Horst Reimann (Quelle: Website von "Interviews with German Anthropologists")

Horst Reimann

29. November 1929 bis 4. Oktober 1994

Lexikoneintrag von Gabriel Wonn am 15. August 2018

Der Soziologe Horst Reimann brachte die Kommunikationwissenschaft an die Universität Augsburg. Engagement und internationale Kontakte ließen ihn dort Vizepräsident werden.

Stationen

Geboren in Halle an der Saale. Vater Erich Reimann (Offizier, 1944 gefallen), Mutter Edith Reimann (geborene Spode). 1948 Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Geschichte in Leipzig und Berlin. Redakteur bei der Liberal-Demokratischen Zeitung in Halle. 1952 Flucht in die Bundesrepublik. Studium der Soziologie, Staatslehre und Kunstgeschichte in Heidelberg. 1957 Promotion in Sozialwissenschaften an der Universität Heidelberg. Wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter für Soziologie und Publizistik. 1963 Heirat mit Helga Reimann (geborene Feick). 1966 Andrew Mellon Postdoctoral Fellow an der Universität Pittsburgh. 1967 Habilitation in Soziologie an der Universität Heidelberg. Gastprofessuren an der Sozialakademie Dortmund und der University of Pittsburgh. 1970 Professor für Soziologie an der Universität Augsburg (ab 1982 „Soziologie und Kommunikationswissenschaft“). 1971 Vorsitzender der DGPuK. 1973 Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. 1981 Vizepräsident der Universität Augsburg. Rufe nach Bochum (1974) und Berlin (1982) abgelehnt. Gestorben in Augsburg.

Publikationen

  • Unterintegration als Adaptionshemmung. Soziologische Analyse der sozialen Situation der alleinstehenden jugendlichen männlichen Zuwanderer aus der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (DDR) in der Bundesrepublik Deutschland. Universität Heidelberg 1957 (Dissertation).
  • Kommunikationssysteme. Umrisse einer Soziologie der Vermittlungs- und Mitteilungsprozesse. Tübingen: Mohr/Siebeck 1968 (Habilitation).
  • Basale Soziologie. Zwei Bände (Hauptprobleme, Theoretische Modelle). Opladen: Westdeutscher Verlag 1975.

Horst Reimann steht für die Etablierung die Kommunikationswissenschaft an der Universität Augsburg. 1970 als Professor für Soziologie an die noch junge Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften berufen, baute er das Fach im Lauf der Jahre systematisch auf und aus (vgl. Schenk 1995: 72) und nannte sich später folgerichtig auch offiziell „Professor für Soziologie und Kommunikationswissenschaft“ (Reimann 1997: 355).

Dass Reimann hohes Ansehen genoss, zeigt seine Universitätskarriere. Er war zunächst Dekan und dann sogar Vizepräsident. Hierfür waren neben Engagement vor allem seine internationalen Beziehungen ausschlaggebend. Reimann ermöglichte die Partnerschaft zwischen den Universitäten Augsburg und Pittsburgh und galt aufgrund seiner zahlreichen Auslandsstudien (etwa: Malta, Puerto Rico, Sizilien) als hervorragend vernetzt. Der Augsburger Universität blieb er dabei trotz attraktiver Rufe aus Bochum und Berlin treu (vgl. Schenk 1995: 72).

Im Fach vertrat Reimann nachvollziehbarerweise eine soziologische Perspektive. Er verglich beispielsweise gesamtgesellschaftliche Kommunikationsprozesse und interkulturelle Kommunikation (vgl. Schenk 1995: 72) und fragte auch mit historischem Blick und internationaler Perspektive nach den Beziehungen zwischen seiner Herkunftsdisziplin und der Kommunikationswissenschaft (vgl. Reimann 1989).

Literaturangaben

  • Gerold Gerber: Short Portrait: Horst Reimann. In: Interviews with German Anthprologists. Video Portal for the History of German Anthropology post 1945. 2012.
  • Helga Reimann (Hrsg.): Weltkultur und Weltgesellschaft. Aspekte globalen Wandels. Zum Gedenken an Horst Reimann (1929-1994). Opladen: Westdeutscher Verlag 1997.
  • Horst Reimann: Die Anfänge der Kommunikationsforschung. Entstehungsbedingungen und gemeinsame europäisch-amerikanische Entwicklungslinien im Spannungsfeld von Soziologie und Zeitungswissenschaft. In: Max Kaase/Winfried Schulz (Hrsg.): Massenkommunikation. Sonderheft 30 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Opladen: Westdeutscher Verlag 1989, S. 28-45.
  • Michael Schenk: Professor Horst Reimann †. In: Publizistik 40. Jg. (1995), S. 72-73.

Weiterführende Literatur

  • Horst Reimann/Klaus Kiefer: Soziologie als Beruf. Eine Untersuchung über Herkunft, Studiensituation und Berufsbild von Soziologiestudenten. Tübingen: Mohr/Siebeck 1969.
  • Horst Reimann/Helga Reimann: Das Alter. München: Goldmann Verlag 1974.
  • Horst Reimann (Hrsg.): Transkulturelle Kommunikation und Weltgesellschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag 1992.

Empfohlene Zitierweise

    Gabriel Wonn: Horst Reimann. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2018. http://blexkom.halemverlag.de/horst-reimann/ (Datum des Zugriffs).