Albert Wand (Quelle: d'Ester 1957: 196)
Albert Wand (Quelle: d'Ester 1957: 196)

Albert Wand

14. Mai 1893 bis 11. November 1955

Lexikoneintrag von Ingrid Klausing am 27. August 2013

Albert Wand war für die entstehende Disziplin als Bewahrer einer zentralen Einrichtung wichtig: Nach 1945 hat er das Dortmunder Institut für Zeitungsforschung gerettet und die Bestände entscheidend ergänzt.

Stationen

Geboren in Worbis, Vater Tischlermeister, katholisch. 1912 Abitur in Dortmund. Studium in Paderborn und Münster (Philosophie, Theologie, Kunstgeschichte, Geschichte und Deutsch). Teilnehmer des Ersten Weltkriegs, schwere Kriegsverletzungen. 1919 Promotion bei Aloys Meister in Münster. 1920 Staatsexamen für Lehrbefähigung am Gymnasium. Journalist und Redakteur unter anderem bei der Kölnischen Volkszeitung und dem Patriot (Lippstadt). 1927 bis 1929 Mitarbeiter der Dortmunder Stadtbibliothek und des Westfälisch-Niederrheinischen Institut für Zeitungsforschung. Von 1930 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs privater Archivar und Bibliothekar sowie Schriftsteller und Heimatforscher. 1946 Bibliothekar am Institut für Zeitungsforschung der Stadt- und Landesbibliothek in Dortmund. Von 1953 bis zu seinem Tod Direktor des nun selbständigen Westfälisch-Niederrheinischen Instituts für Zeitungsforschung.

Publikationen

  • Die Frankfurter Zeitung und die Marokkofrage bis zur Konferenz von Algeciras. Münster 1921 (Dissertation).
  • Newe Zeytungen auss dem landt Westphalen. Berichte über Westfalen in der Presse des 17. Jahrhunderts. Dortmund: Vereinigung von Freunden der Stadtbibliothek 1928 (mit Wolfgang Schöningh).
  • Aus der Geschichte der deutschen Presse. Ausstellung des Westfälisch-Niederrheinischen Instituts für Zeitungsforschung an der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund aus Anlass seines 25jährigen Bestehens. Eine Auswahl aus seinen Beständen. Dortmund: Lensingdruck 1951.
  • Die Westfälische Provinzialzeitung 1873-1882. In: Dortmunder Beiträge zur Zeitungsforschung, Bd. 2 (1958), S. 61-70.

Albert Wand war für die entstehende Disziplin als Bewahrer einer zentralen Einrichtung wichtig: Nach 1945 hat er das Dortmunder Institut für Zeitungsforschung gerettet und die Bestände entscheidend ergänzt. Bereits in der Weimarer Zeit hatte sich Albert Wand in der Zusammenarbeit mit Erich Schulz mit der Zeitungskunde beschäftigt und an den Vorbereitungen für die Internationale Presseausstellung Pressa mitgewirkt. Durch die Nationalsozialisten wurde er an kontinuierlicher wissenschaftlicher Arbeit gehindert. Er galt wohl wegen seiner katholischen Gesinnung und als Anhänger der Zentrumspartei als Persona non grata und war teilweise von Veröffentlichungsverboten betroffen (vgl. Lindemann 1986: 170, Bohrmann 2002: 27). In dieser Zeit schlug er sich durch „bibliothekarische und archivarische Gelegenheitsarbeiten durch“ (Bohrmann 2003: 25-26).

Erich Schulz (Quelle: Risse 1924: Umschlag)

Erich Schulz (Quelle: Risse 1924: Umschlag)

Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es Albert Wand durch systematische Sammel- und Aufbauarbeit, die Grundlagen für die Weiterentwicklung des durch den Krieg schwer geschädigten Dortmunder Instituts für Zeitungsforschung zu schaffen (vgl. ebd.). Er rettete Vorhandenes, spürte Fehlendes auf und ergänzte den Bestand mit dem Ankauf eines Teils des Privatarchivs von Karl d’Ester (vgl. Lindemann 1986: 171). Wand erweiterte das Institut zu einer überregionalen Forschungseinrichtung für Material und Literatur zu Presse und Zeitungen und setzte dessen Unabhängigkeit von der Leitung der Stadt- und Landesbibliothek durch (vgl. Bohrmann 2002: 27). In der Festgabe zu Karl d’Esters 70. Geburtstag gelobt Wand dem „Senior der deutschen Zeitungswissenschaft“, „in seinem Geiste treu weiterzuarbeiten an dem Baum der Zeitungswissenschaft, den d’Ester einst in Westdeutschland als zartes Stämmchen gepflanzt“ (1952: 54). Albert Wands Nachlass samt einer Auflistung seiner Arbeiten befindet sich im Institut für Zeitungsforschung in Dortmund.

Literaturangaben

  • Hans Bohrmann: Als der Krieg zu Ende war. Von der Zeitungswissenschaft zu Publizistik. In: Medien & Zeit 17. Jg. (2002), S. 12-33.
  • Hans Bohrmann: Zeitungsforschung in Dortmund. Entwicklung und heutiger Stand. In: IIE aktuell. Staatsbibliothek zu Berlin 23/24 (Dezember 2003), S. 24-30.
  • Karl d’Ester: Der Traum eines Lebens. Ein deutsches Institut für internationale Presseforschung und ein Weltpressemuseum. Ingolstadt: Donau Kurier 1957, S. 195-197.
  • Margot Lindemann: Albert Wand zum 30. Todestag. In: Publizistik 31. Jg. (1986), S. 169-171.
  • Joseph Risse (Hrsg.): Zweite Buchgabe des Dortmunder Immermann-Bundes. Erich Schulz zum 50. Geburtstag. Privatdruck des Dortmunder Immermann-Bundes [1924].
  • Albert Wand: Aus der Jugendzeit der Zeitungswissenschaft in Westdeutschland. In: Wilhelm Klutentreter (Hrsg.): Beiträge zur Zeitungswissenschaft. Festgabe für Karl d’Ester. Zum 70. Geburtstage von seinen Freunden und Schülern. Münster: Aschendorff 1952, S. 31-54.

Weiterführende Literatur

  • Alexandra Habermann/Rainer Klemmt/Frauke Siefkes: Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980. Frankfurt: Klostermann 1985, S. 318-319 (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderheft 42).
  • Kurt Koszyk (Hrsg.): 50 Jahre Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund 1926-1976. Dortmund: Lensingdruck 1976, S. 1-3.
  • Gabriele Toepser-Ziegert (Hrsg.): Das Institut für Zeitungsforschung in Dortmund. 1926: Eine Disziplin nimmt Gestalt an. Festschrift zum 80jährigen Jubiläum. Dortmund 2006.

Empfohlene Zitierweise

    Ingrid Klausing: Albert Wand. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2013. http://blexkom.halemverlag.de/albert-wand/ (Datum des Zugriffs).