftsdisziplinen einnehmen?
  • Ein bedeutsamer Punkt der sich aus diesen Überlegungen ergibt, ist die Frage nach den Trägern dieser Erinnerungen und nach den Quellen zu ihrer (Re-)Konstruktion. Das in Thesenbündel IV vorgebrachte Argument Koppers, dass es auf Institutsebene typischerweise keine geregelten Archivierungsstrategien gibt, gewinnt in unseren Augen hier besondere Relevanz; gerade auch wenn es gilt, Quellen zu erschließen, die über die persönlichen Eindrücke von noch für Interviews zugänglichen Akteuren hinausgehen. Es gilt damit, in einer Perspektive auf Fachgeschichte, die das kollektive Erinnern und Vergessen als Ansatzpunkt nimmt, besonders auch nach dem Umgang mit der Erinnerung, der Bewahrung und Weitergabe von Gedächtnissen von Instituten- oder Fachgesellschaften zu fragen.

Insgesamt, so lässt sich zusammenfassen, fragen wir uns, inwiefern das Nachspüren kommunikationswissenschaftlicher Erinnerung beitragen kann zur Fachgeschichtsschreibung und damit auch als Indikator gesehen werden kann für sozialwissenschaftliche Entwicklungslinien in toto.

Empfohlene Zitierweise

    Thomas Birkner/Christian Schwarzenegger: Fachgeschichte zwischen Erinnern und Vergessen. Reaktion auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/reaktionen-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).
Ingrid Klausing: Für eine stärkere Auseinandersetzung mit allgemeinen wissenschaftsgeschichtlichen Arbeiten
Ingrid Klausing (Foto: privat)

Ingrid Klausing (Foto: privat)

Meine Anmerkungen betreffen das Thema Ist-Zustand und Desiderata und beziehen sich auf Gerd Koppers Thesenbündel III und die Anregung, „eine erweiterte und vertiefte Reflexionsbefähigung des fachlichen Fokus der Kommunikationswissenschaft im Kontext allgemeiner Wissenschaftsentwicklung rückzugewinnen“.

Arnulf Kutsch (1984: VII) fordert, „Fachgeschichte sollte […] Reflexion der eigenen Vergangenheit, kritische Überprüfung der Entwicklung der eigenen Disziplin unter sich wandelnden internen und externen Bedingungen des wissenschaftlichen Lernens, Lehrens und Forschens, ein Mittel zur Befragung des status quo“ sein, und Hans Bohrmann (vgl. 2005: 179) betont, dass fachgeschichtliche Erkenntnisse, die Lehre und Forschung als Teil eines gesellschaftlich-politischen Prozesses begreifen, helfen, aktuelle Fragestellungen in einem größeren Zusammenhang zu betrachten, also Orientierungswissen zu liefern.

Meine Überlegungen rühren aus der Beschäftigung mit der Fachgeschichtsschreibung über die Zeit des Nationalsozialismus. Ich schlage im Folgenden vor, dass die Fachgeschichtsschreibung der Kommunikationswissenschaft sich verstärkt mit wissenschaftsgeschichtlichen Arbeiten der Geschichtswissenschaft und anderer Disziplinen auseinandersetzt und ergänzend deren Herangehensweisen und Forschungsstand rezipiert.

Obwohl der Disziplingeschichte die Funktion einer „Brückenwissenschaft[en]“ (Laitko 1999: 48) zugeschrieben und dafür plädiert wird, ihren Gegenstand in soziale, kulturelle und mentalitätsgeschichtliche Zusammenhänge einzuordnen (vgl. Peckhaus/Thiel 1999: 10), lässt die Fachgeschichtsschreibung der Kommunikationswissenschaft einen Bezug zur allgemeineren Wissenschaftsentwicklung und benachbarten Gebieten, wie zum Beispiel der Universitätsgeschichte und Hochschulforschung vielfach nicht erkennen (vgl. exemplarisch Groos 2004).

Anregungen und Befunde aus diesen Forschungsgebieten (vgl. exemplarisch Paletschek 2011) könnten der Disziplingeschichtsschreibung der Kommunikationswissenschaft Impulse geben und beitragen, sie in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Forschungsergebnisse der kommunikationswissenschaftlichen Fachgeschichte werden vielfach als fachspezifisch dargestellt, obwohl sich ähnliche Befunde auch für andere Disziplinen bzw. generell im universitären oder wissenschaftlichen Umfeld finden lassen.

Während wissenschaftshistorische Arbeiten bis ins zweite Drittel des letzten Jahrhunderts meist aus ihren jeweiligen Disziplinen hervorgingen (Trischler 1999: 241), finden sie sich heute auch im Rahmen der „Neuen Kulturgeschichte“ unter den „Teildisziplinen und Nachbargebiete[n]“ in der Geschichtswissenschaft (Opgenoorth/Schulz 2010: 6, 315-323) wie auch in der Wissenschaftssoziologie (vgl. Brandstetter 2012, Krücken 2012) angesiedelt.

Für die (US-amerikanische) Kommunikationswissenschaft bestätigt Pooley (2008: 43-44, 59-60), dass eine Öffnung für die Sichtweisen der kontextuellen Wissenschaftsgeschichtsschreibung im Vergleich zu anderen Sozialwissenschaften verspätet erfolgt sei, und begründet das mit der wichtigen Rolle, die die legitimatorische Funktion von Fachgeschichtsschreibung in der Kommunikationswissenschaft spiele.

Legitimatorische und identitätsstärkende Funktionen der Disziplingeschichtsschreibung dienen der Bestätigung disziplinärer Strukturen und Handlungsweisen, schränken aber die Bereitschaft zu einer disziplinübergreifenden Wissenschaftspraxis ein und können zu einem „Ethnozentrismus“ (Balsiger 1999: 236) wissenschaftlicher Disziplinen führen. Dabei schwächen interdisziplinäre Perspektiven und vergleichende Untersuchungen eine Disziplin keineswegs, sondern können eine Profilierung eines Fachs unterstützen (vgl. ebd.: 232-240).

Wurde in jüngerer Zeit die Fachgeschichtsschreibung der Kommunikationswissenschaft mit wissenschaftssoziologischen Erkenntnissen angereichert (vgl. exemplarisch Park 2013), so könnte zudem der Blick in die Geschichtswissenschaft, wo eine moderne Wissenschaftsgeschichte die Wissenschaften „eingebunden in ihre jeweilige Kultur“ (Breidbach 2007: 814) zeigt, die Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft in einen erweiterten Kontext stellen.

Empfohlene Zitierweise

    Ingrid Klausing: Für eine stärkere Auseinandersetzung mit allgemeinen wissenschaftsgeschichtlichen Arbeiten. Reaktion auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/reaktionen-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).
Erik Koenen: Erkenntnisfelder und Potenziale einer übergreifenden wissenschaftsgeschichtlichen Neuorientierung für die Frühgeschichte des Fachs
Erik Koenen (Foto: privat)

Erik Koenen (Foto: privat)

Gerd Koppers Thesenpapier formuliert als eine zentrale Herausforderung einer zukünftigen Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft in Deutschland die Rückgewinnung ‚einer erweiterten und vertieften Reflexionsbefähigung des fachlichen Fokus der Kommunikationswissenschaft im Kontext allgemeiner Wissenschaftsentwicklung“. Erkenntnishorizont einer „hinreichend allgemeinen, dabei fachübergreifenden wissenschaftsgeschichtlichen Perspektivhöhe“ seien die „Erkenntnisformate und -prozesse eines bestimmten Fachs innerhalb der allgemeinen Wissenschaftsentwicklung“. Erkenntnisfelder und Potenziale einer solchen übergreifenden wissenschaftsgeschichtlichen Neuorientierung für die Frühgeschichte des Fachs sind Gegenstand des Statements. Die Idee der Einbettung und Verflechtung der frühen Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft in übergreifende disziplinäre und wissenschaftsgeschichtliche Kontexte ist nicht neu – von „unserer“ Fachgeschichtsschreibung wurden entsprechende Anregungen jedoch weitgehend ignoriert. Anfang der 1980er-Jahre hat schon Rüdiger vom Bruch (1980: 580) von der Fachgeschichte eine „künftig stärker zu betonende vergleichende Disziplingeschichte“ gefordert, die bei allen „fachspezifischen Eigentümlichkeiten in der Entstehungsgeschichte der Zeitungskunde“ auch „ihre Einbindung in die Ausformung weiterer Kultur- und Sozialwissenschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts“ berücksichtigt. Vom Bruch selbst hat in seinem Beitrag das Entstehungsmilieu der Zeitungskunde als hochgradig interdisziplinär organisiert beschrieben und dies anhand der für die Zeitungskunde nachhaltig relevanten disziplinären Kontexte Geschichtswissenschaft und Nationalökonomie exemplifiziert. Je nach disziplinärem Standort wurde die Zeitung „als ein gesellschaftliches, politisches und wirtschaftliches Problem erkannt, das eine exklusive wissenschaftliche Erkenntnis rechtfertigt und erfordert“ (Averbeck/Kutsch 2002: 58).

