Bernd Blöbaum

14. Januar 1957

Lexikoneintrag von Michael Meyen am 18. August 2022

Bernd Blöbaum hat als Lehrstuhlinhaber in Münster die Verbindung von Theorie, Forschung und journalistischer Praxis gelebt und mit dem DFG-Graduiertenkolleg "Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt" einen weithin sichtbaren Erfolg für die Kommunikationswissenschaft verbucht.

Stationen

Geboren in Herford, Schulbesuch in Löhne, beides in Ostwestfalen (vgl. Vowe 2022). Ab 1976 Studium in Bochum und Berlin (Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft, Sinologie). 1982 Diplom. Volontariat bei der Neuen Westfälischen in Bielefeld. 1983 bis 1987 dort Redakteur. 1987 wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Journalistik der Universität Dortmund. 1994 Promotion, 1998 Habilitation. Lehrstuhlvertretungen in Hamburg (Wintersemester 1998/99) und Bamberg (1999 bis 2001). Zum Wintersemester 2001/02 Berufung auf einen Lehrstuhl (C4) für Kommunikationswissenschaft mit den Schwerpunkten Medientheorie und Medienpraxis an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. 2002 bis 2006 Sprecher der Fachgruppe “Journalistik/Journalismusforschung” der DGPuK. 2011 Gründungsherausgeber der Fachzeitschrift Studies in Communication and Media. 2012 bis 2021 Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs “Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt”. 2002 bis 2007 und 2020 bis 2022 Geschäftsführender Direktor des Münsteraner Instituts für Kommunikationswissenschaft. Pensionierung im April 2022.

Publikationen

  • Journalismus als soziales System: Geschichte, Ausdifferenzierung und Verselbständigung. Opladen: Westdeutscher Verlag 1994 (Dissertation).
  • Zwischen Redaktion und Reflexion. Integration von Theorie und Praxis in der Journalistenausbildung. Münster: Lit 2000 (Habilitation).
  • Hauptsache Medien. Berufsbiographische Interviews mit Journalisten, PR-Praktikern und Werbern. Berlin: Lit 2008 (Herausgeber).
  • Trust and Communication in a Digitized World. Models and Concepts of Trust Research. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2016 (Herausgeber).
  • Trust and Communication. Findings and Implications of Trust Research. Cham: Springer 2021 (Herausgeber).

Bernd Blöbaum gehört zur letzten Generation von Journalismusforschern im deutschen Sprachraum, die den Beruf von der Pike auf gelernt und selbst in einer Redaktion gearbeitet haben. Er ist dabei den Weg gegangen, der seinerzeit üblich war: Studium, Volontariat, Festanstellung (vgl. Schmidt 2002). Der Wechsel in die Wissenschaft erfolgte gewissermaßen fließend: Die Dortmunder Journalistenausbilder brauchten den Praktiker von der Neuen Westfälischen, und der entwickelte dort mit großem Erfolg eine Campuszeitung (vgl. Blöbaum 2000).

Mit seinen beiden Qualifikationsarbeiten und ihren sprechenden Titeln „Journalismus als soziales System“ sowie „Zwischen Redaktion und Reflexion“ legte Bernd Blöbaum dann den Grundstein für eine akademische Karriere, die in vielen Facetten ihresgleichen sucht. Das gilt zum einen für das Beharren auf der Bedeutung des Journalismus als Forschungsgegenstand und den engen Bezug zur Praxis, der sich unter anderem in einer Befragungsserie des taz-Publikums zeigt, die bereits 1993 ihren Anfang nahm (vgl. Vogelpohl/Feddersen 2019). Zum anderen ist Bernd Blöbaum einer der wenigen Fachvertreter, die eine interdisziplinäre Forschungsanstrengung zum Erfolg geführt haben. Er war ein Jahrzehnt lang Sprecher eines DFG-Graduiertenkollegs in Münster, zu dem neben der Kommunikationswissenschaft auch Psychologie, Sportwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsinformatik gehörten.

Literaturangaben

  • Bernd Blöbaum: Zwischen Redaktion und Reflexion. Integration von Theorie und Praxis in der Journalistenausbildung. Münster: Lit 2000.
  • Willi Vogelpohl, Jan Feddersen: Das taz-Publikum erwartet Haltung. In: taz-online 2019.
  • Siegfried J. Schmidt: Berufungen: Bernd Blöbaum, Westfälische Wilhelms-Universität Münster. In: Publizistik 47. Jg. (2002), S. 213f.
  • Gerhard Vowe: Bernd Blöbaum: Rückblicke und Ausblicke. In: Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2022.

Weblinks

Empfohlene Zitierweise

Michael Meyen: Bernd Blöbaum. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2022. http://blexkom.halemverlag.de/bernd-bloebaum/ (Datum des Zugriffs).