Erich Schulz (Quelle: d'Ester 1957: 196)
Erich Schulz (Quelle: d'Ester 1957: 196)

Erich Schulz

18. Juli 1874 bis 30. November 1941

Lexikoneintrag von Ingrid Klausing am 27. August 2013

Erich Schulz steht als Helfer an der Wiege der Zeitungswissenschaft – als Bibliothekar und Zeitungssammler in Dortmund sowie als Herausgeber des Westfälischen Magazins, das dem entstehenden Fach ein erstes Forum bot.

Stationen

Geboren in Löcknitz (Pommern). Vater Bahnmeister (1890 gestorben), evangelisch. Gymnasium in Stettin und Prenzlau. 1895 bis 1898 Studium in Halle, München und Berlin (neuere Philologie, Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte). 1899 bis 1901 Tätigkeit in einer Berliner Verlagsbuchhandlung. Ab 1901 Mitarbeit in der Stadtbücherei Elberfeld und der Krupp‘schen Bücherhalle in Essen. 1903 Promotion in Halle. 1907 bis 1939 Direktor der neugegründeten Wilhelm-Auguste-Viktoria-Bücherei, der späteren Stadt- und Landesbibliothek Dortmund. 1926 Gründung des Westfälisch-Niederrheinischen Instituts für Zeitungsforschung in Dortmund und in Personalunion Direktor bis zum Ruhestand 1939. Kurz darauf kriegsbedingt reaktiviert und vertretungsweise Leiter von Bibliothek und Institut bis zum Lebensende. Gestorben in Horn, Lippe. Verheiratet mit Anna, geborene Blensdorf, zwei Söhne.

Publikationen

  • Das Verkleidungsmotiv bei Shakespeare mit Untersuchung der Quellen. Halle: Kaemmer 1904 (Dissertation).
  • Pressa, Köln 1928. Westfälisch-Niederrheinisches Institut für Zeitungsforschung, Stadtbibliothek Dortmund. 3. veränderte Auflage. Dortmund 1928 (mit Albert Wand und Wolfgang Schöningh).
  • Dortmundisches Magazin (Schriftenreihe). Seit 1909. 1910-1940: Westfälisches Magazin. Dortmund: Lensing.
  • Veröffentlichungen des Instituts für Zeitungsforschung (Schriftenreihe). Seit 1930. Dortmund: Ruhfus.

Erich Schulz steht als Helfer an der Wiege der Zeitungswissenschaft – als Bibliothekar und Zeitungssammler in Dortmund sowie als Herausgeber des Westfälischen Magazins, das dem entstehenden Fach ein erstes Forum bot.

Erich Schulz (Quelle: Toepser-Ziegert 2006: 18)

Erich Schulz (Quelle: Toepser-Ziegert 2006: 18)

Geprägt von den Reformideen der Bücherhallenbewegung schuf Schulz in Dortmund mit der Wilhelm-Auguste-Viktoria-Bücherei eine Bibliothek, die sowohl der Volksbildung und Unterhaltung dienen sollte als auch der Wissenschaft (vgl. Klotzbücher 1982). Neben dem regionalen Bezug (Westfalen, Niederrhein) legte er einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung auf Presseerzeugnisse, zeitungswissenschaftliches Material und publizistische Fachliteratur, da Anfang des 20. Jahrhunderts das wissenschaftliche Interesse an Zeitungen gestiegen und deren unzureichende Archivierung erkennbar geworden war (vgl. Bohrmann 1982: 100-101). Diese Sondersammlung, die in enger Zusammenarbeit mit Karl d’Ester entstand, bildete den Grundstock für das mit Unterstützung der Stadt Dortmund und dem Niederrheinisch-Westfälischen Zeitungsverleger-Verein im Rahmen der Bibliothek gegründete Westfälisch-Niederrheinische Institut für Zeitungsforschung (vgl. Klotzbücher 1982: 63). Mit der Verbindung zwischen Bibliothek und Zeitungsforschung und mit der planmäßigen Sammlung und Erschließung von entsprechendem Material habe Schulz Forschungsgrundlagen bereitgestellt und damit ein Fundament der Zeitungswissenschaft gelegt (vgl. d’Ester 1942: 198; o.V. 1942: 199).

Karl d'Ester mit Studenten in München (Quelle: Starkulla/Wagner 1981: 6)

Karl d’Ester mit Studenten in München (Quelle: Starkulla/Wagner 1981: 6)

Erich Schulz hat selbst keine größeren zeitungswissenschaftlichen Forschungsarbeiten publiziert, jedoch rege Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Sein Institut beteiligte sich an der Internationalen Presseschau Pressa 1928 in Köln (vgl. Bohrmann 1982: 104). Im Westfälischen Magazin bot Schulz der Zeitungswissenschaft ein Forum, das als Vorläufer der Fachzeitschrift Zeitungswissenschaft gelten kann (vgl. d’Ester 1939: 573). Er pflegte enge Beziehungen zu Karl d’Ester und Walther Heide und unterstützte deren Konzept einer positivistisch-historischen, sich auf das Medium Zeitung beschränkenden Zeitungswissenschaft (vgl. Bohrmann 2009), das sich dann im Nationalsozialismus durchsetzte.
Schulz veröffentlichte zu bibliografischen und bibliothekarischen Themen sowie zu westfälischer Kultur und Geschichte. Daneben erschienen Gedichte, auch unter den Pseudonymen Fitschersvogel und Erich Schulz-Flasshaar. Sein Nachlass befindet sich in der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund.