Seitens der fachhistorischen Forschung ist dieses hochkomplexe interdisziplinäre Entstehungsmilieu der Zeitungskunde bislang kaum in seiner Gesamtheit erschlossen. Auch die disziplinären Kontexte und Einflüsse der einzelnen Submilieus zur Zeitungskunde sind nur ungleichgewichtig erforscht. Zu verweisen ist hier insbesondere auf die von Stefanie Averbeck (1999) unternommene Rekonstruktion des sozialwissenschaftlichen Milieus, das sich in den 1920er-Jahren zwischen Soziologie und Zeitungskunde formierte. Im Vergleich dazu sind jedoch nicht zuletzt die bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verortenden Ursprünge des jahrzehntelang gewissermaßen fachprägenden geisteswissenschaftlich-historischen Disziplinkontextes der Zeitungskunde immer noch ein blinder Fleck. Wir wissen bislang immer noch sehr wenig über die Ideen- und Sozialgestalt sowie die Denkmotive, Erkenntnisinteressen und Leistungen des multidisziplinären Entstehungsmilieus in der Frühgeschichte der Kommunikationswissenschaft.

Ich möchte dieses markante Desiderat wenigstens am Beispiel von zwei Forschungsfeldern veranschaulichen – das erste bezieht sich auf den disziplinären Kontext und das zweite auf die Sozialgestalt des zeitungskundlichen Entstehungsmilieus.

1. Die epochenspezifische disziplinäre Konstellation, in dem sich die Zeitungskunde herausgebildet hat, sind die „Kulturwissenschaften um 1900“ und entsprechend ist eine bislang nicht eingelöste fachgeschichtliche Herausforderung die Herausbildung der Zeitungskunde in den Zusammenhang einer vergleichenden Disziplingeschichte der „Kulturwissenschaften um 1900“ einzureihen und zu untersuchen. Mit dem Erklärkonzept „Kultur“ ging es den Zeitgenossen darum, kulturtheoretische Erkenntnisprinzipien für die Erforschung der modernen Welt zu ermitteln. Ein Beweggrund für diese Diskussion war die Hoffnung, angesichts der rapide voranschreitenden Ausdifferenzierung der Geistes- und Sozialwissenschaften im Begriff der Kultur eine fächerübergreifende Erkenntnisorientierung festzuhalten. In diesem Sinne inspirierten die Kulturwissenschaften auch das wissenschaftliche Nachdenken über die Zeitung. Die Definition und Konzeption der Zeitungskunde als „Kulturwissenschaft“ ist bei vielen der frühen Zeitungskundlern als eine starke inhaltliche Begründungsweise in der Frühgeschichte unseres Fachs zu beobachten. Aus ihr resultierten einerseits methodologische, methodische und theoretische Anknüpfungspunkte und Referenzen; andererseits hatte sie aber auch eine dezidiert legitimatorische Funktion: Sie offerierte die Möglichkeit (diese Position hat am prägnantesten Erich Everth vertreten), die Zeitung im interdisziplinären Zusammenhang zu erforschen und das Fach in den kulturwissenschaftlichen Fächerkomplex zu integrieren.

2. Ein weiteres Desiderat der Forschung zum zeitungskundlichen Entstehungsmilieu besteht darin, dass man sich bei der Rekonstruktion der Sozialgestalt bislang zu stark auf den akademischen Kontext und das professorale Personal konzentriert hat und damit andere zeitgenössische Formen und Typen zeitungskundlicher Wissensproduktion aus dem Blick geraten sind. Zeitungskundliche Forschung war einerseits zu weiten Teilen nicht kooperative, akademisch gebundene Einzelforschung, sie fand aber andererseits eben auch in außeruniversitären Kontexten statt und gestaltete sich als Amateurforschung von Laien und Privatgelehrten. Sucht man dieses Milieu über die gemeinsame zeitungskundliche Erkenntnisorientierung zu identifizieren und nicht auf die Protagonisten der Zeitungskunde zu reduzieren, die ohnehin im Zentrum des fachlichen Institutionalisierungsprozess standen, so bekommt man einen Eindruck vom Spektrum dieses Milieus. Abseits der bekannten großen Namen vermitteln der Bibliograf und Verleger Emil Weller sowie der Lehrer und Schriftsteller Julius Otto Opel mit ihren einschlägigen Forschungen zur Frühgeschichte, der Berliner Bibliotheksrat Ernst Consentius mit seinen Studien zur Lokalgeschichte der Berliner Presse, der Journalist Ludwig Salomon mit seiner dreibändigen Geschichte des deutschen Zeitungswesens (199-1906) oder Otto Groth und sein vierbändiges historisch-systematisches Opus magnum Die Zeitung (1928-1930) einen exemplarischen Eindruck von der Spannbreite der betreffenden Akteure sowie der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit und Vielfältigkeit dieser semiprofessionellen Seite des Entstehungsmilieus der Zeitungskunde. Von dieser Seite her würde sich Fachgeschichte auf der allgemeinen Ebene der Wissenschaftsentwicklung als eine Sozialgeschichte und historische Soziologie des Wissens konzipieren lassen, die das Spektrum der verschiedenen Kontexte, Praktiken und Protagonisten von fachspezifischer Wissensproduktion einfängt und systematisch die Erkenntnisleistungen und Wechselwirkungen unterschiedlicher Kontexte der Wissensproduktion reflektiert.

Empfohlene Zitierweise

    Erik Koenen: Erkenntnisfelder und Potenziale einer übergreifenden wissenschaftsgeschichtlichen Neuorientierung für die Frühgeschichte des Fachs. Reaktion auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/reaktionen-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).
Maria Löblich: Forschungsstand, wissenschaftssoziologische Fundierung, internationaler Vergleich und die Rolle von Studierenden
Maria Löblich

Maria Löblich (Foto: privat)

Der „holistische“ Blick auf Fachgeschichte und Fachgeschichtsschreibung war für mich beim Lesen zunächst interessant, weil er von einem theoretischen Ausgangspunkt aus skizziert wurde, der mir in der Geschichte der Kommunikationswissenschaft und ihrer Nachbarfächer bislang nicht bekannt ist. So bin ich durchaus dafür, diese Perspektive zu erschließen und auf das mit ihr verbundene Erkenntnispotential zu überprüfen. Ich stimme auch zentralen Forderungen zu, die der Text gegenüber der Fachgeschichtsforschung aufstellt:

  • an die Untersuchung der Disziplingeschichte distanziert-analytisch heranzugehen – soweit das über Selbstreflexion möglich ist, denn dass man als Fachvertreter selbst Teil des zu untersuchenden Fachs und positioniert ist in den fachlichen Konstellationen von Dominanz und Einfluss, wird man nicht los;
  • Heuristiken zu verwenden, die nicht nur nach erfolgreichen, sondern auch gescheiterten oder vergessenen Theorien und Forschungsrichtungen fragen;
  • Analyseinstrumentarien zu entwickeln, die sowohl endogene als auch exogene Einflussfaktoren auf Wissensproduktion berücksichtigen und
  • in einem weiteren Sinne die Frage nach Fachgeschichte als Frage nach dem Zusammenhang von Wissenschaft und Gesellschaft zu stellen.

