Fritz Hausjell (Foto: privat)
Fritz Hausjell (Foto: privat)

Fritz Hausjell

18. Juli 1959

Lexikoneintrag von Christian Schwarzenegger am 28. November 2013

Seine Affinität zur Publizistik entdeckte Fritz Hausjell, der als fünftes von sechs Kindern geboren wird, schon früh – als Schülerzeitungsredakteur. Während seines Studiums der Publizistik und Pädagogik arbeitete er zunächst selbst journalistisch.

Stationen

Geboren und aufgewachsen in Lenzing (Oberösterreich). Vater Landwirt, römisch-katholisch (Kirchenausritt nach Ende des Studiums). Nach der Volksschule zunächst Hauptschule, dann Höhere Technische Lehranstalt für Maschinenbau, Matura (Abitur) 1978. Studium in Salzburg (Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie Erziehungswissenschaft). 1980 Wechsel nach Wien, dort vorwiegend journalistische Tätigkeit (Extrablatt – Österreichs illustriertes Magazin für Politik und Kultur), aber auch Besuch einzelner Lehrveranstaltungen an der Universität Wien. 1985 Promotion in Salzburg (Doktorvater: Hans Heinz Fabris). Einjährige Projektmitarbeit an der Universität Salzburg. 1987 Zivildienst im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Ab 1988 in wechselnden Vertragsverhältnissen am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. 2003 kumulative Habilitation an der Universität Wien bei Wolfgang R. Langenbucher. Seit 2003 außerordentlicher Professor am Wiener Institut. 1986 Mitbegründer des Arbeitskreises für historische Kommunikationsforschung (AHK) in Wien und der vom AHK herausgegebenen Fachzeitschrift Medien & Zeit. 2010 Obmann des Arbeitskreises (bis 2012). 2007 wissenschaftlicher Leiter der populären Edition NachRichten. Österreich in der Presse: Sammeledition vom Anschluss zur Befreiung 1938-45 (bis 2008). 2009 wissenschaftlicher Berater für das Nachfolgeprojekt Zeitungszeugen in Deutschland. Seit 2008 Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung. Seit 1986 in verschiedenen Funktionen (unter anderem Vizepräsident und Präsident) aktiv in der Österreichischen Kinderkrebshilfe. Verheiratet mit Jarmila Satrapa, Söhne Tomi (1988 bis 1995), Vito (1994) und Tochter Miel (1996).

Publikationen

  • Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Eine kollektiv-biographische Analyse der beruflichen und politischen Herkunft der österreichischen Tageszeitungsjournalisten am Beginn der Zweiten Republik (1945-1947). 2 Bde. Frankfurt/Main, Bern, New York, Paris: Lang 1989 (Dissertation).
  • Journalisten für das Reich. Der „Reichsverband der deutschen Presse“ in Österreich 1938-45. Wien: Lit 1993 (2. Auflage 2010).
  • Österreichischer Journalismus im Exil 1933/34-1945. Wien 2003 (gesammelte Schriften der kumulativen Habilitation).
  • Die Spirale des Schweigens. Zum Umgang mit der nationalsozialistischen Zeitungswissenschaft. Münster: Lit 2004 (herausgegeben mit Wolfgang Duchkowitsch und Bernd Semrad).
  • Journalistische Persönlichkeit. Fall und Aufstieg eines Phänomens. Köln: Herbert von Halem 2009 (herausgegeben mit Wolfgang Duchkowitsch, Horst Pöttker und Bernd Semrad).
  • Kommunikation. Zeit. Raum. Münster: Lit (Schriftenreihe, seit 2004 herausgegeben mit Wolfgang Duchkowitsch).
  • Gedächtnis-Verlust? Geschichtsvermittlung und -didaktik in der Mediengesellschaft (Öffentlichkeit und Geschichte, 6). Köln: Herbert von Halem Verlag 2013 (herausgegeben mit Linda Erker, Klaus Kienesberger und Erich Vogl)
  • Öffentlichkeit und Geschichte. Köln: Halem (Schriftenreihe; seit 2005 herausgegeben mit Markus Behmer, Hans Bohrmann, Wolfgang Duchkowitsch, Horst Pöttker und Marianne Ravenstein).

Seine Affinität zur Publizistik entdeckte Fritz Hausjell, der als fünftes von sechs Kindern geboren wird, schon früh – als Schülerzeitungsredakteur. Während seines Studiums der Publizistik und Pädagogik arbeitete er zunächst selbst journalistisch. Die Tätigkeit beim Wiener Magazin Extrablatt führte ihn Anfang der 1980er-Jahre als Kriegsberichterstatter in den Irak. Seine Dissertation und die darin behandelte Frage nach personellen Kontinuitäten und Brüchen – die Gebliebenen und die Vertriebenen – im österreichischen Journalismus (später auch in der Kommunikationswissenschaft als Disziplin) sollte charakteristisch für seine wissenschaftliche Arbeit werden. Seine kollektivbiografische Studie war eine Pionierarbeit zum österreichischen Journalismus, die neben wissenschaftlicher Resonanz auch breite mediale Aufmerksamkeit fand. Nach der Promotion war Hausjell zunächst Projektmitarbeiter an der Universität Salzburg, nach seinem Zivildienst dann zunächst als Vertretung, später in wechselnden Dienstverhältnissen am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien beschäftigt. Ein Habilitationsvorhaben zum österreichischen Exiljournalismus unterbrach er 1994 aufgrund der Leukämieerkrankung seines Sohnes. Seine Forschungen zum Exil führte Hausjell 2003 schließlich zu einer kumulativen Habilitation zusammen. Zu seinen Interessensgebieten gehören Kommunikationsgeschichte, die Rolle und Funktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in und für demokratische Gesellschaften sowie allgemein marginalisierte Gruppen in der Gesellschaft – besonders Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund. 2007/08 war er wissenschaftlicher Leiter des Editionsprojekts Nachrichten, für das deutsche Folgeprojekt Zeitungszeugen war er zunächst als wissenschaftlicher Berater, danach als regelmäßiger Beiträger tätig. Hausjell ist Mitbegründer der Fachzeitschrift Medien & Zeit (1986). Seit 2008 ist er Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung und Mitglied im Editorial Board der Fachzeitschrift der ÖGK, Medienjournal.

Zu Hausjells Selbstverständnis gehört es, sich als Wissenschaftler auch regelmäßig in außeruniversitären und zivilgesellschaftlichen Kontexten zu Wort zu melden. Seiner häufigen Präsenz in den Medien (Print, Radio und TV) – als Interviewpartner, Diskussionsteilnehmer, Kommentator und Experte – geschuldet, ist er heute einer der öffentlich bekanntesten österreichischen Fachvertreter.

Weiterführende Literatur

  • Wolfgang R. Langenbucher: Habilitationen – Fritz Hausjell. In: Publizistik 48. Jg. (2003), S. 482.

Weblinks

Empfohlene Zitierweise

    Christian Schwarzenegger: Fritz Hausjell. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2013. http://blexkom.halemverlag.de/fritz-hausjell/ (Datum des Zugriffs).