Literaturangaben

  • Hans Bohrmann: Gründung und Entwicklung des Instituts für Zeitungsforschung in der Weimarer Republik. In: Alois Klotzbücher (Hrsg.): Von Büchern und Bibliotheken in Dortmund. Beiträge zur Bibliotheksgeschichte einer Industriestadt. Dortmund: Ruhfus 1982, S. 101-108.
  • Hans Bohrmann: Wie drei Freunde die Kontroversen über den Gegenstand und die Methoden des Faches zu ihren Gunsten entschieden. Ein Beitrag zum Institutionalisierungsprozess der Zeitungswissenschaft. In: Stefanie Averbeck-Lietz/Petra Klein/Michael Meyen (Hrsg.): Historische und systematische Kommunikationswissenschaft. Festschrift für Arnulf Kutsch. Bremen: edition lumière 2009, S. 137-156.
  • Karl d’Ester: Bibliotheksdirektor Dr. Erich Schulz 65 Jahre alt! In: Zeitungswissenschaft 14. Jg. (1939), S. 572-575.
  • Karl d’Ester: Dr. Erich Schulz †. In: Zeitungswissenschaft 17. Jg. (1942), S. 198-199.
  • Karl d’Ester: Der Traum eines Lebens. Ein deutsches Institut für internationale Presseforschung und ein Weltpressemuseum. Ingolstadt: Donau Kurier 1957, S. 33, 195-197.
  • Alois Klotzbücher: Von der Wilhelm-Auguste-Viktoria-Bücherei zur Stadt- und Landesbibliothek (1907-1932). In: Alois Klotzbücher (Hrsg.): Von Büchern und Bibliotheken in Dortmund. Beiträge zur Bibliotheksgeschichte einer Industriestadt. Dortmund: Ruhfus 1982, S. 14-99.
  • Heinz Starkulla/Hans Wagner: Karl d’Ester. 1881-1960. Professor für Zeitungswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München 1924-1954. München: Deutsche Zeitungswissenschaftliche Vereinigung 1981.
  • o.V. (= Fritz Franzmeyer): Dr. Erich Schulz †. In: Zeitungswissenschaft 17. Jg. (1942), S. 199-200.

Weiterführende Literatur

  • Walter Gödden/Iris Nölle-Hornkamp (Hrsg.): Westfälisches Autorenlexikon. 1850 bis 1900. Paderborn: Schöningh 1997, S. 637-643.
  • Bettina Maoro: Die Zeitungswissenschaft in Westfalen 1914-45. Das Institut für Zeitungswissenschaft in Münster und die Zeitungsforschung in Dortmund. München: Saur 1987.
  • Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Berlin: Deutscher Wirtschaftsverlag, Band 1, 1930, S. 1725 (Mikrofiche-Ausgabe: München: Saur 1995).
  • Joseph Risse (Hrsg.): Zweite Buchgabe des Dortmunder Immermann-Bundes. Erich Schulz zum 50. Geburtstag. Privatdruck des Dortmunder Immermann-Bundes [1924].
  • Joseph Risse (Hrsg.): Festgabe zum 25jährigen Bestehen der Stadtbibliothek Dortmund. 1. April 1907 bis 1. April 1932. Dortmund 1932. Darin besonders: Grete Cziske: Erich Schulz-Bibliographie, S. 51-65.
  • Gabriele Toepser-Ziegert (Hrsg.): Das Institut für Zeitungsforschung in Dortmund. 1926: Eine Disziplin nimmt Gestalt an. Festschrift zum 80jährigen Jubiläum. Dortmund 2006.
  • Rudi Vitt: Bibliographie Dr. Erich Schulz. In: Biblio: Mitteilungsblatt der Landeskonferenz der Staatlichen Büchereistellen Nordrhein-Westfalen 1974, S. 92-96.
  • Albert Wand: Aus der Jugendzeit der Zeitungswissenschaft in Westdeutschland. In: Wilhelm Klutentreter (Hrsg.): Beiträge zur Zeitungswissenschaft. Festgabe für Karl d’Ester. Zum 70. Geburtstage von seinen Freunden und Schülern. Münster: Aschendorff 1952, S. 31-54.

Empfohlene Zitierweise

    Ingrid Klausing: Erich Schulz. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2013. http://blexkom.halemverlag.de/erich-schulz (Datum des Zugriffs).