Ich möchte jedoch vorschlagen, die Diskussion der holistischen Perspektive und der im Papier geäußerten Postulate auf eine Sichtung des Forschungsstands zu gründen (eine Bibliografie aller fachhistorischen Arbeiten wäre mit Blick auf den Umfang, den das Forschungsfeld im deutschsprachigen Raum mittlerweile erreicht hat, sicher sehr hilfreich; etwa nach dem Vorbild von Jefferson Pooleys Bibliography for the History of Communication Research für die englischsprachigen Publikationen). Mehrere zentrale Probleme, die im Text ausgemacht werden und von denen oben einige angesprochen wurden, hat die Fachgeschichtsforschung in der Kommunikationswissenschaft erkannt und bearbeitet. Das gilt für die wissenschaftssoziologische Literatur (vgl. die am Münchner, Leipziger und Bremer Institut entstandenen Arbeiten), aber auch für Studien, die sich nicht explizit dieser Richtung zuordnen (vgl. etwa Hardt 2001, 2002; Pöttker 2001). Die Wissenschaftssoziologie versteht Wissenschaft als sozialen Prozess und untersucht den Einfluss sozialer Faktoren auf die Entwicklung wissenschaftlichen Wissens. Berücksichtigt werden mit diesem Ansatz nicht nur Einflüsse der Sozialstruktur von Wissenschaft, sondern auch Einflüsse aus Gesellschaft, Politik und Mediensystem. Wissenschaftssoziologische Fachgeschichtsforschung konzeptualisiert also beispielsweise „Formen der Abgrenzung einzelner ‚Schulen‘“ (Gerd Kopper), die „materiellen Bedingungen und Hintergründe“ der Fachentwicklung oder die „Steuerungsfaktoren“ aus Politik, Fachzeitschriften und Fachgesellschaften. Das soll nicht heißen, dass Wissenschaftssoziologie eine Allzweckwaffe ist, nicht auch ihre Grenzen hat und nicht weitergedacht werden muss. Theoretisch weiterdenken (und empirisch untersuchen) könnte man zum Beispiel die Entstehung, Verarbeitung und Wirkung von Einflüssen aus Politik, Mediensystem und Gesellschaft auf die Kommunikationswissenschaft, aber auch die aus dem Fach hinausgehenden Impulse. Gerd Kopper weist auf solche Wechselwirkungen hin, etwa auf die Frage, was aus kommunikationswissenschaftlichem Wissen (auch reputationsmäßig) gemacht wird, wenn es in die verschiedenen medialen Berufsfelder gelangt.

Das Papier beschränkt sich auf die Fachgeschichte in Deutschland. Es gibt gute Gründe, diese Grenze zu ziehen (Geschichte, Hochschulorganisation, Sprachbarrieren). Angesichts der Literatur, die in den letzten Jahren zur Fachentwicklung in verschiedenen anderen (vor allem westlichen) Ländern und auf der internationalen Ebene entstanden ist, ist es jedoch ein Leichtes, über die Grenzen hinweg in andere Länder zu schauen. Denn (vermeintlich) spezifisch deutsche Merkmale der Fachentwicklung der Kommunikationswissenschaft lassen sich besser einordnen, wenn sie im Vergleich mit der Fachentwicklung in anderen Ländern betrachtet werden: im Vergleich mit anderen disziplinären Ursprungsdisziplinen, im Vergleich mit anderen Mediensystemen und damit einer anderen Entwicklung des Gegenstandsbereichs, im Vergleich mit einer anderen Art von Hochschulfinanzierung und einer anderen Idee von Leistung, die Wissenschaft erbringen soll. Jenseits oder ergänzend zu dem Bezugsrahmen Deutschland helfen Wechselwirkungen zwischen Ländern (wissenschaftliche „Migration“ und organisierter Austausch, Flucht, Emigration usw.) zu verstehen, wie sich bestimmte Wissenschafts- und Fachverständnisse, normative Strukturen und Wettbewerbsstrategien in der Kommunikationswissenschaft herausgebildet haben.

Folgt man der Annahme, dass auch Interessen und Bedürfnisse von Studenten die Fachentwicklung geprägt haben, dann sollte sich Fachgeschichte stärker Motiven, Berufszielen und Herkunftsmilieus dieser akademischen Gruppe zuwenden. Studenten haben sich immer wieder organisiert, um ihre Interessen gegenüber den Fachvertretern zu vertreten – in einer mal mehr, mal weniger politisierten Form. Fachschaften, Vereine und andere Zusammenschlüsse sowie Studentenzeitschriften sind sehr vereinzelt untersucht worden und könnten zukünftig stärker berücksichtigt werden.

Empfohlene Zitierweise

    Maria Löblich: Forschungsstand, wissenschaftssoziologische Fundierung, internationaler Vergleich und die Rolle von Studierenden. Reaktion auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/reaktionen-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).
Andreas M. Scheu: Zum Relevanzproblem der kommunikationswissenschaftlichen Fachgeschichte
Andreas M. Scheu (Foto: privat)

Andreas M. Scheu (Foto: privat)

Ich möchte mich in dieser Reaktion auf die Diskussionsgrundlage von Gerd Kopper auf den Aspekt der Relevanz bzw. Sinnhaftigkeit von kommunikationswissenschaftlicher Fachgeschichtsschreibung konzentrieren. Dabei kann bei den Teilnehmern des Workshops wohl vorausgesetzt werden, dass mehr oder weniger Einigkeit darüber besteht, dass Fach- und Theoriegeschichte wichtig ist, dass sie kein eitler Selbstzweck oder Nabelschau ist, sondern im Gegenteil zur Weiterentwicklung des Fachs und zur Steigerung seiner Problemlösungskompetenz beiträgt. Nichtsdestotrotz vertrete ich hier die These, dass die kommunikationswissenschaftliche Fachgeschichte ein Relevanzproblem hat, das so leicht nicht aus der Welt zu schaffen ist. Ich möchte diese These im Folgenden verdeutlichen, indem ich exemplarisch und nicht immer systematisch auf unterschiedliche Ebenen der Sinn- bzw. Relevanzzuschreibung eingehe: im Hinblick auf die Gesellschaft allgemein, das Fach Kommunikationswissenschaft und individuelle Akteure, die sich innerhalb der Disziplin positionieren.

Lage der Fachgeschichte in der deutschen Kommunikationswissenschaft

Zunächst aber eine grobe Einschätzung zur Lage der Fachgeschichtsschreibung. Betrachtet man die Institutionalisierung von Fachgeschichte in den Curricula unserer Studiengänge und – noch eindrücklicher – in Form von Stellen oder Denominationen, wird deutlich, dass es um dieses Forschungsfeld alles andere als gut steht. Während das Fach an sich gewachsen ist und weiter wächst, schrumpft der Bereich der Fachgeschichte. Die Mehrheit der Akteure, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten das Fach geprägt und seinen Ausbau gestaltet haben, scheinen in der modernen Kommunikationswissenschaft keinen Platz für Fachgeschichte vorzusehen; das belegen Ausschreibungen zu neu geschaffenen Positionen oder Berufungsverfahren von bestehenden Stellen – auch von solchen, deren Profil bislang auch fach- bzw. theoriegeschichtliche Schwerpunkte aufwiesen.

Diese Entwicklung scheint mir von allgemeinen strukturellen Veränderungen des Wissenschaftssystems befördert. Verkürzt zusammengefasst führt der zunehmende Wettbewerb innerhalb des Wissenschaftssystems dazu, dass auch der Legitimationsbedarf über Öffentlichkeit zunimmt – vor allem wahrscheinlich, weil Akteure in der Wissenschaft davon ausgehen, dass potenzielle Geldgeber (zum Beispiel aus Politik, Forschungsförderung oder der Privatwirtschaft) gesellschaftliche Sichtbarkeit wertschätzen (Scheu 2015). Kurzum, Wissenschaft setzt auch deshalb darauf, die gesellschaftliche Relevanz der eigenen Forschung darzustellen, weil damit öffentliche Sichtbarkeit und Akzeptanz erreicht werden soll. Da Universitäten – sowie innerhalb von Universitäten: einzelne Disziplinen, innerhalb der Disziplinen: einzelne Forscher – zunehmend im Wettbewerb stehen, wird dieser Trend verstärkt. Individuelle und kollektive Akteure versuchen, über Öffentlichkeit Legitimation herzustellen und erhoffen sich so, Wettbewerbsvorteile zu generieren. Das geht in den Augen der meisten Akteure vor allem mit gesellschaftlich relevanter Forschung – und genau diese Art der Relevanz kann kommunikationswissenschaftliche Fachgeschichte wenig aufweisen.

Gesellschaftlicher Problemlösungsbedarf fachgeschichtlicher Forschung

Kommunikationswissenschaft wächst wohl vor allem in jenen Bereichen, in denen ein konkreter gesellschaftlicher Problemlösungsbedarf existiert, sie schrumpft dort, wo dieser nicht unmittelbar sichtbar ist. Man kann die Meinung vertreten, dass diese Entwicklung strategisch sinnvoll ist, wenn das Ziel darin besteht, das Fach zu vergrößern und ihm zu mehr Gewicht im interdisziplinären Kontext zu verhelfen. Eine Strategie, die diverse Akteure zur Kompensation von gesellschaftlicher Relevanz in diesem Zusammenhang anwenden, ist Medialisierung – also die Anpassung an Mechanismen der medialen Aufmerksamkeitsgenerierung (ebd.). Wir haben ja bereits erlebt, dass Skandale insbesondere in Verbindung mit Nationalsozialismus oder auch Prominenz (Becker 2013) das Potenzial bieten, auch Fachgeschichte in das öffentliche Rampenlicht zu bringen. Kann eine Strategie für die kommunikationswissenschaftliche Fachgeschichtsschreibung so aussehen, dass wir verstärkt medientaugliche Themen bearbeiten bzw. unsere Arbeiten medientauglich aufbereiten, popularisieren und skandalisieren? Ich denke nicht.

Innerdisziplinäre Relevanz der Fachgeschichtsschreibung

Das oben beschriebene „Problem“ haben andere Fächer auch. Genauso wie die kommunikationswissenschaftliche Fachgeschichte gibt es auch in anderen Disziplinen Forschungsbereiche, die keinen direkten gesellschaftlichen Bezug aufweisen. Diese Forschungsbereiche scheinen allerdings etablierter zu sein, als Fachgeschichte, und von den Scientific Communities eine andere Form von Relevanz zugeschrieben zu bekommen: Relevanz für die eigene Leistungserbringung (Forschung) – also zum Beispiel Grundlagenforschung. Meiner Meinung nach besteht hier eine Chance für die Zukunft der Fachgeschichtsschreibung in der Kommunikationswissenschaft. Wenn wir es schaffen, historische Forschung mit der gegenwärtigen Entwicklung zu verbinden, kann Fachgeschichtsschreibung einen echten Mehrwert für die Weiterentwicklung aktueller Perspektiven, Methoden, Debatten etc. liefern. Hierbei ist der von Kopper vorgeschlagene holistische Zugang vielversprechend; ähnlich argumentieren Maria Löblich und ich bereits an anderer Stelle (Löblich/Scheu 2011). Damit ist die Hoffnung verbunden, dass die genuine Leistung fachgeschichtlicher Forschung für andere Forschungsbereiche der Kommunikationswissenschaft expliziter gemacht und besser wahrgenommen werden kann. Dies wäre beispielsweise einlösbar, indem Anschluss an soziale Theorien gesucht wird, damit der Erklärungswert fachgeschichtlicher Forschung steigt und indem die kritische Auseinandersetzung mit Entwicklungen und Fehlentwicklungen stärker in den Vordergrund rücken würde (vgl. auch die Ausführungen Gerd Koppers).

Fachgeschichte und wissenschaftliche Karriere

Abschließend soll noch eine dritte Dimension von Sinnhaftigkeit der fachgeschichtlichen Forschung angesprochen werden: Macht es Sinn, fachgeschichtliche Forschung zu betreiben, wenn man eine kommunikationswissenschaftliche Karriere anstrebt? Das ist eine heikle Frage, die ich zunächst nur anekdotisch beantworten kann. Ich selbst habe bereits Berufungsvorträge gehört, an denen kritisiert wurde, es handle sich bei den vorgestellten fachgeschichtlichen Studien nicht um kommunikationswissenschaftliche Beiträge im eigentlichen Sinne, sondern um historische oder wissenschaftssoziologische Beiträge. In informellen Gesprächen wurde von ganz unterschiedlichen Personen immer wieder betont, dass fachgeschichtliche Leistungen keine gute Voraussetzung für eine kommunikationswissenschaftliche Karriere bilden würden, dass dazu andere thematischen Standbeine notwendig wären. Mein Eindruck ist, dass fachgeschichtlich interessierte Nachwuchswissenschaftler nicht wegen, sondern eher trotz ihrer fachgeschichtlichen Schwerpunkte erfolgreich sind, dass der Beschäftigung mit Fachgeschichte eher der Status eines beruflichen Hobbys zuerkannt wird. Wenn dieser Eindruck stimmt, dann wird es in Zukunft auch darauf ankommen, die beruflichen Chancen von Akteuren zu verbessern, die fachgeschichtliche Forschung betreiben.

Neben der oben beschriebenen Aufwertung der innerdisziplinären Relevanz fachgeschichtlicher Forschung gehört hierzu außerdem, dass fachgeschichtliche Forscher auch in Berufungsverfahren konkurrenzfähig sein müssen. Konkret bedeutet das, dass die Fachgeschichte nicht darum herumkommen wird, sich stärker in Richtung internationaler Zeitschiften, Social Science Citation Index usw. zu orientieren. Dies wird kaum funktionieren, wenn weiterhin allein das deutsche Fach fokussiert wird. Eine Strategie könnte hier sein, stärker auf Internationalisierung und vergleichende Forschung zu setzen.

Zweitens muss die Fachgeschichte meiner Meinung nach unter Beweis stellen, dass sie im Wettbewerb um finanzielle Mittel konkurrenzfähig ist. Konkret bedeutet das, dass wir mehr fachgeschichtliche Drittmittelprojekte bräuchten, über die auch Doktoranden und Post-Docs eingestellt werden können. Ob sich dies mittelfristig auszahlt, wage ich allerdings zu bezweifeln, da diese Mitarbeiter in der derzeitigen Struktur des Faches wiederum mit Wettbewerbsnachteilen konfrontiert wären. Drittens und wahrscheinlich sowohl am wichtigsten als auch am schwierigsten einzulösen: Der Trend der letzten Jahre müsste umgekehrt und die Fachgeschichte müsste institutionell wieder stärker im Fach verankert werden. Dies wird meines Erachtens aber nur über einen längeren Zeitraum und dann möglich sein, wenn das Relevanzproblem der Fachgeschichtsschreibung bearbeitet wird.

Fazit

Zusammengefasst zeichnet sich für mich ein eher düsteres Bild der Zukunft der Fachgeschichte in der Kommunikationswissenschaft ab. Ich sehe eine Abwärtsspirale, in der sich mangelnde Karrierechancen, innerdisziplinäre Reputationszuschreibung und Strukturbildungsprozesse wechselseitig verstärken. Unter Bezugnahme auf Michael Meyen und Maria Löblich (2006: 26) hängt auch die Entwicklung von Forschungsfeldern von ihren Institutionalisierungschancen ab. Diese haben sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert und es ist zu befürchten, dass sich hier ein umgekehrter Matthäus-Effekt einstellt. Möchte man diesem Effekt begegnen und die Fachgeschichte aus ihrer Position als „Nebenbei-Forschungsfeld“ wieder stärker ins Zentrum des Fachs rücken, bedarf es meiner Ansicht nach vor allem einer Steigerung der innerdisziplinären Relevanz (zum Beispiel durch sozialtheoretische Fundierung und kritische Aufarbeitung auch gegenwärtiger Entwicklungen), der Fokussierung auf internationale und vergleichende Forschung und der verstärkten Einwerbung von Drittmitteln. Erst dadurch besteht die Chance, dass sich der Status der Fachgeschichte mittel- oder längerfristig auch im Hinblick auf Stellen, Professuren und Lehrpläne verbessert.

Empfohlene Zitierweise

    Andreas M. Scheu: Zum Relevanzproblem der kommunikationswissenschaftlichen Fachgeschichte. Reaktion auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/reaktionen-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).
Martina Thiele: Dem Trend in Richtung Marginalisierung historischer Forschung entgegenwirken
Martina Thiele (Foto: privat)

Martina Thiele (Foto: privat)

Sinn von Fachgeschichtsschreibung

Wozu sich mit Fachgeschichte befassen, warum sie auch zum Thema von Lehrveranstaltungen machen? Der Trend geht eindeutig in Richtung Marginalisierung historischer Forschung. Statt Geschichte, gar Fachgeschichte, sind andere Themen und Label gefordert, zum Beispiel „Change“ oder „Innovation“ oder auch „Mediatization“.

Das Argument, wir müssen wissen, woher wir kommen, um zu wissen, wo wir stehen und wohin wir gehen, findet bei Kolleginnen und Kollegen sowie Studierenden nur noch wenig Anklang; zu viel historisches Wissen scheint hinderlich.

Umso besser, dass der Autor in seinem Thesenpapier überzeugende Argumente anführt, wonach Fachgeschichte der Evaluation dienen kann, der Kenntlichmachung „blinder Flecken“ sowie der Entdeckung langfristiger und fächerübergreifender Entwicklungen im Wissenschaftsbetrieb – und darüber hinaus. Hinzu kommt das Potenzial der Fachgeschichte, den Diskurs, die öffentliche Selbstverständigung der am Fach Interessierten über das, was wichtig und was weniger wichtig ist, in Gang zu halten. Damit sind andauernde Selbstverständigungsprozesse gemeint, die auch, wie der Autor am Ende seines Textes fordert, gelegentlich der Zuspitzung bedürfen.

Ist-Zustand und Desiderata

Der gegenwärtige Zustand der Fachgeschichte ist besorgniserregend. Es fehlt an allem, insbesondere jedoch an Einigkeit innerhalb des Fachs darüber, dass Fachgeschichtsschreibung wichtig ist und mehr bedeutet als freundliche Zeilen zum runden Geburtstag einer Person oder Einrichtung. Doch auch wissenschaftsexterne Entscheidungen wirken sich, wie der Autor darlegt, unmittelbar auf die kommunikationswissenschaftliche Forschung und speziell die Fachgeschichtsschreibung aus. Die Neoliberalisierung der Hochschulen, Stichwort „New Public Management“, lässt wenig Raum für Forschung und Lehre, deren Ergebnisse nicht direkt ökonomisch verwertbar sind.

Zu erheben wäre, wo Fachgeschichtsschreibung in welcher Form vorkommt, welche theoretischen Positionierungen und Bezugnahmen (etwa auf Karl Mannheim, Thomas S. Kuhn, Pierre Bourdieu, Dirk Käsler oder auch Charles Darwin) dominieren und welche Quellen bevorzugt herangezogen werden, um zu fachgeschichtlichen Aussagen zu gelangen.

Theorien und Methoden

Der Autor selbst bedient sich eines holistischen Ansatzes, der „mit unterschiedlichen Methodologien (funktionalen, strukturellen, sozialen usw.) verbunden werden kann“. Die Vorteile einer ganzheitlichen, gesellschaftliche Konstellationen und Kontexte berücksichtigenden Sichtweise liegen auf der Hand, insbesondere aber überzeugt der Anspruch, auch die Leerstellen, das nicht Offenkundige und die „Ambivalenzen der Sichtbarkeit“ unter Berücksichtigung von Machtkonstellationen und des „uns zu sehen Gegebenen“ in den Blick zu nehmen, dabei zu fragen, was sich warum nicht hat durchsetzen können, welche Inklusionen und Exklusionen von Themen, Methoden, Ansätzen und auch Personen stattgefunden haben. Eng verbunden mit diesen Fragen ist jene nach einem Kanon, einem Wissensbestand, der überdauern sollte und der zugleich der ständigen Revision und Diskussion bedarf.

Der Autor verwendet hier die Begriffe „Leistungsanzeige“ und „Konformitätsmuster“ und fragt: „Welche Musteranforderungen beziehen sich spezifisch auf das Fach Kommunikationswissenschaft in Deutschland?“ Er nimmt an, „dass ‚fachintern’ die ‚anrechenbare‘ Wertigkeit ermittelter ‚Anstrengungsmuster‘ (die stets auch einem bestimmten Parameter von Konformität entsprechen) keineswegs identisch sein müssen mit einem – über längere Epochen und Phasen gemessenen – historischen Fortgang wissenschaftlicher Erkenntnis oder erkenntnisbezogener Innovationen“. Das heißt, dass es zu Neubewertungen kommen kann, wenn wir einen längeren Zeitraum betrachten und andere oder weitere Parameter als die üblichen Mainstream-Parameter (etwa Drittmittelakquise, Publikationshäufigkeit in Publizistik, M&K und englischsprachigen Peer Reviewed Journals, Präsenz auf Tagungen etc.) heranziehen.

Das Beispiel des Autors bezieht sich auf das Label „Betreibt empirische Forschung“: „In der traditionell konsekutiv, also chronologisch orientierten und damit an innerfachlich überlieferten und zumeist unkritisch etablierten Leistungsmustern ausgerichteten Fachgeschichtsschreibung werden solche Kategorisierungen gerne stereotypisch im Sinne einer methodischen Ja-/Nein-Zuordnung verwendet.“

Die „Auswahl“ der zu erinnernden Ansätze, Theorien, Methoden und der mit ihnen verbundenen Personen und Institutionen sowie „Bewertungskriterien“ scheinen mir im Hinblick auf eine ganzheitliche und kritische Perspektiven berücksichtigende Fachgeschichtsschreibung wesentlich.

Und ich teile die Kritik des Autors an Personalisierung in der Fachgeschichtsschreibung, die zu einer Vernachlässigung „wichtiger Steuerungsfaktoren und -einflüsse von dritter Seite auf ein wissenschaftliches Fach“ führt.

Des Autors Versuch, durch einen holistischen Zugang „eine explorativ distanzierende und neutralisierende Metaebene der Betrachtung zu gewinnen“, bedeutet glücklicherweise nicht, dass die Ergebnisse seiner Beobachtungen „abgehoben“, „unkritisch“ oder „nicht in die Forschungspraxis übersetzbar“ sind. Im Gegenteil enthält das Thesenpapier deutliche Aussagen zum derzeitigen nicht sehr erfreulichen Zustand „der“ Fachgeschichtsschreibung im deutschsprachigen Raum (wobei die Situation in Österreich zum Beispiel sich in vielerlei Hinsicht von der in Deutschland unterscheidet).

Bei aller Sympathie für den Ansatz einer „Erkenntnis durch Distanz“, stellt sich doch die Frage, inwieweit eine distanzierte, ganzheitliche Sicht für jemanden, der über spezifische „Felderfahrung“ und Nähe oder Distanz zu bestimmten Personen, Institutionen und Denkschulen verfügt, möglich ist.

Zu guter Letzt bleibt nur, dem Autor Gerd Kopper herzlich zu danken für seine Bündelung von Thesen, die der Diskussion über Vergangenheit und Zukunft der kommunikationswissenschaftlichen Fachgeschichtsschreibung entscheidende Impulse geben werden und die – fein verpackt! – mehr Kritik enthalten als auf den ersten Blick erkennbar.

Empfohlene Zitierweise

    Martina Thiele: Dem Trend in Richtung Marginalisierung historischer Forschung entgegenwirken. Reaktion auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/reaktionen-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).
Mandy Tröger: Für eine Fachgeschichtsschreibung, die gesellschaftspolitische Entwicklungen und deren reflexive Wirkungen auf das Studienobjekt einbezieht
Mandy Tröger (Foto: privat)

Mandy Tröger (Foto: privat)

Gerd Kopper versteht und fordert „Fachgeschichte als fortlaufende und verstetigte Gegenwartsverpflichtung auf der institutionellen Grundebene von Facheinheiten in ihrer Gesamtheit“. Er argumentiert, dass nur eine solche kontextbezogene und feldübergreifende Fachgeschichtsschreibung es ermöglicht, separate Forschungsbereiche, Traditionen und Methoden, die das Fach Kommunikationswissenschaft charakterisieren, zu überkommen und Forschungsprojekte in ihrer Verschiedenheit in diesem zu verorten. So kann Fachgeschichte problemorientierte Distanz zu Fach und Forschung und deren Institutionalisierung schaffen, identitätsstiftend wirken und Perspektiven für die Zukunft bieten.

Schwerpunkt sollte auf Koppers These gelegt werden, dass Fachgeschichte Wissenschaftsgeschichte anhand der Erkenntnisformate und -prozesse eines bestimmten Fachs innerhalb der allgemeinen Wissenschaftsentwicklung ist. Letztlich muss jede Art der Geschichtsschreibung gesellschaftspolitische Entwicklungen und deren reflexiven Wirkungen auf das „Studienobjekt“ einbeziehen. Kopper hebt besonders hervor, dass dazu auch Brüche (wie alternative, wenn auch vergessene, Forschungs- und Denkansätze, Methoden etc.) gehören, die nicht im Willen um eine lineare Fachgeschichtsschreibung ausgespart werden dürfen. Um dies leisten zu können, müssen allerdings die eher untergründigen „wirkungsmächtige Ausrichtungsaspekte des Wissenschaftsbetriebs“ dargelegt werden, da nur sie es erlauben, die Entwicklung des Fachs als historischen Prozess zu verstehen. Schlüsselwort hier ist Holismus.

Dass dies bisher in der Kommunikationswissenschaft im deutschsprachigen Raum noch nicht geschehen zu sein scheint, ist bedenkenswert. Letztlich steht die Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft so nur paradigmatisch für die von Kopper angesprochenen „blinden Flecken“ der Disziplin, sich kontextbezogen in der gesellschaftspolitischen Gesamtheit zu verorten und dem Gedanken der objektiven Unabhängigkeit von eben diesen Prozessen kritisch zu reflektieren. Für den Historiker sind diese blinden Flecke jedoch genauso aussagekräftig wie eben jenes Narrativ, das Teil des offiziellen Diskurses wird.

Im transatlantischen Kontext betrachtet, ist die Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland ein hochinteressantes Projekt – fachspezifisch sowie im Bezug allgemeinen Fragen zur Bildungs- und Wissenschaftsentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Aufbau des Landes in enger Kooperation mit den westlichen Alliierten, die Zuspitzung von wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Lagern zur Zeit des Kalten Krieges, in der sich die Bundesrepublik, als „letzte westliche Bastion“ zum Osten klar an den USA orientierend, den demokratischen Werten und marktwirtschaftlichen Interessen verpflichtete. Dies war der gesellschaftspolitische Rahmen, in dem sich Bildung und Forschung nicht ohne klare Ziel- und/oder Wertemuster entwickelten. Die Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft kann hier, wie von Kopper gefordert, Aufschlüsse über eben jene Zusammenhänge liefern.

Denn gerade die Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft in der Bundesrepublik zeichnet sich im Vergleich zu anderen Fächern und Disziplinen, so meine These, durch besondere Merkmale aus, die sie fachübergreifend interessant macht. Erstens waren Medien- und Kommunikationsstrukturen zentraler Bestandteil einer internationalen Politik der Supermächte zur Zeit des Kalten Krieges (zum Beispiel „Free Flow of Communication“-Doktrin). Dies legt nahe, dass sich auch die Erforschung dieser Strukturen sowie die Bildung von universitären Institutionen unter bestimmten politischen Voraussetzungen und Zielsetzungen vollzogen, welche letztlich den Rahmen für Forschung und Bildung stellten. Die Frage nach der politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Relevanz von kommunikationswissenschaftlicher Forschung/Bildung und nach dem Einfluss verschiedener Interessengruppen auf diese sollte reflexiv aus dem nationalen und internationalen historischen Kontext beantwortet werden.

Damit eng verbunden kamen zweitens in der geopolitisch einzigartigen deutsch-deutschen Konstellation vor allem Medien und Kommunikationsprozessen zur eigenen und „anderen“ deutschen Bevölkerung eine zentrale Rolle zu. Das Studienobjekt der Kommunikationswissenschaft (zum Beispiel Propaganda, deutsch-deutsche Medienlandschaft, Rezeptions- und Wirkungsforschung) kann somit als Teil eines internationalen „Informationskrieges“ gesehen werden, in dem auch für deren Erforschung Objektivität nur im Rahmen eines bestimmten Wertemusters möglich war (und ist).

So liegt es nahe, dass die Kommunikationswissenschaft der Bundesrepublik ein hochpolitisches und hochideologisches Projekt war, das seine eigene Legitimation aus ebendieser Konstellation bezog. Grund für solch eine These ist der von Kopper gegebene Verweis darauf, dass die „Forschung und Theoriebildung im deutschen Sprachraum […] sich stets mit einer gewissen Verzögerung an der amerikanischen Forschung“ orientierte. Diese Feststellung ist in Bezug auf ebenjenen angesprochenen internationalen Kontext nicht überraschend, sollte jedoch auch nicht als gegeben hingenommen werden. Vielmehr ist er eine Folge eines historisch gewachsenen Prozesses internationaler (Wirtschafts-)Politik, in der Wissenschafts- und Ausbildungstransfer sowie Institutionenbildung integraler Bestandteil einer breitgefächerten Politik der Anbindung der USA waren. Dass dies national und lokal verschiedenen geprägt war, kann unter anderem auf unterschiedliche intellektuelle Traditionen, akademische Institutionen und Ideenbildung zurückgeführt werden. Sich allerdings allein darauf zu konzentrieren, ignoriert gesamtgesellschaftliche Prozesse, materielle Notwendigkeiten und Machtstrukturen, die mit jeder Form der Institutionalisierung einhergehen. Interessanter wäre es zu fragen, wie verschiedene Gruppen aus Politik, Wirtschaft und Forschung ihre Interessen im Bildungs- und Forschungsbereich der Kommunikationswissenschaft mit mehr oder weniger Erfolg vertreten haben, warum sie dies getan haben und was ihnen bei der Durchsetzung ihrer Interessen geholfen hat.

Ähnliche Ansätze zur Fachgeschichtsschreibung gibt es in den USA (exemplarisch Simpson 1994). Denn auch in den Vereinigten Staaten ist die Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft nicht kohärent und in sich geschlossen, sondern steht exemplarisch für ein Fach, dass sich durch vielfältige methodische und theoretische Paradigmenwechsel und Fragmentierungen auszeichnet. Obwohl in Standardwerken zum Beispiel zur Massenkommunikationsforschung und Public Opinion Research der Eindruck von Kohärenz erweckt wird (Lowery/DeFleur 1983), wird dieser spätestens seit Anfang der 1990er heftig kritisiert und stetig revidiert (Hardt 1992, Simpson 1994, Lent 1995, McChesney/Scott 2004). Durch die Darlegung von alternativen intellektuellen Traditionen und Einflüssen auf die Kommunikationswissenschaft (etwa Soziologie, Literatur, Journalismus etc.) werden gerade im Bereich der kritischen Kommunikationswissenschaft (zum Beispiel Cultural Studies, Politische Ökonomie) alternative Fachgeschichten angeboten, die jeweils eigene personenspezifische Wurzeln, Literatur, Methoden und Sprachen vermitteln. Somit ist diese Art der alternativen Fachgeschichte immer auch eine Kritik einer dominierenden Wissenschaftstradition.

Bezogen auf die oben genannte These, dass die Kommunikationswissenschaft der Bundesrepublik Deutschland ein hochpolitisches Projekt war, sollte in Bezug auf die USA zusätzlich festgehalten werden, dass sich das Fach dort seit dem Zweiten Weltkrieg vor allem durch ihre politische und wirtschaftliche Anwendbarkeit als eigenständige Disziplin in den Sozialwissenschaften legitimierte. Wie bereits mit Blick auf die Bundesrepublik vermutet, heißt das, dass die Kommunikationswissenschaft in den USA tief in marktwirtschaftliche und politische Prozesse des Kalten Krieges verwurzelt war. Interessant wäre es zu sehen, ob und wie ähnliche Prozesse in der Bundesrepublik stattgefunden haben.

Empfohlene Zitierweise

    Mandy Tröger: Für eine Fachgeschichtsschreibung, die gesellschaftspolitische Entwicklungen und deren reflexive Wirkungen auf das Studienobjekt einbezieht. Reaktion auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/reaktionen-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).
Manuel Wendelin: Fachgeschichte als gegenwartsbezogene Praxis der eigenen Selbstreflexion und Selbstkonstruktion
Manuel Wendelin

Manuel Wendelin (Foto: privat)

Kommunikationswissenschaftliche Fachgeschichte hat Zukunft. Sie muss es aber vermutlich noch stärker als bislang schaffen, ein größeres Interesse innerhalb der Disziplin auf sich zu ziehen. Dafür gibt es unterschiedliche Strategien, von denen einige im Folgenden skizziert werden sollen. An erster Stelle darf sozial- oder geisteswissenschaftliche Fachgeschichtsschreibung generell kein Selbstzweck sein und sollte auch nicht primär fachpolitisch motiviert betrieben werden. Innerhalb einer Scientific Community stoßen dagegen solche Arbeiten auf Interesse und werden mit der Zuschreibung von Reputation und der Ausstattung mit Ressourcen belohnt, die sich gegenwartsbezogen mit den etablierten Material- und/oder Formalobjekten des jeweiligen Fachs beschäftigen. Alles andere wird häufig zu schnell als persönliches Steckenpferd einiger weniger Fachvertreter abgetan. Die Aufmerksamkeit würde sich im Fall der Fachgeschichte also auf diejenigen beschränken, die ohnehin auch selbst zur Fachgeschichte forschen. Damit erscheint Fachgeschichte dann aber nicht als besonders zukunftsträchtig – egal für wie normativ oder mit anderen Argumenten für relevant man sie selbst auch immer halten mag.

Innerhalb der Kommunikationswissenschaft hat es Fachgeschichte dabei schwerer als in anderen Sozial- und Geisteswissenschaften. Für die Soziologie ist es beispielsweise problemlos möglich, Fachgeschichte mit soziologischen Mitteln als Soziologie der Soziologie zu betreiben. Fachhistorisch arbeitende Philosophen können ihre Erkenntnisse als Philosophie der Philosophie ausflaggen. Ist aber eine Kommunikationswissenschaft der Kommunikationswissenschaft möglich und ließe sich das mit dem Selbstverständnis von kommunikationswissenschaftlichen Fachhistorikern in Einklang bringen? Wäre es zielführend, mit den Theoriebausteinen, denen sich die Kommunikationswissenschaft bedient, fachhistorisch zu forschen? Das geht wohl nur in wenigen Fällen und muss selbst dann nicht überzeugend sein, etwa wenn mit diffusionstheoretischen Ansätzen nach der Diffusion von bestimmten Theorietraditionen im Fach gefragt wird. Der Schlüssel in den beiden Beispielen Soziologie und Philosophie, der auch für die Kommunikationswissenschaft funktionieren könnte, ist Fachgeschichte als wissenschaftliche Selbstreflexion zu betreiben.

Es geht dann also weder darum, mit der Auswertung und Produktion historischer Quellen lediglich individuelle „Marotten und Schnurrpfeifereien“ (Manfred Rühl, vgl. Meyen/Löblich 2007: 13) oder institutionelle Gegebenheiten aus der Vergangenheit ans Tageslicht zu bringen noch um die Suche nach der Legitimität (eigener) möglicherweise vermeintlich zu Unrecht vernachlässigter oder vergessener theoretischer Standpunkte. Auch die Selbstvergewisserung der Disziplin sollte nicht das Ziel von Fachgeschichtsschreibung sein. Stattdessen muss es darum gehen, historische Perspektiven auf den Umgang mit aktuellen fachlichen Problemstellungen zu werfen und dabei als erkenntnistheoretische Selbstreflexion (oder mit den Worten Gerd Koppers als „erkenntniskritisches ‚Distanzinstrument‘“) die strukturelle Bedingtheit der vergangenen und gegenwärtigen kommunikationswissenschaftlicher Praxis zu erforschen. Hier folgen die Ausführungen den Überlegungen von Kopper.

Fachgeschichte kann gewinnbringend historische und Denkschulen übergreifende Perspektiven auf den Umgang mit aktuellen Forschungsproblemen beispielsweise aus der Kommunikator-, Mediennutzungs- oder Medienwirkungsforschung werfen. Sie kann die Verwendung von zentralen Begriffen des Fachs wie zum Beispiel der der Kommunikation, des Mediums, des Publikums oder auch der Öffentlichkeit untersuchen. Fachgeschichtliche Fragestellungen sind dabei auf die Erklärung (und nicht nur auf die Beschreibung) der Etablierung, Veränderung und Beibehaltung von verschiedenen Sichtweisen des Fachs hin ausgerichtet. Interessant ist insbesondere die Frage nach den Faktoren, die Verschiebungen innerhalb solcher Deutungsstrukturen erklären können und die also einen Einfluss auf kommunikationswissenschaftliche Forschung und Wahrheitsproduktion auch in der Gegenwart haben.

Sehr naheliegend für kommunikationswissenschaftliche Fachgeschichte wäre dabei vor allem die Untersuchung der Wirkung von medialen Strukturen als Teil der Konstellationen in denen kommunikationswissenschaftliche Forschung stattfindet. Deshalb wird hier für eine enge Verknüpfung von Fach- und Mediengesichte plädiert – und auch mit unterschiedlichen Theorien des Medienwandels, die sich mit der Aneignung von Medieninnovationen im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs beschäftigen (vgl. exemplarisch Neuberger 2005, Stöber 2015).

Selbstverständlich kann die Medienentwicklung dabei nur eine Einflussdimension unter mehreren sein. Insofern geht es also auch hier durchaus darum, eine „holistische Sicht“ (Gerd Kopper) einzunehmen. Um solche Dimensionen erkennen und nachvollziehbar begründen zu können, muss Fachgeschichte theoriegeleitet arbeiten. Dabei bieten sich solche Rahmen an, die mit wissenssoziologischem Bezug auf Wechselwirkungen zwischen individuellen (und kollektiven) Deutungsmustern und anderen sozialen Strukturen eingehen, die also die vielfältigen Beziehungen zwischen der Ideen- und Sozialgestalt eines Fachs in den Blick nehmen können (vgl. Averbeck/Kutsch 2002). Schon mehrfach angewandt wurden die Konzepte von Pierre Bourdieu und Uwe Schimank. Denkbar sind aber unter anderem auch die Strukturationstheorie von Anthony Giddens oder Hartmut Essers Modell der soziologischen Erklärung.

Eine Kommunikationswissenschaft, die als Reflexionsinstanz der Mediengesellschaft auftreten will, hat auch ein Interesse an Fachgeschichte als eine von mehreren Praxen der eigenen Selbstreflexion und Selbstkonstruktion im wissenschaftlichen Diskurs. Als wichtig für die Zukunft kommunikationswissenschaftlicher Fachgeschichte erscheinen vor diesem Hintergrund Gegenwartsbezug der zu bearbeitenden Fragestellungen, einen Fokus auf Inhalte und deren struktureller Bedingtheit sowie die Orientierung an anerkannten Gütekriterien im Fach (insbesondere Theoriebezug, Nachvollziehbarkeit).

Empfohlene Zitierweise

    Manuel Wendelin: Fachgeschichte als gegenwartsbezogene Praxis der eigenen Selbstreflexion und Selbstkonstruktion. Reaktion auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/reaktionen-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).
Thomas Wiedemann: Das Potenzial der Soziologie Bourdieus für die Fachgeschichtsschreibung der Kommunikationswissenschaft in Deutschland
Thomas Wiedemann (Foto: privat)

Thomas Wiedemann (Foto: privat)

Dieses Papier antwortet auf Gerd Koppers Thesenbündel zur Zukunft einer Fachgeschichte der Kommunikationswissenschaft in Deutschland und konzentriert sich auf den Aspekt Theorien der Fachgeschichte. Gemäß der Annahme, dass jedwede Fachgeschichtsschreibung aus sozialwissenschaftlicher Perspektive einer theoretischen Fundierung bedarf, um systematische und verallgemeinerbare Ergebnisse zu erzielen (vgl. Löblich 2008), wird dargelegt, welches Potenzial die Soziologie Pierre Bourdieus (stellvertretend für eine große Sozialtheorie) zur Erforschung der historischen Strukturen der Kommunikationswissenschaft hat – und wie die damit verbundene Erkenntnisperspektive zugleich für die nötige Anschlussfähigkeit an viele von Gerd Kopper genannte Punkte sorgt. Die folgende Skizze stützt sich auf eigene fachhistorische Arbeiten (exemplarisch Wiedemann 2012), auf die Auseinandersetzung mit dem Nutzen Bourdieus für die Kommunikationswissenschaft (Wiedemann 2014) sowie auf David W. Parks (2014: 105-130) theoretische Überlegungen zum kommunikationswissenschaftlichen Feld (ebenfalls aus der Perspektive Bourdieus).

Einer Fachgeschichtsschreibung der Kommunikationswissenschaft mithilfe der Soziologie Bourdieus liegt das Verständnis zugrunde, dass Theorien allen voran Denkwerkzeuge bereitstellen, um die soziale Wirklichkeit empirisch zu untersuchen (vgl. Giddens 1995: 31-33). Dementsprechend geht es hier nicht darum, das bisweilen bei Bourdieu durchschimmernde normative Wissenschaftsverständnis kritiklos zu übernehmen. Gleichwohl ist damit die Forderung verbunden, sich auf einen erkenntnistheoretischen Bruch einzulassen und gängige Vorannahmen über den Untersuchungsgegenstand kritisch zu hinterfragen. Bourdieu, der sein Theoriegerüst selbst wiederholt auf die Welt der Universität angewandt hat (vgl. Bourdieu 1988, 1998), folgt der wissenschaftssoziologischen Devise, nach der die Entwicklung einer Disziplin das Ergebnis von kognitiven und sozialen Faktoren ist. Das wissenschaftliche Feld, zu dem alle Akteure und Institutionen gehören, die Wissenschaft betreiben, konzipiert er als sozialen Mikrokosmos mit Hierarchien und Zwängen, der eigenen Gesetzen unterliegt und Anforderungen von außen mehr oder weniger erfolgreich (entsprechend seiner Reputation im sozialen Raum) begegnet. Die Position einzelner Feldakteure und somit die Struktur des Feldes wird festgelegt durch die Verteilung des wissenschaftlichen Kapitals, einer Sonderform des symbolischen Kapitals, worunter Bourdieu die Anerkennung versteht, die von der Gesamtheit der Wettbewerber gewährt wird. Akteure im wissenschaftlichen Feld handeln folglich entsprechend ihrer Stellung in diesem Machtgefüge, die sich in ihrem Habitus niederschlägt. Ihr Handlungsspielraum bemisst sich aus den objektiven Beziehungen zwischen den Akteuren bzw. aus dem wissenschaftlichen Kredit, der mit bestimmten Ressourcen verbunden ist. Ersichtlich wird bereits hier, dass Bourdieus Konzepte für die Fachgeschichtsschreibung der Kommunikationswissenschaft nicht nur einen Zugang zur historischen Identität der Disziplin ermöglichen, sondern auch zu ihrer (distanzierten) Selbstreflexion: Wie lässt sich die Entwicklung des Feldes jenseits einer bloßen Chronologie beschreiben? Welche strukturellen Elemente waren bei seiner Konfiguration und sind bis heute wichtig? Und nach welchen (unbewussten) Macht-Mechanismen funktioniert das Feld?

Konkret lässt sich mit der von Bourdieu zur Verfügung gestellten Heuristik erstens die Rolle einzelner Wissenschaftler oder Institute untersuchen, ohne dabei die Strukturen der Disziplin zum jeweiligen Zeitpunkt außer Acht zu lassen. Dabei geht es letztlich um die Geschichte der Kommunikationswissenschaft aus der Perspektive exemplarischer Akteure, um den Zusammenhang zwischen persönlichen Erfahrungen bzw. „Produktionsbedingungen“ und wissenschaftlicher Praxis, um die daraus resultierenden Definitionen des Fachs und um die Frage, warum manche Herangehensweisen zu einem bestimmten Zeitpunkt an Relevanz gewonnen haben und andere nicht. Eng damit verbunden können unter Bezugnahme auf Bourdieu zweitens die Wurzeln und Entwicklungslinien von Denkschulen oder konkurrierenden Forschungstraditionen in der Kommunikationswissenschaft nachgezeichnet werden, einschließlich der Faktoren, die in der Folge für ihre Etablierung verantwortlich waren bzw. zu ihrer Marginalisierung oder gar ihrem Scheitern geführt haben. Mit Bourdieu lassen sich drittens ebenso die vergangenen oder gegenwärtigen Trennlinien, Konflikte und Kämpfe innerhalb des Fachs mit seiner Vielzahl von Selbstverständnissen, Subfeldern und Gegenständen analysieren. Hier geht es nicht nur um die Frage, wie die Teildisziplinen zueinander standen bzw. stehen. Vielmehr sind einerseits Auskünfte zu erwarten über die zu einem bestimmten Zeitpunkt herrschenden Akteure im Feld, die die Spielregeln der Disziplin (legitime Fragestellungen, Theorien, Methoden) und die damit verbundene Logik der Reputationszuweisung festlegen. Andererseits können Aussagen getroffen werden über die Strategien der jeweils beherrschten Akteure, die dazu dienen dürften, die bestehenden Machtstrukturen zu verändern. Folgt man der Theorieperspektive Bourdieus, kann schließlich viertens über die Autonomie der Kommunikationswissenschaft nachgedacht werden. Über eine Gegenüberstellung des autonomen Pols (der allein nach den Regeln des Feldes funktioniert) und des heteronomen Pols (mit starken Impulsen von außen) sowie die damit potenziell verbundenen Auseinandersetzungen hinaus ist es hierbei naheliegend, die Rahmenbedingungen des Fachs bzw. seine Position in der Hierarchie der wissenschaftlichen Felder zu ermitteln, etwa im Hinblick auf sein Verhältnis und die Interaktionen zu anderen nationalen Feldern derselben Disziplin, zu Nachbarfächern sowie zu anderen relevanten sozialen Feldern (Politik, Wirtschaft, Journalismus usw.).

Was für alle dieser vier aufgeführten Erkenntnishorizonte gilt und an dieser Stelle noch einmal verdeutlicht werden soll: Eine Fachgeschichtsschreibung der Kommunikationswissenschaft aus der Perspektive Bourdieus beschäftigt sich immer mit dem Zusammenspiel von Akteuren und Strukturen und zielt dabei auf Verallgemeinerungen über den einzelnen Untersuchungsgegenstand hinaus. In letzter Instanz heißt das dann auch, dass die Kommunikationswissenschaft stellvertretend für andere (sozialwissenschaftliche) Fächer im Hinblick auf ihr Verhältnis zur Gesellschaft unter die Lupe genommen wird. Natürlich ist dabei die Soziologie Bourdieus nicht der einzige Weg, der zu diesem Ziel führt. Dem holistischen Ansatz nicht unähnlich dürften auch andere großen Sozialtheorien (etwa der Ansatz der Akteur-Struktur-Dynamiken von Uwe Schimank oder Strukturationstheorie von Anthony Giddens) dazu geeignet sein, große Fragen auf den Tisch zu bringen und die Fachgeschichtsschreibung der Kommunikationswissenschaft aus ihrem Nischendasein herauszulösen.

Empfohlene Zitierweise

    Thomas Wiedemann: Das Potenzial der Soziologie Bourdieus für die Fachgeschichtsschreibung der Kommunikationswissenschaft in Deutschland. Reaktion auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/reaktionen-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).

Literaturangaben

  • Stefanie Averbeck: Kommunikation als Prozeß. Soziologische Perspektiven in der Zeitungswissenschaft 1927-1934. Münster: Lit 1999.
  • Stefanie Averbeck: Zur Methodologie fach- und theorienhistorischer Forschung. Triadischer Epistemologiebegriff. In: Klaus Arnold/Markus Behmer/Bernd Semrad (Hrsg.): Kommunikationsgeschichte. Positionen und Werkzeuge. Ein diskursives Hand- und Lehrbuch. Münster: Lit 2008, S. 259-289.
  • Stefanie Averbeck-Lietz: Kommunikationstheorien in Frankreich. Der epistemologische Diskurs der Sciences de l’information et de la communication 1975-2005. Berlin: Avinus 2010.
  • Stefanie Averbeck-Lietz (Hrsg.): Kommunikationswissenschaft im internationalen Vergleich. Transnationale Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS 2016.
  • Stefanie Averbeck-Lietz/Fabien Bonnet/Jacques Bonnet: Le discours épistémologique des Sciences de l’information et de la communication. In: Revue française des sciences de l’information et de la communication 4. Jg. (2014).
  • Stefanie Averbeck/Arnulf Kutsch: Thesen zur Geschichte der Zeitungs- und Publizistikwissenschaft 1900-1960. In: Medien & Zeit 17. Jg. (2002), Nr. 2-3, S. 57-66.
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  • Thomas Wiedemann: Pierre Bourdieu. Ein internationaler Klassiker der Sozialwissenschaft mit Nutzen für die Kommunikationswissenschaft. In: Medien & Kommunikationswissenschaft 62. Jg. (2014), S. 83-101.

Empfohlene Zitierweise

    Antworten auf Gerd Kopper. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016. http://blexkom.halemverlag.de/antworten-auf-gerd-kopper/ (Datum des Zugriffs).